Meister-Fehlentscheidung?

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Weynard
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Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Weynard »

Huhu. Ich hab eine Frage. (Was auch sonst... :censored: )

Vor Kurzem kam in meiner Runde die Situation auf, dass die Helden in einer Stadt wegen entführter Menschen ermitteln sollten.

Ihnen war klar, dass die Stadt ein Möglicher Rückzugsort der Entführer war. Sie wussten auch schon, dass die Söldner, die hier die Garde mimen, gespaltener Meinung über ihre Aufgaben waren. Die Helden wissen, dass der Anführer der Entführer momentan auch die Söldner-Garde anführt. (!)

Nun bemerkt S1 in einem Gasthof, wie ein älterer Herr, von zwei Söldnern bewacht, missmutig in seinem Essen stochert. S1 geht zum Tisch und spricht die Söldner darauf an, die ihm relativ deutlich verklickern, dass er sich raushalten solle.

Später besucht S1 die örtliche Söldnerschenke und fragt die Wirtin etwas über den örtlichen Herrscher aus. Die lehnt jegliche Bestechung mit den Worten "ich bin doch nicht lebensmüde" ab.

Als S1 die Schenke verlässt, wird er von zwei Söldner in eine Seitengasse geschleppt. Ihm wird ans Herz gelegt, die Stadt umgehend zu verlassen. S1 entscheidet, dass sich sein Held auch dann nicht einschüchtern lässt, als die Söldner glaubhaft damit drohen, ihn unverzüglich abzustechen.

Das Ende vom Lied: Die Söldner rufen Verstärkung und S1 wird festgenommen. S1 lässt sich abführen, weil man ihm ein Gespräch mit dem "Vorgesetzten" verspricht. Das ist natürlich (wie S1 hätte wissen müssen) genau der Typ, der auch die Menschen entführt hat, die die Helden suchen. Jener Söldnerhauptmann fackelt nicht lange und lässt S1 einbuchten.

S1 ist gefrustet und hat keinen Bock mehr, weiterzuspielen.

---

Abgesehen davon, dass er sich ziemlich schnell wieder gefangen hat und dann doch noch im Bossfight ziemlich zugeschlagen hat... habe ich einen Fehler gemacht?

Der Held hatte (nachdem er den beiden Gassenschlägern schon ordentlich auf den Piss gegangen war- ich hatte ihn extra noch gewarnt) angeboten, doch noch zu verschwinden. Die waren natürlich absolut nicht mehr bereit, einzulenken.

EDIT: Fokus des Problems war, dass S1 unbedingt seine Sachen aus dem Gasthaus holen wollte. Das hatte man ihm auch zu Beginn so angeboten. Doch dank der Renitenz, mit der der Held reagierte, waren die Schläger dazu dann nicht mehr bereit.

Schließlich wusste ich, dass
a) die anderen Helden die Klamotten von S1 mitnehmen würden
b) die Söldner in jener Stadt ganz gerne mal die Sachen von Reisenden einsacken.

Meisterinformationen: Wer hätte es gedacht, wir spielen VeG und sind in Zweimühlen. S1 hat sich ausgerechnet mit den Wachen von Zordan angelegt, versucht, die Wirtin der Blutgrube zu bestechen und wollte sich schließlich beim blutigen Neb über seine Behandlung beschweren.

Jeordam
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Jeordam »

Und was ist die Frage?

Wenn der Spieler diesselben Informationen hatte, wie du sie gerade gepostet hast, dann ist er selber schuld. Aber ohne eine Schilderung aus seiner Sicht können wir das nicht wissen.

Es gibt meiner Ansicht nach zwei Möglichkeiten, warum der Spieler angepisst war: Entweder er hatte diese Informationen nicht, ganz normale Fehlkommunikation, oder du hast ihn auf Schienen in die Situation gefahren. Ich als Spieler hätte die zwei Kerle z. B. einfach umgelegt, oder wäre bei ungünstigem Kräfteverhältnis schon Stunden vorher abgehauen.
Aber wenn man dazu aus dem Zug aussteigen können muss, kann es extrem frustrierend werden.
Für alle meine Aussagen bezüglich des Kampfsystems von DSA 4 gelten folgende Axiome:
1. Ein professioneller Kämpfer kann die in seiner Ausbildung gelernten Sonderfertigkeiten sinnvoll einsetzen.
2. Die Stochastik von DSA-Würfelergebnissen entspricht der Stochastik gleichverteilter Würfel.

