Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

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Talasha
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talasha »

@Olvir
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StipenTreublatt
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von StipenTreublatt »

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/qabe ... 74464.html
Alles verschlüsseln, immer: Eine Software-Firma aus Hannover will sichere Kommunikation alltagstauglich machen. Ihr Open-Source-Programm Qabel soll Geheimdiensten das Ausspähen schwer machen. Nun bitten die Entwickler um Hilfe.
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Snowi
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Snowi »

äh, ja ...und die, die sich da auf diesen Aufruf melden, sind alles ehrliche Entwickler, die ganz bestimmt keine Absicht haben, da irgendwelche Hintertürchen einzubauen :rolleyes:

oh, was haben wir denn hier?
Spiegel hat geschrieben:Wie jeder andere Provider in Deutschland muss auch Qabel eine Abhörschnittstelle einbauen, damit Strafverfolger Daten abgreifen können. Das schreibt der Paragraf 110 des Telekommunikationsgesetzes vor.
:devil:

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Gorbalad
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Darauf folgt allerdings:
"Allerdings kommen die Daten der User als unlesbare Bithaufen aus der Abhörschnittstelle und sind somit absolut unbrauchbar", schreiben die Macher. Um das zu beweisen, wird die Schnittstelle, die eigentlich nur Ermittlern vorbehalten ist, jedem frei im Netz angeboten
Da das Ganze ja erstmal nur ein Konzept ist, kann man es noch nicht so recht beurteilen. Möglicherweise wird diese 'Schnittstelle' auch von den Gerichten nicht akzeptiert.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man da noch einiges an 'Kinderpornoraubmordkopierterroristen!'-Gegenpropaganda hören wird.

Jedenfalls soll das Ding Open Source werden, was mMn die einzige Möglichkeit ist, Vertrauen zu schaffen. Es reicht aber auch noch nicht, siehe Heartbleed usw.
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Talron
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

@Gorbalad
Wobei ich glaube, dass das Problem für die Software nicht von Gerichten droht, sondern, dass sie eher am Markt scheitern wird. (Wie soll man denn argumentieren? Du kannst doch auch jetzt dein Zeug verschlüsseln. Das macht jede Schnittstelle nach diesem Paragraphen "sinnlos".)
Es ist sicherlich geil voll gegen die NSA zu sein, aber dann kein Apple Smartphone zu nutzen? Das ist doch schon fast eine unmenschliche Einschränkung...
Da schimpft man doch lieber auf die Regierung, die etwas tun sollte. Da muss man keine Einschränkungen hinnehmen. (Es bringt auch nichts weil die Regierung im Prinzip gar nichts tun kann, aber das bedeutet doch nur, dass es gleich zweifach "umsonst" ist und man kein Risiko eingeht. Man gibt nichts auf um nichts zu veränderen und hat ein gutes Gefühl...Gewinn auf der ganzen Linie)

Wenn sie Glück haben, können sie das als IT-Lösungen an Konzerne verkaufen. Wäre ihnen zu wünschen...

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

@Talron: Nachdem Gerichte auch Adobes PDF-Schutz als 'wirksamen Schutz' betrachten, muss man da mit allem rechnen :)

Aber auch wenn die Kommunikation selbst verschlüsselt abläuft, gibt es immer noch Metadaten (Sender, Empfänger, Menge, Zeitpunkt, Dauer, ...), die man über die Schnittstelle bekommt.
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

@Gorbalad
Aber mit irgendwas muss man am Ende eben leben. Wenn du keine Metadaten in einer digitalen Welt hinterlassen willst, dann verwende eben die entsprechenden Geräte nicht...
Das ganze kommt mir etwas so vor, als würde man sich dafür einsetzen doch bitte die ganze Welt zu asphaltieren, damit ich nirgends Fußabdrücke hinterlassen kann....

Ich bin mir nicht so ganz sicher was das jetzt mit dem Schutz von PDFs zu tun hat und warum der nicht als sicher gelten sollte oder welches Kriterium man hier nun anzweifeln will....
(Mit sowas bin ich sehr vorsichtig geworden, denn viele der "aber man kann doch" Argumentationen funktionieren auch gegen z.B. Sicherheitsgurte...)
Oder kurz: Man muss nicht jedes Toilettenhäuschen mit einer Atombombe sichern.

