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von Abdul ben Dschinni
21.09.2017 14:22
Forum: Phileasson
Thema: Plädoyer gegen Abdul
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Plädoyer gegen Abdul

Bullf hat geschrieben: 20.09.2017 18:41Wenn ich in eine uralte Elfenstadt komme, in der seit Ewigkeiten keine lebendige Seele mehr drinnen war und ich mich als Spielergruppe dafür entschieden habe statts dem Sprachengelehrten den dicken Krieger und Dämonenbeschwörer mitzunehmen hat das Konsequenzen. Das ist das genau Gegenteil von Railroading. Es befördert Spieler nämlich dazu, mit ihren beschränkten Mitteln eine Lösung zu finden. Sie können die Sprache nicht lesen? Dann müssen sie mit ihren Möglichkeiten andere Wege finden. Klar ist das ein Heidenaufwand für den Meister denn in meinem Fall habe ich im Hüterorden-Tempel in Glyndhaven Informationen versteckt, die sie schon im Turm bekommen hätten, hätten sie sich für den Hesinde-Geweihten und nicht den Auelfen entschieden. Auf der anderen Hand konnte der Auelf das Problem (Rätsel des Himmelsturms) dadurch lösen, dass er mit Adlerschwinge in den verschlossenen Teil des Hüterordens eindringen konnte.
Ich glaube, mit dieser Ergänzung sind unsere Ansichten nicht groß verschieden. Ich halte es auch nicht für richtig, die Spieler für die Wahl ihrer Spielercharakter im Endergebnis damit zu bestrafen, dass sie teilweise blind durch den Plot tappen müssen. Und wer weiß eigentlich bei der Charakterauswahl, dass ein in Thorwal startendes Reiseabenteuer einen Sprachgelehrten braucht? Und warum sollte einer der Spieler, der eigentlich einen anderen Charakter spielen will, nach Hinweis durch den Spielleiter über Monate oder gar Jahre hinweg einen ungeliebten Sprachgelehrten auf sich nehmen, nur damit die Gesamtgruppe besser dasteht und die anderen Spieler die Charakter ihrer Wahl spielen können?

Sicher wäre es der Königsweg, zur Behebung der - nennen wir es mal abstrakt - verbliebenen Defizite einer Szene als Spielleiter jeweils eine Ergänzungsszene zu schaffen, in der die Spielercharakter die Defizite der vorangegangenen Szene(n) beheben können. Dann wären sie nicht nur spielerseitig gefühlt im Zentrum des Handlung, sondern tatsächlich auch vollends das Zentrum der Handlung und deren einziger Motor. Bei einer langfristigen Kampagne wie der Phileasson-Saga könnte man als Spielleiter für die absehbaren Defizite unter Umständen monatelang im Voraus Stützszenen planen.

Allerdings halte ich diesen Königsweg für die Mehrzahl aller Spielgruppen für unrealistisch. Denn der setzt a) spielleiterisches Können und Erfahrung und b) ausreichend Spielzeit voraus (ausreichend Vorbereitungszeit für den Spielleiter können wir ja als gegeben ansehen; siehe oben).

Persönlich wäre ich in meinen Anfängen als Spielleiter mit der häufigen (angesichts meiner damaligen Spieler ständigen) Schaffung von Ergänzungsszenen überfordert gewesen. Ich war vollends damit beschäftigt, die Kampagne am Laufen zu halten. Das Maximum, zu dem ich fähig war, war, mir zu überlegen, wie ich die NSCs einbringe, um sie nicht zu bloßen Pappkameraden zu degradieren. Und auch das ist mir - rückblickend Stand heute - gut nur bei den Klischeeträgern Raluf und Eigor gelungen.

Später, als erfahrener Spielleiter gab und gibt es einen ganz zentral limitierenden Faktor: Die zur Verfügung stehende Spielzeit. Es wurde zunehmend schwerer, die bestehenden Verpflichtungen, anderweitigen Hobbies, Kontakte, Partner (und nun Kinder) unter den Hut zu bringen und Spieltermine zu finden. Wenn ich zur Behebung verbleibender Defizite jedes Mal eine ganze Unterstützungsszene geschaffen hätte, hätte dies die Spieldauer enorm aufgebläht. Die Phileasson-Kampagne ist zeitlich eh schon so ausufernd angelegt, dass langfristig gesehen sowieso der Abbruch aufgrund Gruppenzerfalls am Horizont liegt. Wenn ich die Wahl habe, mich zu entscheiden, ob ich lieber Erfolgserlebnisse in Form von absolvierten Episoden der Reise an die Spieler bringe oder sie kleinschrittig jede Episode ohne jede (gut verdeckte) Hilfestellung erarbeiten lasse, dann ziehe ich Fortschritt im Plot vor. Die Vorbereitungszeit investiere ich dann lieber in eine Personalisierung des Plots, um die Spielercharakter emotional tiefer einzubinden.

Aber nun zurück zum Thema: Ich halte Abdul in der vorgefertigten Form für unbrauchbar. Aber die Figur lässt sich leicht abändern, um einen nützlichen NSC zu kreieren, der als Stichwortgeber dienen kann, um die Sachverhaltskenntnisse der Spieler für deren Entscheidungsfindung zu vergrößern. Damit das aber nicht so auffällt, liegt auf der Hand, dass Abdul selbstverständlich haufenweise Zusatzinformationen ohne bzw. ohne größere Plot-Relevanz "produziert". Also ja, vorgefertigter Abdul raus, Ersatz-Abdul rein.

