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von Sumaro
18.04.2016 18:43
Forum: Romanbewertungen
Thema: (PS01) Nordwärts
Antworten: 17
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Re: (X20) Nordwärts

Die Phileasson-Saga ist einer der Giganten von DSA und daher war ich zugegeben skeptisch, als ich von dem Projekt selbst gehört habe, hatte allerdings auch die Hoffnung, dass man hier vielleicht endlich mal etwas von Beorns Seite zu hören bekommt und etwas an die Hand gereicht wird, weshalb gerade diese beiden Männer solche zentralen Figuren in Thorwal sind. Ich bin mit dem Buch noch nicht völlig durch, allerdings wurden bisher meine Erwartungen leider ziemlich enttäuscht.

Der Prolog, von einigen anderen bereits bewertet, war mMn das unaventurischste Stück im gesamten Roman (bisher). Es fühlt sich an wie ein Fremdeinwurf aus Westeros, einer Welt in der Frauen nicht gleichberechtigt sind, in der brachiale Männerriten dazugehören und "Jungmannen" noch ihren Schwanz worein stecken müssen um Männer zu werden. Aber es fühlte sich nicht nach DSA und nicht nach Aventurien an. Daran ändert dann auch die später Reue der Thorwaler nichts, ebenso wenig wie die Einwürfe, dass man ja durchaus noch an aventurische Götter glaubt.

Nun, abseits des für mich absolut missratenen Prologs (hier hätte ich auch sehr gerne etwas gehabt, was mit Phileasson, dessen Name auf dem Cover steht, zu tun hatte), bleibt dann der plätschernde Rest des Buches. Hier muss ich gestehen, dass mich viele Dinge einfach nicht mitgenommen haben. Phileasson und Beorn bleiben blass als Protagonisten, der Elf (eine nicht unsympathische Figur aber leider VIEL zu gut in dem Kontext, den man darstellen will) hat mehr "Charakter" als der Namensgeber der Saga, der letztlich auf seinen Ruf als guter Kapitän und seinen Geist als Wettkämpfer reduziert wird, während Beorn ungefähr das Profil eines Cartoon-Bösewichts besitzt.

Ich muss sagen bisher lässt mich das Buch doch recht verwirrt zurück. Die schrullige Irulla, deren Spinnentattoo regelmäßig im dunkeln leuchtet und deren beste Einwürfe aus "Du wirst sterben" bestehen, die weinerliche Shaya, die am liebsten wieder nach Hause möchte, der unfähig-selbstzweifelnde Tylstyr, dessen größtes Problem ist, dass er einen Vergewaltiger beschützen will und keine 20 Dukaten verdienen konnte (aber Magus ist, mit Zauberstab, während Adepten, wie wir alle wissen, keinen Stab haben), Salandir, der göttersuchende Deus-Ex-Machina-Support-Lebensretter-Melodienhörende-Super-Elf, Foggwulf, dessen größte Leistung es scheint eine Kappe für seinen Drachen im Güldenland gekauft zu haben, Beorn, der keinen Plan hat, aber einen Umhang als zum Abschied winkenden Gesellen auf den einsamen Olportsteinen verkaufen kann (und damit sicherlich besser als tulamidischer Teppichhändler geeignet wäre, denn als großer Seefahrer), Garhelt, die ihre Abenteuerfahrt eigentlich nur macht, weil jemand ermordet wurde und die Traviageweihte ihr wegen irgendwas in den Ohren liegt, Leomara, die kleine Prophetin mit der dunklen Stimme, die eigentlich nur da ist, um alles noch einmal auszuplaudern, was man sonst vielleicht zwischen den Zeilen verstecken müsste... Nun so geht es weiter und weiter...

Ich will noch keine abschließende Wertung abgeben und auch ich werde mir noch den zweiten Teil kaufen, weil ich gerne sehen möchte, wie der Himmelsturm und Pardona und die Nachtalben dargestellt werden, aber wenn das so weitergeht wie bisher... nun ja, ich befürchte, dann wird das auch der letzte Band gewesen sein.

Ich bin leider ziemlich enttäuscht, weil viel Potential - Beorn und Phileasson in Szene setzen, sie in einen Kontext bringen, die Abenteuerfahrt zu etwas großartigem machen - einfach liegen gelassen wurde, um eben teilweise 0815-DSA-Anwerbeszenen zu schreiben. Und wieso ausgerechnet der erste Sturm schon direkt von Beorn durch ein Menschenopfer mit Echsenmagie initiert werden musste begreife ich auch nicht.