Ich glaube, mit dieser Ergänzung sind unsere Ansichten nicht groß verschieden. Ich halte es auch nicht für richtig, die Spieler für die Wahl ihrer Spielercharakter im Endergebnis damit zu bestrafen, dass sie teilweise blind durch den Plot tappen müssen. Und wer weiß eigentlich bei der Charakterauswahl, dass ein in Thorwal startendes Reiseabenteuer einen Sprachgelehrten braucht? Und warum sollte einer der Spieler, der eigentlich einen anderen Charakter spielen will, nach Hinweis durch den Spielleiter über Monate oder gar Jahre hinweg einen ungeliebten Sprachgelehrten auf sich nehmen, nur damit die Gesamtgruppe besser dasteht und die anderen Spieler die Charakter ihrer Wahl spielen können?Bullf hat geschrieben: ↑20.09.2017 18:41Wenn ich in eine uralte Elfenstadt komme, in der seit Ewigkeiten keine lebendige Seele mehr drinnen war und ich mich als Spielergruppe dafür entschieden habe statts dem Sprachengelehrten den dicken Krieger und Dämonenbeschwörer mitzunehmen hat das Konsequenzen. Das ist das genau Gegenteil von Railroading. Es befördert Spieler nämlich dazu, mit ihren beschränkten Mitteln eine Lösung zu finden. Sie können die Sprache nicht lesen? Dann müssen sie mit ihren Möglichkeiten andere Wege finden. Klar ist das ein Heidenaufwand für den Meister denn in meinem Fall habe ich im Hüterorden-Tempel in Glyndhaven Informationen versteckt, die sie schon im Turm bekommen hätten, hätten sie sich für den Hesinde-Geweihten und nicht den Auelfen entschieden. Auf der anderen Hand konnte der Auelf das Problem (Rätsel des Himmelsturms) dadurch lösen, dass er mit Adlerschwinge in den verschlossenen Teil des Hüterordens eindringen konnte.
Sicher wäre es der Königsweg, zur Behebung der - nennen wir es mal abstrakt - verbliebenen Defizite einer Szene als Spielleiter jeweils eine Ergänzungsszene zu schaffen, in der die Spielercharakter die Defizite der vorangegangenen Szene(n) beheben können. Dann wären sie nicht nur spielerseitig gefühlt im Zentrum des Handlung, sondern tatsächlich auch vollends das Zentrum der Handlung und deren einziger Motor. Bei einer langfristigen Kampagne wie der Phileasson-Saga könnte man als Spielleiter für die absehbaren Defizite unter Umständen monatelang im Voraus Stützszenen planen.
Allerdings halte ich diesen Königsweg für die Mehrzahl aller Spielgruppen für unrealistisch. Denn der setzt a) spielleiterisches Können und Erfahrung und b) ausreichend Spielzeit voraus (ausreichend Vorbereitungszeit für den Spielleiter können wir ja als gegeben ansehen; siehe oben).
Persönlich wäre ich in meinen Anfängen als Spielleiter mit der häufigen (angesichts meiner damaligen Spieler ständigen) Schaffung von Ergänzungsszenen überfordert gewesen. Ich war vollends damit beschäftigt, die Kampagne am Laufen zu halten. Das Maximum, zu dem ich fähig war, war, mir zu überlegen, wie ich die NSCs einbringe, um sie nicht zu bloßen Pappkameraden zu degradieren. Und auch das ist mir - rückblickend Stand heute - gut nur bei den Klischeeträgern Raluf und Eigor gelungen.
Später, als erfahrener Spielleiter gab und gibt es einen ganz zentral limitierenden Faktor: Die zur Verfügung stehende Spielzeit. Es wurde zunehmend schwerer, die bestehenden Verpflichtungen, anderweitigen Hobbies, Kontakte, Partner (und nun Kinder) unter den Hut zu bringen und Spieltermine zu finden. Wenn ich zur Behebung verbleibender Defizite jedes Mal eine ganze Unterstützungsszene geschaffen hätte, hätte dies die Spieldauer enorm aufgebläht. Die Phileasson-Kampagne ist zeitlich eh schon so ausufernd angelegt, dass langfristig gesehen sowieso der Abbruch aufgrund Gruppenzerfalls am Horizont liegt. Wenn ich die Wahl habe, mich zu entscheiden, ob ich lieber Erfolgserlebnisse in Form von absolvierten Episoden der Reise an die Spieler bringe oder sie kleinschrittig jede Episode ohne jede (gut verdeckte) Hilfestellung erarbeiten lasse, dann ziehe ich Fortschritt im Plot vor. Die Vorbereitungszeit investiere ich dann lieber in eine Personalisierung des Plots, um die Spielercharakter emotional tiefer einzubinden.
Aber nun zurück zum Thema: Ich halte Abdul in der vorgefertigten Form für unbrauchbar. Aber die Figur lässt sich leicht abändern, um einen nützlichen NSC zu kreieren, der als Stichwortgeber dienen kann, um die Sachverhaltskenntnisse der Spieler für deren Entscheidungsfindung zu vergrößern. Damit das aber nicht so auffällt, liegt auf der Hand, dass Abdul selbstverständlich haufenweise Zusatzinformationen ohne bzw. ohne größere Plot-Relevanz "produziert". Also ja, vorgefertigter Abdul raus, Ersatz-Abdul rein.
Abdul, zeitlich SEHR eingeschränkt