[MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Dark-Chummer
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Die einarmige Löwin

Kurz vor Ankunft wurde den Zweimühlern klar, dass es sich bei der einarmigen Löwin nur um die legendäre und alte Rondra-Hochgeweihte Junivera von Seshwick handeln konnte, eine dem Schwertfürsten ebenbürtige Instanz. Junivera residierte üblicherweise in den Ruinen des Tempels des Heiligen Leomar Drachenherz, dessen Allerheiligstes trotz Einsturz des Daches der Andachtshalle die Zerstörungen auf wundersame Art und Weise überstanden hatte.
Begrüßt wurden sie aber von Aryanna Otterbach, einer fast zwei Schritt großen, sehr maskulinen, einfach gestrickten ehemaligen Söldnerin mit rotblondem Kurzhaar. Die zunächst misstrauische Akoluthin erkannte in Rogar sofort den berühmten Sieger des großen Donnersturmrennens und hieß ihn und seine Begleiter willkommen.
Aryanna, die durch Junivera unterwiesen worden war, pflegte ein Göttinnenbild, das von dem der rondrianischen Kirchenlehre abwich: Die ehemalige Söldnerin verehrte den „erzenen Walkür“ Mythrael als Gemahl Rondras, der die Erwählten in die entscheidenden Schlachten des Heldenzeitalters führen wird, „wenn sich die Seelen der Gefallenen erheben, um die Finsternis zu vertreiben.“ Einer dieser Erwählten war für sie Leomar vom Berg, den sie suchten.
Auf Nachfragen der Helden erzählte die Akoluthin, dass Junivera vor zwei Tagen den Tempel verlassen habe und sich entschieden dagegen ausgesprochen hatte, dass sie ehemalige Söldnerin sie begleitete. Aryanna hatte Junivera schwören müssen, den Tempel zu bewachen, ein Schwur, den sie sehr ernst nahm. Da die Akoluthin Rogar, einem offenbaren Recken der Rondra vertraute, erzählte sie diesem, dass die einarmige Löwin schon seit Wochen von Visionen getrieben sei, und diese nun aufgebrochen sei, „um Mythraels Ratschluss zu suchen“. Seitdem hat Aryanna nichts mehr von Junivera gehört. Da sie etwas Schlimmes befürchtete, bat sie die Helden von Zweimühlen, die alte Geweihte zu suchen.
Nach dem die Helden den Rest des Tages im Tempel verbracht und sich um Rhulanas Verletzungen gekümmert hatten, beschlossen sie am nächsten Morgen mit ihrer Suche nach der Geweihten auf dem nahen Mythraelsfeld zu beginnen – wo sonst konnte man wohl Mythraels Rat aufsuchen.

Das Feld des Schreckens

Wehrheim, 22. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Auf dem östlich der Stadt gelegenen Mythraelsfeld lastete der Schatten der vergangenen Schlacht noch immer: der trockene und vielerorts verbrannte Boden war karg und von vielen Klüften durchzogen. Gelegentlich ragten blanke Knochen aus dem Grund. Rogar erinnerte sich an die Sagen und Legenden über einen in Zweimühlen bestatteten Magier namens Sal Quensel, der in der Nacht des Schreckens durch die Schattenwandler des Finstermanns sein Leben verloren hatte. Der zweite Hofmagus der Kaiserin hatte in der Vergangenheit den beseelten Magierstab der Erzmagierin Racalla Horsen-Rabenmund hier auf dem Mythraelsfeld gefunden, der nun zusammen mit ihm in einer Gruft in Zweimühlen lag. Sal Quensel, der mittlerweile ebenfalls Tote Harad von Winterkalt und der offenbar noch lebende Eslam De’Althea, der kürzlich zusammen mit einigen Golgariten wieder in der Baronie aufgetaucht war, gehörten zu den Alten Helden von Zweimühlen. Gedankenverloren führte er seine gegenwärtigen Begleiter über das Schlachtfeld, das immer noch von der antielementaren Katastrophe gezeichnet war, die über das kaiserliche Heer damals hereingebrochen war. Ein schwerer Bodennebel lag über geschmolzenen Rüstungen, geborstenen Schwertern und blanken Knochen, doch dieser Nebel schien keines natürlichen Ursprungs zu sein.
Durch den Nebel erblickten sie bald eine Gestalt mit Handkarren, Spitzhacke und Schaufel. Der Mann, mit einem zu den Seiten herunterhängenden Schnauzbart, der mit Dutzenden Schutzamuletten behangen war, stellte sich als der Devotionalienhändler Willdahl von Ebers Stamm vor. Offenbar suchte er auf dem Schlachtfeld nach Kostbarkeiten oder Dingen, die er als solche verkaufen konnte. Zu seinem Angebot zählten Mythraelssteine, die laut seiner Aussage machtvolle Kraftspeicher waren und besonders für Zauberer von Nutzen seien. Aber auch schwarze Drachenschuppen, die Eyrún als angelaufene Plattenteile erkannte, „Knochen von Fürsten, Helden und Höllenknechten“, waren darunter. Ja er bot den Helden von Zweimühlen sogar „das Jungfernhäutchen der Kaiserin“ als eine seiner Besonderheiten an!
Auf Junivera von Seshwick angesprochen bestätigte er sogar, diese vor drei Tagen gesehen zu haben. Sie sei in einer Art Meditation versunken gewesen, aber er habe lieber einen großen Bogen um die ehrwürdige Geweihte gemacht. Gegen einen Obolus von einer Handvoll Silbertaler pro Held, war Willdahl bereit sie zur Meditationsstelle zu führen, was die Helden natürlich nicht ausschlugen und einwilligten, auch wenn ihre Geldbeutel leerer und leerer wurden.
Auf dem Weg zur Meditationsstätte trafen sie auf ‚das stumme Räblein’, ein geheimnisvoller Boron-Geweihter Mitte dreißig mit verwahrlostem Äußeren und kahlgeschorenem Haupt. Willdahl erzählte, dass dieser sich seit Jahren um die Bestattung der Gebeine, von denen mehr als Staub geblieben ist, kümmerte. Niemand wusste seinen genauen Namen, und so rankten sich in Wehrheim viele Geschichten um den Todespriester, der eisern sein Schweigegelübde einhielt und sogar das geschriebene Wort verweigerte. Man verständigte sich mehr oder weniger mit ihm per Handzeichen, und erfuhr lediglich, dass er Junivera nicht getroffen hatte, dafür die tapferen Recken aber vor Ghulen warnte, die sich in den tiefen Spalten versteckten.

Spuren der Entführung

Am Ort, an dem Willdahl von Ebers Stamm, die Gesuchte das letzte Mal gesehen hatte, entdeckte Rogar im trockenen Grund die nur schwer erkennbaren Spuren der Geweihten. Sie kamen von Westen und führten dorthin zurück. Bastan Erlgau unterstützte seinen Baron beim Fährtensuchen und hätte seinem arroganten Herrn gerne diese Arbeit abgenommen, aber wie so oft zog dieser es vor alles selbst zu machen. Es war zwar nicht Standesgemäß als Baron, aber das hatte den Rochshaz bisher nur selten geschert.
Nach drei weiteren Stunden fanden sie mittags ein Langschwert und eine Fibel die ein Löwinnenhaupt aus Silber darstellte – vermutlich die geweihte Waffe und ein Schmuckstück Juniveras, wie Rhulana die Amazone vermutete. An diesem Ort musste ein Kampf stattgefunden haben. Ansonsten sah Rogar nur, ein halbes Dutzend Spuren die nach Nordosten führten zu einer tiefen Kluft führten.
Irgendetwas musste die alte Veteranin überrascht haben. Da ihnen noch genug Zeit bis zur Nacht blieb entschieden sie sich dafür den Spuren der Entführung weiter zu folgen. Vermutlich war Junivera von Seshwick die Einzige, die ihnen etwas über den Verbleib von Leomar vom Berg erzählen konnte. Mochten die Götter mit ihnen sein, und sie zu einer noch lebendigen Junivera führen. Die Helden von Zweimühlen machten sich Kampfbereit.

Die Höhlen der verlorenen Löwin

Nach einigem Zögern und dem entzünden einer Pechfackel, kletterten Rogar und Bashot in die tiefe Kluft hinab, während die immer noch verletzte Rhulana, Bastan und Eyrún eher unsanft nach unten rutschten und sich dabei einige Abschürfungen und verstauchte Knöchel zuzogen. Wie die beiden Frauen hier jemals wieder hoch kommen sollten, war nun erst mal zweitrangig.
Nach mehr als zwanzig Schritt standen sie vor einer Art natürlichen kleinen Kammer aus der nun ein Knochenritter, zwei in gespenstigen Nebel gehüllte Knochengardisten und drei Ghule traten, um den Helden den Gar aus zu machen! Fast wirkte es so, als hätten die Untoten hier unten in der Grotte Wache gestanden, um den Durchgang in eine größere Höhle zu versperren, die hinter den Gegnern zu erahnen war. Die Helden stellten sich dem Feind in einer Formation von drei Mann nebeneinander auf, so dass der gewaltige Baron in mittig stand und Eyrún und Bashot an seinen Flanken. Rhulana blieb aufgrund ihrer Verletzung zusammen mit Bastan in der zweiten Reihe, von wo aus, der Freischärler eh besser wirken konnte.
Der Knochenritter mit Streitkolben und Leichter Garether Platte trat auf Rogar zu, während Bashot Grimm einem Skelett in verschimmeltem Lederharnisch und einem Zweihänder gegenüber stand. Die Fjarningerin bekam es mit einem der ausgehungerten Ghule zu tun, während die restlichen beiden Ghule und ein drittes Skelett mit Ogerschelle und verstärktem Schild in der zweiten gegnerischen Reihe warteten, bis einer der Untoten zu Boden gehen würde. Bastan, der von hinten aufgrund des Nebels, der beiden Knochengardisten kaum noch etwas sehen konnte, packte seinen Bogen weg und zog seinen neuen Streitkolben Orkentod, während vorne schon die ersten Waffen aufeinander prallten.
Dann trat eine siebte Gestalt aus der großen Höhle. Durch den Nebel war die Schreckgestalt, bei der es sich wohl um den Untotenanführer handelte, kaum zu sehen. Dieser hinzugekommene Untote war von einer funkenstiebenden Feueraura und dichtem Rauch umgeben, so dass alles in seiner unmittelbaren Nähe zu brennen anfing und ein atmen in dem Rauch kaum möglich war. Erst als die untote Gestalt in die dritte gegnerische Reihe trat, war zu erkennen, dass diese in ein teils mit dem untoten Fleisch verschmolzenes Kettenhemd gehüllt war und einen brennenden Zweihänder führte! Die grausam entstellte Brandleiche mit wenigen verbliebenen blonden Locken rief: „Ich Rondriana Siebenstreich von Eisenstein, die Verlorene Löwin und zur Meisterin des Bundes der Senne Mittellande berufene, befehle euch meine KRIEGER RONDRAS zur letzten Schlacht und schlage euch DÄMONEN mit KAKOPHONIE und blankem Stahl – FÜR RONDRA!“ Die Stimme der Verlorenen klang dabei so laut, hart, unangenehm und unästhetisch, dass diese sogar wirklich eine gewisse Unstimmigkeit in der Waffenführung der Helden hervorrief (AT-2, WS -2, Patzer bei 19-20), die eh schon wenig im Licht ihrer einzigen Fackel sehen konnten (entsprechende zusätzliche Abzüge durch schlechtes Licht).
Die Helden brauchten einen Augenblick um sich von dieser Perversion einer Hochgeweihten untoten Rondrageweihten zu erholen und kämpften dann umso verbissener weiter. Dann jedoch rief die Verlorene: „Im Namen Rondras, ich ZWINGE dich, schwächster aller DÄMONEN in einen EHRENHAFTEN ZWEIKAMPF!“ und deute dabei auf Bastan Erlgau. Dieser konnte nicht anders als zu gehorchen und stapfte zielstrebig durch die Reihen seiner Gefährten und der Feinde, um sich seiner übermächtigen Gegnerin zu stellen. Auch die anderen Helden verspürten die fremde Macht, die versuchte in Zweikämpfe zu zwingen.
Bastan, der nun in die Flammenaura der Brandleiche treten musste, fing sofort Feuer und wurde kurz darauf von einem flammenden Hieb von Rondrianas Zweihänder am rechten Bein getroffen. Die glühende Klinge fraß sich tief in sein Bein und würde ihn wohl für immer humpeln lassen, wenn er das hier überleben sollte (Wunde).
Rogar warf seinen Knochenritter mit einem Hieb auf dessen gepanzerten Beine nieder, schüttelte seinen Zwang an nur gegen diesen kämpfen zu dürfen und kam Bastan zu Hilfe. Auch Bashots Wille war stärker als das ‚Wunder’ der Untoten, löste sich von seinem Knochengardisten und attackierte die Verlorene zusammen mit seinem Baron. Die Brandleiche der Meisterin des Bundes verfügte jedoch über niederhöllische Regenerationskräfte, so dass sich deren verbranntes untotes Fleisch langsam wieder schloss, während Bastan, Rogar und Bashot von ihrer Flammenaura und dem erstickenden Rauch umhüllt waren. Eyrún spaltete derweil ihren ersten Ghul nur um sich gleich gegen den nächsten zu wehren, der mit ihr in den ‚Zweikampf’ trat. Ihre Doppelaxt zerfetzte nicht nur bei ihren Angriffen fauliges stinkendes Fleisch, sondern auch bei ihren Paraden der Krallenangriffe. Rhulana beschäftigte derweil den dritten Ghul und setzte diesem mit ihrem Rondrakamm stark zu.
Bastan wurde nun von einem zweiten Hieb des brennenden Zweihänders am linken Arm getroffen (Wunde), und ging kokelnd und sterbend zu Boden. Gleichzeitig rückten der Knochenritter, der nun wieder auf den skelettierten Beinen war zusammen mit Bashots Knochengardist, den beiden Helden in die nun ungeschützten Flanken und schlugen immer wieder in die Lebenden, während diese ihre Anführerin bekämpften.
Der riesige Baron stellte sich jetzt schützend über seinen gefallenen Junker und wuchtete seinen Zweihänder in einem Befreiungsschlag gegen alle Gegner um diese zurückzudrängen, was ihm aber nicht gelang. Erst ein zweiter Befreiungsschlag, der diesmal nur gegen den Knochenritter und den Knochengardist gerichtet war, brachte diese nicht nur auf Abstand, sondern auch noch zu Fall.
Rhulana hatte ihren Ghul kampfunfähig geschlagen, brachte es aufgrund des immer noch wirkenden Fluchs nicht fertig, diesem den Rest zu geben, da er nun wehrlos war. So stand sie im Grunde Handlungsunfähig vor ihrem bezwungenen Gegner, ohne den anderen beistehen zu können.
Eyrún scherte sich nicht um den Fluch und widmete sich einfach jedem Gegner, der sich zu ihr in den Nahkampf wagte, so dass sie nun bereits ihren zweiten Leichenfresser niedergestreckt hatte. Eiskalt empfing sie den Knochengardist mit dem Schild und der Ogerschelle, der jedoch für einen Untoten über außerordentliche Defensivfähigkeiten verfügte.
Bashot der es aufgrund seiner Lykanthropie nicht gewagt hatte, sich in Kampfrausch zu versetzen, behielt einen kühlen und beherrschten Kopf und schlug immer wieder in die flammende Brandleiche ein, so dass regelrecht die verkohlten Fetzen flogen! Überall roch es nach verbranntem Fleisch – ihrem verbrannten Fleisch und versenkten Haaren. Der Stammeskrieger hatte kaum noch Luft zum Atmen, kämpfte aber dennoch einfach weiter. Währenddessen fraßen sich die Flammen durch Bastans Umhang und verbrannten die Sehne seines Bogens, den er auf dem Rücken getragen hatte. Bashot gab seinem Skelett mit dem Zweihänder, das gerade wieder aufstehen wollte, den Rest und konzentrierte sich nun voll auf die Untote Anführerin. Kurz bevor diese ihren dritten Fluch der Stählernen Stirn formulieren konnte, durchbrach Bashot erneut die Flammen und den Rauch, trennte ihr zuerst das rechte verkohlte Bein ab und versetzte der Untoten Meisterin des Bundes der Senne Mittellande dann den endgültigen Todesstoß.
Die letzten vor langer Zeit gefallenen ‚Krieger Rondras’ waren nach dem Fall ihrer niederhöllischen Anführerin schnell besiegt, so dass die Helden sich um den am Boden liegenden Junker kümmern konnten, um diesen zu retten – oder zumindest, das was von ihm noch übrig war. Eyrún kramte aus ihrem Rucksack schnell eine allerletzte Wirselkrautsalbe und rettete so den gefallenen Mitstreiter von der Schwelle des Todes – eine für eine Eisbarbarin recht ungewöhnliche Tat, war das Volk aus dem hohen Norden doch dafür bekannt Schwächeren niemals zu helfen, die nicht hart genug waren um zu überleben. Vielleicht war ihr Herz noch nicht von dem Schwarzen Eis betroffen, dem viele Nordländer zum Opfer fielen.
Bashot ging erst einmal dampfend in die Knie und dankte seiner neuen Gottheit – Sokramor der Schwarzen Gigantin. Rhulana die sich während des ganzen Kampfes an die Regeln des ehrenhaften Zweikampfes gehalten hatte, auch wenn es erzwungen war, ließ endlich von ihren Selbstzweifeln ab, als ihr gewiss wurde, was für einen großen Dienst sie gerade der Rondrakirche erwiesen hatten. Dann, nachdem sie sicher waren, dass Bastan Erlgau überleben würde und dieser stabilisiert war, drangen sie weiter mit letzten verbliebenen Kräften in das Versteck vor.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Maha Vairocana
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

