Flüchtlingsthread

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Thalon
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Thalon »

@Ryshad
Deine Behauptungen klingen so als würden nur illegale Immigranten die Dienste von Schleppern in Anspruch nehmen. Dies trifft aber auch auf viele Asylwerber zu, die darauf ein berechtigtes Anrecht haben.
Das Problem ist es ja (auch) überhaupt erst einmal zu den Ländern zu kommen, da man Vorort ja nicht mehr um Asyl ansuchen kann.

Auch kenne ich ein paar Fälle von gut ausgebildeten Akademikern, die bei uns nicht anerkannt werden und mit einfacheren Jobs vorlieb nehmen müssen. Z.B. befindet sich in unserem Bekanntenkreis ein Japaner, der aus einer sehr reichen Familie kommt und in Japan an den besten Unis studiert hat.
Als er eine Bekannte (Österreicherin) geheiratet hat ist er hergezogen und ist 30 Jahre lang Taxi gefahren.

Eine Krankenschwester bei uns in der Nähe war in Russland eine gute Gehirnchirurgin, die jetzt eben alles noch einmal studiert und sich hier über teils veraltete Methoden ärgert.

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Salix Lowanger
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

@Rhyshad:
Du legst mir hier gerade eine Argumentation in den Mund, die mir deutlich zu weit geht. Ich habe von mehreren Fällen gehört, in denen vorher praktizierende Ärzte aus Osteuropa hier Taxi fahren oder sich zu Physiotherapeuten oder Krankenschwestern ausbilden ließen, weil die Ausbildung hier nicht anerkannt wurden. Das heißt, es spricht kein Punkt dagegen ist so einfach nicht richtig: Es spricht gelegentlich dagegen, dass einzelne Ausbildungen eben nicht anerkannt werden. Mehr habe ich nicht gesagt, und mehr habe ich nicht gemeint.

Edit:
Thalon hat geschrieben:Z.B. befindet sich in unserem Bekanntenkreis ein Japaner, der aus einer sehr reichen Familie kommt und in Japan an den besten Unis studiert hat.
Gutes Stichwort: Hatte Alecto nicht auch gesagt, eher würde er nach Japan ziehen, weil die Jobchancen seiner Holden (Jungprofessorin!) hier eher bescheiden bis mieserabel wären?

Nochmals: Die Anerkennung von deutschen Behörden und/oder Firmen spricht teilweise deutlich dagegen, in Deutschland trotz Qualifikation einen adäquaten Job zu bekommen.
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Ryshad
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Ryshad »

Thalon hat geschrieben:@Ryshad
Deine Behauptungen klingen so als würden nur illegale Immigranten die Dienste von Schleppern in Anspruch nehmen. Dies trifft aber auch auf viele Asylwerber zu, die darauf ein berechtigtes Anrecht haben.
Das Problem ist es ja (auch) überhaupt erst einmal zu den Ländern zu kommen, da man Vorort ja nicht mehr um Asyl ansuchen kann.
Nette Argumentationsstruktur, aber da ich ausdrücklich "Dies trifft natürlich nur auf illegale Immigranten und nicht auf Asylbewerber zu. Diese sind aber eh legal hier und werden von dieser Regelung somit in keinster Weise betroffen!" (Zitatende) erwähnte ziemlich haltlos. Ja, es gibt diejenigen mit Anspruch und diesen werde ich auch gerne gewähren, aber eben nur denjenigen die dieses Anrecht auch tatsächlich besitzen. Die anderen haben sich wie alle anderen auch an die von ihrem neuen, angestrebten Heimatland definierten Prozesse zu halten.
Thalon hat geschrieben:Auch kenne ich ein paar Fälle von gut ausgebildeten Akademikern, die bei uns nicht anerkannt werden und mit einfacheren Jobs vorlieb nehmen müssen. Z.B. befindet sich in unserem Bekanntenkreis ein Japaner, der aus einer sehr reichen Familie kommt und in Japan an den besten Unis studiert hat.
Als er eine Bekannte (Österreicherin) geheiratet hat ist er hergezogen und ist 30 Jahre lang Taxi gefahren.

Eine Krankenschwester bei uns in der Nähe war in Russland eine gute Gehirnchirurgin, die jetzt eben alles noch einmal studiert und sich hier über teils veraltete Methoden ärgert.
&
Salix Lowanger hat geschrieben:@Rhyshad:
Du legst mir hier gerade eine Argumentation in den Mund, die mir deutlich zu weit geht. Ich habe von mehreren Fällen gehört, in denen vorher praktizierende Ärzte aus Osteuropa hier Taxi fahren oder sich zu Physiotherapeuten oder Krankenschwestern ausbilden ließen, weil die Ausbildung hier nicht anerkannt wurden. Das heißt, es spricht kein Punkt dagegen ist so einfach nicht richtig: Es spricht gelegentlich dagegen, dass einzelne Ausbildungen eben nicht anerkannt werden. Mehr habe ich nicht gesagt, und mehr habe ich nicht gemeint.
Diese Verschwendung an tatsächlich gut ausgebildetem Personal ist tatsächlich zu verurteilen, keine Frage.

1. Ja, staatliche Regularien, wie sie eben in der Medizin viel zu finden sind, sollten in dieser Disziplin abgebaut werden. Hier wäre eine erweiterte Zusammenarbeit und Einsichtnahme in den Grad der Ausbildung sinnvoll und auf jeden Fall eine Teilweise Anerkennung der Leistungen. Dies muss natürlich den hießigen Leistungsstand erfüllen, warum ein so gut ausbildenendes Land wie Japan dort aber nicht reinfällt, ist mir schleierhaft. Lediglich die Befähigung mit den Menschen über Diagnosen und meinetwegen im Op zu kommunizieren sollte dabei geprüft werden.