Snowi
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Snowi »

Talron hat geschrieben:Wenn du keine Metadaten in einer digitalen Welt hinterlassen willst, dann verwende eben die entsprechenden Geräte nicht...
stimmt so - leider - nicht mehr. Mittlerweile muss nur irgendjemand in deinem Umfeld das entsprechende Gerät bedienen...

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

Ich wollte nur darauf hinweisen, dass man, selbst wenn diese Software wirklich keine Hintertüren hat und ihre Verschüsselung sicher ist, immer noch Metadaten hinterlässt.
Und das kann genug sein, um von den USA getötet zu werden.

Der 'Schutz' Adobes PDF besteht im Prinzip nur aus einigen Flags, die definieren, was man mit dem PDF tun darf oder nicht. Acrobat Reader beachtet sie, manche alternative Reader nur teilweise oder gar nicht. Dennoch gilt das laut üblicher Rechtsprechung als 'wirksamer Schutz'.
Insofern kann ich mir durchaus vorstellen, dass eine Klage gegen diese Schnittstelle vor Gericht erfolgreich sein kann.
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

@Gorbalad
Der 'Schutz' Adobes PDF besteht im Prinzip nur aus einigen Flags, die definieren, was man mit dem PDF tun darf oder nicht. Acrobat Reader beachtet sie, manche alternative Reader nur teilweise oder gar nicht. Dennoch gilt das laut üblicher Rechtsprechung als 'wirksamer Schutz'.
Insofern kann ich mir durchaus vorstellen, dass eine Klage gegen diese Schnittstelle vor Gericht erfolgreich sein kann.
Wie gesagt, ich kenne die Details nicht und das mag zwar alles sehr absonderlich klingen, aber ich kann mir vorstellen, dass es schon seine berechtigung hat. Die Frage ist eben was "wirksamer Schutz" juristisch bedeutet.
Einige Maßnahmen können lächerlich gering wirken, aber dennoch die Definitionen erfüllen.

Was das mit einer möglichen Klage gegen einen Provider zu tun haben könnte erschließt sich mir nicht so ganz.
Hier müsste man ja eher argumentieren, dass der Zugang nicht ausreichend ist. Ich meine man kann ja den Provider nicht dazu zwingen, dass sein Kunde bitte interessante Informationen sendet. Also wenn du schon kein Verbrechen planst bitte Telefonsex mit Bild, aber natürlich nur wenn die entsprechenden ästhetischen "Mindeststandarts" erfüllt sind...

Das sich das Verfassungsgericht manchmal nicht so ganz am Grundgesetz sondern eben eher an der politischen Stimmung, der eigenen Einstellung und dem Nutzen zu orientieren scheint, kann man eher an anderen Bereichen sehen. (Wobei ich dort eher mit den Urteilen übereinstimme...)

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von StipenTreublatt »

Spionage: 200 US-Geheimdienstler spionieren offiziell in Deutschland

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 75285.html
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von StipenTreublatt »

Wikileaks: Handelsabkommen TISA gefährdet Datenschutz

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 35503.html
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von StipenTreublatt »

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 35190.html
[...] gebe etwa Dänemark der NSA Zugriff auf abgefangene Daten unter der Maßgabe, dass dänische Daten herausgefiltert werden. Deutschland wiederum gewähre Zugriff auf das andere Ende des Unterseekabels, hier unter Maßgabe dass Deutsche nicht ausspioniert werden. Während also alle vorgeben, sich an die Gesetze zu halten, ist die Überwachung trotzdem komplett.
Eine Geheimdienst-Allianz zum Zwecke der Totalüberwachung also. :(
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Radames »