Abdul, zeitlich SEHR eingeschränkt
von Abdul ben Dschinni
20.09.2017 09:17
Forum: Phileasson
Thema: Plädoyer gegen Abdul
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Plädoyer gegen Abdul

Bullf hat geschrieben: 14.09.2017 15:31Ich habe Eigor reimportiert aus DSA 2, der ist aber nur ein abergläubischer McGyver, kann aber keine Sprachen lesen und da das sonst keiner konnte, blieb halt vieles vom Himmelsturm rätselhaft. Muss man sich halt anders behelfen. Wer keinen Gelehrten mitnimmt braucht nicht erwarten, dass der Meister ihm einen Platon zur Seite stellt.
Aber das ist nur meine Meinung.
Da bin ich persönlich entschieden anderer Meinung. Wenn ich eines aus meiner (zugegebenermaßen schon etwas verstaubten) Erfahrung als Spielleiter gelernet habe, ist das, dass ich eine höhere Spielerzufriedenheit erziele, wenn ich den Spielern das Gefühl vermittele, dass sie einen gewissen Einblick in die Hintergründe erhalten, warum etwas geschieht und warum die NSCs handeln, wie sie handeln. Ansonsten kommt mehr so das Gefühl auf, mit dem Zug die Schiene von Schauplatz zu Schauplatz entlang gefahren zu sein, ohne die Lokomotive gesteuert zu haben, weil alle Entscheidungen sowieso durch die spärliche Informationslage vorgezeichnet waren.

Mal ganz abgesehen davon, dass ich dann den ganzen Aufwand, den der Autor in die Schaffung des für die Spieler unbekannt verbliebenen Hintergrundes und auch ich im Rahmen die Anpassung auf die konkrete Gruppenzusammensetzung einschließlich Anpassung dieses Hintergrundes gesteckt habe, im Nichts verpuffen lassen würde. Wenn ich die Spieler nur von einer bunten Szene zur nächsten fahren lassen wollte, könnte ich mir diesen gesamten Aufwand sparen und lieber an der Farbgestaltung der Szenerie arbeiten. Ich erziele aber gefühlt bessere Ergebnisse damit, wenn ich "das große Ganze" im Hintergrund mysteriös andeute und damit weitergehende Fragen aufwerfe, die sich schließlich zu einem gewissen Bild zusammenfügen lassen (das aber weitere Fragen aufwirft und so weiter). Wenn ich die für das Bild notwendigen Bausteine aber nicht über die Kenntnisse der Spielercharakter an die Spieler geben kann, benötige ich dafür eine Krücke. In der Phileasson-Saga bieten sich hier Eigor, Ohm Follker, Abdul und später Ramon an, die sich aber inhaltlich für unterschiedliche Bausteine eignen.

Persönlich bereue ich es durchaus, meiner ersten Gruppe so wenig Einblick in die Hintergründe der Phileasson-Saga gegeben zu haben, weil deren Helden das nicht hergaben. Im Grunde sind die nur auf der Schiene gefahren und haben sich mit den Szenen bewerfen lassen. Hat Spaß gemacht, hätte aber interessanter sein können.

Abdul, der seinen Spielern mittlerweile gerne die Illusion lässt, informierte Entscheidungen getroffen zu haben
von Abdul ben Dschinni
14.09.2017 12:56
Forum: Phileasson
Thema: Plädoyer gegen Abdul
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Plädoyer gegen Abdul

Abdul ist ein für den Spielleiter sehr schwer darzustellender NSC.

Als ich zum ersten Mal die Saga leitete, haben die Spieler Abdul gar nicht befreit, weil sie die Episode "Himmelsturm" ziemlich vermasselt hatten. Das waren damals sowohl die spielerischen Anfänge meiner Mitspieler als auch meine als Spielleiter. Damals hatte ich als Spielleiter nicht die Reife, um Abdul sinnvoll darzustellen. Da mache ich mir nichts vor.

Beim zweiten Mal wurde Abdul befreit, aber ich habe es bis Festum nicht geschafft, ihn den Spielern als "nützlich" zu vermitteln. Da haben sie ihn dort dem Traviatempfel anvertraut. Zu Recht. Das war aber nicht so schlimm, weil ich die Elemente, für die ich Abdul als Spielleiter eingesetzt hätte, Eigor in die Schuhe schieben konnte. Es war kein Problem, den belesenen Eigor Querverweise aus der zwergischen Geschichte einbringen zu lassen, damit die einzelnen geschichtlichen Abläufe von den Spielern richtig verstanden und in das große geschichtliche Bild eingeordnet werden konnten.

Aber zum Thema: Sowohl in der DSA2-Ausgangsfassung als auch im DSA-4-Hardcover empfinde ich Abdul el Mazar als NSC in der vorgefertigten Beschreibung als völlig unbrauchbar. Ein "die meiste Zeit [...] vor sich hin brabbelndes Kleinkind" wird nicht quer durch den Kontinent und quer durch alle Gefahren mitgeschleppt - alles andere wäre absolut unglaubwürdig und würde Phileasson als Anführer disqualifizieren. Sollte ich nochmals die Gelegenheit haben, die Saga zu leiten, würde ich entsprechend dem Hardcover Eigor streichen (oder im Rahmen eines gnadenlosen Aussiebens bis einschließlich der Episode "Himmelsturm" versterben lassen), dafür aber Abdul zur Gruppe nehmen. Quasi als Gelehrten mit "beschädigten" Magiefertigkeiten, posttraumatischer Belastungsstörungen und schubweisen Anfällen. Aber im Schnitt müsste Abdul für die Spieler nützlich sein oder als nützlich empfunden werden. Vermutlich würde ich mir auch überlegen, wie ich Steigerungen während der Reise zulassen würde (vgl. Lernzeiten und -gründe) und Abdul würde einen bruchbaren Lehrmeister abends am Lagerfeuer abgeben. Daraus könnte sich ein eigenes Element für die Kampagne ergeben. Aber das ist noch nicht durchdacht.

Abdul, kurz auf der Durchreise