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Cartefius
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Cartefius »

Klingt für mich so wie du es beschreibst plausibel. Hintergrundtechnisch wäre es für mich auch völlig akzeptabel gewesen, den Helden einfach in der stillen Gasse abzustechen und ausblutend liegen zu lassen, das "Einbuchten" klingt zumindest für mich schon wie eine Konzession zugunsten des Helden (eine andere denkbare Kompromisslösung wäre eventuell "bewusstlos prügeln und ausplündern" gewesen).

Letzendlich hängt das ganze aber größtenteils daran, wie bei euch der explizite und unausgespochene Gruppenkonsens ist, was das Ausspielen nachteiliger und unentrinnbarer Situationen für die Helden ist.
Ich kenne Gruppen, in denen wird in einer solchen Situation erwartet, dass der Spielercharakter "klug" handelt, es gibt andere (cineastischer eingestellte), in denen es eher üblich wäre, dass er "unklug" handelt, und dafür Konsequenzen (aber keinen Charaktertod) zu tragen, und es gibt welche, da beißt man, wenn man in bestimmten Situationen eskaliert und dabei den Kürzeren zieht einfach ins Gras.
Und ich kenne Option 4, in der bestimmte Spieler in solchen Situationen eigentlich immer die Eskalation wählen, aber überhaupt nicht damit klarkommen, wenn ihrem Charakter etwas schlimmes passiert, egal ob kurzfristig oder dauerhaft.
In diesen Fällen hilft es unter Umständen, sich darüber zu verständigen, wie man solche Sachen in Zukunft handhaben möchte, wenn das allen Spielern so geht kann es auch die beste Lösung sein, die Spieler als SL immer gewinnen zu lassen und dafür zu sorgen, dass die Charaktere immer obenauf aus solchen Situationen herauskommen (indem sie z.B. in bester Hollywoodmanier die beiden Schläger verkloppen und mit einer Warnung zu ihrem Chef schicken).

Weynard
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Weynard »

Jeordam hat geschrieben:Und was ist die Frage?

Wenn der Spieler diesselben Informationen hatte, wie du sie gerade gepostet hast, dann ist er selber schuld. Aber ohne eine Schilderung aus seiner Sicht können wir das nicht wissen.

Es gibt meiner Ansicht nach zwei Möglichkeiten, warum der Spieler angepisst war: Entweder er hatte diese Informationen nicht, ganz normale Fehlkommunikation, oder du hast ihn auf Schienen in die Situation gefahren. Ich als Spieler hätte die zwei Kerle z. B. einfach umgelegt, oder wäre bei ungünstigem Kräfteverhältnis schon Stunden vorher abgehauen.
Aber wenn man dazu aus dem Zug aussteigen können muss, kann es extrem frustrierend werden.
Die Gruppe ist aus freien Stücken in die Stadt gekommen und jeder Held konnte sich darin komplett frei bewegen. Streng genommen war es nichtmal vorgesehen, dass die Helden schon so früh in der Stadt ankommen.

Vielleicht hat er die Information "Floppi-Toni hat meine Familie geraubt" nicht mit "Seit Floppi-Toni die Truppe führt geht's echt bergab" verknüpft... Der Name ist natürlich zensiert, war aber echt kein Allerweltsname. Oder er war durch OT-Gelaber abgelenkt.