2. Dieser kritisierenswürdige Fakt bezieht sich allerdings glücklicherweise nicht auf die Mehrzahl der in Deutschland aufgeführten Berufe. Diese befinden sich nämlich im Privaten Sektor und dort können Titel und Ausbildungsgrade eben nach eigenen Kriterien schlicht durch die Einstellung scheinbar nützlicher Personen anerkennen, was auch regelmäßig passiert. Diese Menschen brauchen dann eben einen Qualifikation, haben diese und schon es wird ermöglicht. Dieser fakt wird glücklicherweise mehr und mehr ausgebaut und ich denkle wir sind bereits auf einem ordentlichen Stand, was benötigte Berufe was MINT, Law, BWL, VWL, Chemie, Doktoren und viele weitere Berufe angeht.

3. Leute ohne Qualifikation sollten dann eben auch so behandelt werden und meinetwegen über Quoten ähnlich der amerikanischen Lotterie reinkommen, aber sich nicht einfach über die Gesetze hinwegsetzen und illegal immigrieren. Da Deutschland/die EU einfach nur einen gewissen Teil an neuen Personen aufnehmen kann bzw. aufzunehmen bereit ist, verhindert jeder dieser Immigranten nämlich aktiv dass jemand reinkommt, der sich gesetzestreu an diesen Prozess hält und besser zu uns passen würde.
Salix Lowanger hat geschrieben:
Thalon hat geschrieben: Z.B. befindet sich in unserem Bekanntenkreis ein Japaner, der aus einer sehr reichen Familie kommt und in Japan an den besten Unis studiert hat.
Gutes Stichwort: Hatte Alecto nicht auch gesagt, eher würde er nach Japan ziehen, weil die Jobchancen seiner Holden (Jungprofessorin!) hier eher bescheiden bis mieserabel wären?

Nochmals: Die Anerkennung von deutschen Behörden und/oder Firmen spricht teilweise deutlich dagegen, in Deutschland trotz Qualifikation einen adäquaten Job zu bekommen.
Oh, ich kann durchaus verstehen, dass das eine extrem schlechte Situation ist. Meine Freundin kommt beispielsweise aus einem Entwicklungsland (SEA) und ja, es ist ist da nicht unbedingt ein Leichtes diesen Prozess erfolgreich zu bewältigen. Dadurch dass wir allerdings unkontrolliert viele illegale Immigranten ohnmächtig und ohne von uns beschlossenem Prozess oder steuernden Quoten reinlassen sinkt die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber allen Immigranten, was deren Integration nicht unbedingt förderlich ist. Da auch nur eine gewisse Höchstzahl an Immigranten insgesamt durch die deutschen Betriebe und die Bevölkerung angenommen werden, steigt darüber hinaus auch der Schwierigkeitsgrad eben auch an die legalen Visa zu kommen, weil man ja schon viele Leute hat, die sich hier aufhalten und bevor die anderen kommen können integrieren/abschieben muss, was schon mal Jahre dauern kann. Neben dem Fakt natürlich, dass diese sich nie einem Test stellten und den Anforderungen gewachsen wahren, sonder einfach die sich legal bemühenden Bewerber, wie auch die Gesetze des Landes übergingen. Nein, ich denke nicht, dass das fair ist!

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Salix Lowanger
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

Ryshad hat geschrieben:Dadurch dass wir allerdings unkontrolliert viele illegale Immigranten ohnmächtig und ohne von uns beschlossenem Prozess oder steuernden Quoten reinlassen sinkt die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber allen Immigranten, was deren Integration nicht unbedingt förderlich ist.
Ja, das ist ein Punkt, den ich auch mit viel Sorge betrachte.
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sagista
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von sagista »

Ich glaube nachwievor, dass die Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen, insbesondere aus Syrien, nachwievor sehr groß ist. Gerade die Tatsache, dass viele nur den Weg über das Mittelmeer nehmen können, sollte zeigen, dass neue Wege beschritten werden müssen, z.B. indem man bereits im Heimatland dann in der Botschaft Asyl beantragen kann. Gut, das wird diejenigen, die dann abgelehnt werden, wohlmöglich nicht davon abhalten, sich dann doch in diese Gefahr zu begeben, aber gerade für diejenigen, die Hilfe am dringensten benötigen und die auch die mit Abstand besten Chancen auf Asyl haben, würden dann nicht auf diese Schlepperboote gezwungen werden.

Weniger Akzeptanz herrscht wohl gegen Flüchtlinge vom Westbalkan, auch wenn es doch empfindlich in die falsche Richtung geht, wenn man sagt, es kämen "falsche Flüchtlinge". Jeder Flüchtling ist falsch, weil niemand gezwungen werden sollte, die Heimat zu verlassen, d.h. nicht der Flüchtling an sich ist falsch, sondern der Umstand, der einen Menschen zum Flüchtling macht, ist falsch.

Aber nicht jeder Fluchtgrund ist auch ein Asylgrund, von daher denke ich, dass es gut ist, dass immer mehr Parteien gewillt sind, die Anzahl der sogenannten sicheren Herkunftsländer zu erhöhen. Das bedeutet freilich nicht, dass in diesen Ländern dann alles in Ordnung ist - die Diskriminierung der Roma ist und bleibt in Osteuropa ein drängendes Problem - aber all diese Länder sind auf den Weg nach Europa oder sind schon da. Daher müssen sie auch mit ihren Minderheiten entsprechend umgehen lernen, ansonsten haben sie nichts in Europa zu suchen.

Was die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen betrifft, da weiß ich nicht, wie da die gängige Praxis ist. Grundsätzlich finde ich es schon in Ordnung, dass man gerade im medizinischen Bereich hohe Hürden hat, um jemanden in diesem Bereich arbeiten zu lassen. Allerdings sollte man schon sehr schnell ermöglichen, dass der Betreffene seine Qualifikation entsprechend nachweisen und dann in seinem Job arbeiten kann. Generell denke ich, dass das Arbeitsverbot für Asylbewerber grundsätzlich zu überdenken ist.