Die Ausdauer hat sich gelohnt, endlich geht es weiter!!!
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Die befreite Junivera

Die finstere und tiefe Haupthöhle, in die die Helden von Zweimühlen nun traten war den Zwölfen sei Dank frei von weiteren Untoten. Dafür fanden sie aber die verletzte, alte Rondra-Hochgeweihte Junivera von Seshwick. Die alte Heldin vergangener Tage war schlank, weißhaarig und hatte wirklich nur noch einen Arm. Kaum jemand hatte ein solch bewegtes Leben oder erreichte überhaupt ein so hohes Alter wie Junivera. Reichsbaron Rogar, der sich gut mit dem Kult der Rondra auskannte, hatte gehört, dass sie Hofgeweihte in Albernia, Sklavin in Al'Anfa, Suchende im Orkland und bis zur Schlacht in den Wolken Tempelvorsteherin in Gareth war, und seit 1028 BF residierte sie in den Ruinen von Wehrheim. Er war froh sie lebendig vorzufinden, denn nur sie konnte ihnen Auskunft über den Verbleib von Leomar vom Berg dem Reichsverräter geben.
Ihr verbliebener Arm war aber offensichtlich von einer Bisswunde gezeichnet – eine Wunde die eine schlimme Befürchtung in ihm weckte. Junivera, die den Helden nun ihren Dank und Respekt für ihre Befreiung entgegen brachte, bestätigte, dass es sich um einen Ghulbiss handelte, mit dem die Verlorene sie hatte infizieren lassen, nachdem sie die Geduld mit ihr verloren hatte. Die Hochgeweihte berichtete, dass Rondriana von Eisenstein, oder besser gesagt, das was von ihr noch übrig war, mit ihr die Schlachten der Endzeit immer wieder und wieder diskutiert hatte, in der sich die Untote Meisterin des Bundes der Senne Mittellande, die Lebende als Dämonen sah, offenbar gewähnt hatte.
Nach ihrer Befreiung übernahm die einarmige alte Löwin die Führung und ordnete die Überführung von Rondrianas Leichnam an. Keiner der Helden hatte einen Gedanken daran verschwendet die Überreste einer Untoten rondragefällig zu bestatten. Junivera berichtete noch in den Tiefen der Kluft vertrauensvoll von ihren Visionen und ihrer Deutung, dass Leomar vom Berg eine entscheidende Rolle bei der Befreiung der Wildermark zufallen würde. Sie erzählte weiter, dass die Rückkehr Lutisanas ihn zutiefst beunruhigt hatte. Die Alte Geweihte bestätigte auch, dass Leomar sich in Lutisanas Schuld sah, aber auch, dass es wohl ihr zu verdanken war, dass Leomar über einen Weg nachdachte, sich dieser Schuld zu entziehen. „Auch wenn das Reich ihn nicht will, ist er doch in seinem Herzen immer noch ein Streiter des Greifen.“ Junivera bestätigte zudem die Geschichte der kleinen Emer Löwenmähne, dass Leomar kurz bevor er Wehrheim verlassen hatte, Besuch von einem schwergewichtigen Ritter namens Rondrik von Rabenmund bekam, der den Helden die auf Burg Rabenmund waren, bestens bekannt war. Junivera erzählte weiter: „Leomar sprach davon, nun einen Weg gefunden zu haben.“ Mehr konnte die alte Heldin ihnen nicht berichten.
Der Aufstieg auf der verlorenen Löwin war vor allem mit dem bewusstlosen und halb verbrannten Bastan Erlgau und der einarmigen Rondrianerin ein schwieriges Unterfangen. Aber sie Heldenschar schaffte es noch vor Einbruch der Dämmerung aus Kluft und machten sich wieder auf Richtung Wehrheim, dessen Ruinen vom Mythraelsfeld aus gut zu sehen waren.

21. Spielabend: Vorhut

Wehrheim, 23. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am darauf folgenden Tag, an dem es wieder kälter geworden war, stieß Reichsbaron Rogar und sein Gefolge auf eine Vorhut der Kaiserlichen unter der Führung des gut bekannten Hauptmann Wulfhelm von Oppstein, der eine überaus beflügelnde Nachricht überbrachte. Das Kaiserliche Hauptheer unter Marschall Ludalf von Wertlingen zusammen mit den Verbündeten Pfortenrittern unter Graf Danos, dem Haus Bregelsaum unter dem Burggraf Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum, den Gräflichen Hartsteener Soldaten und Rittern unter Graf Luidor von Hartsteen und weitere Verbündete, waren nur noch etwa anderthalb Tagesmärsche von Wehrheim entfernt. Eine Nachricht, die Rogar wieder neuen Mut machte. Auch Alrike von Zweimühlen zu Östlich-Ochsenwacht war unter den Soldaten der Vorhut und war froh ihren Baron hier anzutreffen. Wie und unter welchen Umständen die junge Ritterin aus Zweimühlen zu den Kaiserlichen gestoßen war, behielt Alrike für sich.
Die Vorhut schlug ihr Lager zusammen mit den Helden aufgrund des Wehrgrafen Jabbour von Borniak und dessen Söldnern, außerhalb der Ruinenstadt auf. Kaiserliche Soldaten wären in Wehrheim sicherlich auf Widerstand gestoßen, den man zunächst noch vermeiden wollte, solange das Hauptheer noch nicht eingetroffen war. Auf welcher Seite der Wehrgraf stand war zwar unklar, aber dessen dreißig Söldner stellten eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Wulfhelm berichtete am gemeinsamen Lagerfeuer von Scharmützeln in den letzten Wochen zwischen Ucurian von Rabenmund und Varena von Mersingen die für den Falkenbund meist fatal ausgegangen waren. Solange sich der Feind gegenseitig bekämpfte, war das gut. Dennoch machte es deutlich, dass Lutisana und ihre drei Kriegsfürstinnen es offenbar mit jedem in der Wildermark aufnehmen konnten. Rogar hoffte, dass das vereinte Heer des Marschalls dieser nun endlich die Stirn bieten konnte.
Eyrún Blutaxt kümmerte sich bis zur Ankunft des Heeres um das Ausbessern der Waffen der Heldengruppe, während Rhulana von Kurkum sich intensiv mit Junivera beschäftigte. Die Amazone hatte in Junivera eine wahre Waffenmeisterin gefunden und kämpfte mit dieser stundenlang am Tage auf dem Mythraelsfeld. Die Rondra-Hochgeweihte hatte den Kampf mit dem Zweihandschwert und dem Anderthalbhänder, zu Zeiten als sie noch beide Arme hatte, zur Vollendung gebracht - auch wenn sie nun nur noch mit einem gewöhnlichen geweihten Langschwert kämpfte, da sie ihr Namensschwert bereits vor langer Zeit verloren hatte. Rhulana bemerkte aber auch, dass sich die Infektion im verbliebenen Arm von Junivera immer weiter ausbreitete. Die Amazone wusste nicht wie viele Tage ihrer neuen Lehrmeisterin noch bleiben würden, bis diese sich vermutlich selbst in einen Ghul verwandeln würde - eine Vorstellung die Rhulana schaudern ließ. Da der noch nicht mal halb so alten jungen Kriegerin klar wurde, dass ihr Zeit mit Junivera vermutlich sehr begrenzt sein würde, lernte sie von dieser so viel sie konnte und nutzte jede Stunde für den Waffengang auf dem Schlachtfeld vor der Ruinenstadt und lauschte der alten Kämpferin bei ihren Lehren über Rondra und Mythrael. In Juniveras Glaubenswelt hatte Mythrael beinahe eine ebenbürtige Position eingenommen wie die Kriegsgöttin selbst. Sie verehrte den „erzenen Walkür“ als einen tigerköpfigen Gemahl der Rondra, der nach jeder Schlacht, zusammen mit den ihm unterstehenden „Walkürja“ die Helden auswählte, die in Rondras Hallen einziehen durften, um im Letzten Großen Kampf als alveranische Heerscharen von Mythrael befehligt zu werden. Das Sternenbild des Halbgottes war das des Helden.
Bashot Grim, der ebenfalls am Tage über das Mythraelsfeld streifte, machte zufällig eine Entdeckung, die ihm fast entgangen wäre. Im Staub des Schlachtfeldes umgeben von über einem Dutzend Gebeinen, die vom Magnum Opus des Weltenbrandes zum größten Teil zerschmettert waren, sah er ein zerfetztes Banner, mit kaum noch erkennbaren roten Windmühlen auf goldenem Grund – das Zeichen Zweimühlens!
Unter dem Banner sah er die geborstenen Überreste eines weiblichen Bronzeharnischs, der mit Thorwalschen Runen verziert war. Die skelettierten Überreste der großen Kriegerin ließ blondes langes Haar erahnen, auch wenn es nur noch ein paar wenige Strähnen waren, die der Zahn der Zeit übrig gelassen hatte. Bashot wusste nicht genau, wessen Leichnam er hier gefunden hatte, aber er war sich sicher, dass sie zu Lebzeiten eine bedeutende Frau gewesen sein musste, vermutlich eine adlige Thorwalerin, auch wenn das kaum zusammen passte. Der Trollzacker, der inmitten der anderen Gebeine stand, die sich wohl im Augenblick ihres Todes um diese Kriegerin geschart hatten, beugte sich vorsichtig hinab und griff nach einer Art Stil, der mit erstaunlich gut erhaltenen roten Lederbändern umwickelt war. Er befreite den großen Stil von der Skeletthand der Kriegerin und zog eine furchterregende Doppelblattaxt aus dem Staub hervor! Die beiden Axtblätter waren aus schartigem, geschwärztem Stahl, auf dem sich drei eingeätzte Runen befanden und die Abbildung eines abgetrennten schreienden Kopfes mit weit aufgerissenem Mund! Ein geisterhafter Wind, der nun auf kam als er die Axt ergriffen hatte, ließ ihn mit der fürchterlichen Waffe und den Überresten des Banners schnell das Weite suchen.
Der Stammeskrieger zeigte Rogar vom Blute zu Zweimühlen seine beiden Funde, und berichtete von den Gebeinen der Kriegerin, die er gesehen hatte. Nach einer genauen Beschreibung war dem Baron von Zweimühlen sofort klar, wen sein Kampfgefährte da gefunden hatte – Gräfin Svanja Ragnarsdottir die in der Schlacht auf dem Mythraelsfeld ihr Leben gelassen hatte. Rogar hatte in der Zweimühler Grafenburg sehr imposante Bilder der früheren Herrin von Zweimühlen gesehen.
Bashot versuchte ihm zwar später die Stelle wieder zu zeigen, aber durch den Nebel, der sich über das Schlachtfeld gelegt hatte, war dies nicht möglich. Vielleicht wollte Svanja auch einfach nicht mehr gefunden werden. Sie hatte den Helden ihr altes Banner und ihre Axt hinterlassen, so schien es zumindest.
Eyrún war die einzige, die mit Zweihandhiebwaffen umgehen konnte, eine Waffengattung in der sie eine Meisterin war. So überließ Rogar seiner treuen Leibwächterin die Waffe für vergangene und zukünftige Dienste.
Eyrún kannte ein paar Hjaldingsche Runen und erkannte zumindest eine der Runen auf der gewaltigen Doppelaxt – eine Rune der Furcht...


