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von Loirana
28.11.2017 08:15
Forum: Smalltalk
Thema: Lootboxen - Fluch oder Segen?
Antworten: 50
Zugriffe: 7045
Geschlecht:

Lootboxen - Fluch oder Segen?

von Loirana
23.11.2017 09:56
Forum: Smalltalk
Thema: Lootboxen - Fluch oder Segen?
Antworten: 50
Zugriffe: 7045
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Lootboxen - Fluch oder Segen?

Ich möchte gerne meine Meinung zu dem Thema beitragen:

TL;DR:
Pay 2 Win ist scheiße, EA ist in meinen Augen ein Konzern, der seine Kundschaft ausschlachtet und dem Quantität über Qualität geht, Lootboxen sind die größte Verarsche, die Spielefirmen sich in den letzten 20 Jahren ausgedacht haben.



Dies ist extrem vergröbert meine Meinung, es gibt aber noch verschiedene Facetten dazu. Ich würde mich selbst als intensiver Gamer bezeichnen, spiele verschiedene Spielegenres auf verschiedenen Plattformen und bin auch schon ein paar Jahre dabei. Ich habe die Geschichte mit EA und Battlefront II mit verfolgt, war aber schlicht weg nicht überrascht, dass es überhaupt so monetarisiert wird. Bei Battlefront 1 und auch bei Battlefield 4 (letzteres habe ich sogar kurze Zeit gespielt) handelt es sich immerhin auch um "Vollpreisspiele" (50+ €), wo EA gleich nen Season Pass für nochmal Unsummen hingelegt hat. Lootboxen gab es bei BF4 auch, letztlich hat mir das Spiel aber auch Spaß gebracht. Viele Waffen musste man freischalten indem man einfach spielt, kleine Gadgets kamen durch Lootboxen, die man einfach so bekommen hat fürs Spielen. Das man da Unmengen an Geld reinstecken kann, war mir natürlich klar, aber es was in meinen Augen nicht notwendig.

Der Trend, der sich aus der Mobilbranche und Facebookspielgegend entwickelt hat, finde ich von Anfang an sehr bedenklich. "Farmville" und die ganzen Spiele á la "Candy Crush" sind so konzipiert, dass man die ersten paar Stunden super easy durchkommt, und plötzlich das Tempo extrem rausgenommen wird, weil man irgendwelche Items braucht, die man entweder mit Kreditkarte kaufen kann, oder man wartet einfach mal 2 Wochen bis man sie sich erspielt hat. Die Preise dafür sind extrem gesalzen, dafür, dass der Gegenwert effektiv 0 ist. Für den Publisher wird Geld generiert, ohne dass sie dafür irgendetwas tun müssen.

Schuld ist die Tatsache, dass die Leute gewohnt sind, für "Minispiele" nichts zu bezahlen. Die ganzen Handyspiele sind gratis, sonst würde sie ja niemand runterladen. Gleichzeitig werden solche Spiele nicht mehr einfach nur Hobbymäßig entwickelt (oder selten), denn es ist "so" einfach damit Unmengen an Geld zu verdienen. Es hat schon fast etwas von Drogenhandel. Das erste Mal ist gratis, dann werden die Kunden süchtig und wollen mehr, nur dass es dafür dann Geld braucht. Etwas überspitzte Darstellung, aber man kann das Verhalten psychologisch so begründen. Simple Spiele wie "Candy Crush" überfluten die Psyche mit "Belohnungen" in Form von bunten Explosionen und "toll gemacht!"-Bannern. Der Spieler ist der geilste Hecht überhaupt. Und plötzlich werden die Level schwerer und er gewinnt nicht mehr. Aber mit ein bisschen Geld könnte dieses Problem aus der Welt geschafft werden!

Ich verdamme diesen Trend, weil er auf den "richtigen" Spielemarkt übergeschwappt ist. Natürlich haben Publisher Gewinne im Blick, die machen die Spiele ja nicht aus Spaß an der Freude. Die Gier hat aber Überhand genommen, gerade bei großen Publishern wie EA. Wozu Mühe geben und mehr Arbeit in ein Produkt stecken, wenn man es auch halbfertig abliefern kann und das gleiche an Geld verlangen kann?