Thalon
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Thalon »

sagista hat geschrieben:Ich glaube nachwievor, dass die Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen, insbesondere aus Syrien, nachwievor sehr groß ist.
Zumindest in Österreich eskaliert der Fremdenhass zunehmend. Hier in der Stadt wurde ein Asylzentrum wieder aufgelassen, da es schon angezündet worden ist und es eine Reihe von anderen Protesten/Zwischenfällen gab.
Gestern gab es zum Thema Fremdenhass auch einen Bericht im ORF.
Keine Ahnung ob man in Deutschland mitbekommen hat, dass ein Porsche-Lehrling wegen Fremden-Hass sogar seinen Job verloren hat?
Aber nicht nur im Internet ist die Furcht vor und der Hass auf Ausländer deutlich zu bemerken, auch auf der Straße wird dieser teils offen gezeigt (z.B. Anspucken von ausländisch aussehenden Personen) oder zumindest kundgetan ("unsere Eltern sind auch nicht vorm Krieg davon gelaufen und haben mitgeholfen das Land wieder aufzubauen").
Und das schlimme daran ist, dass von einer gewissen Partei die Hetze ganz offen betrieben wird, aber nur der kleine Bürger verurteilt wird deswegen..

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

sagista hat geschrieben:Generell denke ich, dass das Arbeitsverbot für Asylbewerber grundsätzlich zu überdenken ist.
Naja, ein Arbeitsverbot für Asylbewerber drängt diese Menschen an den Rand unserer Gesellschaft, gleichzeitig erwartet genau diese Gesellschaft, dass die an den Rand Gedrängten sich zu integrieren haben (häufig mit einem gefühlten gefälligst dabei). Das ist ein Widerspruch und ein ziemlich hirnrissiger obendrein.
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Benutzer 7553 gelöscht »

Thalon hat geschrieben:
sagista hat geschrieben:Ich glaube nachwievor, dass die Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen, insbesondere aus Syrien, nachwievor sehr groß ist.
Zumindest in Österreich eskaliert der Fremdenhass zunehmend. Hier in der Stadt wurde ein Asylzentrum wieder aufgelassen, da es schon angezündet worden ist und es eine Reihe von anderen Protesten/Zwischenfällen gab.
Schade das die Politik so leicht vor dem rechten Pöbel kapituliert. Jetzt denken die Leute überall das sie mit Demonstrationen und Brandstiftung ihr Ziel erreichen können. Polizeischutz 24/7 wäre eine wesentlich sinnvollere Maßnahme.
Thalon hat geschrieben:Gestern gab es zum Thema Fremdenhass auch einen Bericht im ORF.
Keine Ahnung ob man in Deutschland mitbekommen hat, dass ein Porsche-Lehrling wegen Fremden-Hass sogar seinen Job verloren hat?
Gratulation an Porsche für diesen Schritt. Ein international operierendes Unternehmen kann sich jedenfalls keinen braunen Pöbel leisten. Vollkommen richtige Entscheidung. Den Bubi sollte man in die Schule zurück schicken damit er Gemeinschaftskunde so lange wiederholt bis ihm ein Hirn gewachsen ist.
Thalon hat geschrieben:Aber nicht nur im Internet ist die Furcht vor und der Hass auf Ausländer deutlich zu bemerken, auch auf der Straße wird dieser teils offen gezeigt (z.B. Anspucken von ausländisch aussehenden Personen) oder zumindest kundgetan ("unsere Eltern sind auch nicht vorm Krieg davon gelaufen und haben mitgeholfen das Land wieder aufzubauen").
Nur das die Eltern derjenigen wohl nicht die Verfolgten, die ins KZ kamen, waren sondern eher diejenigen die den Schlüssel hatten.
[/quote]
Thalon hat geschrieben:Und das schlimme daran ist, dass von einer gewissen Partei die Hetze ganz offen betrieben wird, aber nur der kleine Bürger verurteilt wird deswegen..
Parteien beizukommen ist schwer, da man sich bei einem Parteiverbot stets der Gefahr aussetzt die eigenen demokratischen Werte zu unterwandern.

Das ist das Grundproblem der Menschenreche, das sie eben auch denen zugestanden werden müssen die sie nicht achten. Sonst wären sie das Papier nicht wert auf das sie gedruckt werden.
Die Menschenpflichten werden leider meist stiefmütterlich behandelt. Rechte will eben jeder haben, von Pflichten wollen die wenigsten etws hören.
Im Rollenspiel ist das ähnlich, die Guten gewinnen niemals endgültig, weil sie nicht bis ins Letzte konsequent sein können gegenüber den Bösen. Sonst wären sie nicht die Guten. Ein ewiges Dilemma.

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Suilujian
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Suilujian »

Salix Lowanger hat geschrieben:
Ryshad hat geschrieben:Dadurch dass wir allerdings unkontrolliert viele illegale Immigranten ohnmächtig und ohne von uns beschlossenem Prozess oder steuernden Quoten reinlassen sinkt die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber allen Immigranten, was deren Integration nicht unbedingt förderlich ist.
Ja, das ist ein Punkt, den ich auch mit viel Sorge betrachte.
Ich weiss ja nicht... meine Erfahrung ist eher, dass die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Immigranten im Allgemeinen höher ist, wenn sie häufig Kontakt mit diesen hat. Angst vor Immigranten haben doch vor allem diejenigen, für die Immigranten anders sind - und nicht der nette Nachbar Ivan oder der fähige Mitarbeiter Ahmed. Pegida ist ja auch nicht in Berlin-Neukölln oder München-Hasenbergl aufgekommen, sondern in Dresden

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Thalon »

@Suilujian
Ja, das ist auch der Fall. Anwohner von Flüchtlingsheimen haben idR weniger dagegen, als jene, die 50km davon entfernt wohnen.
Aber es geht auch anders wie eine Bekannte bewiesen hat. Sie war mit einem (vor einigen Jahren) zugewanderten Schwarzen auf einem Fest, da sich die Töchter von beiden aus der Volksschule kannten und sie daher alle miteinander befreundet waren. Dort haben wir sie zufällig getroffen und sie hat (neben ihm) lauthals gegen alle Ausländer geschimpft. Die Doppelmoral ist ihr nicht aufgefallen..