Greif und Falke

Wehrheim, 24. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Das eintreffende Kaiserliche Heer umfasste fast eintausend Mann unter Waffen. Ein Regiment bestehend aus schwerem Fußvolk der Greifen- und Löwengarde unter direktem Befehl des Marschalls Ludalf von Wertlingen und Alrik vom Blautann und vom Berg, bildete den Kern der Armee. Ein Banner Kaiserliche Schützen und eine Halbschwadron überwiegend Ritter mit Gefolge folgten dem Streitwagen des Marschalls. Eine Hand voll junger Rondrageweihte die sich unter die Kämpfer gemischt hatten, hob allein schon durch ihre Anwesenheit die Moral der Männer. Ein paar leichte Kriegsgeräte, die auch schon in Hartsteen zum Einsatz gekommen waren, befanden sich auch unter den Kaiserlichen.
Die legendären und schwer gepanzerten Pfortenritter unter Graf Danos von Luring, waren noch zwanzig an der Zahl, von ehemals dreiundzwanzig vor der Rückeroberung von Zweimühlen. Die Zwanzig Waffentreue der Pfortenritter zu Fuß waren natürlich auch dabei und folgten ihren Herren und dem König der Ritter. Erlgard Gragelsfort, die Kampfmagierin der Akademie Schwert und Stab zu Gareth, aus Danos' Gefolge war die einzige Magierin des gesamten Heeres.
Das Haus Bregelsaum unter dem Kommando von Burggraf Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum und dem Bannerherr Azzo von Bregelsaum, umfasste weitere einhundert Waffentreue, eine beachtliche Zahl von vierzig Ritter, fünfundzwanzig Schützen und einige Travia- und Praiosgeweihte.
Der von Kaiserin Rohaja immer noch nicht bestätigte 'neue und rechtmäßige' Graf Luidor von Hartsteen vervollständigte das Aufgebot mit einem Banner Gräflicher Soldaten und fünfundvierzig Rittern des Hartsteener Ritterbanns samt Knappen. Auch die Hartsteener hatten zusätzlich noch ein Halbbanner Landwehrschützen dabei, ein halbes Dutzend Setzschilde und eine Handvoll Geweihte.
Den Helden von Zweimühlen waren viele der Gesichter bereits bekannt, und hatten auch schon zusammen mit den meisten geblutet. Der Anblick des hünenhaften Streiters des Reiches und seinen Gefährten, machte den ankommenden Kämpfern mehr Mut und Hoffnung, als ihr Marschall es jemals vermocht hätte. Der Reichsbaron begrüßte viele der Adligen persönlich, unter denen er sich bereits einen Namen gemacht hatte und reichte ihnen die Hand zum Kriegergruß. Aber auch er selbst war beim Anblick all der Kämpfer ergriffen und fühlte sich sichtlich erleichtert, denn der Großteil der Männer und Frauen bestand aus sehr erfahrenen Berufssoldaten des Raulschen Reiches und noch erfahreneren Rittern. Mit diesen Männern hatte das ehemalige Darpatien eine Chance.
Zusammen mit dem Marschall galt es zunächst die gewonnenen Erkenntnisse auszuwerten und zu diskutieren, wobei die Abwesenheit des Reichsverräters Leomars im Wehrheimer Land, den Marschall sehr stutzig machte. Aber es dauerte nicht lang, bis die Zusammenkunft im Feldherrenzelt von einem dringlichen Boten unterbrochen wurde, der an Hauptmann Wulfhelm von Oppstein Meldung gemacht hatte. Der Hauptmann berichtete, dass Kundschafter seiner Vorhut Ucurians Heer gesichtet hatten, das direkt auf die Ruinen von Wehrheim zuhielt – und bei ihm befanden sich die Wehrheimer Waldlöwen und die Rommilyser Reiterei! Der Hauptmann berichtete weiter, dass seine Späher schätzten, dass das Heer unter dem Falkenbanner in etwa ein, höchstens zwei Tagen Wehrheim erreichen würde. Die Stärke des Feindes wurde auf mehr als eintausend Mann geschätzt! Ein kalter Wind zog mit dieser schlimmen Botschaft auf und ließ die Herzen der Tapferen frösteln.

Blut für die Axt

Keiner der Heerführer schien sich große Gedanken um die Ruinenstadt Wehrheim und den dort herrschenden Wehrgrafen Jabbour von Borniak zu machen. Auf wessen Seite würde er sich schlagen, wenn es zu einer erneuten Schlacht vor den Toren der Stadt kommen würde? Diese Frage ließ Eyrún nicht los. Unbeeindruckt von der Nachlässigkeit der edlen Herren dürstete es Eyrún danach ihre neue Doppelaxt auszuprobieren, die nach all den Jahren noch in einem solch guten Zustand war. Ein wohliger Schauer lief ihr über den breiten, muskelbepackten Rücken, als sie allein Richtung Wehrheim stapfte.
Doch die Stadt stellte sich für die eher wildniskundige Fjarningerin als größeres Hindernis da als erwartet. In den zerstörten Gassen, zwischen gespenstigen Ruinen, zerfallenen Häusern und dunklen Winkeln verlor Eyrún die Orientierung. Gab es überhaupt noch einen Zugang zu Burg Karmaleth, deren Ruine immer noch düster, einer Aaskrähe gleich, über der Stadt thronte? Gerade als die Fjarningerin sich von der Ruine abwandte, stand plötzlich Emer Löwenmähne mit einigen Trümmerfüchsen vor ihr. Ein kurzes Lächeln zeigte sich auf Eyrúns kühlem Gesicht. Emer kannte einen geheimen Weg in die Burg. Sie hatte erzählt wie sie oft Leomar vom Berg in der Ruine besuchen durfte. Die Wehrheimer Waise führte die große Eisbarbarin daraufhin stolz durch die verschütteten Gassen und Trümmer Wehrheims, einem Ort, der seit Geburt an die Heimat des kleinen Mädchens war. Auch die anderen Trümmerfüchse kannten die Überreste der einst strahlenden Stadt wie ihre Westentaschen.
Vor Eyrún und den Trümmerfüchsen erhob sich der Fels auf dem die gewaltige Festung Karmaleth stand. Weiter südlich führte immer noch der ursprüngliche Pfad zum Haupttor der Burg, doch Emer deutete die östliche Felswand hinauf. Der geheime Zugang bestand also einfach darin nach Karmaleth hinauf zu klettern, was in jetzigen zertrümmerten Zustand der Burg machbar schien. Eyrún zog ihre Rüstungsteile und ihr Kettenhemd aus, und befahl den Trümmerfüchsen die unten bleiben würden, auf ihre Sachen aufzupassen. Spärlich bekleidet und nur mit der geschwärzten Axt die ihr irgendwie Mut machte und einem Wurfbeil bewaffnet folgte sie Emer, die problemlos bis zu Mauer hinaufkletterte. Auch für Eyrún stellten die Felsspalten und kleinen Vorsprünge im Gestein keine allzu großen Hindernisse dar. Das sollte sich aber bei der gewaltigen, zum Teil zerstörten Festungsmauer ändern. Zwischen den rußgeschwärzten Quadern waren nur wenige Spalten und Rillen die man zum Klettern nutzen konnte. Emer meisterte auch diese wie wahrscheinlich viele Male zuvor, und blickte abwartend zu Eyrún hinab. Die große Eisbarbarin hingegen rutschte auf einmal ab und schlitterte wenige Schritt nach unten, bevor sie einen Halt fand. Grimmig zog sie sich wieder nach oben und versuchte diesmal genau in die Ritzen zu greifen, die Emer zuvor benutzt hatte. Für einen kurzen Augenblick saßen das kleine blonde Mädchen und die große blonde Frau nebeneinander auf der breiten, massiven Außenmauer der zugigen Ruine der wehrhaften Burg Karmaleth und blickten auf die Stadt, oder besser gesagt, das was von ihr noch übrig war. Wehrheim, bot einen wahrhaft traurigen Anblick. Die tiefen dunklen Klüfte und der gewaltige Krater den das Magnum Opus des Weltenbrandes gerissen hatten, ließen die Ruinen noch unwirklicher scheinen. Doch dafür war keine Zeit.
Vorsichtig schlichen beide kurz darauf über den verfallenen Wehrgang, dann hinunter und auf das Haupthaus zu. Emer flüsterte, dass sie dort immer von Leomar empfangen wurde und dies wohl nun auch der Sitz des Wehrgrafen sei. Just in diesem Moment trat eine Wache auf den Hof, bemerkte die Eindringlinge, und griff an. Noch bevor der Söldner die Fjarningerin erreichte steckte eine Wurfaxt in seinem linken Arm! Als er darauf mit seinem Hakenspieß zustach wich Eyrún aus und grub das grobe Axtblatt ihrer Zweihandhiebwaffe in den Brustkorb des Mannes. Dies zog allerdings die Aufmerksamkeit anderer Wachen auf sie. Emer ergriff mutig die Initiative und zog die Aufmerksamkeit der Wachen auf sich, damit die Eisbarbarin zu Jabbour vorstoßen konnte. Ohne zu zögern rannte Eyrún in der Zwischenzeit an die nächste Tür des Haupthauses, zerschlug diese mit einem einzigen gewaltigen Hieb und fand sich in einem Vorraum wieder. Das spärlich ausgestattet Zimmer war in einem jämmerlichen Zustand. Es stank nach Alkohol und leere Weinkrüge und Tonbecher lagen auf dem Boden. Auf selbigen fand sich geradezu eine Spur aus Erbrochenem, die eine Treppe in das nächste Stockwerk hochführte. Die Gerüchte, dass von Borniak ein Säufer war, bestätigten sich hiermit. Dieser Wehrgraf war in den Augen der Fjarningerin, in deren Kultur es keinen Alkohol gab, unwürdig über die noch letzten Einwohner Wehrheims zu herrschen. Am oberen Ende der Treppe angekommen vernahm sie aus einem Raum ein gelalltes: „Wer wagt es die Ruhe von Jabbour von Borniak zu stören? Ich bin der Wehrgraf!“ Ein weiterer Fehler, dachte Eyrún, die kurz darauf die Tür zum Wehrgrafen öffnete, in den Raum trat und sich jetzt in diesem aufrichtete. Vor ihr zeigte sich ein ähnliches Bild wie Unten, nur das in dem Durcheinander ein betrunkener, untersetzter Kerl mit Halbglatze und Schnäuzer stand. In besudelten langem Kettenhemd und mit einem Langschwert in der einen und einem Krug Wehrheimer Löwenbiss in der anderen Hand, lachte er Eyrún ins Gesicht.
Wortlos griff die Söldnerin an. Unerwartet schnell riss Jabbour sein Langschwert zur Parade hoch, doch allein die Wucht des Axthiebs schleuderte den verschlagenen Landsknecht, denn mehr war er in Wirklichkeit nicht, durch den halben Raum und brachte ihn ins Stolpern. Die Eisbarbarin holte erneut aus und wieder versenkte sie ihre neue Doppelblattaxt im Leib des Säufers. Ohne Wiederstand spaltete das Axtblatt die Kettenringe und grub sich in das weiche schwache Fleisch und die inneren Organe des Wehrgrafen. Mit einem Schwall Alkohol und anderer Körpersäfte zog Eyrún die Axt aus dem Leichnam und trennte jetzt den Kopf des ehemaligen lokalen Kriegsfürsten vom Rumpf.
Als sie sich aufrichtete stürmten aber nun vier Wachen den Raum und blieben abrupt stehen. Vor ihnen stand eine fast nackte Hünin mit einer furchterregenden Barbarenstreitaxt in der einen und dem Kopf von Jabbour in der anderen Hand. Der Blick den Eyrún den anderen Söldnern schenkte war eindeutig. Während einer bereits seine Waffe fallen ließ und die anderen Drei die ihren senkten, knurrte die Fjarningerin: „Wehrheim gehört mir…“.
Fünfzehn der dreißig Wehrheimer Söldlinge schlossen sich in den Stunden danach der Eisbarbarin an und folgten ihr zurück in das Heerlager vor den Toren Wehrheims.
Eyrún hatte Wehrheim im Alleingang erobert und schmückte sich nun mit Jabbours Kopf an ihrem Waffengürtel.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Lhuraya »

Fortsetzung folgt hoffentlich bald. Macht wie immer Laune, die Berichte zu lesen.

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Danke Lhuraya, dann erfreue ich dich und auch die anderen Leser hoffentlich mit dem kompletten und sehr sehr langen und ausführlichen Finale des 2. Kapitels der Kampagne)