Der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH) hat nun endlich die Gesetze zur Voratsdatenspeicherung aufgehoben, mit der Begründung, dass eine flächendeckende, verdachtsunabhängige Speicherung der Verkehrsdaten nahezu aller Bürger nicht mit den Grundrechten (insb Datenschutz und Privatsphäre) vereinbar ist. Da die Regierung bei uns nach dem entsprechenden Urteil des EuGH keinerlei Veranlassung sah, die entsprechenden gesetze aufzuheben, ist es ein besonderer Triumph für alle, die daran gearbeitet haben, dass der VfGH dieses Erkenntnis nicht erst wie erwartet im Herbst, sondern schon 15 Tage nach der mündlichen Verhandlung verkündet hat. Aktuell gibt es erst die Presseaussendung, das Urteil wird erst veröffentlicht:
Zum Nachlesen
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von StipenTreublatt »

Psychologie-Experiment: Facebook manipulierte Newsfeeds von 690.000 Nutzern

http://www.spiegel.de/netzwelt/web/face ... 78147.html

"Wir manipulieren die sowieso, also schadet ein wenig mehr auch nicht."
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Talron
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

Was ich an dieser Geschichte besonders erschreckend finde ist, dass es anscheinend niemandem aufgefallen ist. "Äh, warum stehen denn auf der Seite andere (mehr) Beiträge als im Newsfeed...

Eulenspiegel
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Eulenspiegel »

Das ist aber normal und war auch schon vorher so:

Wenn jemand 200 Facebook-Freunde hat, von denen die Hälfte etwa täglich etwas postet, dann wären das 100 News pro Tag.

Facebook hatte im Vorfeld bereits angekündigt, dass es nichts bringt, alle News zu posten. Stattdessen würden sie einen Algorithmus entwickeln, so dass täglich nur etwa die 10 interessantesten News angezeigt werden. (Das heißt, für Leute, deren Facebook-Freunde zusammen weniger als 10 News pro Tag produzieren, ändert sich nichts.)
Das wurde bereits vorher offiziell bekannt gegeben und stieß auch bei der Facebook-Gemeinde auf keine große Ablehnung.

Nur die Details, wie dieser Algorithmus genau arbeitet, wurde nicht bekannt gegeben. Was auch nicht verwunderlich war, da er sich ja (angeblich?) noch in Entwicklung befand.

Benutzer 3205 gelöscht

Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Benutzer 3205 gelöscht »

Wer anonymisieren will, wird deanonymisiert hat geschrieben:Ironischerweise sind es nach den speziellen Regeln, die NDR und WDR vorliegen, also ausgerechnet Personen mit dem Wunsch nach Anonymisierung, die zum Ziel der NSA werden. In den Augen des Geheimdienstes: Extremisten. Das ist keine Rhetorik, keine journalistische Zuspitzung. Der Begriff befindet sich sogar in der Kommentarspalte des Quelltexts, notiert von Programmierern der NSA.

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Talron
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

@Cattivo von Aravanadi
Überraschend? Wohl eher nicht. Es ist vielmehr offensichtlich, dass man aufgrund der besseren Datenverabrbeitungsmöglichkeiten die Raster wesentlich breiter anlegen kann als noch bei der Rasterfahndung gegen die RAF in Deutschland.
Das macht die ganze Sache ja so effektiv.

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Radames
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Radames »

Überraschend natürlich nicht. Die ganze NSA-Sache war nur für diejenigen überraschend, die sich nie mit der Materie befasst haben (nur kamen erstmals offizielle Dokumente an die Öffentlichkeit, das ist durchaus ein bemerkenswerter Qualitätsunterschied).
Aber es ist zu hinterfragen, wieso eine Behörde davon ausgeht, dass das Ausleben eines der uns zustehenden Menschenrechte (Privatsphäre bzw in Europa das Menschenrecht auf Datenschutz) und zu Extremisten macht. Das ist zwar großteils eine rethorische Frage, denn ein Geheimdienst ist die institutionalisierte Paranoia. Aber solche Details helfen eventuell die uninformierte Öffentlichkeit über das konkrete Welt- und Menschenbild der NSA aufzuklären (womöglich auch in den USA). Wenn man dem nun so einige nicht einmal annähernd dubiose Nutzung des Tor-Netzwerks gegenüberstellt, sieht man schnell, wie lächerlich das Ganze wird:
Ein Freund hatte vor einiger Zeit ein Halbjahres-Praktikum an der Außenstelle der Wirtschaftskammer Österreich in Shanghai (aus völkerrechtlichen Gründen in "zweifelhafteren" Ländern als teil des Konsulats organisiert, damit auch unter dem völkerrechtlichen Schutz des Konsulats stehend). Wenn man dort auf die Rechtsdatenbank der Europäischen Union zugreifen will, wird man in China von den zensoren geblockt. Da sind schließlich so staatsgefährende Dinge drin wie im EU-Vertrag die Festschreibung der EU als Raum der Sicherheit und des Rechts, oder die EU-Grundrechts-Charta.
Klassischerweise wird dort (also an einer Stelle des Konsulats) für so ziemlich jeden Zugriff auf das Internet außerhalb Chinas dann das Tor-Netzwerk genutzt. Wer die WKÖ kennt, weiß, dass daran nicht das geringste auch nur irgendwie extremistisch ist.