Generell habe ich schon öfter gesehen, dass "Nachbar Ivan eh super nett ist, aber mir die anderen Diebe und Gauner gestohlen bleiben können". Typische Angst vor allem und allen Unbekannten.
Meine Freundin fürchtet sich vor größeren Übergriffen/Ausschreitungen/Unruhen in Österreich und leider hat sie ein gutes Gespür für zwischenmenschliche Situationen.

@Frater Tiberius
Polizeischutz wäre natürlich toll, allerdings wirkt es in der Medienberichterstattung eher so als stünde die Polizei eher im rechten Lager. Bei friedlichen Demonstrationen werden z.B. Linke auf Ausweise kontrolliert um die Identität festzustellen, während Rechte mit rohen Eiern in die Richtung der Demonstranten werfen. Warum die Polizei nichts tut? "Haben eh niemanden getroffen" -.-

Deutschland als Auswanderungsland wird zunehmend attraktiv (nicht nur wegen dem Ausländerthema).

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Talron
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Talron »

Frater Tiberius hat geschrieben: Schade das die Politik so leicht vor dem rechten Pöbel kapituliert. Jetzt denken die Leute überall das sie mit Demonstrationen und Brandstiftung ihr Ziel erreichen können. Polizeischutz 24/7 wäre eine wesentlich sinnvollere Maßnahme.
Das ist gerade das zynische an der Sache, das kann der Staat nicht leisten, dafür gibt es zuviele Asybewerber. Dank vernetzung brauchst du nur ein paar, die mal ausspähen wo wenig oder keine Polizei steht, dann fährt man eben da hin.
Das ist immer das Problem des Verteidigers, wenn er an dutzenden Orten gleichzeitig sein muss. Du brauchst in der Woche nur 3 Stunden um mal Abends ein Heim abzufackeln, aber die Polizei muss es eben 24/7 bewachen. Das schaffen die nicht. Gerade wenn man eben einen ganzen Mob organisieren kann. Dann 5 Polizisten können die Aktionen von 60 Demonstranten schlicht nicht eindämmen.

Du müsstest einzelne Brandstiffter eben fassen, aber wie das in Deutschland mit dem Datenschutz und den Beschränkungen der Polizeiarbeit möglich sein könnte, weiß ich auch nicht.

Suilujian hat geschrieben: Ich weiss ja nicht... meine Erfahrung ist eher, dass die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Immigranten im Allgemeinen höher ist, wenn sie häufig Kontakt mit diesen hat. Angst vor Immigranten haben doch vor allem diejenigen, für die Immigranten anders sind - und nicht der nette Nachbar Ivan oder der fähige Mitarbeiter Ahmed. Pegida ist ja auch nicht in Berlin-Neukölln oder München-Hasenbergl aufgekommen, sondern in Dresden
Neu-Köln hat nicht wirklich den besten Ruf in Berlin. Was du in Berlin so hinter vorgehaltener Hand hörst ist nicht gerade ohne.
Das Gefährlich ist gerade, dass die Stimmung sehr schwer einzuschätzen ist, wie Thalon mit der Geschichte des Jungen der seinen Ausbildungsplatz verlohren hat schon angedeutete, gibt es bei vielen eine Angst für Repressionen der Gesellschaft. Es geht noch tiefer wenn man bedenkt, dass ein abgebrannter Rohbau leider eben für viele ein effektiver Finanzieller Vorteil ist. (Ohne Asylanten sinken die Grundstückpreise nicht!)
Da sind schnell viele in der Situation von "ich finds ja eigentlich schlimm, aber es passt mir eigentlich ganz gut".

Dann gibt es noch ein weiteres Problem an der Stelle und zwar, dass eben (was auch immer man von Österreich sagen mag) es im Prinzip und im Europäischen Vergleich (bis zur jetzigen Kursänderung) eigentlich eher zu den Vorbildern gehört hat. (Zusammen mit Schweden und Deutschland)
Fängt man jetzt an zu stark mit der Rassistenkeule zu wedeln, dann kommt man schnell an die Position: Warum Deutschland und sonst niemand in der westlichen Welt? Die Position (wie sie z.B. von Polen vertreten wird: Wir nehmen nur Christen auf) ist nicht so schwer zu verteidigen.
"Saudi Arabien hat doch den IS gestützt und die Rebellen ausgerüstet, sollen die doch ihre Glaubensbrüder aufnehmen, geld genug haben die ja. Können ihre Wahabistenschulen in Deutschland ja dicht machen."

Dann verpackst du da noch ein bisschen Anti-USA ala Russland hat doch gleich gesagt, dass das in Syrien alles Terroristen sind. Warum musste man denn versuchen Assad zu stürzen? Der hat Minderheiten geschützt. Etc...
Jetzt Bombardiert die Türkei die Kurden und keiner sagt was!
Die USA spielen Krieg und wir sollen aufräumen!

Entweder Deutschland zeigt jetzt Rückrat (aber nachdem wir so als Tyrann in der Griechenlandsache verschrien wurden glaube ich das nicht) oder es kommt wohl früher oder später zu eienem "mach die EU-Grenzen zu!"

Die Regierung hat keinen Plan, sie hat keinen Mut und sie Ressourcen und die Bevölkerung hat kein Vertrauen mehr. Egal wie man es dreht und wendet, um die für nächstes Jahr angenommenen Zahlen einigermaßen zu bewältigen braucht es mehrere Milliarden und zehntausende helfende Hände. (Wenn man mal Fremdenfeindlichkeit und Naziaufmärsche außen vor lässt)

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Talron »

Wie ich es hasse: Man schreibt einen Beitrag fertig, will den Laptop ausmachen und als man google news wegklicken möchte, sieht man dass die Befürchtungen schon anfangen sich zu realisieren:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/e ... 46238.html
Es fängt also schon an, dass sich ein Land nach dem anderen für Flüchtline unerreichbar macht.

