Wenn ich mal aus sozialwissenschaftlicher Sicht schreiben darf:
Die generelle Lehrmeinung ist das es "Objektivität" in Reinform nicht gibt. Menschen sind komplexe, soziale Wesen über die wir eine Menge wissen, aber längst noch nicht alles. Wie wir zu Entscheidungen gelangen, wie wir Emotionen generieren, wozu das alles gut ist und was überhaupt hinter dem Horizont der uns selber bewusst ist alles abgeht wird erforscht, aber das ist alles work in progress.
Natürlich versucht man durch das anwenden wissenschaftlicher Methoden, Standards und nicht zuletzt die Kontrolle durch andere (das viel gerühmte "Puplzieren") sein Ergebnis nachvollziehbar und damit möglichst objektiv zu machen. Aber wir haben es hier mit einem sehr schwierigen und vor allem fluiden Gegenstand zu tun. Was heute für eine Gesellschaft richtig oder falsch ist mag in 2 Generationen nichtmehr zutreffen. Oder wieder.
Ein kleiner Exkurs:
Man kann grob zwischen quaitativen (Interviews, teilnehmende Beobachtung) und quantitativen (Umfragen/Fragebögen) Methoden der Erkenntnisgewinnung unterscheiden. Beide haben ihre Berechtigung, arbeiten aber mit gänzlich anderen Mitteln. Meiner Erfahrung nach neigen die meisten Menschen eher dazu quantitative Methoden (vor allem Statistiken) eher als Objekiv einzuordnen als qualitative Methoden.
Was heisst das jetzt für eine Rezension und/oder Bewertung von Rollenspielprodukten?
Bei der Rezension ist zu bedenken, dass ich meinen Eindruck des untersuchten Objektes wiedergebe. Es kann nicht für sich selbst sprechen. Daher wäre es wichtig das ich nicht nur erläutere was ich gut oder schlecht finde, sondern auch warum. Und um zum Auslöser dieser Diskussion zu kommen, WeZwanzig hat erklärt warum er das Abenteuer nicht mag. Ich stimme nicht immer mit ihm überein, bzw. habe ganz andere Kritikpunkte, aber das ändert nichts daran das das was er gemacht hat völlig korrekt war. Er hat geschrieben was er denkt und wieso. Viel mehr kann man von jemanden der mal eben eine Rezension in einem Forum (oder auch Blog) schreibt nicht verlangen. Tatsächlich bin ich der Meinung das man es wertschätzen sollte, dass jemand sich die Zeit nimmt zu schreiben was er doof fand anstatt nur "ist scheisse". Jetzt mal vorausgesetzt das ganze befleissigt sich eines respektvollen Umgangstones, aber das sollte eine generelle Regel sein.
Das erlaubt es mir mich mit seiner Kritik auseinanderzusetzen und zu überlegen ob sie für mich hilfreich ist. Und das ist wichtig bei einem so subjektiven Thema wie "RPG Abenteuer".
Nandurion macht dasselbe und ist dabei nicht mehr oder weniger Objektiv. Vll. haben sie innerhalb der Schreiber gewisse Standards festgelegt, dass weiss ich nicht. Wenn ja ist das löblich, aber kein Garant für Objektivität. Wenn es solche internen Standards gibt würde ich sie natürlich gerne auch sehen, es wäre sicher interessant.
Bei quantitativen Dingen, was ja im Endeffekt die "Sterne" Bewertung darstellt, sieht es schon wieder ganz anders aus. Hier muss man bedanken das Untersuchungen die allgemeingültig sein wollen meist große Mühe auf sich nehmen die Befragten zu "randomisieren" um nach Möglichkeit einen Querschnitt der zu untersuchenden Grundgesamtheit zu erhalten und dazu auch noch eine bestimmte Menge (kann man ausrechnen). Und das ist nicht einfach. Die sicher bekannteste und beliebteste Methode ist CATI (Computer Assisted Telephone Interview) bei dem der Befragte von einem Befrager angerufen wird und dann mithilfe eines Computers Fragen vorliest. Das funktioniert auch ganz gut, aber man kann sich fragen: Wer nimmt eigentlich an der Umfrage Teil? Erreiche ich so alle Menschen meiner Grundgesamtheit? Die Antwort ist natürlich nein. Ich erreiche erstmal die die eine Telefonnummer (und damit Telefon) haben. Und wenn ich einen Haushalt erreiche spreche ich eventuell nur mit einer Person dort. Und was denken die Leute welche die Antwort verweigern (unit non response für die es genauer wissen wollen
)?
Das nur um zu illustrieren das eine Statistik auch nicht objektiv ist, auch wenn man versucht sie möglichst objektiv zu gestalten.
Für den uns vorliegenden Fall heisst das: Es werden nur Leute welche einen Acc in diesem Forum haben und die ein grundsätzliches Interesse daran haben etwas zu bewerten. Oder um es kurz zu sagen: Die Bewertung taugt eher als schwaches Barometer, weniger als irgendwie verwertbare statistische Grundlage. Ich vermute das, selbst wenn wir annehmen würden, dass es sich um eine hinreichend zufällige Teilmenge handelt, wir nicht auf eine aussagekräftige Anzahl an Bewertungen kommen würden, gerechnet auf die User dieses Forums (geschweige denn der DSA Spieler).
Das überrascht jetzt sicher niemanden, aber ich denke es schadet nicht das nochmal so zu wiederholen. Dahingehend kann man auch anzweifeln ob das anbieten von "Bewertungen überhaupt Sinn macht.
Ich persönlich vertraue in diesem Fall lieber darauf, dass es hier (und auch auf anderen Seiten) Leute gibt welche auch mal etwas mehr schreiben und sich erklären. Meistens merke ich auch wenn es gewisse Tendenzen gibt, sei es nun bei WeZwanzig, Sumaru, Nandurion oder wem auch immer. Und das merke ich weil sie ihre Meinung dazu schreiben. So kann ich für mich beurteilen ob die Rezension einer bestimmten Person hilfreich ist oder nicht.
Dazu gehören auch negative Meinungen, auch wenn ich ihnen nicht zustimme.
mfg
René