Und naturgemäß ist das eine rein anekdotische Argumentation, aber von Seiten der Überwachungsbefürwortern kommen auch keine empirischen Studien. Nur ist bekannt (sorry, keine Quellenangabe, ist mehrere Jahre her, das gelesen zu haben), dass viele Iraner und Chinesen ohnehin Tor nutzen, um die eine oder andere Blockade zu umgehen. Das Problem ist, dass somit die NSA Demokratiebewegungen oder eben demokratieaffine Einwohner von Ländern als Extremisten einstuft, genau jene Leute aber, die man in der generellen Außenpolitik zum Thema Demokratie und Menschenrechte als Hoffnungsträger sieht.
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talasha »

Noch fragen wie der arabische Frühling in Saudi Arabien und den Emiraten sofort niedergewalzt werden konnte?
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Varana
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Varana »

Öh, ja - was hat das mit dieser Meldung zu tun?

In den VAE gab es gar nichts zum Niederwalzen. Dort hat der Arabische Frühling nicht stattgefunden.

In Saudi-Arabien wurde auch vergleichsweise wenig gewalzt, da wurden ganz konventionell Demonstranten verhaftet, Proteste verboten und dann ein paar Ölmilliarden auf die Bevölkerung ausgeschüttet.

Es reicht völlig, der NSA das vorzuwerfen, woran sie auch wirklich schuld ist. ;)

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talasha »

Stimmt mein Fehler Bahrain gehört nicht zu den VAE.
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von StipenTreublatt »

XKeyscore-Quellcode: Tor-Nutzer werden von der NSA als Extremisten markiert und überwacht

http://www.heise.de/newsticker/meldung/ ... 48328.html

Untersuchungsausschuss im Bundestag: US-Informant vergleicht NSA mit einer Diktatur

http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 79062.html

Man nehme dazu noch die alte Meldung, dass Demonstrationen als "low level terrorism" eingestuft werden, und man sieht recht deutlich, was für Leute das sind.
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

@Radames
Der Punkt ist: Warum nicht? Das kostet effektiv ja so gut wie nichts.
Das hat wenig mit deren Menschenbild oder deren Einstellung zu tun.
Das hängt schlicht daran, dass ein entsprechende Algorithmus die Arbeit von tausenden Agenten für ein apple und ein Ei erledigen kann. Wieviel Datan prodzieren die "Abgehörten" Personen schon? Die werden wohl nicht alle täglich einen bebilderten Roman verschicken oder sich in Comicbänden mitteilen.
Tor infiltrieren musst du ja so oder so. Und wenn man schon mal drinn ist, dann kann man auch die Bude ausräumen.

Was mich langsam echt schockt ist, dass ich noch über die Leute gelacht habe die gesagt haben, dass wir uns schon bald Bush zurückwünschen...
Viel fehlt wirklich nicht mehr. (Es geht dabei bei Leibe nicht nur um die NSA. Das er mal eben in einem Nebenstreich die Arbeit von Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen in einigen Regionen fast unmöglich gemacht hat ist da so ein weiterer Punkt.)

@Talasha
Dir ist klar, das Bahrain wirklich eine Menge Erfahrung in der Unterdrückung seiner Schiitischen Mehrheitsbevölkerung hat, oder?

