Gubblinus hat geschrieben:Kurzes Kommentar zu "mit nachweislich gefälschten Zahlen": Wer ist der böse, der der welche vorlegt oder der der (auch nachweislich) davon gewusst hat und Griechenland trotzdem aufgenommen hat? beide ! Hilft das jetzt in der Situation weiter Schuldzuweisungen hin und her zu schieben? nein ...
Es ging mir nicht darum festzustellen, wer der Böse oder ähnliches ist. Es ging mir darum, dass diese Spielchen bekannt sind und dadurch natürlich nicht gerade Vertrauen wecken, weder in diejenigen, die ihre Zahlen türken, noch in jene, die es wissen, aber wohlwollend ignorieren.
Man fühlt sich eben schlichtweg hinter die Fichte geführt. So war die No-Bailout-Klausel die Voraussetzung damals dafür, dass die deutsche Regierung der Einführung des Euros - ohne das Volk zu fragen - zustimmte. Was daraus geworden ist, sieht man ja.
Wie gesagt, es geht nicht um Schuldzuweisungen, sondern es geht darum, dass man geschlossenen Verträgen und Vereinbarungen offensichtlich nicht trauen kann. Das ist in meinen Augen die wirkliche Krise Europas. Nicht die Flüchtlinge sind das Problem oder die Eurokrise oder sonstwas; diese Punkte sind Symptome. Das Kernproblem ist mangelndes Vertrauen in die Institutionen und die handelnden Personen. Und es gibt sehr gute Gründe für erhebliches Mißtrauen gegenüber Leuten wie z. B. Herrn Juncker oder Herrn Draghi.
Gubblinus hat geschrieben:Ich fühle mich von der EU nicht mehr reguliert, gegängelt, vera*** ... als von meiner nationalen Regierung. Von dem her, seh ich das große Problem nicht.
Aber deine nationale Regierung kannst du zumindest abwählen, zumindest wenn die Mehrheit deiner Landsleute deiner Meinung ist. Außerdem reicht mir schon eine Institution, die mich reguliert, gängelt und verarscht.
Gubblinus hat geschrieben:@Obergrenzen:
Ich stimme dir zu, dass wir in erster Linie von infrastruktureller und integrativen Belastungsgrenzen sprechen. Hinzu kommt die Verteilungsproblematik. Es gibt gerade bei uns hier im Ruhrgebiet Städte, die aus dem letzten Loch pfeifen, woanders gibt es Städte, die praktisch unbelastet sind. Aber eine Residenzpflicht ist ja manchen auch nicht recht.
Aber wenn du weiter darauf beharrst, ich möge eine Obergrenze nennen oder zumindest in die Richtung einer Obergrenze gehen, dann würde ich schon sagen, dass diese für Deutschland eigentlich schon erreicht ist. Es wird ja von zurückgehenden Flüchtlingszahlen geredet, dabei wird aber verschwiegen, dass die Flüchtlingszahlen mitnichten zurückgehen, denn das würde ja bedeuten, dass faktisch weniger Flüchtlinge als vor einem halben Jahr hier wären. Nach meinem Kenntnisstand ist es jedoch so, dass lediglich die Zahl der neuankommenden Flüchtlinge zurückgeht, spricht die Zahl der Flüchtlinge in Deutschland wächst weniger stark als Ende 2015.
Meiner Meinung nach sollte Deutschland tatsächlich die Schotten dicht machen und sich erst einmal um jene kümmern, die nun da sind. Die Leute leben teilweise immer noch in Turnhallen oder Zelten. Wohnungen und Jobs wachsen auch nicht auf Bäumen.
Gubblinus hat geschrieben:Im Moment ruht sich Deutschland darauf aus dass keine neuen kommen weil andere Staaten Aktionen gesetzt haben, die sich die Merkel selbst nie trauen würde. Das ist auch keine Situation die auf Dauer halten kann wenn man zB als Österreich von Deutschland offiziell gerügt wird die Grenzen dicht zu machen (was wir de facto eh nicht haben), aber dann übers Innenministerium gelobt wird ...
Ich als Deutscher sage dir ganz deutlich, dass ich mich sehr darüber geärgert habe und immer wieder ärgere, wie deutsche Regierungsmitglieder immer wieder mit Österreichern umgehen. Ich halte das bisweilen für anmassend und völlig unangemessen. Manchmal habe ich das Gefühl, als würden einige - und zwar nicht nur Regierungsmitglieder, sondern auch Medien u. a. - immer mal wieder in den uralten Trott verfallen, die Österreicher nicht wirklich ernst zu nehmen und irgendwie als eine Art kleinen Bruder anzusehen, der halt mitgeschleppt und geführt werden muss. Ich finde das eine Sauerei und kann die Österreicher gut verstehen, die sich gerne mal über die Deutschen aufregen.
BenjaminK hat geschrieben:Ganz ehrlich, als das los ging wäre die einmalige Möglichkeit gewesen, dass wir der EU mehr Befugnisse geben. Griechenland hätte einen Teil des Landes an Brüssel verkauft, dadurch natürlich Geld mit Gegenwert bekommen und die EU das erste Gebiet, in dem sie auch Befugnisse hat.
Ich bin ja meistens garnicht weit entfernt von deinen Standpunkten, aber diesen Punkt finde ich, wenn ich richtig verstehe, völlig absurd und abwegig. Was soll das dann irgendwann werden? Ein europaweiter Flickenteppich mit territorialen EU-Enklaven in verschiedenen zahlungssäumigen Staaten? Einmal abgesehen davon, dass Landteilverkauf sowieso etwas sehr sehr schwieriges ist, so ist es doch das Grundverständnis der EU, aus Staaten zu existieren und nicht selbst ein Staat zu werden.
Nichts desto trotz bin ich immer noch davon überzeugt, dass ein Grexit 2010 für alle Beteiligten wesentlich erfolgsversprechender gewesen wäre. Aber leider hat die politische Utopie über die wirtschaftliche Rationalität gesiegt.