Pläne und Verhandlungen

Wehrheim, 25. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Helden von Zweimühlen, Marschall Ludalf, Oberst Alrik und Oberst Bunsenhold, sowie Graf Danos und Graf Luidor besprachen das weitere Vorgehen. Durch Eyrúns Heldentat, vermochte ihnen nun zumindest kein Gegner mehr aus Richtung Stadt in den Rücken fallen und notfalls konnte sich das Heer nun auch in die Ruinen zurückziehen. Aber der Marschall bevorzugte eine offene Feldschlacht, ein Rückzug kam für ihn nicht in Frage.
Alrik vom Blautann und vom Berg drängte darauf dem Falkenbund mit einem schnellen Reiterangriff zuzusetzen, solange er noch in Bewegung war, während Ludalf ruhigere Töne anschlug: „Ucurian ist ein Ritter und fest im Glauben. Dieser Krieg hat uns entzweit, doch wenn wir uns gegenseitig bekämpfen, nützt dies nur unseren wahren Feinden.“
Dem Marschall der Wildermark standen wiedermal seine Tugenden und Prinzipien im Weg, so dass es für diesen noch nicht mal in Frage kam, sich hinter die noch intakten Mauern Wehrheims zurückzuziehen. Alle Ratschläge der Helden bezüglich einer Verschanzung und Ausnutzung der steinernen Begebenheiten, wurden von Ludalf strikt abgelehnt. Wieder einmal wurde den Helden von Zweimühlen klar, dass Ludalfs militärische Fähigkeiten sehr beschränkt waren. Rogars Landsknecht des Blutes, Hauptmann Ungolf Ferdoker, der zurzeit über Zweimühlen wachte, wäre aufgrund dieses strategischen Irrsinns vermutlich desertiert. Aber der Streiter des Reiches hatte keine andere Wahl, als Ludalfs Befehle zu befolgen. Es musste noch einen anderen Weg geben, nur welchen?
Dann gegen Nachmittag war es dann soweit. Das Heer des Falkenbundes war vor Wehrheim eingetroffen und begann in breiter Formation taktisch klug Aufstellung zu nehmen. Die Banner des roten Falken auf gelbem Grund flatterten im kalten Wind. Das Zentrum des feindlichen Heeres und die vorderste Formation bildeten etwa zweihundertfünfzig Söldner und Waffentreue des Rabenmunders. Viel beeindruckender waren aber zwanzig Lanzen Ritter und ihr Gefolge zu je fünf bis zehn Mann, die auf der rechten Flanke Stellung bezogen hatten. Ein Halbbanner Schützen hatte sich in zweiter Reihe hinter den Söldnern aufgestellt und dahinter war auch Kriegsgerät zu erkennen, das ebenfalls in eine günstige Position gebracht wurde. Vereinzelt waren auch Geweihte der Rondra und des Praios zu erkennen, die sich im Heer verteilt hatten.
Die Banner eines roten Löwen auf schwarzem Grund bestätigte das Bündnis der Waldlöwen mit dem Falkenbund. Dreihundert brillante Söldner der unterschiedlichsten Waffengattungen begannen nun neben den Söldnern des Falkenbundes Aufstellung zu nehmen. Dahinter in zweiter Reihe waren dreißig novadische Elitereiter aus dem Khomkrieg und etwa einhundert Armbruster zu erkennen, die besonders gut dazu geeignet waren die Schweren Harnische der Ritter zu durchschlagen. Die Wehrheimer Waldlöwen wurden natürlich von Leomar vom Berg selbst befehligt.
Auf der linken Flanke bezog danach die Rommilyser Reiterei unter einem Banner mit zwei gekreuzten schwarzen Schlüsseln unter einem blauen Saphir auf silbernem Grund Stellung. Hundertfünfzig meisterliche schwere Gardereiter, die bis zum Jahr des Feuers zu den Garderegimentern Darpatiens gehörten. Danach verselbstständigten sich die Schlachtreiter sich jedoch und wurden im horasischen Thronfolgekrieg im Lieblichen Feld heimisch. Kommandiert wurden die Rommilyser Reiter von ihrem meisterlichen und unnachgiebigen Condottiere Gernbrecht von Oppstein, der seit den Tagen der Fürstin Hildelind ein Teil dieser Truppe war.
Das Heer, das Ucurian hier aufgeboten hatte, war dem kaiserlichen Heer mehr als ebenbürtig. Die Wehrheimer Waldlöwen waren in der ganzen Wildermark berüchtigt und zudem standen sie hier auf ihnen vertrautem Wehrheimer Land, was ein nicht zu unterschätzender Vorteil für den Feind bedeutete. Die Waldlöwen waren die teuersten Söldner, die man in der Mark für Gold anheuern konnte, und selbst Ritter Harad von Winterkalt hatte zu Lebzeiten mit einigen ihrer äußerst fähigen Armbruster seine Schwarze Garde verstärkt. Fast noch bedenklicher war aber die Schwere Reiterei auf beiden Flügeln des Fußvolkes. Wenn die jeweils Hundertfünfzig Reiter erst einmal in Bewegung kamen, waren diese durch fast nichts mehr aufzuhalten und würden schnell für Angst und Schrecken sorgen. Ohne entsprechende Vorsichtsmaßnahmen war es der feindlichen Reiterei sehr wohl möglich ihren Formationen in den Rücken zu fallen und die eigene Moral sehr schnell zusammenbrechen zu lassen.
Rogar war klar, dass eine Feldschlacht, wie immer sie auch ausgehen mag, für beide Seiten mit Verlusten verbunden war – und dass Lutisana nur auf eine solche Gelegenheit wartete. Zudem wusste Ucurian mit Leomar einen der besten Heerführer Aventuriens auf seiner Seite. Doch vielleicht gab es mit Rondras Segen einen Weg, eine Entscheidung ohne Schlacht herbeizuführen: Das Stellvertreterduell! In der jüngeren Geschichte, etwa die Erste Schlacht der Zwölfe zwischen Answinisten und Loyalisten am 13. Firun 1011 BF vor den Toren Punins, oder jenen Stellvertreterkampf, der 1022 BF die Zweiten Weidener Unruhen beendete.
Ludalf, der ein Ritter alten Schlages war, lag wenig an einer Verlustreichen Schlacht. Er stimmte einem göttergefälligen Kampf von Zwölf gegen Zwölf Streitern zu. Nun galt es nur noch Ucurian ebenfalls davon zu überzeugen.
Rogar machte sich mit gezogenem Zweihänder zusammen mit vier seiner Helden auf den Weg zur Mitte zwischen den beiden Armeen, wobei diese etwas weniger als eine Meile voneinander entfernt waren. Alrike die als einzige beritten war, hatte eine weiße Fahne an ihre Lanze gebunden und signalisierte so, dass sie nicht in feindlicher Absicht kamen und um Verhandlungen baten. Ausgerechnet Eyrún machte ihre Gefährten darauf aufmerksam, dass es vielleicht einen nicht wirklichen friedlichen Eindruck macht, wenn man mit gezogenen Zweihandschwertern über der Schulter zu einer Friedensverhandlung kam. Nachdem dann endlich alle Klingen in ihren Scheiden verschwunden waren, sah man auch von der anderen Seite fünf Reiter herannahen…

Gespräche mit Ucurian und Leomar

Während die Reiter herannahten, beobachteten die Helden von Zweimühlen etwas abseits einen schwarzen großen Raben, der gerade dabei war die Überreste einer toten Taube zu fressen. Immer wieder fuhr der Schnabel des größeren Vogels in das Gefieder des kleineren Federviehs, nicht aber ohne sich dabei immer wieder umzublicken, ob ihm jemand seine Beute streitig machen möchte. War dies etwa ein böses Omen? Drohte ein Sieg der Rabenmunder oder gar eine sich bald füllende Halle Borons?
Verunsichert warteten die Helden weiter ab, bis die fünf Reiter unter einer weißen Fahne schließlich auf Abstand anhielten. Unter ihnen befand sich Paske von Rabenmund, Leomar vom Berg, Goswin von Rabenmund und Ucurian von Rabenmund mit seiner Leibwächterin Alandra Greifenklau, die ihren Herrn nie aus den Augen ließ. Paske, Ucurians ehemaliger Knappe ritt als Unterhändler zunächst allein nach vorn um den Vertretern der Kaiserlichen Armee folgende Botschaft mitzuteilen: „Im Namen der rechtmäßigen Erbin und künftigen Fürstin Darpatiens unterstellt Seine Hochwohlgeboren, Kronverweser Ucurian von Rabenmund, Stadt und Mark Wehrheim seiner Protektion. Alle Männer und Frauen unter Waffen haben sich seinem Befehl zu unterstellen oder das Land zu verlassen.“
Offenbar war Ucurian fest entschlossen Wehrheim, oder besser gesagt, das was davon noch übrig war einzunehmen. Nach der Schlacht von Berler und den Niederlagen gegen die Drachenmeisterin benötigte er diesen Sieg. Durch Leomars Unterstützung war ein Sieg über die Kaiserlichen sogar mehr als nur möglich. Aber Baron Rogar war klar, dass Marschall Ludalf nicht Abziehen konnte, denn der Gesichtsverlust wäre ohne gleichen und hätte sicherlich schwerwiegende Folgen, zumal die Kaiserlichen Wehrheim als Winterlager unbedingt benötigten.
Nach weiteren Debatten mit dem Unterhändler des Falkenbundes ritt Ucurian von Rabenmund zusammen mit dem Schwertfürsten von Wehrheim selbst heran. Das war das erste Mal, dass der Streiter des Reiches dem Reichsverräter Leomar direkt gegenüber stand. Leomar Almaderich Sigiswild vom Berg war Mitglied der ältesten Adelsfamilie des Reiches und hatte sein Kriegshandwerk einst in Wehrheim selbst erlernt und als Jahrgangsbester abgeschlossen. Er wurde zum gefeierten Held der Novadis im Khomkrieg und absolvierte eine Bilderbuchkarriere, die ihn in der Invasion der Verdammten bis auf den Posten des Reichserzmarschalls brachte. Doch so hoch der unerschütterliche Pragmatiker auch stieg, umso tiefer war sein Fall im Jahr des Feuers. Auf dem Mythraelsfeld verschlangen dämonische Angreifer sein Reichsheer und er selbst wurde damals schwer verwundet. Als der Thronräuber Answin von Rabenmund nach der Kaiserkrone griff, hatte Leomar sich mit samt seinen Truppen dem zurückgekehrten Kaiser unterstellt. In seinem gewohnten strategischen Kalkül, das keine persönlichen Eitelkeiten und Zimperlichkeiten duldete, hielt er Answin für die beste Alternative, um das Reich vor dem Untergang zu retten, wurde jedoch mitsamt seinem damaligen neuen Herren in der Schlacht der drei Kaiser vor Gareth geschlagen. Mit Hilfe Lutisana von Perricum und einiger Getreuer war ihm, den man unter Reichsacht gestellt hatte, die Flucht in die Wildermark gelungen und war so dem Kerker und Henkersschwert entkommen. Und genau diese Schuld war es nun, die ihn offenbar verzweifelt in die Arme des Falkenbundes getrieben hatte. Er war Lutisana zuvor gekommen, denn eher früher als später hätte die Kriegsfürstin eine Gegenleistung für seine damalige Befreiung gefordert. Nun, da er an Ucurians Seite stand, und dessen Traum von einer Wiederherstellung der alten Ordnung er offenbar teilte, war ein Bündnis mit der Herrin der Söldner nicht mehr möglich, da Ucurian mit dieser genauso verfeindet war, wie mit den Kaiserlichen.
Leomar hatte Jahrelang nach seiner Befreiung versprengte und desertierte Reichssoldaten und anderes Waffenvolk gesammelt und hatte Wehrheim schließlich zu seiner Stadt gemacht – der Stadt die er nun sicherlich in der kommenden Schlacht mit seinen Wehrheimer Waldlöwen zurückzuerobern gedachte.
Der Schwertfürst selbst war ein großer, kräftiger Streiter mit offenem blonden Haar, Almadaner Schnauzer und deutlichen Narben im Gesicht. Über seiner festen Reiterkleidung trug er einen stählernen Reiterharnisch, während sein Kavalleriesäbel Wuthbrand an seiner Seite hing und sein Schild eine schwarz rotes Löwenwappen zeigte. Er musterte die Zweimühler Helden sehr genau, während diese mit Paske weiter verhandelten.
Ucurian sparte nicht mit Spott für den neuen Baron von Zweimühlen, auch wenn dieser oder gerade deswegen in der Schlacht von Berler für die Niederlage des Falkenbundes verantwortlich war. Wenn seine Tochter erst einmal wieder Fürstin von Darpatien sei, würde es solche Barbaren wie den Trollzacker nicht mehr in Adelspositionen geben. Wie so oft ließ Reichsbaron Rogar vom Blute zu Zweimühlen den Spott vermeintlich höher gestellter Adliger zähneknirschend über sich ergehen und forderte stattdessen ein Duell von Zwölf gegen Zwölf. Doch Ucurian, der sich mit Leomar an seiner Seite siegessicher wähnte, zeigte sich unnachgiebig halsstarrig. Nachdem Rogar den Goldenen Falken nicht zu einem solchen Duell überreden konnte, mischte sich nun die einäugige Alrike von Zweimühlen zu Östlich-Ochsenwacht ein und konzentrierte sich dabei ganz auf den Schwertfürsten Leomar. Sie, die von wirklichem Adel war, fand offenbar mehr Gehör und machte der Gegenseite klar, dass eine Feldschlacht für beide Seiten mit großen Verlusten verbunden war, und dass man Lutisana diese Gelegenheit einfach nicht bieten durfte. All ihre Worte waren vernünftig und überlegt gesprochen, wobei sie ihr Interesse an Leomar, und ihre Achtung vor diesem nicht verbergen konnte. Immerhin war er unbestreitbar einer der größten noch lebenden Helden neben Rogar, auch wenn er vom Weg abgekommen war.
Leomar vom Berg achtete den Mut der jungen Ritterin vom alten Schlage und war es schließlich, der Ucurian von einem Kampf von Zwölf gegen Zwölf überreden konnte, da auch er seine Waldlöwen schonen wollte. Bevor sich die beiden Delegationen, die sich nun auf einen Kampf am nächsten Morgen geeinigt hatten, trennten, legte Leomar der jungen und trotz fehlendem Auge hübschen Ritterin nahe, dass sie sich im morgigen Kampfe nicht ihm stellen solle, da er sonst ihr Leben beenden würde...

Der Marschall bittet um Rat

Ludalf empfing die Helden noch am selben Abend in seinem Feldherrenzelt. Die Rüstung hatte er abgelegt und sein alter Zweihänder Molchenschnitter ruhte auf dem Tisch. Außer den Helden war niemand anwesend. Der Marschall schwenkte einen Pokal mit Wein: „Schenkt euch ein und nehmt Platz.“ Während sich die Helden niederließen, studierte er eine Karte der Wildermark auf der alle wichtigen Orte, Städte und Befestigungen eingezeichnet waren, doch sein Blick schien hindurch zugleiten. Ludalf wirkte müde. „Das morgige Duell, deren Teilnehmer auf unserer Seite ihr wählt, Streiter des Reiches, wird nicht die Entscheidung in diesem Krieg bringen, doch sein Ausgang wird bestimmen, welchen weiteren Weg er nehmen wird. Gewinnen wir, haben wir vielleicht Gelegenheit, den Falkenbund im Winter zum Einlenken zu bewegen. Gewinnt Ucurian … nun, Rondra wird wählen!“ Ludalf ließ sich in seinen Lehnstuhl fallen. „Ich habe euch gerufen, geschätzte Freunde, um eure Meinung zu hören, welchen Weg die Kaiserlichen nach dem Winter einschlagen sollen.“
Noch nie zuvor war ihnen Ludalf so persönlich begegnet, wie an diesem Vorabend des Duells. Vor allem Rogar spürte, dass der pflichtbewusste Ritter den ihm aufgetragenen Aufgaben nicht gewachsen zu sein schien, sich ihnen aber dennoch bis zur letzten Konsequenz stellen würde. Er diskutierte mit Rogar noch einige mögliche Strategien gegen Lutisana, aber dieser merkte, dass der Marschall der Wildermark auch durch ihn hindurch blickte und mit seinen wahren Gedanken ganz wo anders war – vermutlich bei der Frau, die er selbst von ihrem angekettetem Dasein an die Goldene Pyramide erlöst hatte...
Der Streiter des Reiches machte sich nach dem Hilfegesuch um Rat seines Marschalls auf, um zusammen mit seinen Helden, die er alle bis auf Bastan Erlgau, für den morgigen Kampf auswählte, die restlichen Kämpfer unter den Adligen zu finden. Er erhielt nur zwei Absagen von allen Männern die er fragte – und zwar von Graf Luidor von Hartsteen, der sich weigerte zusammen mit Barbaren und Emporkömmlingen Seite an Seite in einem solch ehrenhaften Duell zu kämpfen, und die zweite Absage vom König der Ritter Graf Danos von Luring, mit dem man sich einen Zweikampf bekanntermaßen erst einmal durch bestimmte Questen verdienen musste. Mit Alrike von Zweimühlen sah er seine Ideale bereits im Duell vertreten. Andere hingegen rissen sich fast darum den riesenhaften Streiter der Kaiserin in das bevorstehende göttergefällige Gefecht zu begleiten. Den Besten gewährte er diese Ehre...