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Ryshad
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Ryshad »

@Talron
Was hast du erwartet? Nur weil momentan diejenigen am lautesten in Presse und Sozialen Netzwerken vertreten sind, die eben eher links, grün oder kirchlich angehaucht sind, heißt das nicht, dass sie die "schweigende Mehrheit" in irgend einer Weise mit ihrer Ideologie dauerhaft lenken können. Vor allem nicht, wenn es Geld kostet, welches wo anders eben nicht mehr zur Verfügung steht und eben die Lebenswirklichkeit der Menschen verändert. Es kommen eben immer nur die selben Apelle/Parolen und viele Menschen haben eben keine Lust mehr darauf, sich von irgendwelchen ideologisch motivierten Weltverbesseren mit all ihrem Sendebewusstsein in ihr Leben reinreden zu lassen.

Ja, wir brauchen Einwanderung und ja Asyl ist ein Menschenrecht. Jetzt gilt es aber, dass unsere Politiker und weltverbessernden Aktivisten mit zu viel Sendungsbewusstsein aus ihrer Ignoranz erwachen und bereit sind konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Das heißt aber auch, dass sie aufhören müssen in ihrer eigenen Traumwelt, in der sie ihre eigenen Werte allen anderen überstülpen, zu planen und eben auch die Sorgen, Werte und Motivationen der anderen Menschen mit einbeziehen müssen, selbst wenn sie diese nicht teilen. Durch das ständige Wegschauen, Wegdiskutieren und Tolerieren von Brennpunkten (wie die ganzen bedauerlichen Einzelfällen...) und ja auch Dingen wie illegaler Einwanderung und ihre Kosten wird das Problem nämlich nicht gelöst, sonder nur verschoben und somit wie alles was aufgestaut wird eben nur später und viel unschöner sich Bahn schlagen.

Von daher ist es eben jetzt an der Zeit, dass man sich praktisch und ohne diese ganze Verblendung endlich an einen Tisch setzt, ein transparentes und an den Werten und Bedürfnissen der hiesigen Bevölkerung angepasstes Einwanderungsgesetz erlässt. Dieses ist dann auch rigoros durchzuführen, um die bisher gezeigte Ohnmacht zu negieren und den Menschen zu zeigen, dass es 1. einen guten und geregelten Prozess gibt, dieser 2. von uns und nicht irgendwelchen Schlepperbanden vorgegeben wird und 3. zum Nutzen von uns und den Menschen ist, die es dann zu uns schaffen. Ja, es werden nicht alle sein, die momentan illegal hier sind, aber sie werden die gleichen Chancen haben wie alle anderen auch. Dafür werden die die dann zu uns kommen besser passen, von uns ausgewählt werden, den Lebensstandard aufrechterhalten und vor allem weniger negative Emotionen erwecken und somit hoffentlich die mehr und mehr zunehmenden Konfrontationen zwischen Deutschen und Migranten aller Art beenden. Wegschauen und die Realität leugnen hilft eben nicht, sonder nur Mut haben und die Dinge in eine Bahn lenken, in der alle voneinander profitieren können wird langfristig ein schönes und für alle Seiten zufriedenstellendes Zusammenleben ermöglichen. Wenn die Menschen sehen, dass die Immigranten nämlich entweder tatsächlich Vertriebene mit Asylberechtigung sind oder legale Immigranten die unser Leben auch tatsächlich bereichern (heißt einen Mehrwert schaffen und nicht nur da sein, wie einige Sendungsbewsste Mitmenschen das sehen), dann werden sie auch wesentlich besser integriert, die Akzeptanz wird in der allgemeinen Bevölkerung wieder steigen und das Leben von mehr und mehr Menschen die in Deutschland leben und zuziehen würde verbessert.

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Thalon »

Das ist halt die Frage welche hohen Kosten gemeint sind.
Ich weiß Strache postuliert, dass ein Asylant (whatever this is) in Österreich leicht mal 2-3.000€ im Monat bekommt. Die Realität liegt aber eher um einen Faktor 10 darunter, was ein Asylwerber den Staat kostet.
Ich habe auf Basis offizieller Zahlen und mit einer angenommenen durchschnittlichen Dauer von 7 Jahren für ein Asylverfahren mal runtergerechnet was ein Asylwerber den einzelnen Erwerbstätigen so kostet.
Ich bin auf ~7 Cent am Tag bzw. ~27€ im Jahr gekommen. Das trifft sich auch in etwa mit der Zahl, die meine Freundin letztens auf Facebook gelesen hat (5 Cent/Tag).

Auch wird gerne vergessen, dass die Zugezogenen später auch Steuern zahlen (zumindest die ~35%, die langfristig dableiben).

Ein Problem das ich bei uns sehe ist, dass insbesondere unser Herr Bundeskanzler Faymann den Strache einfach nicht ernst nimmt und damit nicht einmal einen Bedarf sieht die Bevölkerung über die tatsächlichen Sachverhalte aufzuklären. Und viele "mündige Bürger" nehmen alles für bare Münze, was ein Politiker postet, weil es in die eigenen Vorurteile rein passt. *seufz*

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Talron »

@Thalon
Ich habe auf Basis offizieller Zahlen und mit einer angenommenen durchschnittlichen Dauer von 7 Jahren für ein Asylverfahren mal runtergerechnet was ein Asylwerber den einzelnen Erwerbstätigen so kostet.
Ich bin auf ~7 Cent am Tag bzw. ~27€ im Jahr gekommen. Das trifft sich auch in etwa mit der Zahl, die meine Freundin letztens auf Facebook gelesen hat (5 Cent/Tag).
Das kann ja irgendwie nicht sein. Das wäre weit zuviel. Das würde ja bedeuten, dass ein erwerbstätiger in Österreich ca. 500 euro pro tag abdrücken müsste, oder sogar mehr...Ich hoffe mal, dass das nicht so ganz stimmt. Da würde man ja selbst mit einer eher geringen Annahme von 1.000.000 Erwerbstätigen in Österreich auf kosten pro Flüchtling von 50.000 euro pro Tag kommen...Das kann theoretisch sein...Aber es wäre extrem viel...