Ich hatte einfach das Gefühl, den Helden in dem Moment ungerecht zu behandeln, aber ich weiß nicht, wieso. Vielleicht habe ich ihm nicht genug Möglichkeiten gelassen, den Schlägern zu entkommen... :???:
Cartefius hat geschrieben:Letzendlich hängt das ganze aber größtenteils daran, wie bei euch der explizite und unausgespochene Gruppenkonsens ist, was das Ausspielen nachteiliger und unentrinnbarer Situationen für die Helden ist.
Einen klaren Konsens gibt es nicht. Die meisten reagieren besonnen, einige machen den Rambo. Ich war der Auffassung gewesen, ihm ziemlich deutlich gezeigt zu haben, dass er in dieser Stadt besser subtil vorgeht. Offenbar hab ich ihn da falsch eingeschätzt.

Jeordam
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Jeordam »

Weynard hat geschrieben:Streng genommen war es nichtmal vorgesehen, dass die Helden schon so früh in der Stadt ankommen.
ist.
Ok, da gehen gerade alle Warnleuchten an. Achtung an der Bahnsteigkante, die Türen schliessen gleich.

Es gibt keine Situation, die sich frei entwickeln kann, es gibt einen vorgesehenen Plot. Plot bedeutet, der SL steuert die Geschichte und den Spielerentscheidungen sind OT Grenzen gesetzt (bzw. sie erwarten auch Grenzen). Und genau da hat es wahrscheinlich geknallt. Der Spieler hat OT (bewusst oder unbewusst) zugunsten des (erwarteten) Plots gehandelt, und ist dadurch in diese Situation gekommen, die er ansonsten vermutlich vermieden hätte.
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Cartefius
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Cartefius »

Da sehe ich aber eigentlich kein Problem: Der Spielleiter hat ja möglich gemacht, dass die Spieler frei handeln. Und wieso meinst du, dass der Spieler sich genau deshalb im Alleingang mit den lokalen Ordnungshütern angelegt hat, weil er meinte, der Plot würde es verlangen?

Jeordam
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Jeordam »

Es geht nicht nur um den SL und was er konkret gemacht hat, sondern auch was die Spieler erwarten. Pawlowsche Reflexe und so.
Ausserdem können die Spieler gar nicht komplett frei handeln. Z. B. einfach aus der Stadt zu verschwinden ist keine Option. Noch kann man sich mit den Söldnern zusammenraufen und gemeinsam die Bauern knechten. Meisterinformationen: Der Plot läuft auf die gewalttätige Übernahme Zweimühlens raus. Ohne wenn und aber. Die Spieler können zwar ein bisschen auf dem Bahnsteig umherlaufen und vielleicht sogar eine halbe Stunde bummeln gehen, aber wenn der Zug weiterfährt, müssen sie an Bord sein.
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Sumaro
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Sumaro »

Hier gibt es aber keine Anzeichen davon, dass man das müsste. Wir wissen nicht mal, ob die Helden hier gewaltsam agieren müssen und ob das der vom SL zwangsweise verordnete Plot ist. Es ist das was im AB steht, aber das bedeutet nicht, dass man sich daran halten muss.

Ich sehe hier aktuell die Spieler genauso in der Verantwortung wie den SL, von der aktuellen Schilderung her sogar die Spieler deutlich mehr. Das Argument "Ich dachte das dient dem Plot, damit hast du mich dann in die Scheiße geritten" ist zwar möglich, aber ich finde es besitzt wenig Zugkraft, denn offenkundig wurde hier die Möglichkeit gegeben Freiheiten zu genießen und zu kultivieren. Abseits davon sind die meisten DSA-Spieler ohnehin gerne Eisenbahnfahrer mit begrenzten Freiheiten. Was anderes geht, wenn man mit Metaplot spielt, auch eben einfach nicht. Es gibt immer irgendwelche Dinge, die passieren müssen. Reines Sandboxing unterstützt DSA vom Hintergrund eben nicht (und ich erlebe es sehr selten, dass Spieler wirklich Spaß daran haben, meistens hat man gerne Schienen unter ein bisschen Sand, bei dem man noch ein paar Abzweigungen wählen kann, aber einen Großteil der Verantwortung an den SL auslagert).

