Eulenspiegel hat geschrieben: ↑16.10.2017 10:43Es stimmt, dass häufiger die Frau berufstechnisch zurücksteckt. Aber das tut sie nicht, weil sie es muss. Sie tut es, weil sie sich mit ihrem Partner freiwillig darauf geeinigt hat.
Irrtum. Das tut sie zB auch, weil
- ihr Anspruch auf Teilzeit sich in ihrem Betrieb angeblich nicht umsetzen lässt, oder
- weil Teilzeitarbeit zufällig nur außerhalb der Öffnungszeiten gängiger KiTas leistbar ist und Überstunden auf keinen Fall ausgeschlossen, oder
- sie nach Rückkehr in Teilzeit auf einen Arbeitsplatz versetzt wird, auf dem sie nur noch irgendwie beschäftigt von von allem ausgeschlossen wird, weil sie "erfahrungsgemäß sowieso bald weg ist", oder
- weil Betriebskindergärten bei zwei Arbeitnehmern im selben Betrieb das Kind nur am Arbeitsort des Mehrverdieners aufnehmen, wodurch es jeden Morgen um 05:00 aufstehen müsste und abends um 18:00 zuhause wäre, und man auf der städtischen Priortätenliste ganz hinten landet, weil man ja eigentlich einen Platz im Betriebskindergarten hätte oder
- weil Kindergärten bei zu wenig Plätzen Teilzeitarbeiterinnen nicht mit Priorität behandeln, oder
- Kinder von Frauen, die arbeitssuchend sind, gar nicht aufnehmen, solange sie keine Arbeit haben während es völlig utopisch ist, eine Arbeit ohne Kita-Platz anzunehmen, oder
- weil Kindergärten darauf bestehen, dass man mindestens einen 40-Stunden-Platz nimmt und das Kind auch genau so lange bringt, selbst wenn man nur einmal in der Woche die lange Betreuung benötigt (hier in der Nachbarstadt geschehen), bei Drohung das anderhalbjährige Kind sonst wieder abzumelden und den Platz anders zu vergeben oder
- weil Zeitverträge in der Elternzeit auslaufen und dann mit dem Verweis auf die Elternschaft nicht wieder verlängert werden
oder...
Ja, klar, es ist richtig, dass sich unter diesen Umständen häufig die Frauen "freiwillig" darauf einigen, dann lieber weniger oder gar nicht zu arbeiten, aber das ist nicht alles Friede-Freude-Eierkuchen und passiert nicht nur aufgrund einer intakten Partnerschaft und weil Frau halt lieber noch ein Jahr mit dem Baby/Kind rumpusseln mag.
Und nein, das ist nicht alles mir passiert, aber alles in meinem Bekanntenkreis.
Und ich habe nicht von
einem Mann gehört, der ein ähnliches Problem hatte. Nein, falsch: In der Regel war es so, dass dem Mann schon
vorher von Firmenseite mitgeteilt wurde, dass mehr als die obligatorischen 2 Monate Elternzeit auf wenig Verständnis stoßen würden und Konsequenzen hätten - und nein, ich kenne keinen Mann, außer im öffentlichen Dienst
, der das dann dennoch durchgezogen hätte. Also hatte er dann auch kein Problem.
Für Frauen ist es deutlich schwieriger, diesem Anspruch von Arbeitgeberseite nachzugeben (aus den bewussten biologischen Gründen), die fallen selbst bei minimalem Mutterschutz ohne Elternzeit länger aus als der Mann mit seinen 2 Monaten. Und darum haben sie nach meiner Beobachtung oft beim Wiedereinstieg in den Beruf - auch auf ihrem alten Arbeitsplatz - größere Schwierigkeiten als Männer. Es sei denn, sie sind auf eine Weise Mutter, dass man nichts davon im Betrieb bemerkt.
Ist es anders und ist Flexibilität gefordert, wird das von Arbeitgeberseite eben als Belastung empfunden, anstatt es als gegeben hinzunehmen.
Und ist tatsächlich ein Grund dafür, dass Frauen beruflich stärker zurückstecken als Männer. Nicht der einzige, aber einer. Und kein seltener. Und dazu einer, den es nicht geben müsste, meiner Meinung nach.
Um es mal so zu formulieren: In einer idealen Welt wäre es selbstverständlich, dass ein Passant dem Rollstuhlfahrer, der auf den Berg soll, hilft, solange kein Lift existiert. Dann käme der gar nicht in die Verlegenheit, herummotzen zu müssen.
In der jetzigen Welt wird maximal herumgekeift, warum der Rollstuhlfahrer noch nicht oben angekommen ist, während diverse Leute sich darüber Gedanken machen, wie man ihn motivieren kann, den Berg endlich in Angriff zu nehmen, statt egoistisch und faul unten zu bleiben - während wieder andere sich über den schimpfenden Rollstuhlfahrer aufregen, dem auf jeden Hinweis darauf, warum er den Berg im Moment alleine nicht hochkommt, gesagt wird, es sei doch alles wunderbar, er müsse es nur erst versuchen, das
Recht darauf habe er auf jeden Fall.
Ich streite absolut nicht ab, dass auch Väter Probleme am Arbeitsplatz bekommen würden, wenn sie sich in ähnlichem Maße für die Familie engagieren wie ihre Frau. Nur endet das dann eben immer noch in der Regel damit, dass der Mann als Familienvater zurücksteckt und die Frau in beruflicher Hinsicht. Weil es einfacher ist und von der Gesellschaft auch noch so erwartet wird. Und weil zumindest nach meiner Erfahrung tatsächlich nur sehr wenige Männer bereit sind, in Sachen Karriere wirklich Abstriche zu machen, wenn es hart auf har kommt.
Vielleicht ist das ein Generationenproblem. Ich bin schon über 40. Die Eltern in meinem Bekanntenkreis sind selten unter 30+ (wir wohnen in Bildungsbürgerhausen
) - Vielleicht ist das bei etwas jüngeren Leuten (*Hust*) noch wieder anders als hier in meinem Umfeld, dazu kann ich nichts sagen.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"