Die Hungrige Meisterin

Während Reichsbaron Rogar seine zwölf Streiter auswählte, vollendete Rhulana von Kurkum ihre Waffenmeisterschaft mit dem Rondrakamm, indem sie mit der Hochgeweihten Junivera bis in die Nacht kämpfte. Rhulana bemerkte, dass ihre alte Lehrmeisterin eine zunehmend krummere Haltung einnahm, was die Amazone aber auf ihre auszehrenden, tagelangen Kämpfe zurückführte, oder aber den wahren Grund dafür verdrängte. Vielleicht würde es Jahre dauern, bevor sie einer neuen Waffenmeisterin des Rondrakamms begegnen würde und zudem sollte sie am nächsten Tag an Rogars Seite im Mythraelsduell kämpfen. Alle Tricks die die Alte Heldin ihr bis zum Morgengrauen noch beibringen konnte, waren womöglich von weitreichender Bedeutung für den Ausgang ihres bevorstehenden Kampfes (Rhulana erlernt die SF Waffenmeisterin Rondrakamm; Auswirkungen siehe erste Seite der Spielberichte unter Helden und Gefolgsleute des Barons von Zweimühlen).
Niemand bemerkte, wie die uralte, einarmige Hochgeweihte in der Nacht über das Mythraelsfeld zwischen den beiden Armeen schlich. Junivera bemerkte, dass sie seit letzter Nacht im Dunkeln genauso gut sehen konnte, wie am helllichten Tag und auch die Kälte machte ihr nicht mehr so sehr zu schaffen. Dann fand sie das, wonach sie gesucht hatte. Die eigentlich schon vergammelten Überreste der Toten Taube, die der schwarze Rabe unweit des Ortes ihrer Verhandlungen übriggelassen hatte, war für Junivera wie ein gefundenes Fressen...
Griffhelm, der zu Lebzeiten zwölfjährige Geist eines Praios-Novizen, der der Iluminata Lucana Lanzenschäfter in die damalige Schlacht gefolgt war, und dabei sein Leben verloren hatte, flüchtete ängstlich vor dem was er da mit ansehen musste, und verbarg sich vor der 'Hochgeweihten' in einer der zahlreichen Kluften. Die Untote Rondriana Siebenstreich von Eisenstein hatte der wohlgesonnene Geist gefürchtet - würde die Verlorene Löwin nun von dieser hungrigen Meisterin abgelöst?

Das Mythraelsduell

Mythraelsfeld vor Wehrheim, 26. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Im kalten Morgengrauen unter dunklen Wolken standen sich zweimal zwölf Streiter gegenüber, die diesen alles entscheidenden Kampf stellvertretend für ihre Heere ausfechten sollten. Leichter Schneefall setzte ein, als die etwas matt und ausgezehrt wirkende Junivera von Seshwick die als Schiedsrichterin fungieren sollte, den Choral der Heiligen Ardare anstimmte (auf Grad IV aufgestufte Liturgie des Ehrenhaften Zweikampfes). Alle Streiter, bis auf die Söldnerhauptfrau Colonella Ghulsheva, der Wüstenkrieger Rashiman ben Faisal und Bashot Grim, stimmten mit ein…

Dir zu Ehren kämpfe und streite ich.
Dir zu Ehren, nur in deinem Namen.
Dir zu Ehren ich leb',
dir zu Ehren ich sterb',
dir zu Ehren bis in Ewigkeit!

Deinem Wort zu gehorchen nur leb' ich.
Deiner Ehre widme ich mein Sterben.
Deinem Willen geweiht,
dir zu dienen bereit,
Herrin Rondra, bis in Ewigkeit!“


Alle Teilnehmer sowie mögliche Eingreifende waren nun durch göttliche Macht gezwungen, sich an die Regeln des ehrenhaften Zweikampfes zu halten – Bedingungen, die die Helden von Zweimühlen schon im Kampf gegen die Verlorene Löwin Rondriana Siebenstreich von Eisenstein kennen gelernt hatten. Jeder hatte genau einen Gegner, niemand durfte Schläge von der Seite oder von hinten ausführen, unbewaffnete oder gestürzte Gegner durften nicht angegriffen werden, und Magie und Gift durfte auch nicht zum Einsatz kommen. Die jeweiligen Duelle bis auf das Zweite Blut sollten dann als beendet erklärt werden, wenn einer der Kontrahenten deutlich unterlag. Zum Einsatz kamen natürlich scharfe Waffen nach Wahl. Gewinnen würde die Seite, die die meisten Zweikämpfe für sich entscheiden sollte – die andere Partei musste sich für die Wintermonate aus der Landmark Wehrheim zurückziehen. Bei einer möglichen Pattsituation hätten beide Seiten Wehrheim zu räumen. Mehr gab es für Junivera nicht zu sagen und weitere Geistleistungen fielen ihr eh sehr schwer.
Nach ihrem heimlichen nächtlichen Ausflug der unentdeckt geblieben war, hatte niemand bemerkt, dass sich Juniveras Finger und Fingernägel bereits zu ungewöhnlichen scharfen Klauen verändert hatten. Es war nun schon mehr als drei Tage her, dass sie auf Rondrianas Geheiß von einem Ghul infiziert worden war. Die aufgrund ihres hohen Alters zunehmend starrsinniger werdende Geweihte wollte ihr drohendes Schicksal nicht wahrhaben und hatte ihre beginnende Verwandlung sogar vor den anderen anwesenden Rondrageweihten verborgen. In den letzten Tagen war sie immer dürrer und knochiger geworden, was nur Rhulana in ihren Zweikämpfen mit ihr aufgefallen war, es aber ihrem harten Waffenmeistertraining der letzten Tage zugeschrieben hatte. Dennoch hatte Junivera in ihrem stetig starrer werdenden Verstand darauf bestanden den heutigen Kampf zu leiten. Ihre zunehmend blasser und ledriger werdende Haut wies bereits erste Fisteln auf, die sie genau wie die grünlich verfärbte Bisswunde vor der Amazone und auch den Helden unter ihrer Unterkleidung verborgen hatte. Auch ihre mehr und mehr ausfallenden Haare versteckte sie unter einem Helm, den sie auf dem Mythraelsfeld gefunden hatte.
Im Grunde war ihr Zustand ein offenes Geheimnis, da die Helden sich bei einigen Adligen nach Heiltränken oder einem Antidot für die Hochgeweihte erkundigt hatten. Auch die Kampfmagierin Erlgard Gragelsfort, die sie um einen Klarum Purum baten, konnte in diesem Falle nicht helfen, da das Spezialgebiet der Schwert und Stablerin die Kampfmagie war.
Junivera, die schon viele schlimme Dinge erlebt und überlebt hatte, gestand sich nicht ein, dass sie sich bereits im nächsten Stadium der Verwandlung in eine Leichenfresserin befand und dass das Ghulengift sie langsam aber sicher veränderte. Dass sie die Wunder ihrer Göttin noch immer wirken konnte, bestätigte sie darin, sich nicht aufzugeben. Sie war müde, todesmüde. Aber das schob sie auf ihren nächtlichen Ausflug und die Kämpfe mit Rhulana. Nur noch die Leitung dieses großen Duells, dann würde sie sich in eine möglichst dunkle Kammer zurückziehen um zu schlafen.
Dass Junivera von Seshwick im Begriff war, zu einer seltenen 'Ghulenpriesterin' zu werden, die in der Warunkei auch Morokun genannt wurden, war ihr nicht bewusst. Sie wusste zwar, dass viele Bisse von Ghulen ansteckend waren, aber sie hatte selbst schon gesehen, wie ihre früheren Gefährten sich nach einem einzigen Biss nicht verwandelt hatten. Sie vertraute auf Rondra...

Für die Kaiserlichen

- Rogar „Der Barbarenprinz“ vom Blute zu Zweimühlen (meisterlicher Zweihänder)
- Rhulana „Die Amazone“ von Kurkum (geweihter meisterlicher Rondrakamm)
- Eyrún Blutaxt (Barbarenstreitaxt Axt der Furcht)
- Bashot „Der im Zorn Rasende“ Grim (Andergaster)
- Alrike von Zweimühlen zu Östlich Ochsenwacht (Langschwert und Großschild)
- Marschall Ludalf von Wertlingen (Zweihänder Molchenschnitter)
- Oberst Alrik vom Blautann und vom Berg (Langschwert)
- Burggraf Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum (Langschwert)
- Ritter Geldor von Bregelsaum (Langschwert)
- Baron Rahjadan von Bregelsaum-Rosenbusch (Zweihänder)
- Bannerherr Azzo von Bregelsaum (Streitkolben Eisenfaust und verstärkter Schild)
- Ritter Xandros von Rabenmund (zwei Morgensterne)

Für den Falkenbund

- Söldnerhauptfrau Colonella Ghulsheva (zwei Kurzschwerter)
- Condottiere Gernbrecht von Oppstein (Reiterhammer Ochsenschlag)
- Dom Sumudan von Viryamun und Flogglond (Reitersäbel Feuertod)
- Wüstenkrieger Rashiman ben Faisal (Dschadra)
- Ritter Rondrik von Rabenmund (Langschwert und Schild)
- Kriegsfürst Ucurian von Rabenmund (Zweihänder)
- Schwertfürst Leomar vom Berg (Reitersäbel Wuthbrand und Schild)
- Baron Goswin von Rabenmund (Anderthalbhänder)
- Ritter Paske von Rabenmund (Zweihänder)
- Bastard Raimundo Ingeniosus von Agum (Raufdegen und Buckler)
- Vogt Roderich von Rabenmund (Langschwert)
- Sonnenritter Arnôd von Eulenberg (Morgenstern und Schild)

Unter Rondras Segen

(Die jeweiligen Kontrahenten werden jeweils fett hervorgehoben zur besseren Übersicht)

