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von Tjorse
04.11.2017 13:03
Forum: Spieleinstieg
Thema: Rund um das Leben in der Wildnis
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Rund um das Leben in der Wildnis

Ich denke, man sollte da einen gesunden MIttelweg finden, zwischen dem (detaillierten) Angebot der Regeln und der damit einhergehenden Würfelorgie und einem generell völlig Wildnisbefreitem Leben als Abenteurer.

Vorweg ist mir bereits nach nur einem Jahr DSA klar geworden, das Dere offensichtlich die dichtbesiedelste Fantasy-Welt ist, die ich kenne. Man kann buchstäblich das ganze Land durchreisen ohne ein einziges Mal unter freiem Himmel schlafen zu müssen. Überall stehen Schutzhütten, Gasthäuser oder kleine Dörfer. Das hat mich schon ein bischen irritiert, denn eine solch dichte Besiedlung bedeutet eigentlich ja auch, das Räuber, Monster, Dämonen und andere finstere Gesellen im Schnitt eine halbe Tagesreise von der Zivilisation weg sind.. weil es einfach überall Zivilisation gibt. Mal eine Woche Reise von A nach B ohne das dabei an der Straße (die ja als Handelsstraße durchaus vorhanden sein kann) alle 20 meilen ein Gasthaus steht, scheint die Ausnahme zu sein. Das wertet Wildnisfähigkeiten natürlich deutlich ab.

Leben in der Wildnis wird also anscheinend nur in Ausnahmefällen zum Tragen kommen. Die Gelegenheit meine aktuelle Gruppe unterwegs mit Nahrung zu versorgen und sie zu bekochen (Nahrung sammeln: 12, Kochen 12) kam bislang nicht zum tragen, weil wir einfach noch nie unter freiem Himmel übernachtet haben. Naja, kann ja noch kommen.

Je mehr ich mich allerdings im Detail mit den Meta-Talenten für Jagd/Nahrung sammeln/Kräuter suchen beschäftigt habe, umso komplexer wird das Thema. Und es sollte nachvollziehbar sein, das kein "normales" Gruppenmitglied mal eben ne halbe Stunde warten will, während der Wildnischar nur mal kurz eine alltägliche Jagd auswürfelt modifiziert von mindestens 4 Einflüssen (Gelände, Ortskunde, Jagdschwierigkeit des Tiers, Reichweite der Waffe, Jahreszeit, Tageszeit, Zeitansatz für die Jagd...) um dann nach dem Wurf immer noch nicht zu wissen, was man eigentlich gejagd hat, bevor man nicht im ZBA blättert und sich durch Listen wühlt, nur um dann festzustellen, das das erfolgreich gejagte Tier nur ungeniessbares Fleisch hat... na gratuliere. ... ergo.. Die Wildnisfähigkeiten müssen deutlich einfacher abgehandelt werden. Wenn ein Char das Meta-Talent "Jagd" auf 8 hat, dann ist in Wald, Gebirge und Steppe das überleben gesichert. Punkt. Der Rest ist Fluff. Wenn ein Char "Nahrung sammeln" auf 14 hat, überlebt die Gruppe auch in kärgeren Gebieten. Kräuter sammeln ist da schon wieder trickreicher, weil es da ja so viel verschiedenes Zeugs gibt. Das interessiert aber eigentlich auch nur den Kräutersammler selbst und ist für den Rest der Gruppe völlig schnuppe.

Mein Wildnischar hat z.B. Schneidern, Fleischer, Holzbearbeitung, Lederbearbeitung jeweils auf 5 gelernt, um zu begründen, das sie weitestgehend autark ist. Ich erwarte nicht, das ich regelmäßig auf irgendeiner dieser Fähigkeiten würfeln werde, ich habe sie gelernt um glaubhaft machen zu können, das ich Jagdpfeile selbst herstelle, das ich das erjagte Tier selbst zerlegen kann, das ich meine Kleidung notdürftig selbst reparieren kann. Aber was bringt das der Gruppe oder dem Rollenspiel, wenn ich Jagen gehe (1 Meta-Talent, 1 lange Ergebnistabelle), danach auf Fleischer würfele um zu sehen, wieviele Rationen ich aus dem Tier wirklich raushole, danach Kräuter sammeln (Gewürze) um zu sehen, ob ich aus dem nackten Tier auch ein schmackhaftes Essen mit Beilagen machen kann und dann noch einen Wurf auf Kochen, ob der Kochvorgang auch was schmackhaftes produziert. Ja, ich habe all diese Skills, aber es bringt weder dem Abenteuer noch dem Fluff irgendwas, wenn ich das wirklich auswürfeln soll, womöglich sogar täglich. Da ist es deutlich sinnvoller, abzuschätzen, wie gut die Talente sind und darauf basierend zu sagen, das es durchschnittlich diese und jene Wirkung hat. Für mich als Wildnisaffiner Char wäre es ja auch kein Vergnügen, wenn eine Archivsuche in einer Bibliothek die 3 Tage dauert detailliert durchgewürfelt wird durch alles, was das Thema "Wissen" so hergibt. Auch da ist es doch sinnvoller, wenn wenige (oder ein) Würfe entscheiden und man schnell zu einem Ergebnis kommt, damit man mit dem Rollenspiel weitermachen kann.

Ich jedenfalls sehe Würfeln als Hilfsmittel zum Rollenspiel, nicht als eine Notwendigkeit.

tldr: Das volle Potential der Wildnis-Skills gemäß Regeln ist nur dann sinnvoll einzusetzen, wenn alle beteiligt sind. Sind nicht alle daran beteiligt, sollte man in Absprache SL-Spieler vereinfachte Abschätzungen nutzen, die mit weniger oder sogar ohne Würfel auskommen.

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