Hier hat ein Spieler Entscheidungen getroffen, ich finde die Reaktionen darauf waren plausibel, ja streckensweise sehr sanft zu nennen. Wenn der Spieler hier den Eindruck erhielt, er müsse das tun, damit der SL den Plot weitermacht, ist eine Outgame-Kommunikation dahingehend angesagt.
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Jeordam
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Jeordam »

Das trifft es ziemlich gut. Ich kritisiere ja nicht den SL, sondern beschreibe die Situation, wie sie sich mir darstellt.
Für alle meine Aussagen bezüglich des Kampfsystems von DSA 4 gelten folgende Axiome:
1. Ein professioneller Kämpfer kann die in seiner Ausbildung gelernten Sonderfertigkeiten sinnvoll einsetzen.
2. Die Stochastik von DSA-Würfelergebnissen entspricht der Stochastik gleichverteilter Würfel.

Firnblut
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Firnblut »

Ich finde die Situation generell auch nachvollziehbar, aber es klingt für mich so, als müsstet ihr mal ein Gespräch darüber führen, wieviele Heldenschutz die Helden genießen.
Wenn vorher klar ist "Hört mal: Wer seinen Charakter in die Scheiße reitet muss auch mit den Konsquenzen klarkommen." ist das was ganz anderes, als wenn gesagt wird "Helden sind eben Helden. Die kommen schon irgendwie durch und der Plot wird voran getrieben.".

Und wenn die Informationen wirklich derart offen lagen, wie es hier dargestellt wird, dann scheint es mir eher ein Problem in der Wahrnehmung des Heldenstatus zu geben - also dem Freibrief, den Spielercharaktere haben sollten oder eben nicht haben sollten.

Weynard
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Weynard »

Es gab einen Railroading-Teil vor der Aktion in der Stadt. Meisterinformationen: Die Reise nach Wutzenwald. Sie dient als Einstieg ins Setting und ist für den weiteren Verlauf mehr oder minder überflüssig. Bis zum Hof der Erpeldinges habe ich die Handlung geführt, mit der Entdeckung Katlas habe ich den Ring für die eigentliche Kampagnenhandlung freigegeben.

Danach stand den Helden frei, wo sie Informationen einholen, wen sie fragen, was sie tun etc. Theoretisch hätte ich sie auch nach Gareth gehen lassen, wenn sie gewollt hätten. Nun sind sie halt direkt dem Plot in die Arme gelaufen. "Vorgesehen" war vielleicht das falsche Wort. Ich hatte vermutet/gehofft, dass sie sich im Umfeld noch etwas umhören und vorbereiten (aufgrund unverschämten Würfelglücks gegen den Boss war das Auslassen dieses Parts aber ohnehin nicht schlimm).

Die Gruppe ist vom letzten Meister/AB (3 Millionen Dukaten) noch einiges an Zugfahrt gewöhnt. Daher hatte ich den Einstieg genutzt, um die Herren mit anderen Passagieren vertraut zu machen, wenn man so will. Damit sie am Bahnsteig Berlin Hbf nicht umfallen, wenn sie wer anspricht.

Meisterinformationen: Und selbstverständlich hätten die Helden Zweimühlen verlassen können. Sie hatten bereits mit Kontaktmännern der Freischärler gesprochen, die sie auch an anderen Orten kontaktiert hätten. So ist es schlussendlich auch gekommen- die restlichen Helden zogen es vor, die Stadt vorläufig zu verlassen und erhielten Kontakt zum Untergrund vermittelt.

@Firnblut: Ein Gespräch, wie du es ansprichst, gab es schonmal. Es hieß, wenn Helden aus eigenem Antrieb Mist bauen, bekommen sie ein Problem. Es wird aber noch eine Auffrischung geben. Meisterinformationen: Bevor wir mit den eigentlich schwierigen Bossen anfangen. *hüstel*

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BenjaminK
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von BenjaminK »

Lass dich da mal nicht in die Railroad-Schiene quetschen :)

Wenn du ein bestimmtes Abenteuer vor dir hast, bei der bestimmte Probleme beschrieben sind, dann ist es "normal", dass da es Situationen gibt, die nicht vorgesehen sind.