Von allen Kontrahenten war der gewaltige Streiter des Reiches Rogar „Der Barbarenprinz“ vom Blute zu Zweimühlen eindeutig der Imposanteste Krieger von allen, denn er war wie die Helden aus Alter Zeit nackt angetreten, sein Gemächt nur von einem Lendenschurz bedeckt! Der Rochshaz mit schwarzen Augen und schwarzem langen Haar, hatte das Schlachtfeld betreten und lies dies jeden mit einem lauten Kampfgebrüll wissen, woraufhin alle kaiserlichen hinter ihm seinen Kampfeswillen begrüßten und in sein Gebrüll mit einfielen. Der entblößte Leib des Reichsbarons war fast zweihundertfünfundzwanzig Halbfinger hoch und war mit Narbengewebe unansehnlich entstellt. Auf der entblößten Brust trug er ein dunkles, nach verbranntem Fleisch, riechendes Blutkerben-Hautmal der Alveranierin Raskorda – das Schwertkreuz Kors. Und auf der linken Hand in Form von drei neungezackten Kreisen, die manchmal auch aussahen wie ein Raubtierauge, trug er Belhalhars Brandmarkungen, die für seine Bestandene Prüfung des Selbstopfers, der Prüfung des Tieropfers und der Prüfung des Feindopfers standen. Er hatte bewiesen der Stärke der Götter würdig zu sein, ein Umstand, der auch der Kaiserin und ihrer Schwester aufgefallen war. Dann hob er seinen meisterlichen Zweihänder, der bei seiner gewaltigen Größe eher wie ein Schwert wirkte. War dieser Berg von Mann, der Kor auf seiner Seite wusste, überhaupt zu besiegen?
Nachdem Junivera nun das Zeichen für den Kampfbeginn gegeben hatte da sie fürchtete, dass die beiden Stammeskrieger auf der Seite der Kaiserlichen sonst ohne ihr Signal beginnen würden, sagte Ludalf von Wertlingen zu all seinen Streitern: „Dies ist meine letzte Prüfung, mein letzter Kampf. Für die Kaiserin, für Brins Tochter!“ und hängte den Wahlspruch seines Hauses, der auf ihn besonders passte noch dahinter „Durch Trübsal und Gefahren!“ Dann lief er als Heerführer zielstrebig auf Ucurian von Rabenmund zu, der ihm mit einem lauten: „Für meine Schwester, für meine Tochter, und für Praios!“ antwortete, und auch den Wahlspruch seines Hauses rief, bevor es ein anderer der zahlreichen Rabenmunder tat: „Haus und Blut höchstes Gut!“ Ihre Zweihänder prallten wuchtig aufeinander, so dass die Funken sprühten. Hier standen sich zwei ebenbürtige Gegner gegenüber die sich nichts schenkten. Ludalf trug über seiner Rüstung das Wappen des Mittelreichs, der rote Greif in goldener Scheibe auf blauem Grund, anstatt dem Wappen seines Hauses. Ucurian trug das Wappen des Falkenbundes, ein roter Falke auf gelbem Grund, auf einem Umhang auf dem Rücken. Der Sturmfalke war kein geduldiger Gegner und war bekannt dafür seine Duelle bereits mit dem ersten Schlag zu entscheiden. Er lauerte nur darauf, dass Ludalf einen Fehler machte um einem Sturmfalken gleich auf diesen herabzufahren.
Oberst Alrik vom Blautann und vom Berg, der ein Veteran vieler Schlachten war und sich auch schon unerlaubt duelliert hatte, nahm sich das Vorrecht heraus gegen Leomar vom Berg anzutreten und rief den Wahlspruch seines Hauses, damit dieser ihn auch im Schneegestöber, das nun einsetzte, finden würde: „Bin weder Graf noch Fürst, noch Kaiser, noch König, ich bin der Herr vom Berg!“ Er wählte somit nicht nur den vermutlich erfahrensten Gegner unter den Duellanten sondern auch einen aus seinem eigenen Adelshause, der wie er den roten Löwen auf schwarzem Grund trug. Einen Schild wie Leomar hatte er nicht nötig, seine Klinge von Thorn Eisinger, dem Schmied der Hundert Helden aus Gareth reichte ihm völlig. Als die beiden Helden sich begegneten, eröffnete der Reichsverräter seinen Angriff mit einem Schwertgewitter, einem unangenehmen Sturmangriffs-Manöver, das lange Übung erforderte um ihn zu perfektionieren. Der Schwertfürst brachte den Oberst so in die Defensive und drängte diesen immer weiter zurück. Dabei schlug Leomar immer abwechselnd auf die linke, und dann auf die rechte Seite seines Gegners um ihm die Luft zu nehmen und ihn zu erschöpfen. Dann ging der Waldlöwe zu Meisterparaden mit seinem Schild über, um den Berglöwen mit Kombinationen aus Finten und Wuchtschlägen, mit seinem Reitersäbel Wuthbrand, schon direkt bei Beginn des Kampfes stark zuzusetzen. Die meisten der zuschauenden Soldaten und Söldner waren noch nie Zeuge derartig perfektionierter Kampfkunst geworden.
Der schon ältere Burggraf Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum, der die goldene Scheibe des Hauses Bregelsaum auf grünem Untergrund auf seinem Wappenrock trug, wurde von dem gesuchten aber zu allem entschlossenen Baron Goswin der Jüngere von Rabenmund zum Gegner auserkoren, der sich sehr schnell im Kampf orientiert hatte. Goswin trug den schwarzen Raben des Hauses Rabenmund mit rot bewehrten Krallen und Schnabel auf weißem Grund. Wolfhelms Angriffe mit dessen Langschwert konterte Goswin mit einem speziellen Gegenhalten-Manöver, dem Perricumer Block, so dass sich ihre Waffen ineinander verkeilten und sie diese gegeneinander drückten, wobei das Schwert des alten Burggrafen schadlos an der Garether Platte des Rabenmunders kratzte. Goswin verließ nun diese Stellung der Waffen um sich in eine günstigere Position zu begeben und schrie: „Nieder mit den Gänserittern und der Traviamark!“ während Wolfhelm mit dem Wahlspruch seines Hauses antwortete: „Wahre Treue zeigt sich erst in Zeiten der Not.“ Der Sonnenluchs, mit dem man ihn oft verglich, war als Kämpfer gefürchtet und galt als einer der besten Ritter Darpatiens.
Wolfhelms Enkel, Ritter Geldor von Bregelsaum kreuzte die Klinge seines Langschwertes mit Ritter Paske von Rabenmund, der wie sein Schwertherr Ucurian einen Zweihänder führte. Paske kämpfte sehr besonnen ohne sich zu waghalsigen Manövern hinreißen zu lassen. Er achtete schon von sich aus die Regeln des ritterlichen Kampfes und würde auch ohne das Wunder sich nicht dazu hinreißen lassen, einen Vorteil daraus zu ziehen, wenn sein Gegner am Boden lag oder seine Waffe verlieren sollte. Geldor ließ seinen Gegner wissen, dass er „Für Swantje von Rabenmund, der Kronprinzessin von Darpatien!“ kämpfte.
Der Bannerherr des Hauses Azzo von Bregelsaum suchte für seinen Streitkolben Eisenfaust voller Hass und Rache nur irgendein Mitglied des Hauses Rabenmund und traf auf den kränklichen Vogt Roderich von Rabenmund, der chronisch an der Blauen Keuche litt. Azzo machte seinem Ruf alle Ehre und stürzte sich mit einem „Rondra mit uns und Tod dem Feind!“ auf den vermutlich schwächsten aller Gegner, den er so schnell wie möglich auszuschalten gedachte. Wobei selbst die schwächsten der vierundzwanzig Kämpfer meisterlich im Umgang mit ihren Waffen waren. Roderich der etwas kurzatmig war und sich seine Luft für den Kampf sparte, und es bevorzugte auf der Seite der Gewinner zu stehen, versuchte sich durch ein Binden-Manöver Vorteile zu verschaffen und bevorzugte im nun folgenden Kampf Gezielte Stiche und Schläge gegen den Waffenarm des Bregelsaumers. Auch in ihm gärte seit der Blutnacht von Rommilys, in der er seine beiden Eltern verloren hatte, der Hass auf das Haus Bregelsaum, so dass sich hier ein besonders hässliches Gefecht zwischen diesen beiden Gegnern abzeichnete.
Baron Rahjadan von Bregelsaum-Rosenbusch, der wie Geldor ein Mitglied der Stahlherzen war, und der allen Kriegsfürsten den Krieg erklärt hatte, sich aber auch vor Zeichen des Todes, wie zum Beispiel dem gestrigen Totenrabe fürchtete, überließ es einem der Gegner ihn herauszufordern. Dem über zwei Schritt großen Ritter und seinem alten Familienzweihänder stellte sich schließlich der arrogante Bastard Raimundo Ingeniosus von Agum entgegen, der sogar stark alkoholisiert angetreten war! Der streitlustige Bastard versuchte sich zunächst noch in Finten, Binden und Meisterparaden, aus denen er aber oft vergaß einen Vorteil zu ziehen, oder aufgrund seines besoffenen Zustandes dazu einfach nicht in der Lage war. Nachdem Rahjadan anfing ihn zu provozieren, versuchte Raimundo es diesem mit einer Ausfall-Finte Kombination zu zeigen, jedoch ohne Erfolg.
Ritter Xandros von Rabenmund, der als einziger Rabenmunder auf der Seite der kaiserlichen Kämpfte, liebte seine Garether Platte und schwang einem Helden gleich seine beiden Morgensterne zugleich. Außer ihm war unter den zwei Dutzend Kämpfern offenbar nur eine ihm unbekannte Söldnerin auf der Gegenseite im Beidhändigen Kampf bewandert. Er begegnete aber strategisch klug dem Sonnenritter Arnôd von Eulenberg, der mit nur einem Morgenstern und einem Schild ausgestattet war. Letzterer verlor jedoch seinen Vorteil gegen einen anderen Kettenwaffenkämpfer, was natürlich auch das Ziel von Xandros war. Der fahrende Ritter merkte schnell, dass seinem Gegner in Vollplatte und Topfhelm ein verfeinerter Kampfstil völlig fremd war, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Xandros gegen diesen den Sieg erringen würde.
Der Streiter des Reiches Rogar vom Blute zu Zweimühlen fing die einzige Frau in den gegnerischen Reihen ab, die ihm und den anderen Helden aufgrund ihrer zwei Waffen vermutlich die größten Probleme bereiten würde – die in einen Ringelpanzer gerüstete Söldnerin Colonella Ghulsheva. Der Barbarenprinz eröffnete grimmig grinsend mit einer äußerst gewagten Finte, mit der er die Meridianerin jedoch unfassbarer weise verfehlte. Ghulshevas linker Waffenarm verfehlte zwar ebenfalls das Ziel, aber mit ihrem rechten Kurzschwert vollführte sie einen Ysilischen Wolfsbiss indem sie einen blitzschnellen Satz in die Höhe machte und den gewaltigen Baron direkt am Hals traf! Rogars brüllen wurde nun mehr zu einem gurgeln und das Heer des Falkenbundes jubelte, als der unbesiegbar scheinende Streiter des Reiches zum ersten Mal, direkt bei Eröffnung des Kampfes getroffen wurde. Dem Streiter Kors war sein Grinsen gerade schlagartig vergangen. Rogar hätte eine gewöhnliche Verletzung auch am Hals normalerweise, einem Oger gleich, einfach locker weggesteckt, aber sofort spürte er eine stechende und schmerzende Atemnot – die Wirkung eines Waffengiftes (Tinzal)! Wie konnte die Söldnerin trotz des wirkenden Wunders Gift anwenden, während dieses ehrenvollen Kampfes? Bevor er die Antwort darauf wusste, deutete er einen Schwinger mit seinem Zweihänder an, nur um seine zweihändige Klinge dann im letzten Moment herumzureißen und diese in Ghulshevas Bein zu rammen (2 Beinwunden), woraufhin diese zunächst einmal kampfunfähig zusammenbrach! Damit hatte die verschleierte Söldnerhauptfrau nicht gerechnet! Aber Junivera nahm die die Söldnerin, die einst Mitglied des Schwarzen Bundes des Kor war, nicht aus dem Kampf. Die ehrlose Söldnerin hatte in ihren Augen nun die gerechte Strafe des Barbaren verdient, in der Hoffnung dass dieser sie für ihr Vergehen nun zumindest ein zweites Mal schwer verletzen, wenn nicht gar töten würde. Aber Rogar hielt inne und versetzte seiner Gegnerin noch nicht den Schlag bis aufs Zweite Blut, sondern wartete stattdessen, dass diese sich wieder erhob, während die Kaiserlichen ihrem Streiter des Reiches zujubelten. Sein Name hallte weit über das Mythraelsfeld „ROGAR, ROGAR, ROGAR, …“, so dass sogar die Toten wussten, dass er heute hier angetreten war.
Die Amazone Rhulana von Kurkum rief: „Für Rondra!“ und wählte den schwersten gepanzerten Condottiere Gernbrecht von Oppstein zum Kampf, der mit seinem schweren Reiterhammer Ochsenschlag bewaffnet war. Aber die Löwin verfehlte ihre ersten beiden Angriffe und parierte jedoch die wuchtigen Schläge des Reithammers. Sie konnte froh sein, dass Gernbrecht in diesem Duell nicht vom Pferd aus kämpfen durfte, denn das wäre ein Kampf den sie sicher schnell verloren hätte. So aber hatte sie Zeit ihren Gegner erst einmal besser einzuschätzen, wobei sie auch erkannte, dass dieser über eine gute Balance verfügte, wodurch er vermutlich kaum niederzuwerfen war. Aber trotz ihres eher schwachen Auftaktes würde sie sich mit Sicherheit niemals von einem Mann besiegen lassen: „KURKUM!“
Die hünenhafte Fjarningerin Eyrún Blutaxt schnappte sich wortlos Dom Sumudan von Viryamun und von Flogglond, der eine Leichte Platte und einen Morion trug. Sein Wappen war ein roter Rebstock über einem grünen Dreiberg auf goldenem Grund. Dieser brüllte: „Nieder mit der falschen und räuberischen Kaiserin!“ Seine nur ganz leicht gebogene Klinge Feuertod war ein vortrefflicher Reitersäbel aus Zwergenstahl, befand sich schon seit tausend Jahren im Familienbesitz und diente schon den almadanischen Fürsten aus der Familie Viryamun. Ursprünglich ein Schwert, wurde die Waffe der Legende nach später umgearbeitet, nachdem sie einem unglücklichen Ahnen Sumudans zerbrochen war. Sumudan schien nun ein ähnliches Unglück zu widerfahren, denn er stolperte (Patzer) aufgrund seines steifen Beins Eyrún ungestüm in die schwarze, runenverzierte Doppelaxt, die ihn schwer am linken Arm verletzte (2 linke Armwunden)! Der almadanische Magnat blickte Eyrún ungläubig mit seinen kalten Augen an und ging dann zumindest kurzfristig kampfunfähig in die Knie, was bei den Kaiserlichen abermals für Ekstase sorgte. Aber auch hier brach die hungrige Junivera das Duell der beiden nicht ab und ließ sie weiterkämpfen.
Bashot Grim hatte es aufgrund seiner Vorurteile gegen Tulamiden auf den stolzen und athletischen Elite-Wüstenkrieger Rashiman ben Faisal abgesehen, der ein alter Freund Leomars war und diesem in Schlachten wie ein unverbrüchlicher Adjutant zur Seite stand. Rashiman war zwar kein Tulamide, sondern ein Novadi, aber das machte für den Trollzacker gerade keinen Unterschied, da er einem Tulamiden am nächsten kam. Der Wüstenkrieger war stets bemüht ein Duell im ersten Augenblick zu entscheiden, sofern er die Initiative hatte, was auch diesmal der Fall war. Der Elitekrieger attackierte der Zweimühler Held mit dem Legendären Todesstoß-Manöver Rache der Khoramsbestie und rammte Bashot seinen Dschadra unpariert (Patzer) direkt in den Bauch, so dass dieser hinter ihm wieder austrat (3 Bauchwunden)! Die Wehrheimer Waldlöwen schrien nun lauthals den Namen des Wüstenkriegers - nur um kurz darauf wieder zu verstummen. Der mit Lykanthropie infizierte Trollzacker Stammeskrieger, der eigentlich nach diesem Todesstoß nicht mehr stehen durfte, verfiel nun in den Blutrausch des Werwolfs-Answinisten, der ihn in Weiden gebissen hatte! Bashot, der nun blutigen Schaum vor den Mund bekam, packte die novadische Reiterlanze in seinem blutigen Pans und zog nun den Wüstenkrieger mit weit aufgerissenen Augen, mitsamt der Lanze einfach zu sich! Der nun wirklich im ‚Zorn Rasende‘ hackte seinem Gegner mit einem glücklichen Treffer (Doppel-1) einfach den rechten Arm ab (3 Rechte Armwunden), so dass das Blut nur so über die neben ihm kämpfende Alrike spritzte. Ein darauf folgender Schlag über den Bauch des Novadi beendete das Leben des räudigen Wüstensohnes für immer und brachte den ersten Sieg der Kaiserlichen!
Die junge Ritterin Alrike von Zweimühlen zu Östlich-Ochsenwacht hatte gewartet wer von der gegnerischen Seite übrigblieb und stand so nun im Zweikampf mit dem fettleibigen Ritter Rondrik von Rabenmund, der mit einem langen Kettenhemd und einem Morion gepanzert war. Auch er kämpfte wie die einäugige Ritterin mit Schwert und verstärktem Schild. Ein Kampf der aufgrund der Schilde vermutlich länger dauern sollte. Rondrik kämpfte zurückhaltend, da er die Ritterin nicht ernsthaft verletzen wollte und verzichtete auch auf kräftezehrende Manöver, da er aufgrund seines Gewichtes schnell außer Atem geriet. Er wartete eher ab und lauerte auf eine Schwäche der Zweimühler Heldin, die gerade erschrocken zur Seite blickte und mit ansah, wie Bashot gerade eben durchbohrt worden war.