2000 bis 3000 Euro im Monat halte ich (wenn man da das volle Programm einschließt) für sehr günstig. Um ehrlich zu sein wäre ich da verdammt beeindruckt. (Gut ich kenne die Standarts in Österreich jetzt nicht, aber wenn man die Leute nicht untder der Brücke schlafen lässt dann ist das echt schwer darunter zu bleiben. Schlicht aufgrund der administrativen Arbeit. (Übersetzer, bearbeitung der Anträge, Auffinden von Wohnraum etc. pp)

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von sagista »

Thalon hat geschrieben:Zumindest in Österreich eskaliert der Fremdenhass zunehmend. Hier in der Stadt wurde ein Asylzentrum wieder aufgelassen, da es schon angezündet worden ist und es eine Reihe von anderen Protesten/Zwischenfällen gab.
Wie sieht es denn die Bevölkerungsmehrheit in Österreich?
In Deutschland, denke ich, ist man gegenüber Flüchtlingen noch immer eher positiv eingestellt, auch wenn die Haltung, mehr Flüchtlinge aufzunehmen, inzwischen sinkt, was jedoch wohl eher auf die sogenannten Armutsflüchtlinge zutrifft. Gegenüber Bürgerkriegsflüchtlingen herrscht nach meinem Kenntnisstand hohe Toleranz, auch wenn man natürlich auch in Deutschland leider nicht wenige Arschlöcher hat, die Flüchtlingsheime oder Flüchtlinge angreifen. Dabei ist es übrigens egal, ob Bürgerkriegs- oder "Armutsflüchtling", wer Menschen attackiert ist sowieso ein Arschloch. Aber gerade wenn Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen sind, hier im "sicheren Hafen" mit Brandsätzen angegriffen werden, dann packt mich tatsächlich die kalte Wut.
Thalon hat geschrieben:Naja, ein Arbeitsverbot für Asylbewerber drängt diese Menschen an den Rand unserer Gesellschaft, gleichzeitig erwartet genau diese Gesellschaft, dass die an den Rand Gedrängten sich zu integrieren haben (häufig mit einem gefühlten gefälligst dabei). Das ist ein Widerspruch und ein ziemlich hirnrissiger obendrein.
Die Forderung nach Integration ist berechtigt. Aber dass es dann widersinnig ist, der Integration von der Seite des Staates aus Steine in den Weg zu legen, ist natürlich richtig. Allerdings weiß ich nicht genau, warum es dieses Arbeitsverbot eigentlich gibt. Weiß das jemand?
Suilujian hat geschrieben:Ich weiss ja nicht... meine Erfahrung ist eher, dass die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Immigranten im Allgemeinen höher ist, wenn sie häufig Kontakt mit diesen hat. Angst vor Immigranten haben doch vor allem diejenigen, für die Immigranten anders sind - und nicht der nette Nachbar Ivan oder der fähige Mitarbeiter Ahmed. Pegida ist ja auch nicht in Berlin-Neukölln oder München-Hasenbergl aufgekommen, sondern in Dresden
Naja, das mag auf der einen Seite sicherlich zutreffen, aber gemachte Erfahrungen, seien sie selbst oder mittelbar im Freundes- und Bekanntenkreis erlebt, sind auch nicht zu unterschätzen. Außerdem trifft das vice versa auf Befürworter von "macht die Grenzen für alle auf" zu; damit meine ich insbesondere ein gewisses politisches Klientel, das sehr gern Leuten, die "aus der Praxis erzählen" gewisse Vorwürfe machen.

Ich habe zehn Jahre in der Dortmunder Nordstadt gewohnt und da wird man nicht gerade zum unkritischen Anhänger von Multi-Kulti. Man lernt auf der einen Seite, dass die meisten Migranten natürlich ganz normale Menschen sind, die einfach nur in Frieden leben möchten. Man lernt neue kulturelle Dinge kennen und erkennt, dass man vor Menschen, nur weil sie aus einem anderen Kulturkreis kommen, keine Angst haben muss.

Auf der anderen Seite erfährt man aber auch, was es bedeuten kann, selbst Opfer von Rassismus zu werden. Viele möchten es am liebsten ignorieren, andere wiederrum möchten es instrumentalisieren, um ihren eigenen Rassismus gegen Zuwanderer begründen zu können, aber man muss einfach auch feststellen, dass es Rassismus von Zuwanderern gegen Einheimische gibt. Oder dass es in manchen Kreisen Schwierigkeiten hinsichtlich der Emanzipation und Selbstbestimmung der Frau oder der Akzeptanz gegenüber Homosexuellen gibt. Sicherlich, diese gibt es auch bei Deutschen, aber nach meinem Kenntnisstand ist dieses Gedankengut in gewissen Kreisen deutlich stärker verbreitet.

Worauf ich eigentlich hinausmöchte ist, dass Angst vor manchen Migranten, i.d.R. junge Männer, durchaus berechtigt sein kann. Gleichwohl rechtfertigt natürlich nichts eine generelle Feindseligkeit gegen Migranten oder Flüchtlinge.

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@talron
Nein, die 5-7 Cent sind schon die Kosten pro Erwerbstätigen. Also das was es mich (und andere) persönlich kostet.

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Re: Flüchtlingsthread

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Suilujian hat geschrieben: Ich weiss ja nicht... meine Erfahrung ist eher, dass die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Immigranten im Allgemeinen höher ist, wenn sie häufig Kontakt mit diesen hat. Angst vor Immigranten haben doch vor allem diejenigen, für die Immigranten anders sind - und nicht der nette Nachbar Ivan oder der fähige Mitarbeiter Ahmed. Pegida ist ja auch nicht in Berlin-Neukölln oder München-Hasenbergl aufgekommen, sondern in Dresden
Da kann ich dir aber auch ganz andere Dinge erzählen.

Ich habe mich mal mit einem ehemaligen ungarischen Polizisten unterhalten. Er hatte in Ungarn ständig mit Roma zu tun und seine Aussagen über diese Gruppe waren dermaßen schlimm, dass man es sich kaum vorstellen kann.

Dann kenne ich noch jemanden, der Asylanträge bearbeitet und dessen Meinung über Flüchtlinge ist auch alles andere als freundlich.