Einbau von Lootboxen, die spielerische Vorteile erbringen, und das auch noch IM KOMPETETIVEN MULTIPLAYER sind dabei der Gipfel der Dreistigkeit! Wer am meisten blecht, gewinnt. Vor allem macht der Publisher Einnahmen mit etwas, für das er keinen Gegenwert liefern muss.

Pay 2 Win ist das schlimmste, das die Spieleindustrie hervorgebracht hat (meine persönliche Meinung)

Das heißt jedoch nicht, dass "Free 2 Play" mit Itemshop oder sogar "Lootboxen" immer "schlecht" ist. Ich spiele seit 2 Jahren Hearthstone, was "Kartenpacks" verkauft, und Blizzard langt da schon massiv zu bei den Preisen. Der "Witz" bei einem Trading Card Game ist aber nunmal, dass man Kartenpacks sammelt und nicht vorher weiß was man kriegt. Zudem "kann" man Hearthstone komplett ohne Einsatz von Echtgeld spielen. Ich finde diesen Fall grenzwertig, da man schon sieht, dass der Publisher sehr nach Geld giert, andererseits "muss" man nicht einen Cent für das Spiel abdrücken wenn man nicht möchte.

Ein weiteres schlechtes Beispiel ist das F2P MMORPG "Runes of Magic". Rüstungen, Items, Waffen usw muss man sich alle erspielen, indem man als Gruppe durch Dungeons rennt und Bossgegner umhaut. Wie in jedem MMORPG... nur, dass es im Itemshop "Upgrades" zu kaufen gibt, die zwingend notwendig sind, weil sie die Ausrüstungen um ~ 160% verbessern. Wer da kein Geld ausgibt, hängt hinterher, macht nicht genug Schaden um Bosse zu töten, hält nicht genug aus als Tank oder heilt nicht genug.

League of Legends wäre in meinen Augen aber ein gutes Beispiel für ein "gelungenes" F2P. Man kann für Echtgeld die einzelnen Helden freischalten statt sie zu erspielen. Gewinnen tut man deswegen aber nicht, da das spielerische Können viel wichtiger ist und kein Held "mächtiger" ist als ein anderer (Stichwort Balancing). Man kann hier, wie @hexe es auch beschrieben hat, aber im Itemshop zusätzliche Skins für die eigenen Helden kaufen, weils lustig aussieht und weil man dem Publisher Geld geben "möchte", weil einem das Spiel gefällt mit dem man so viel Zeit verbringt.

Und das ist in meinen Augen der wichtige Aspekt. Die Relation zwischen Zeit und Geld. Die Zeit, die man in ein Spiel investiert, ist meiner Meinung nach fast gleichzusetzen mit Spielspaß. Ein Spiel, das keinen Spaß macht, spielt man nicht. Wenn man 250 Stunden in einem Spiel wie Witcher 3 versenkt (*auf die eigene Schulter klopf*) hatte man offensichtlich Spaß dabei. Selbst als Vollpreisspiel, kommt man da auf seine Kosten. Wenn man jahrelang League of Legends spielt und im Jahr vielleicht 50 oder gar mehr Euro dafür ausgibt, dann ist das auch okay.

Wenn man ne Stunde Candy Crush spielt, und dafür 50€ ausgibt um 2-3 Level zu schaffen, dann ist das a) rausgeschmissenes Geld und b) ein echt beschissenes Zeit/Geld Verhältnis.

Vollpreisspiele, die man nach 5-8 Stunden durchgespielt hat, weil mehr Content nicht drin ist (oder für 30€ pro DLC um ne Stunde spielspaß erweitert werden kann). Ich denke dabei auch an Spiele wie "The Sims", wo EA einfach mal 30 Erweiterungen rausbringt, wo jede Erweiterung irgendein winziges Feature hinzufügt. Jede davon kostet 20+ €..... Da muss man schon lange für spielen, um auf seine Kosten zu kommen.