Drittes Blut

Der Kampf zwischen den beiden Heerführern wogte hin und her, und jeder hatte bei dem anderen bereits einen schweren Treffer landen können. Beide Kontrahenten trugen Garether Platte, wobei Ucurian von Rabenmund die seine noch mit einem prächtigen Federbuschhelm vervollständigt hatte. Ludalf von Wertlingen kämpfte schweigsam wie immer und nach ritterlichem Kodex. Ehrenrührige Tricks waren ihm ebenso fremd wie unbesonnene und draufgängerische Manöver. Die darpatischen Falken jubelten ihrem Feldherren Ucurian zu, und die Kaiserlichen mit samt Verbündeten feuerten ihren Marschall an indem sie ihre Schwerter gegen den Rand ihrer Schilde schlugen, so dass es über das Mythraelsfeld nur so donnerte. Alle wussten, dass die Götter ihnen in diesem Duell zusahen. Schließlich brachte sich Ucurian in eine Vorteilsposition und setzte mit einem Hammerschlag-Manöver alles auf eine Karte. Der Goldene Falke riss seinen Zweihänder weit nach hinten über seinen Kopf und ließ ihn mit all seiner Kraft, mit ungesehener Geschwindigkeit und mit phänomenaler Treffsicherheit (glückliche bestätigte Attacke) auf den Marschall der Wildermark niederfahren. Der Treffer spaltete den verzierten Plattenpanzer, das meisterliche Kettenhemd darunter, die Brust und das Herz des Kaiserlichen! Erschüttert ließ Ucurian seinen blutigen Zweihänder sinken, doch Ludalf entglitt bereits in den Tod. Das Schwert-Schild-Gedonner von fast eintausend Mann verstummte und auch die Falken erstickten ihren Jubel. Aus Zweitem wurde Drittes Blut…
Die beiden Adligen des Hauses vom Berg hielten ebenfalls kurz inne nachdem der Marschall gefallen war und nun im Sterben lag. Doch der ehrgeizige Schwertfürst von Wehrheim kämpfte nun noch verzweifelter im stillen Hass weiter, so dass sein blutsverwandter Gegner alles daran setzen musste, um weiter gegen ihn zu bestehen. Was tat Leomar, der sich immer noch als ein Diener des Reiches sah, hier eigentlich? Aus dem kühl berechnenden, rondratreuen Offizier war in den letzten Jahren ein verbitterter Söldnerführer und Windkönig im Mächteboltan der Wildermark geworden. Leomar schnellte nun dennoch wie eine Kobra nach vorn, warf Alrik mit einem Koscher Sichel nieder, einer Technik die gegen die etwas weniger geschützten Beine des Gegners zielte und versuchte seinen Gegner dann mit einem ausholenden Darpatischen Haken zu entwaffnen, oder zumindest Alriks Schwert zur Seite zu schlagen. Der nun am Boden liegende Oberst der Löwengarde versuchte Leomars Technik zu kontern, was ihm auch gelang, doch genau in diesem Moment zerbrach sein Meisterhaftes Schwert – sein Fluch hatte ihn wieder einmal eingeholt! Noch nicht einmal Thorn Eisinger, der beste bekannte Waffenschmied des Kaiserreichs hatte verhindern können, dass die Klinge des Obristen wie in fast jedem Kampf zerbrach. Der Schwertfürst hielt dem niedergeworfenen Besiegten seinen Reitersäbel Wuthbrand direkt ins Gesicht und sagte: „Das Reich geht vor die Hunde. Uns bleibt nur die Bestien zu zähmen oder mit ihnen zu heulen.“ Dann gab der kaiserliche Oberst auf.
Goswin von Rabenmund, der hagere Baron zu Bohlenburg, wurde nun von Ucurians und Leomars Sieg regelrecht beflügelt im Kampf gegen Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum, den er nun mit einem Ausfall in die Defensive zwang. Der alte Burggraf von Hallingen und Führer seines Hauses kam nun arg in Bedrängnis. Ihm gelang zwar ein Treffer gegen Goswins Schaller, aber längst besaß der Hochadlige nicht mehr die Kraft seiner Jugend, um den Helm des Gegners zu durchstoßen. Sein nächster Wuchtschlag konterte Goswin mittels einer Weidener Mauer, einer Windmühlenkampftechnik, die beim Adelsstand der Ritter verbreitet war und sehr viel Kraft und Ausdauer benötigte. Breitbeinig blieb Goswin stehen, parierte Wolfhelms Angriff und warf so den Schlag seines Angreifers auf diesen zurück. Die Klinge seines Anderthalbhänders fuhr durch den gepanzerten Leib des Hochmeisters der Gänseritter, so dass auch dieser kurz darauf sein Leben lassen musste! Das Haus Bregelsaum hatte soeben sein Oberhaupt verloren. Goswin hatte soeben den dritten Sieg für den Falkenbund errungen und stand mit blutigem Stahl triumphierend über dem alten Bregelsaumer, wobei ihm der Wahn beim Sieg über den traviagefälligen Ritter in den Augen stand. Zu gerne würde er auch diesen Leib in das Ochsenwasser zu den geköpften Wachgänsen werfen!
Geldor von Bregelsaum konnte es nicht fassen, dass soeben sein Großvater neben ihm gefallen war. Waren dies nicht Duelle bis aufs Zweite Blut, also nicht bis zum Tod? Der athletische dunkelblonde Ritter mit Vollbart, war den Rittertugenden genauso eng verbunden wie sein gleichaltriger, kräftiger, in Langem Kettenhemd gepanzerter Gegner Paske von Rabenmund, der ebenfalls erst dreiundzwanzig Sommer zählte. Auch wenn das Mythraelsduell um sie herum in Blut und Hass versank, würden diese beiden Ritter sich an die Regeln eines Kampfes bis aufs Zweite Blut halten. Paske hatte trotz seiner jungen Jahre einfach schon viel und zu lang in der Wildermark gekämpft und das hatte ihn gezeichnet. Warum nur hatte Ucurian gerade eben Ludalf getötet? In diesem Moment war seine glühende Verehrung für seinen Schwertvater endgültig erloschen. Er schwang sein Zweihandschwert kontrolliert und treffsicher um seinen Gegner mit seiner viel schwereren Waffe nicht ebenfalls versehentlich zu töten. Geldors Gedanken an Wolfhelm, den er auch als Zweitname in dem seinen trug, überschlugen sich mit Gedanken an Swantje von Rabenmund an die er vor Jahren sein Herz verloren hatte. Dann stürzte er unglücklich über ein halb im Untergrund verborgenes Gerippe, eines vor vielen Jahren auf dem Schlachtfeld gefallenen Soldaten, das ihn zu Boden brachte. Auf dem Bauch liegend sah er die Klinge des gegnerischen Zweihänders direkt neben seinem Kopf. Ritter Geldor gab auf und drehte sich langsam um. Paske verschonte sein Leben, verhinderte aber dass Geldor aufstand solange nicht alle Duelle geschlagen waren. Ucurians ehemaliger Knappe hatte soeben den vierten Sieg für den Falkenbund errungen.
Der gedrungene und stämmige Bannerherr Azzo von Bregelsaum, Ritter von Ostenklotz-Schleiffenröchte hatte Wolfhelms Tod nur im Augenwinkel gesehen. Dafür verlangte er nun Vergeltung! Der düstere Vogt Roderich von Rabenmund verspottete den kampfstarken und gefürchteten Ritter und Veteran Maraskans derweil zudem mit Worten wie „Zwergenkrieger“ oder „Tönnchen“, um so seine Verachtung für den Bregelsaumer auszudrücken und natürlich um ihn zu Fehlern zu provozieren. Azzo antwortete: „Ich schlag dich zu Brei“ und ließ seinen mächtigen Streitkolben, den er 1011 BF bei einer Sippentjoste des Hauses Bregelsaum errungen und seither gegen alle Herausforderer verteidigt hatte, auf den Rabenmunder niederfahren. Sein erster Treffer schlug dem Vogt den schwarz brünierten Schaller vom Haupt, und setzte dann mit einem zweiten Hieb nach, den Roderich zumindest noch etwas abfangen, aber nicht verhindern konnte, dass die Eisenfaust seine komplette Nase zertrümmerte! Das Blut schoss dem Landvogt der Baronie Wolkenried nur so ins Gesicht, so dass er ganz kurz kampfunfähig zu Boden ging, sich aber sofort wieder aufrichtete. Azzo schlug seinen Gegner daraufhin mit zwei weiteren wuchtigen Treffern seines Streitkolbens nun regelrecht zum Krüppel! Nur Juniveras Liturgie hinderte den Bannerherrn der Bregelsaums daran, weiter auf seinen Hassgegner einzuschlagen. Somit stand es nun immerhin zwei Siege der Kaiserlichen gegen immer noch vier Siege des Falkenbundes.
Rahjadan von Bregelsaum-Rosenbusch, der dem Warunker Zweig der Familie Bregelsaum angehörte, und abgesehen von seiner vermissten Frau und Tochter, der letzte Vertreter seines Hauses war, sah seine Angst vor Zeichen des Todes mittlerweile mehr als bestätigt. Er musterte mit traurigem Blick die bereits gestorbenen Recken. Raimundo Ingeniosus von Agum hatte die kurze Kampfpause mit seinem Gegner genutzt um sich nach einem harten Treffer des Zweihänders seines Gegners, über ein altes vermodertes Banner des Kaiserreiches zu seinen Füßen zu übergeben. Er hatte sich vor dem Duell wohl doch etwas zu viel Mut angetrunken. Leider hatte sich der Bastard dabei auch seinen eigenen Brigantina Rüstungsmantel verkotzt. Schade um den guten Wein. Angewidert wartete der Baron von Rosenbusch darauf, dass Raimundo wieder kampfbereit war. Leomars Bastard focht zum ersten Mal an der Seite seines Vaters und war erpicht darauf sich in dessen Augen zu beweisen. Was er jedoch bisher gezeigt hatte, war eher schwach, so dass sich Leomar, der einige Schritt weiter über Alrik stand, von Raimundo abwandte. Das aber spornte die Streitsucht des almadanischen Magnaten nur noch mehr an, so dass sich dieser schließlich in einen kontrollierten Kampfrausch steigerte. Er schlug dem Baron von Rosenbusch nach einem kurzen Schlagabtausch einfach seinen Vollmetallbuckler vor die Stirn und grinste streitlustig. Rahjadan strafte den Bastard mit einem weiteren Hieb seines Zweihänders, der jedoch von Raimundos Brigantina zur Hälfte abgefangen wurde. Der Alkohol und der Kampfrausch betäubten die Schmerzen des Bastards, so dass dieser einfach weiter kämpfte. Wenn dieser Bashot Grim, ein Held von Zweimühlen, der ein dutzend Schritt von ihm entfernt wütete, sich der Kraft des Rausches bediente, dann durfte er sich derartiger wenn auf kontrollierter Wut auch bedienen. Erneut startete er eine Ausfall-Finte-Kombination um seinen adligen Gegner weiter zu ermüden. Der Stahlherzenritter parierte so viele Angriffe, wie er konnte, doch Rahjadan blutete schon aus zwei Stichwunden, die der Bastard zuvor gezielt durch Lücken in seiner Panzerung anbringen konnte. Dann aber vollführte der Bastard den legendären Vinsalter Stoß und rammte Rahjadan seinen Raufdegen bis zum Anschlag in den Hals, löste seine Stichwaffe mit einem beherzten Tritt gegen den Leib des sterbenden Barons und schickte diesen mit einem unnötig brutalen Hieb seines Bucklers, der dem Hochadligen zusätzlich noch den Kiefer brach, zu Boden, wo er röchelnd verendete! Raimundo unterstrich seinen schmutzigen Sieg mit einem lauten Kriegsschrei, der in einen Rülpser überging und reckte seine Waffe und Schild einem Gladiator gleich in die Höhe. Er hatte seinem Vater gezeigt, dass er sehr wohl im Kampf zu gebrauchen war und hatte zugleich den fünften Sieg für den Falkenbund errungen! Für die Kaiserlichen sah es schlecht aus.
Der fahrende Ritter Xandros von Rabenmund, war seinem Gegner Arnôd von Eulenberg aufgrund seines beidhändigen Kampfes und auch durch die Waffengattung überlegen. Die Rüstung des 'Sonnenritters', der ein glühender Verehrer des Hohen Drachen Darador war und Zauberkundige verachtete, war an vielen Stellen bereits so sehr beschädigt, dass abstehende Plattenteile bereits seine Bewegungen behinderten. Nach dem er endlich einsehen musste, dass sein Schild gegen den Glücksritter mit den beiden Morgensternen nutzlos war, warf er diesen weg und kämpfte nur noch mit seiner Kettenwaffe. Xandros schlug abwechselnd mit Links und Rechts auf seinen Gegner ein, wobei mindestens eine seiner Waffen immer traf. Schließlich ging Arnôd auf die Knie und ließ seine Waffe neben seinen Schild fallen. Er hatte gegen diesen Kettenwaffenmeister keine Chance und ergab sich dem Ritter unter nun wieder einsetzendem Schwert-Schild-Gedonner der Kaiserlichen. Drei zu fünf für den Falkenbund.
Bashot Grim der nun im Blutrausch wütete, während die novadische Reiterlanze noch immer in seinem Bauch steckte, ließ von seinem bereits toten Gegner ab und berserkte dem Gegner von Alrike direkt in die Seite. Die Regeln des ehrenvollen Kampfes scherten ihn nicht (Selbstbeherrschungs-Probe +10 gelungen). Seine neue Göttin war die Gigantin Sokramor die Schwarze. Rondra bedeutete ihm nichts. Das Blut das durch seine Adern rauschte, ließ all seine Körperglieder und Muskeln anschwellen, und ihn die Lanze in seinem Bauch vergessen. Die Söldner des Heeres des Falkenbundes protestierten aufgrund des Regelverstoßes gegen die Ritterlichkeit und begannen nun ihrerseits Kampfformation einzunehmen, und auch die Kaiserlichen unter Oberst Bunsenhold von Ochs taten es ihnen gleich. Sollte Bashots Blutrausch nun doch noch eine Feldschlacht provozieren? Zu gerne hätte er seinem neuen Fluch nachgegeben und sich vor Aller Augen in einen Werwolf verwandelt. Der Tag war aber nicht die Zeit des Tieres das in ihm schlummerte. Der verfluchte Trollzacker schwang seinen Andergaster einem Gassenhauer gleich an den helmbewehrten Kopf des fetten Ritters, der gegen Alrike kämpfte, wobei er letztere kaum noch so als Verbündete war nahm. Rondrik von Rabenmund viel zuerst auf die Knie und brach dann blutend und Kampfunfähig zusammen. Gerade als Bashot seinen zweiten Gegner im Zorn regelwidrig töten wollte, stellte sich Alrike mit ihrem Großschild schützend vor den Rabenmunder! Sie wehrte einen Hieb ihres eigentlichen Gefährten ab und schrie hilfesuchend nach Rogar. Zweitausend umstehende Krieger hielten den Atem an. Was geschah hier gerade? Hatte der unbarmherzige Kor ‚Er dem Morden Freunde ist‘ etwa den Geist Mythraelduells übernommen?
Auch Junivera, die eine immer gebeugtere Haltung annahm, fing nun am Rande des Schlachtfeldes an laut zu krächzen, als sie sah, wie der ehrlose Stammeskrieger gegen die Gebote der Rondra verstieß. Wirkte ihre Liturgie vielleicht doch nicht, hatte Rondra ihr Gebet nicht erhört? „Rondra hilf!“
Die Geweihten auf beiden Seiten befahlen den Soldaten und Söldnern den Waffenstillstand zu bewahren und sich an den wie auch immer gearteten Ausgang des Kampfes zu halten hatten, auch wenn die Gebote der Kriegsgöttin nicht von jedem beachtet wurden, so war es dennoch ein heiliges Duell.
Rogar vom Blute zu Zweimühlen, der mit der Wirkung seiner Vergiftung ankämpfte und nun eigentlich abwarten wollte, dass sich seine Gegnerin wieder erhob, hatte entsetzt mit angesehen, dass Bashot außer Kontrolle geraten war. Hatte auch er den Preis dafür bezahlen müssen, dass sie die Grafenkrone aus dem Einflussbereich einer höheren Macht entwendet wurde? Rogar ließ seine Gegnerin in dem nun entstehenden Chaos liegen, und rannte zu seinem Stammesgefährten, der gerade auf seine Ritterin einschlug! Rogar steckte, bei Bashot angekommen, seinen Zweihänder in die verbrannte Erde des Schlachtfeldes und schlug nun waffenlos auf Bashot ein, wobei er hauptsächlich auf dessen rechten Arm zielte. Was auch immer er damit bezwecken wollte, es kümmerte den Stammeskrieger nicht. Aber zumindest stellte er jetzt seine Angriffe auf Rondrik und Alrike ein.
Juniveras Blick viel auf die insgesamt bereits vier Toten, die den Duellplatz bedeckten. Im Angesicht des blutigen Fleisches und der zerschlagenen Knochen, leckte sie sich unbewusst gierig über die Lippen. Dann fiel ihr Blick wieder zu dem Chaos, das einer der Helden von Zweimühlen angerichtet hatte. Mit unmenschlicher Stimme protestierte sie und wedelte schimpfend mit ihrem verbliebenen Arm. Die Regeln waren gebrochen, und bei Rondra, das konnte sie nicht dulden. Langsam zog sie ihr geweihtes Langschwert aus der Scheide...
Rhulana von Kurkum verfehlte ihren Gegner mit einer waghalsigen Finte und sah ihren Fehler erst, als Gernbrecht von Oppstein nun seinerseits zu einem brachialen Prinzregenten-Richtfest ansetzte, einem Hammerschlagmanöver, wobei er seine Waffe mit beiden Händen und mit voller Wucht, ohne Rücksicht auf Verluste, auf den Kopf der Amazone zielte! Gernbrechts Reiterhammer Ochsenschlag, der ein Arivorer Glanzstück aus der Fertigung von Saladans Meisterschülerin Horanthe ya Ferragon war, verfehlte jedoch ebenfalls unpräzise sein Ziel, was der Amazone noch einmal das Leben rettete. Rhulana die nun ihrerseits den misslungenen Angriff des meisterlichen und unnachgiebigen Condottiere ausnutzte, erinnert sich an das was Junivera von Seshwick ihr noch am Vorabend gezeigt hatte. Die Amazone wirbelte mit einem Zorn der Löwin um ihre eigene Achse und verlieh ihrem Rondrakamm so die dreifache Kraft (Erleichtertes Waffenmeistermanöver: Hammerschlag) und trennte so Gernbrechts linken Arm ab! Vor unsäglichen Schmerzen und Pein schreiend ging der harte Brocken besiegt zu Boden. Vielleicht würde er diesen Kampf sogar überleben und seinen Hammer in Zukunft mit einem Arm schwingen, sofern er stark genug dazu war. Schon vier Siege der Kaiserlichen standen nun gegen die fünf Siege der Falken. Drei Streiter des Falkenbundes lagen jedoch bereits kampfunfähig am Boden, die die sich seltsam verändernde Schiedsrichterin noch nicht als besiegt erklärt hatte. Rhulana fürchtete nichts so sehr wie das sie vielleicht noch gegen ihre Lehrmeisterin antreten musste, die offenbar kurz davor war sich in eine Ghula zu verwandeln.
Rogar, dessen nackter Körper in der Kälte dampfte, versuchte nun seinen Kampfgefährten festzuhalten, der dann kurz darauf aus ihm unerfindlichen Gründen bewusstlos zusammensackte. Vielleicht hatte einer der Geweihten eine beruhigende Liturgie gewirkt oder Rondra selbst hatte gar eingegriffen. Jedenfalls war nun unklar wie Junivera, die erschreckender Weise bereits ihr geweihtes Schwert gezogen hatte, den Kampf von Bashot bewerten würde. Aber er sah, dass die Hochgeweihte im Grunde bereits nicht mehr wirklich zurechnungsfähig war und rief andere Rondrageweihte herbei, die ihre Position übernehmen sollten. Auch die Geweihten bemerkten, nun das mit Junivera, die Rogar unbedingt als Schiedsrichterin wollte, etwas nicht stimmte.
Alrike nutze die Zeit, die Bashot ihr unwillentlich verschafft hatte, und kümmerte sich um dessen tödliche Verwundung. Sie brach den Dschadra in seinem Bauch vorne und hinten ab, bemerkte aber, dass sich ihr Gegner Rondrik von Rabenmund bereits wieder regte. Sie rief die ebenfalls Heilkundige Rhulana herbei, die ihren Gegner bereits besiegt hatte, und nahm dann ihr Schwert und Schild wieder auf, um sich dem fetten, blonden Ritter erneut zu stellen. Ihr Kampf war genau wie der von Eyrún und Rogar noch nicht zu Ende.
Eyrún Blutaxt lief vor ihrem Gegner Sumudan von Viryamun und Flogglond auf und ab und schrie diesen an er solle sich gefälligst aufrichten und weiterkämpfen. Sumudan schaffte es trotz seiner schweren Verletzung am linken Arm, mit der Rechten seinen Reitersäbel Feuertod wieder zu erheben. Doch die Fjarningerin war schneller und versetzte dem aktuellen Oberhaupt des Hauses Viryamun einen zweiten Hieb mit ihrer Barbarenstreitaxt, die einst Gräfin Svanja Ragnarsdottir vor ihr geführt hatte. Nach diesem zweiten Treffer, stand der despotische Magnat nicht mehr auf und blieb ohne Bewusstsein liegen. Eyrún hatte den Duellstand nun mit fünf zu fünf ausgeglichen. Nur der Choral der Heiligen Ardare hielt sie davon ab dem Dom den Kopf abzuhacken, wie sie es sonst zu tun pflegte.
Rogar stapfte derweil siegessicher zu seiner Gegnerin zurück, die sich nun auch wieder aufrichtete, um weiterzukämpfen. Das Gift in seinen Adern hatte seine volle Wirkung nicht entfalten können (KO-Probe gelungen), aber auch Ghulsheva ignorierte ihre schwere Beinverletzung mit großer Selbstbeherrschung. Er bemerkte, dass sie im nun folgenden Kampf immer zuerst mit dem Kurzschwert angriff, mit dem sie ihn zuerst am Hals verletzt hatte. Die zweite Klinge, die vermutlich auch vergiftet war, musste er auf jeden Fall parieren. Ghulsheva bemerkte dass der Barbarenprinz sich voll auf die Parade der noch vergifteten Klinge konzentrierte und brachte erst einen und dann einige Augenblicke später, einen zweiten Treffer mit dem anderen Kurzschwert an, der durch das Narbengewebe und die Muskeln des Reichsbarons schnitt. Aber die oberflächlichen Verletzungen waren für den Rochshaz nicht mehr als kleine Dolchstiche die ihn piesackten. Rogars Zweihänder teilte die Luft hörbar immer an der Stelle, an der die flinke Söldnerin zuvor noch gestanden hatte. Fast schien es so, als wartete er auf etwas. Ghulsheva hob nun ihre Kurzschwerter erneut zum Doppelangriff, aber in genau diesem Moment machte der Streiter des Reiches einen Schritt nach vorne und rammte ihr seinen Zweihänder durch deren Deckung in den Bauch! Mit dem Stahl im Leib begann die Söldnerhauptfrau entrückt zu lachen, wobei sich ihr Schleier löste und ein durch einen Sordulsapfel entstelltes Gesicht zum Vorschein kam. Ihre letzten Worte waren: „Kor, ich komme!“. Nun stand es sechs Siege der Kaiserlichen gegen fünf Siege des Falkenbundes, der nun maximal noch einen Patt erreichen konnte, wenn Rondrik siegen würde.