Es kommt einfach darauf an, welche Seite man betrachtet und welchen Anschein es für den Beobachter macht. Denn es kann schon sein, dass Menschen tagsüber freundlich lächeln und grüßen, während sie sich nachts den Schädel einschlagen. (Diese Aussage beschränkt sich nicht auf irgendwelche Gruppen, sondern ist allgemein zu verstehen.)

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Suilujian
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Suilujian »

Ich glaube dir diese Anekdoten sofort - worauf ich mich bezog war aber der statistische Effekt (der sich bei Wahlen, Abstimmungen und auch der Verbreitung bestimmter politischer Bewegungen problemlos nachvollziehen lässt). Meine Behauptung war nie dass Kontakt mit Einwanderern automatisch immer positive Konnotationen hervorruft oder dass jeder der mit Migranten zu tun hat diese für völlig unproblematisch hält. Ich kann viele von sagistas Erfahrungen da nur unterschreiben. Aber im Allgemeinen (im Gegensatz zu jedem Einzelfall) scheint der Kontakt mit Migranten die Akzeptanz diesen gegenüber zu vergrössern.

Thargunitoth
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Thargunitoth »

Im Allgemeinen hat es definitiv den Anschein, allerdings würde ich die Situation nicht so einfach pauschalisieren. Genauso wie es gut integrierte, produktive Migranten gibt, gibt es Problemfälle und hier ist es schwierig jemandem etwas vorzuwerfen, dass er keine starke Migration will, weil er die Probleme, die sich daraus ergeben nicht haben will.

Denn Migration kann gesteuert werden und ist nicht per se gut oder schlecht.

Das Problem mit dem Anschein ist aber auch ein ganz anderes. Pegida hat sich wie gesagt in Dresden entwickelt und nicht in Neuköln, das kann ganz einfache Gründe haben.

1.) Dresden hat noch sehr viel mehr die Wahl ob sie einen hohen Migrantenanteil haben wollen oder nicht. In Neuköln ist der Zug da schon längst abgefahren.

2.) Was wären in Neuköln die Konsequenzen, wenn dort eine solche Demonstration stattfindet?

- Die Migranten mit denen man befreundet ist, werden sich ordentlich auf die Füße getreten fühlen, da sie sich immernoch zu der Gruppe der Migranten zugehörig fühlen, d.h. aus persönlichen Gründen sollte man eigentlich nicht mitmachen, da wahrscheinlich jeder in Berlin solche Menschen kennt.

- Die Muslime würden sich massiv diskriminiert fühlen und die Anzahl gewalttätiger Auseinandersetzungen würde extrem ansteigen.

D.h. es macht für die Berliner, die darüberhinaus ja sowieso eine sehr starke multi-kulti Mentalität an den Tag legen, absolut keinen Sinn einen Pegidaableger zu gründen. Sie würden weder ihr Ziel erreichen können, noch würde der Versuch im Verhältnis zu den Konsequenzen stehen.

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Grinder
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Grinder »

Thargunitoth hat geschrieben: D.h. es macht für die Berliner, die darüberhinaus ja sowieso eine sehr starke multi-kulti Mentalität an den Tag legen, absolut keinen Sinn einen Pegidaableger zu gründen. Sie würden weder ihr Ziel erreichen können, noch würde der Versuch im Verhältnis zu den Konsequenzen stehen.
In Kontext von Pegida und anderen Grundschulabsolventen GMV anzulegen, ist schon eine sehr interessante Vorgehensweise. :lol:

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

sagista hat geschrieben:Aber nicht jeder Fluchtgrund ist auch ein Asylgrund, von daher denke ich, dass es gut ist, dass immer mehr Parteien gewillt sind, die Anzahl der sogenannten sicheren Herkunftsländer zu erhöhen. Das bedeutet freilich nicht, dass in diesen Ländern dann alles in Ordnung ist - die Diskriminierung der Roma ist und bleibt in Osteuropa ein drängendes Problem - aber all diese Länder sind auf den Weg nach Europa oder sind schon da. Daher müssen sie auch mit ihren Minderheiten entsprechend umgehen lernen, ansonsten haben sie nichts in Europa zu suchen.
Was, weiter gedacht, bedeutet, dass

1. die Herkunftsländer des Balkans in der EU nichts zu suchen haben, ergo keine sicheren Herkunftsländer sind, und

2. solche Flüchtlinge aus dem Balkan demnach tatsächlich einen legitimen Grund haben, hier Asyl zu suchen. Oder?
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von sagista »

Nicht wirklich.
Die extrem niedrige Anerkennungsquote spricht eher dagegen.
Wie gesagt, nicht jeder Fluchtgrund ist ein Asylgrund, das ist relativ klar festgelegt.
Die Einstufung als sichere Herkunftsländer bedeutet nicht zwingend EU-Tauglichkeit. Auch ein "sicheres Herkunftsland" kann die Maßstäbe, die an ein EU-Beitrittsland gestellt werden, verfehlen.

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

sagista hat geschrieben:Nicht wirklich.
Die extrem niedrige Anerkennungsquote spricht eher dagegen.
Wie gesagt, nicht jeder Fluchtgrund ist ein Asylgrund, das ist relativ klar festgelegt.
Die Einstufung als sichere Herkunftsländer bedeutet nicht zwingend EU-Tauglichkeit. Auch ein "sicheres Herkunftsland" kann die Maßstäbe, die an ein EU-Beitrittsland gestellt werden, verfehlen.
OK, den letzten Punkt verstehe ich. Aber die Ausgrenzung und teilweise Verfolgung der Sinti und Roma ist ein legitimer Fluchtgrund. Auch wenn deutsche Politiker hier den bequemen Weg gehen und die Balkanstaaten per Definition zu sicheren Herkunftsländern erklären möchten, Organisationen wie Amnesty International sehen das deutlich anders.
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von sagista »

Natürlich sehen Organisationen wie Amnesty International das anders, alles andere wäre auch sehr verwunderlich. Gleichwohl ist es ja offenkundig so, dass die Anerkennungsrate in den sogenanten Westbalkanstaaten auch ohne die Einstufung als sichere Herkunftsländer verschwindend gering ist; eine Einstufung als sicheres Herkunftsland beschleunigt lediglich die Verfahren und ermöglicht eine Fokussierung der Bemühungen auf jene, die diese noch dringender benötigen. Die Ausgrenzung und Verfolgung der Sinti und Roma ist natürlich ein nachvollziehbarer Fluchtgrund dieser Menschen, aber augenscheinlich kein Asylgrund. Wenn man teilweise das Chaos bei der Flüchtlingsunterbringung betrachtet, erscheint es durchaus angezeigt, den Fokus auf die Menschen zu richten, bei denen wahrscheinlich wirkliche Asylgründe vorliegen.