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Radames »

Talron hat geschrieben:@Radames
Der Punkt ist: Warum nicht? Das kostet effektiv ja so gut wie nichts.
Das ist aber kein Argument, wenn es um Einschränkung der Grundrechte geht. Es "kostet" ja auch nichts, keine Rechtsmittelinstanzen bei Gerichtsverfahren zuzulassen, spart im Gegenteil sogar Geld. Dennoch sind nachgelagerte Instanzen ein integraler Bestandteil eines fairen Gerichtsverfahrens, auf das die Menschen ein Grundrecht haben.
Talron hat geschrieben:Das hat wenig mit deren Menschenbild oder deren Einstellung zu tun.
Das hat sogar sehr viel mit dem Menschenbild zu tun, denn da kommt der grundlegende Verdacht auf, dass jeder, dem Privatsphäre wichtig genug ist, eine minimal aufwändige Privatisierungsmaßnahme zu ergreifen schon eine potentielle Bedrohung ist. Da sind wir dann - wie bei anderen Maßnahmen (zB der Vorratsdatenspeicherung oder Sammlung und Übermittlung von PNR-Daten) - ganz nah daran, dass ein jeder verdächtig ist, obwohl grundsätzlich die Unschuldsvermutung gilt. Ja, in Rechtsstaaten gilt, dass jeder unschuldig ist, solange seine Schuld nicht gerichtlich erwiesen ist.
Deshalb gibt es grundsätzlich richterliche Kontrolle bei Überwachungsmaßnahmen im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren, deshalb haben Verdächtige (und andere Personen an denen ermittlungstechnisches Interesse besteht) auch ein Interesse an und das Recht auf einen Schutz ihrer Daten vor Zugriff von nicht mit konkreten Verfahren befassten Personen (wie Medien, Verwandte etc). Alles von unseren Grundrechten (aka "Menschenrechten") abgeleitet, insbesondere denen auf Privatsphäre (in Deutschland auch zum Teil mit dem Grundrecht auf "informationelle Selbsbtbestimmung" abgedeckt) und ein faires Verfahren.
Mache ich mich verdächtig, wenn ich auf ein Briefkuvert keinen Absender raufschreibe, und das Kuvert zuklebe, damit nicht sofort ersichtlich ist, von wem die Sendung kommt, und was der Inhalt ist?
Was für ein Menschenbild hat der Staat, wenn er grundsätzlich jeden verdächtigt?

Das ist eine äußert relevante Frage, eine mit großer gesellschaftspolitischer Bedeutung.
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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talasha »

Talron hat geschrieben:
@Talasha
Dir ist klar, das Bahrain wirklich eine Menge Erfahrung in der Unterdrückung seiner Schiitischen Mehrheitsbevölkerung hat, oder?
Ja, und das die Saudis von der NSA beliefert werden.
Sir Isaac Newton ist der tödlichste Bastard im ganzen Weltraum!

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Talron »