Railraod heißt ja auch nicht, dass du komplett ohne vorgegebene Probleme und mögliche Lösungswege bist, sondern nur, dass du die Entscheidungen der Spieler/Helden nicht berücksichtigst. Wenn ihr aus dem Handeln der SC dann Konsequenzen folgen lasst, seien sie jetzt gut oder schlecht, dann ist das keine Eisenbahnschiene (oder zumindestens genügend Sand über den Gleisen *g*)

Und bei Metaplot gibt es immer noch die Point-to-Point-Vorgehensweise. Da wechseln sich dann gescriptete Ereignisse mit freiem Weg dorthin ab. Die Orks kommen 1012 über den Finsterkamm. Punkt. Ereignis steht fest. Ob die Helden aber den Nebelstein evakuieren und nach Greifenfurt führen oder möglichst viele Truppen zum Nebelstein bringen? Das ist ihre Entscheidung.
So ein Point-to-Point reicht in der Regel ja auch aus, damit genügend Sand über den Gleisen liegt. Aber auch da müssen Entscheidungen berücksichtigt werden.
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Cartefius
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Cartefius »

@Firnblut: Ein Gespräch, wie du es ansprichst, gab es schonmal. Es hieß, wenn Helden aus eigenem Antrieb Mist bauen, bekommen sie ein Problem.
Das Problem, das sich in der Praxis da häufig ergibt, ist, dass diese Formulierung eigentlich in so ziemlich jeder Spielergruppe mal so getroffen wird. Je nach Gruppengepflogenheit ist aber die Bedeutung eine völlig andere, und um die Sache noch zu verkomplizieren ist das, was die Spieler als Anspruch formulieren ("Wir wollen hartes, dreckiges Spiel mit echtem Risiko!") und das, was sie eigentlich wollen ("Mein Charakter soll machen können was er will und immer als cooler Typ dastehen!") oft stark unterschiedlich ist.

Vielleicht ist diese Situation ja mal ein gutes Beispiel, das am Tisch auszudiskutieren: Welche mögliche Ausgänge hätte es für die Spieler gegeben, welche für den Spielleiter? Was haben die Spieler gedacht, wie die Situation ausgeht? Was sollte der Spielleiter bei einer zukünftigen ähnlichen Begegnung anders machen?
Wenn alle da als Konsens sagen: "Nö, klar, wer sich in Gefahr begibt kommt darin um, in der Gasse abgestochen zu werden wäre voll plausibel gewesen!" kannst du demnächst anders spielen, als wenn die Leute sagen "Hallo, wir sind da nur dem Plot hinterhergelaufen, war ganz schön fies, wie du uns da reingeritten hast!". Im letzteren Fall müsst ihr halt entweder eine Möglichkeit finden, Ansprüche und Erwartungen im Spiel besser zu vermitteln, oder einfach mit vollem Heldenbonus und dreifachem Netz und doppelten Boden spielen.

Andwari
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Andwari »

Die Situation hat mMn mehrere Aspekte:

1. Der Held S1 stellt seine Fragen nach den sonderbar-schurkischen Begebenheiten genau am falschen Ort. Das ist objektiv dumm - nur konnte er das vermeiden? Welche Chance hatte er zu erkennen, dass die Stadtwache da mit drinhängt, gab es überhaupt einen anderen Ort auf dieser Welt, wo er Infos kriegen konnte oder gingen alle Wege zu dieser Kleinstadt?

2. Die Söldnerschenke scheint von total dienstbeflissenen Söldnern bevölkert zu sein, die nicht nur erkennen, dass der Held mehr als ein Bier bezahlen will - sondern das auch direkt auf ihre Entführertätigkeiten beziehen. Sie beschließen nicht nur, den Helden abzufangen, sondern organisieren das auch völlig unbemerkt und so schnell, dass sie bereit sind wenn er die Schenke verlässt. Die Ansage "verzieh Dich" ist eigentlich unlogisch: Die Söldner haben es auf eine Konfrontation ankommen lassen, waren so weit erfolgreich - da können sie ihn auch direkt einbuchten, das spart ihnen eine riskante Überlandreise auf der Suche nach dem nächsten Opfer.