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

sagista hat geschrieben:Natürlich sehen Organisationen wie Amnesty International das anders, alles andere wäre auch sehr verwunderlich. Gleichwohl ist es ja offenkundig so, dass die Anerkennungsrate in den sogenanten Westbalkanstaaten auch ohne die Einstufung als sichere Herkunftsländer verschwindend gering ist;
Das gilt aber auch nur für Deutschland.
In der Schweiz erhielten 2014 rund 37 % der serbischen und 40% der kosovarischen Antragsteller einen Schutzstatus. Finnland gewährte 43% der Flüchtlinge aus dem Kosovo Schutz. In Frankreich wurden 20% und in Belgien 18% der Schutzsuchenden aus Bosnien und Herzegowina, in Großbritannien 18% der albanischen Asylsuchenden als schutzbedürftig eingestuft.
Quelle

Der Durchschnitt aus diesen sechs Prozentzahlen ist 29,3%. Also ganz grob betrachtet werden im Schnitt in diesen fünf Ländern (Schweiz, Finnland, Frankreich, Belgien und Großbritannien) ein Drittel aller Flüchtlinge als schutzbedürftige Asylsuchende angesehen (und in Finnland reden wir sogar von fast der Hälfte). Ich denke genau deshalb, dass sich die deutsche Politik die Sache viel zu einfach macht. Und du dir auch, wenn du dieser Linie folgst.
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Nova »

Salix Lowanger hat geschrieben: 1. die Herkunftsländer des Balkans in der EU nichts zu suchen haben, ergo keine sicheren Herkunftsländer sind, und

2. solche Flüchtlinge aus dem Balkan demnach tatsächlich einen legitimen Grund haben, hier Asyl zu suchen. Oder?
Das ist kein Widerspruch. Der absolute Großteil der Welt hätte in der EU nichts zu suchen. Die EU ist eben auch ein wirtschaftlicher Elite-Club. Aber nur weil man nicht in die EU kommt, heißt das noch lange nicht, dass im Land Krieg oder Verfolgung herrschen. Und wirtschaftliche Chancenlosigkeit im Heimatland ist kein Asylgrund.

Die Standards für "dürfte in die EU" und "ist ein sicheres Herkunftsland" sind nun mal verschieden, und das ist auch vernünftig so.

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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Salix Lowanger »

@Nova: Ich hatte weiter oben schon geschrieben, dass ich den Punkt einsehe. Trotzdem denke ich, dass (wie auch die Zahlen anderer Staaten zeigen) durchaus etliche der Flüchtlinge aus dem Balkan tatsächlich verfolgt werden.

Und ganz nebenbei: Deutschland profitiert auch von den so genannten Wirtschaftsflüchtlingen. Deutschland hat in den 60ern und 70ern auch von den so genannten "Gastarbeitern" profitiert. Auch diese haben wegen Arbeitslosigkeit ihre Heimat verlassen, um sich hier ein wirtschaftlich gesichtertes Leben aufzubauen, oder?
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Talron »

Salix Lowanger hat geschrieben: Der Durchschnitt aus diesen sechs Prozentzahlen ist 29,3%. Also ganz grob betrachtet werden im Schnitt in diesen fünf Ländern (Schweiz, Finnland, Frankreich, Belgien und Großbritannien) ein Drittel aller Flüchtlinge als schutzbedürftige Asylsuchende angesehen (und in Finnland reden wir sogar von fast der Hälfte). Ich denke genau deshalb, dass sich die deutsche Politik die Sache viel zu einfach macht. Und du dir auch, wenn du dieser Linie folgst.
Dann suche dir doch einmal die Absolutzahlen. Das ist schlicht und ergreifend eine nicht sonderlich ehrliche Art zu argumentieren.

Ganz ehrlich, wenn mir ein Typ mit sowas käme würde ich sagen:
Ja, finde ich auch. Das britische Asylrecht ist wesentlich besser als das Deutsche! Wir sollten uns genauso verhalten wie GB.

Zum Kosovo
http://www.welt.de/politik/ausland/arti ... iehen.html
Aber wieviel Freundschaft einem Entgegenschlägt wenn man sowas angeht, dass sieht man ja gerade in Griechenland....

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Gubblinus
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Re: Flüchtlingsthread

Ungelesener Beitrag von Gubblinus »

Nur eine "Sachverhaltsdarstellung", und ohne es zu bewerten (hab mir nur die letzte Seite an Comments durgelesen, sollte das schon jemand angemerkt haben, einfach ignorieren :) ): Es ist nicht nur in Deutschland die Anerkennung von Kosovaren in Asylverfahren sehr gering:
Österreich hat den Kosovo als sicheres Herkunftsland eingestuft. Es werden fast alle Asylanträge von Kosovaren abgelehnt (es kommt also nicht zum Asylverfahren).
Es gibt trotzdem Einzelfälle bei denen ein Asylverfahren eingeleitet wird und auch Asyl gewährt wird. Das widerspricht sich nicht, solange der Antragsteller schwerwiegende Gründe hat.

Meiner Meinung nach sollte man auch diskutieren warum es überhaupt Flüchtlinge gibt die fliehen, bzw Wirtschaftsflüchtlinge gibt. Das hat alles etwas mit Ausbeutung und dem Spiel von Mächten zu tun die ein einzelner nicht mehr kontrolliert. Das bedarf aber alles einer internationalen Lösung, die ich nicht kommen sehe.

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