Radames hat geschrieben:
Talron hat geschrieben:@Radames
Der Punkt ist: Warum nicht? Das kostet effektiv ja so gut wie nichts.
Das ist aber kein Argument, wenn es um Einschränkung der Grundrechte geht. Es "kostet" ja auch nichts, keine Rechtsmittelinstanzen bei Gerichtsverfahren zuzulassen, spart im Gegenteil sogar Geld. Dennoch sind nachgelagerte Instanzen ein integraler Bestandteil eines fairen Gerichtsverfahrens, auf das die Menschen ein Grundrecht haben.
Zunächst sind die Rechtsmittelinstanzen bei Gerichtsverfahren zumindest in Deutschland schon ziemlich eingeschränkt. Sonst gäbe es ja wohl keine falschen Verurteilungen die Jahre brauchen um mal in Revision zu gehen. Also ja, auch dort ist der monetäre Kostenfaktor eine entscheidende Rolle.
Desweiteren würde der von dir vorgeschlagene Weg natürlich Kosten verursachen. Faktisch würde das ganze System nicht mehr funktionieren. Das ist aber bei der NSA NICHT gegeben. Ich sage nicht, dass das die NSA "gut" macht. Aber man sollte sich dieser doch sehr elementaren Unterschiede bewusst sein. Das größte Problem an der NSA debatte ist doch, dass man so tut, als würde die NSA eigentlich gegen ihre eigenen Interessen handeln. Das tut sie aber eben nicht. Sie handelt verdammt effizient und innerhalb ihrer Interessen. (Bzw der Amerikanischen Interessen)
Talron hat geschrieben:Das hat wenig mit deren Menschenbild oder deren Einstellung zu tun.
Das hat sogar sehr viel mit dem Menschenbild zu tun, denn da kommt der grundlegende Verdacht auf, dass jeder, dem Privatsphäre wichtig genug ist, eine minimal aufwändige Privatisierungsmaßnahme zu ergreifen schon eine potentielle Bedrohung ist. Da sind wir dann - wie bei anderen Maßnahmen (zB der Vorratsdatenspeicherung oder Sammlung und Übermittlung von PNR-Daten) - ganz nah daran, dass ein jeder verdächtig ist, obwohl grundsätzlich die Unschuldsvermutung gilt. Ja, in Rechtsstaaten gilt, dass jeder unschuldig ist, solange seine Schuld nicht gerichtlich erwiesen ist.
Das ist nicht der Punkt. Du machst hier schon den ersten Fehler in dem du in Kategorien wie "schuldig" oder "unschuldig" denkst. Die Kategorien sind aber "interessant" und "uninteressant".
Die NSA ist ein Geheimdienst der USA. Deutsche haben nunmal keine Bürgerrechte in den USA. Diesen Wertekonflitk den du hier heraufbeschwören möchtest gibt es in diesem Fall einfach nicht.
Warum soll sich ein ausländischer Geheimdienst an deutsches oder österreichisches Recht halten? (Vorallem am Ende noch auf amerikanischen Boden (wenn dort die Server stehen))

Deshalb gibt es grundsätzlich richterliche Kontrolle bei Überwachungsmaßnahmen im strafrechtlichen Ermittlungsverfahren, deshalb haben Verdächtige (und andere Personen an denen ermittlungstechnisches Interesse besteht) auch ein Interesse an und das Recht auf einen Schutz ihrer Daten vor Zugriff von nicht mit konkreten Verfahren befassten Personen (wie Medien, Verwandte etc). Alles von unseren Grundrechten (aka "Menschenrechten") abgeleitet, insbesondere denen auf Privatsphäre (in Deutschland auch zum Teil mit dem Grundrecht auf "informationelle Selbsbtbestimmung" abgedeckt) und ein faires Verfahren.
Mache ich mich verdächtig, wenn ich auf ein Briefkuvert keinen Absender raufschreibe, und das Kuvert zuklebe, damit nicht sofort ersichtlich ist, von wem die Sendung kommt, und was der Inhalt ist?
Was für ein Menschenbild hat der Staat, wenn er grundsätzlich jeden verdächtigt?

Das ist eine äußert relevante Frage, eine mit großer gesellschaftspolitischer Bedeutung.
Nein nicht wirklich. Es hat überhaupt nichts mit Gesellschaftspolitik zu tun. Je eher man das Begriffen hat, desto eher kann man effizient handeln.
Die Amerikaner haben eine Entwicklung erkannt die Deutschland schlicht und ergreifend (wie so oft) einfach verschlafen hat. Das interessante ist, dass sie einen Markt für sichere Kommunikation geschaffen haben. Sprich: Wenn du deine Bürgerrechte geschützt wissen willst, dann muss es eine Kooperation gegeben diesen Markt zu erschließen.
Kurz: Deutschland brauch ein Silicon Vally. Deutschland braucht Router die in Deutschland unter deutschen Richtlinien produziert wurden. Deutschland braucht Betriebssysteme die in Deutschland nach deutschen Richtlinien produziert wurden etc. pp. Man muss anfangen es als wirtschaftliche Gelegenheit zu sehen und eben nicht als "gesellschaftliches" Problem.

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Re: Paranoia oder Wer hat Angst vorm schwarzen Mann

Ungelesener Beitrag von Feyamius »

Dass man mit Talron als gewissenhafter Mensch über sowas nicht diskutieren kann, dürfte doch langsam wirklich jeder verstanden haben. Er hat da eben recht fatalistische Ansichten.

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Ungelesener Beitrag von Radames »

Ich wollte nur nicht alles einfach so unwidersprochen stehen lassen.
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