Publisher wollen auch nur Geld, und irgendwer muss Entwickler auch bezahlen. Man kann nicht erwarten, dass irgendein Publisher "gratis" Content nachliefert. Ich finde aber, dass man erwarten können sollte, dass man für 60€ auch etwas kriegt, das 60€ wert ist. Wenn man dann noch mehr Geldausgeben *muss* um vernünftig mitzuspielen, obwohl der Publisher ab diesem Zeitpunkt keine laufenden Kosten (außer Strom für Server) mehr hat, dann ist das reine Gier. CEOs kriegen ihre Millionengehälter und ohne die Lootboxen würde dieser Gewinn einfach geringer ausfallen.

Oder man macht es wie bei World of Warcraft mit Abo-Modell. Hier gibt es zwar einen kleinen Itemshop (rein kosmetisch), das Spiel kostet selbst auch ein wenig Geld, und man muss monatlich 13€ berappen. Wenn ich bedenke, wie viele Stunden ich schon in das Spiel versenke, ist das aber ein Witz. Ich habe anfangs ja über Runes of Magic gelästert. Ich habe dieses Spiel früher selbst gespielt, weil ich WoW aufgrund der monatlichen Kosten gemieden habe. 160€ im Jahr bezahlen für ein Spiel? Niemals!

Bei Runes of Magic habe ich komplett umsonst spielen können und war ganz vorne dabei mit meiner Gilde. Das innerhalb von 2 Jahren Spielzeit über 1000€ bezahlt wurden, steht aber in keinem Verhältnis dazu... Da ist WoW deutlich fairer. (Maximale Unfairness gibts übrigens bei "Rift", da kann man die besten Rüstungen im Spiel einfach direkt kaufen. Kostet nur 50€ pro Rüstungsteil :lol: :lol: :lol: für 500€ ist man dann komplett ausgestattet und es gibt nix mehr zu erreichen im Spiel und man kann aufhören ;) )


Mein Fazit daraus:

Ich meide schon länger Spiele, die so stark auf das Ausnehmen der Spielerschaft aus sind ohne für das Geld einen vernünftigen Gegenwert zu liefern (in Form von richtigen Spielinhalten). Publisher wie EA sind mir ein Dorn im Auge, nicht zuletzt weil sie Mass Effect ruiniert haben und bei den Star Wars spielen jetzt Mist bauen. Ich vermisse es, dass es in Spielen Dinge gab, die man durch aufwendige Spielmechanik freischalten musste, was jetzt durch Monetarisierung ersetzt wurde. Statt durch irgendwelche versteckten Achievments, mit denen man Charaktere zusätzlich freischaltet, muss jetzt die Kreditkarte hat. Geldausgeben macht keinen Spaß und ist keine Leistung! Vor allem in Multiplayerspielen sagt niemand "Boah, cooles Pferd hast du da!", wenn man dieses Reittier nur für Echtgeld bekommt.

Wenn man ein Reittier hat, für welches man einen ewig langen Hürdenlauf überwinden musste und welches spielerisches Können verlangt, sodass nur ein winziger Bruchteil der Spielerschaft dieses Reittier besitzt, dann kann man darauf stolz sein und andere Spieler werden auch entsprechend darauf reagieren.

Oder anders: Battlefront II, ihr seid Soldat der gerade eine Basis stürmt. Auf einmal kommt Darth Vader euch entgegen und metzelt links und rechts alles nieder und kommt dann auf euch zu.

Welcher Gedanke wäre kurz vor eurem Ableben cooler?

"Scheiße, da hat ein Kiddy Papas Kreditkarte gefunden?"
oder
"Whoa, dafür muss man 1000 Spiele gewinnen! Der Typ muss mega krass sein!"

Mit diesen Worten beende ich mein Gemecker...

Viele Grüße,
Loirana