Zulhamid ibn Rezzan hat geschrieben:Und in gewisser Weise ist er auch Teil des Teams. Z.B. liest man in der Zeitung, dass BVB-Fans als "Borussen" bezeichnet werden. Obwohl sie nicht Teil des Teams und nicht mal unbedingt Mitglieder im Fanclub sind. Technisch gesehen gehören sie nicht zur Institution "Borrusia Dortmund 09", aber sie werden gängigerweise dennoch diesem in gewisser Weise zugeordnet.
Er ist vielleicht Vereinsmitglied. Aber er ist nicht (mehr) Teil des Teams. Das ist ein gewaltiger Unterschied.
Trotzdem erfüllt er in einem gewissen Rahmen die Kriterien dessen, was wir als "Mann" bezeichnen.
Und da bin ich neugierig: Was bezeichnen wir als "Mann"?
Zumal es für jedes Kriterium von "Mann", dass er nicht erfüllt auch Ausnahmen gibt, die unsere Gesellschaft dennoch als "Mann" anerkennt?
Wie gesagt: In unserer Gesellschaft erkennen wir jemanden als volljährig oder minderjährig an. Aber es gibt keine gesellschaftliche Anerkennung von Mann oder Frau.
(Damit will ich dir nicht in den Mund legen, dass du ihm nicht in gewisser Weise "Mann-sein" zugestehst, dazu hast du meines Wissens noch nicht Stellung bezogen - wobei mich durchaus interessieren würde, ob du das tun würdest.)
Ich halte das gesellschaftliche Konzept des Geschlechts in etwa so antiquitiert wie das Konzept von Kaste. Oder wie das Konzept von Rassen. Oder das Konzept von Adel/Nicht-Adel.
Es gab mal diese Konzepte, aber hier sind sie glücklicherweise überholt.
Wenn jemand darauf besteht, mit "er" oder "sie" angesprochen zu werden, würde ich das aus Höflichkeit tun. Aber das sind nur Worte. Viel wichtiger als Worte sind Taten. Und dort unterscheide ich gesellschaftlich nicht zwischen Männer und Frauen.
Erkennbar an Karrierechancen und Bezahlung, Vorurteilen, Verhaltensnormen u.v.a.m. Oftmals in sehr unsympathischer Ausprägung.
Gerade bei Karrierechancen habe ich schon beide Geschlechter heulen gehört. Unabhängig vom Geschlecht waren es hauptsächliche Leute, bei denen mehrere Bewerbungen abgelehnt wurden.
Frau: "Die Personalchefs sind doch alle männlich und nehmen nur ihresgleichen. Als Frau hat man doch keine Chance auf eine Stelle."
Mann: "Mittlerweile gibt es doch überall eine Frauenquote und es heißt nur noch 'Bei gleicher Eignung werden Frauen bevorzugt eingestellt.' Als Mann hat man doch keine Chance auf eine Stelle."
Ich habe schon beides mehrmals gehört. Auch ein Punkt, in dem Männer und Frauen sich nicht wirklich unterscheiden.
Es gibt Unterschiede. In Schönheitsidealen, in dem wozu sich Menschen (auch unabhängig von Fortpflanzungsabsicht) sexuell und romantisch hinrzogen fühlen.
Jeder Mensch hat ein persönliches Schönheitsideal. Und es ist nunmal so, dass das eine Geschlecht das persönliche Schönheitsideal leichter erfüllen kann als das andere Geschlecht.
Aber letztendlich unterscheidet man nicht in "Mann" <-> "Frau", sondern man unterscheidet in "Passt ins Beute-Schema" <-> "Passt nicht ins Beute-Schema".
Bei homo- und heterosexuellen Menschen ist es halt so, dass nur ein Geschlecht überhaupt die Chance hat, das persönliche Schönheitsideal zu erfüllen. Das heißt, in der Menge "Passt ins Beute-Schema" liegt nur ein Geschlecht. In der Menge "Passt nicht ins Beute-Schema" sind dagegen Personen beiderlei Geschlechts enthalten. Halt alle, die nicht das persönliche Schönheitsideal erfüllen.
Dann gibt es noch bisexuelle Menschen, wo sogar beide Geschlechter in der Menge "Passt ins Beute-Schema" enthalten sind. Natürlich sind hier auch beide Geschlechter in der Menge "Passt nicht ins Beute-Schema" enthalten.
Und in etwas ebenso simplem, aber auch alltäglichem wie "er oder sie", "DSA-Spieler oder -Spielerin"
In meiner ehemaligen MMORPG-Runde kannte ich Ewigkeiten das Geschlecht meiner Mitspieler nicht. - Einfach, weil es keine Rolle gespielt hat. Das Geschlecht kam erst heraus, als wir TeamSpeak benutzt haben.
Ansonsten benutzte ich in der direkten Anrede meistens "Hey du". Und wenn ich über eine Person spreche, sage ich selten "er" oder "sie", sondern spreche über die Person mit dem Vornamen. - Und wenn ich den Vornamen nicht kenne, dann nehme ich die Charakterklasse des SCs als Bezeichner. (Das ist höchstens in den ersten paar Sitzungen der Fall. Danach merke ich mir die Vornamen.)
Talasha hat geschrieben:Aus meiner Warte sieht aber beides ziemlich nach Xenophobie aus, man kennt etwas nicht wirklich und versteift sich daher auf eher unwichtige Äußerlichkeiten. Anstatt den Menschen zu sehen.
Dieses Argument könnte man ja noch bei Homosexuellen gelten lassen. Aber bei Bi- und Heterosexuellen?
Ich kenne durchaus heterosexuelle Frauen, die wollen nicht mit Männern zusammen duschen, sind aber trotzdem auf der Suche nach einem passenden Mann bzw. sind bereits mit einem Mann zusammen. Da habe ich Probleme, mir das mit Xenophobie zu erklären: Ich habe Angst vor einer Gruppe und will gleichzeitig mit einem Teil dieser Gruppe Sex haben?