Beides kann man erklären - wenn aber in der Kleinstadt jeder Fremde "einkassiert" wird und nie wieder auftaucht, wäre eigentlich zu erwarten, dass sich das extrem schnell rumspricht und besonders "Helden" schon acht Dörfer weiter davon gehört haben. Das ist nämlich ihre Lebensgrundlage, Gerüchte zu hören, denen nachzugehen und damit als erste am Tatzelwurm zu sein.

Held S1 hat mMn elementare Fehler gemacht: Er ist allein in unbekanntes Terrain gegangen, hat ihm unbekannte Leute über echt kritische Dinge befragt, wurde dabei beobachtet und hatte keinen sicheren Rückzugspfad.

Jadoran
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Jadoran »

Andwari hat das gut auf den Punkt gebracht.
Als Meister für die eigene Manöverkritik kann man sich allenfalls aufschreiben, dass die NSC etwas zu gut organisiert und zu diszipliniert vorgegangen sind, was für die Schlagetots eines abgewirtschafteten Kriegsherrn nicht zwangsläufig ist.
Es hätten - um S1 noch mit ein paar Zaupfählen zu Winken, etwa beim Eintreten in die Gastwirtschaft Gesprächsfetzen ans Ohr dringen können wie: "Schau doch mal den an - der wär doch was! Allein, für den gibt der Boss uns ordentlich was. Den verhaften wir gleich unter neem Vorwand... WIderstand kommt immer gut."
Auch die Art der Herrschaft über die Stadt wäre eigentlich in den Dörfern und Weilern drum herum bekannt - und sei es wegen der Art und Weise, wie die Pcht und Zins eintreiben.
Wenn ein Held, der eigentlich hohes Gassenwissen hat, aber mangels RL-Erfahrung nicht an solche Dinge wie Fluchtweg und 'Angst macht Leute gefügig' denkt, dann kann man da auch mit einer Probe Warnläuten.
Dreck vorbeischwimmen lassen

Weynard
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Weynard »

Andwari hat geschrieben:konnte er das vermeiden? Welche Chance hatte er zu erkennen, dass die Stadtwache da mit drinhängt, gab es überhaupt einen anderen Ort auf dieser Welt, wo er Infos kriegen konnte oder gingen alle Wege zu dieser Kleinstadt?
In der Tat. Die Gruppe hatte (eigentlich) bereits erfahren, dass zumindest der Anführer von Stadtwache und Entführertrupp identisch sind. Neben der Söldnerschenke hätte es z.B. einen Traviatempel oder andere "normale" Gasthöfe gegeben. Abgesehen davon gab es noch mindestens zwei andere Orte, die man vor der Stadt hätte aufsuchen können. Die Helden haben mehr oder weniger zufällig diese gewählt.
Andwari hat geschrieben:2. Die Söldnerschenke scheint von total dienstbeflissenen Söldnern bevölkert zu sein, die nicht nur erkennen, dass der Held mehr als ein Bier bezahlen will - sondern das auch direkt auf ihre Entführertätigkeiten beziehen. Sie beschließen nicht nur, den Helden abzufangen, sondern organisieren das auch völlig unbemerkt und so schnell, dass sie bereit sind wenn er die Schenke verlässt.
Die Söldner, die S1 abfingen, kamen nicht aus der Schenke. S1 hatte im städtischen Gasthof bereits Ärger mit der Wache gehabt. Danach hat die Gruppe ziemlich offensichtlich genau die Söldner-Gardisten beschattet, mit denen S1 Stress hatte.

Die beiden Söldner haben dann davon berichtet, woraufhin der Schlägertrupp losgeschickt wurde.

@Jadoran - danke für die Tipps! Ich denke, damit wär zu der Sache auch alles gesagt :)

Teferi
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Teferi »

Weynard hat geschrieben: Meisterinformationen: Wer hätte es gedacht, wir spielen VeG und sind in Zweimühlen. S1 hat sich ausgerechnet mit den Wachen von Zordan angelegt, versucht, die Wirtin der Blutgrube zu bestechen und wollte sich schließlich beim blutigen Neb über seine Behandlung beschweren.
Meisterinformationen: Deine Darstellung der Handlungsweise für "Zordans Wachen" und die Leiterin der Blutgrube war schlecht. Beide sind im Abenteuer vorgesehen als Unterstützung für die Helden. Die Helden sollten in der Lage sein zu Zordan ein positives Verhältnis von Anfang an aufzubauen ( auch weil sie auf ihn angewiesen sind ), und auch Lara Guttmann als desillusionierte Soldatin stellt eine mögliche Hilfe für die Helden dar - die auch in der Lage hätte sein können, die Helden zu warnen.

Allerdings liegt der Fehler nicht ganz bei dir. Ich würde die Fehler an dem Abend wie du ihn beschriebst folgendermaßen festhalten:

1) Du hast als Spielleiter versagt. Die Todesfänger sind keine Homogene Gruppe sondern ein Heterogener Zusammenschluss von Menschen, die auch Unzufriedenheit mit dem Blutigen Neb und Loyalität zum Fetten Ron bzw Abneigung gegen Necrorius kennen.
2) Lara Guttmann muss sich dessen bewusst sein und kann den Helden Infos füttern. Sie kann auch zu dem Leutnant Radulf einen Kontakt herstellen, der bei den Todesfängern sitzt und den Helden helfen könnte / will.
3) Lara Guttmann kann locker Hilfsbereit sein.
4) Du hast es versäumt die Gefahr der Lage deutlich klarzumachen.

Allerdings:

Der Spieler ist jedenfalls selbst an seiner Situation schuld. Spieler machen sowas manchmal, gerade unerfahrene oder dumme: Sie denken, sie kommen mit allem durch und kennen prinzipiell keinen Respekt vor den Authoritäten innerhalb des Spiels. Und genau danach hörte es sich für mich. Während also deine Vorbereitung für die Szene und deine Vermittlung der Situation im Vorfeld mangelhaft waren, ist der spieler selbst schuld wie er sich mit den Todesfängern anleget und muss mit den Konsequenzen rechnen.

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Denderan Marajain
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Denderan Marajain »

@Teferi

Meisterinformationen: Ich denke die Darstellung kann sich bei ihm ja vom Original trotzdem unterscheiden

Weynard
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Weynard »

Teferi hat geschrieben:Meisterinformationen: Deine Darstellung der Handlungsweise für "Zordans Wachen" und die Leiterin der Blutgrube war schlecht. Beide sind im Abenteuer vorgesehen als Unterstützung für die Helden. Die Helden sollten in der Lage sein zu Zordan ein positives Verhältnis von Anfang an aufzubauen ( auch weil sie auf ihn angewiesen sind ), und auch Lara Guttmann als desillusionierte Soldatin stellt eine mögliche Hilfe für die Helden dar - die auch in der Lage hätte sein können, die Helden zu warnen.
Meisterinformationen: Um mit Zordan in Kontakt zu kommen, hätten sie aber zumindest versuchen müssen, die Wachen irgendwie abzulenken. S1 erkannte vom Tisch der Helden aus, dass Zordan offensichtlich über seine Bedeckung nicht sehr begeistert war. Dann ging er hin und schwafelte als ersten Satz was von "der gute Mann scheint sich aber [in eurer Gegenwart] unwohl zu fühlen". Daraufhin hatte man ihn und seine Gruppe als potentielle Unruhestifter auf dem Kieker. Besonders, als sie Zordan und seinen "Beschützern" auf dem Weg zur Grafenburg auf offener Straße einfach hinterhergelaufen sind. Dafür, den Helden über einen Knecht eine Nachricht zukommen zu lassen, war keine Zeit mehr, weil S1 direkt zur Blutgrube ging.

Aus Laras Sicht kam also irgendein fremder Zweimeterthorwaler rein und versuchte, sie über Nekrorius auszufragen. Wenn wir davon ausgehen, dass sie über das verschwinden diverser Leute bescheid wusste, darf man doch davon ausgehen, dass sie inmitten der Söldnerhorde nicht die dicken Infos auspackt, oder?

Ja, sie hätte S1 warnen können. Stimmt, das kreide ich mir an.

Teferi hat geschrieben:Meisterinformationen: 1.) Todesfänger sind keine Homogene Gruppe sondern ein Heterogener Zusammenschluss von Menschen, die auch Unzufriedenheit mit dem Blutigen Neb und Loyalität zum Fetten Ron bzw Abneigung gegen Necrorius kennen.
2) Lara Guttmann muss sich dessen bewusst sein und kann den Helden Infos füttern. Sie kann auch zu dem Leutnant Radulf einen Kontakt herstellen, der bei den Todesfängern sitzt und den Helden helfen könnte / will.
3) Lara Guttmann kann locker Hilfsbereit sein.
4) Du hast es versäumt die Gefahr der Lage deutlich klarzumachen.
Meisterinformationen: 1. ) Genau das haben die Helden vor der Szene mit Zordan bereits durch angetrunkene Söldner erfahren. Die haben sich nämlich genüsslich drüber ausgelassen, dass unter Neb Dinge passieren, mit denen nicht jeder von ihnen einverstanden ist. Statt da weiter nachzuhaken, sind die Helden dann aber Zordan hinterhergelaufen.
2-4) Jou.

Teferi
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Re: Meister-Fehlentscheidung?

Ungelesener Beitrag von Teferi »

:) Gute Antwort. Klingt für mich insgesamt eigentlich nach einem guten Job den du gemacht hast, mit dem was du nun näher erläutert hast. Allerdings gibt es eben manchmal Kommunikationshürden.
Mein Tipp / wie ich soetwas mache;

1) Ich stelle fest, welche Information den Helden vermittelt werden muss.
2) Ich schreibe mir Stichpunktartig für jeden Helden ein oder zwei Haken auf, an denen ich ihn anbeißen lassen kann und überlege mir, welche Perspektive auf eine Sache ihn dazu bringen wird, zu handeln, wie ich es will.
3) ...
4) ???
5) PROFIT

Das funktioniert eigentlich immer, und solange der Spielleiter proaktiv aggressiv diese Anspielungen reinhaut kann (kaum) was schief gehen.

Zugegeben, bei mir ist Zweimühlen ein wenig anders gewesen als im Abenteuer:
Meisterinformationen: Nekrorius hat eine Ausgabe des Arcanum! Er ist der Erzfeind der Golgariten!
Aber im Abenteuer ist er eine kleine Witzfigur. Vor allem habe ich zwo Dinge verändert:
1) Nekrorius hat am Brunnen am Marktplatz einen Blutzehnt genommen. Dadurch wurde eine WETTERMEISTERSCHAFT aufrechterhalten, welche dunkle Wolken ( = Verdeckte Sonne ) über Zweimühlen zauberte.
2) Nekrorius hat sehr viel mehr Untote erhoben gehabt und war ein ernstzunehmender Gegner ( auch für die Golgariten ), u.a. einen Verlorenen Zaubermeister ( einen Untoten Nekromantenrat ), er hat zu einem der Zufallsereignisse ( dem Bosparanischen Tempel den die Helden ausgraben können ) einen Untoten Heermeister ( Shinxir Centurio ) erhoben, und schließlich aus seiner Zeit unter Borbarad einen Maraskanischen Untoten Schwertmeister. Dazu eine größere Anzahl von Skeletten, welche auf den Feldern tag und nacht schufteten. ( Es muss ja Geld hereinkommen um seine diversen Ausgaben, v.a. Wachtrünke, zu decken ), sowie einige Knochenritter welche im Umland patroullierten.
3) Die Helden sind ziemlich genau wie im Abenteuer vorgesehen in die Stadt rein und in einer Kommandoaktion zu Nekrorius in die Burg ( Ich habe allerdings ein weiteres Untergeschoss eingezogen, welches die Familienkrypta der alten Grafen gewesen war, in welcher N experimentierte ).

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