Der Ausgang des Duells

Junivera von Seshwick, die nun bereits von den wenigen anderen, jedoch viel jüngeren Rondrageweihten umringt war, verteidigte nun weiter starrsinnig ihre Position als Schiedsrichterin und beschwor Mythraels Zorn über jeden Geweihten, der es wagen würde sich ihr zu nähern. Während der letzte Kampf zwischen Alrike und Rondrik noch andauerte, erklärte sie laut krächzend, dass Bashots Sieg über den Wüstenkrieger aufgrund seiner Missachtung der Gebote der Sturmgöttin für ungültig erklärt wurde. Somit befand sich das Duell wieder in einer Pattsituation. Der Ausgang des letzten Kampfes würde die Entscheidung bringen.
Rhulana von Kurkum kümmerte sich derweil um den ausblutenden Bashot Grim, der in einer sich immer weiter ausbreitenden Blutlache im Schneematsch lag. Sie musste die Blutung unbedingt stoppen, ansonsten wäre das der Tod des bewusstlosen Stammeskriegers, der Rogar sogar fast so lange begleitete wie sie selbst. Sie stopfte seine schreckliche Bauchwunde mit Verbänden aus und versuchte mit einem zusätzlichen Druckverband das Loch in seinem Leib zu schließen. Aber es gelang ihr einfach nicht. Die Wunde war so groß, dass ein Verband nach dem anderen einfach durchblutete. Ihr zitternden Hände und ihr Streifenschurz waren schon rot vom Blut ihres Gefährten. Aber Bashot war ein zäher Hund, so dass sie es einfach immer weiter versuchte, und das Duell das noch nicht entschieden war, um sich herum vergaß. Dann kam die Eisbarbarin hinzu, die sich meist nur um ihre eigenen Wunden kümmerte und half der Amazone. Gemeinsam hatten sie und auch Bashot vielleicht eine Chance...
Alrike von Zweimühlen zu Östlich-Ochsenwacht war fast überfordert damit, dass ihre junge Seele nun den Ausgang des Mythraelduells entscheiden sollte. Aber Der König der Ritter und auch der Streiter des Reiches hatte sie vieles gelehrt. Aber ihr größter Lehrmeister war die Wildermark selbst, die ihr ihren Schwertvater Harad von Winterkalt genommen hatte. Mit ihm war sie zusammen mit einem bewaffneten Hilfszug mit Saatgut, Heilkräutern und Werkzeugen in die Wildermark gereist. Sie hatte Familien gesehen deren Kindern von den Todesfängern geraubt worden waren. Sie hatte den Aufstieg und den Fall der Alten Helden von Zweimühlen gesehen, zu denen auch Harad und Boronian gehört hatten. Seit dem damaligen Verschwinden war ihre Ausbildung als Knappin praktischer Natur, wobei sie schnell lernen musste, dass im ehemaligen Darpatien das Gesetzt des Stärkeren herrschte. Sie hatte den Turniertod ihres Knappenfreundes Dappert mit angesehen und selbst ein Auge im selben Turnier verloren. Hier aber konnte und durfte sie nicht verlieren.
Ihr Gegner Rondrik von Rabenmund, war Knappe beim Graf von Hartsteen und ehemals Sondergesandter der Fürstin im Horasreich gewesen, und wog ohne seine Kettenrüstung sicherlich über Hundertzwanzig Stein. Seinen Ritterschlag hatte er nach der Dritten Dämonenschlacht aber nicht aufgrund seiner Schwertkünste, sondern seinen Fähigkeiten als Armbrustschütze zu verdanken. Die Balestra an seinem Gürtel durfte er in diesem Duell aber nicht einsetzen, was Alrikes Glück war. Dennoch verfügte er über die Erfahrung von drei Jahren Fronteinsatz, was die Ritterin nicht unterschätzen durfte. Sie musste nur verhindern, dass er einen seiner gefürchteten Tobsuchtsanfälle bekam, den sie auch schon auf Burg Rabenmund beobachtet hatte. Sie belauerten sich hinter ihren Schildern, die immer schwerer an ihren Armen wogen. Alrike aber ergriff die Initiative und attackierte den fetten, bereits am Kopf schwer verletzten Ritter immer wieder mit Finten und Wuchtschlägen, doch dieser machte seinem Haus alle Ehre und hielt der jungen Ritterin trotz seiner Kopfverletzung stand und parierte jeden Schlag ihres Schwertes mit seinem Schild, das stolz den schwarzen Raben auf weißem Grund zeigte. Sein Schnauben war nach mehreren Minuten fast über das gesamte Mythraelsfeld zu hören und er schwitzte wie ein Schwein. Aber es war ihm gelungen die kleinere und viel leichtere Zweimühler Ritterin dreimal mit seinem Langschwert zu treffen, wovon zwei Treffer auch durch ihre Plattenrüstung gedrungen waren. Ihre Unterkleidung sog sich langsam voll mit ihrem eigenen Blut, während auch Rondrik vor lauter Blut in den Augen immer weniger sehen konnte. Ihre beiden Schilde splitterten bereits an den Seiten und beiden spürten die Schläge des anderen in den Knochen. Dann unterlief Rondrik plötzlich, ein tollpatschiger Fehler, wie auch schon auf Burg Rabenmund gegen den Immlinger Baron Alwan von Unterallertissen-Rabenmund. Alrike nutzte diesen Fehler aus und bezwang so Letzten Endes ihren Gegner mit dem Wuchtschlag-Manöver Arzuch-Hammer, den Graf Danos von Luring ihr vor einigen Monaten beigebracht und den viele Balihoer Krieger mit einem besonders starken Schlag von Arzuch dem Riesenoger in Verbindung brachten. Raidri Chonchobair ‚der Schwertkönig‘ hatte damals Arzuch bezwungen, wobei der fette Ritter mit viel Fantasie dem Riesenoger zumindest in Bezug auf seine Masse sogar etwas ähnelte. Die Streiter und Verbündeten der Kaiserin hatten gesiegt!
Ucurian von Rabenmund erkannte den Ausgang des Duells, das insgesamt fünf Tote zu beklagen hatte an, da Junivera von Seshwick den Kaiserlichen einen Sieg aberkannt hatte aufgrund von Bashots Übergriff in ein anderes Duell. Zudem hatte die Söldnerin, aus dem Gefolge des Reichsverräters Gift während des Duells benutzt, was mindestens genauso schlimm, wenn nicht sogar noch schlimmer war. Das Urteil war also gerecht.
Gemeinsam mit Leomar vom Berg räumte er die Mark Wehrheim und zog sich in den Tagen darauf auf Burg Leffenstein bei Berler zurück, wo der Falkenbund nun notgedrungen sein Winterlager einrichten musste. Die Kaiserlichen blieben hingegen in Wehrheim und schmiedeten dort Pläne für das Frühjahr.

Der letzte Befehl des Marschalls

Wehrheim, 27. Boron, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Ludalfs letzter Befehl, den er zuvor vor dem Mythraelsduell an den Junker Bastan Erlgau übergeben hatte, richtete sich an seinen Adjutanten Oberst Bunsenhold von Ochs, dem im Falle seines Todes die Führung der kaiserlichen Soldaten übertragen wurde, bis die Kaiserin einen neuen Marschall bestimmen würde.
Dies war natürlich sehr zum Unwillen des ehrgeizigen Alrik vom Blautann und vom Berg, der im Normalfall kaiserlicher Marschall war, wenn die Kaiserin nicht selbst ihr Heer befehligte.
Zudem wurden dem neuen Oberst die Helden von Zweimühlen als Berater in seinem Stab empfohlen. Dem neuen Marschall der Wildermark stand es frei einen geeigneten Helden zum Stabshauptmann zu berufen, wobei der Name Ungolf Ferdoker in Ludalfs Schreiben empfohlen wurde.
Da dieser sich in den Augen des ehemaligen 'Kettenhundes' des verstorbenen Marschalls noch nicht ausreichend bewehrt und auch nicht im hinter ihnen liegenden Mythraelsduell angetreten war, hob Bunsenhold sich eine derartige Beförderung zunächst einmal auf, vor allem da auch Reichsbaron Rogar davon abriet. Ungolfs damalige Ungehorsamkeit in der Grafenburg von Zweimühlen hatte nun also doch noch Konsequenzen und sich in einer Beförderungssperre ausgewirkt, bis dieser seine Schuld in den Augen seines Barons beglichen hatte.
Bashot Grim überlebte seine tödliche Verletzung für außenstehende wie ein Wunder. Er selbst wusste es jedoch besser. Die folgenden Nächte spürte er, dass er den Kampf gegen den Fluch in ihm gewonnen hatte – zumindest für diesen Zyklus des Madamals...

Der Winter zieht ein

Anfang Hesinde, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Junivera von Seshwick, die nach dem Mythraelsduell von den anderen Rondrageweihten vom Schlachtfeld gezerrt werden musste, wurde in den drei Tagen darauf durch die eingehenden Gespräche einer Perainegeweihten und einer Liturgie der Fürbitten des Heiligen Therbûn gerettet. Juniveras vollständige Verwandlung in eine Morokun konnte so zwar gestoppt werden, aber die bereits entstandenen grauenvollen Veränderungen waren kaum oder nur teilweise rückgängig zu machen. Die wenigen Rondrageweihten schwiegen sich über das zukünftige Schicksal der Hochgeweihten aus. Nur Rondra wusste, dass diese noch eine wichtige Rolle zu spielen hatte…
Obwohl sich Bunsenhold von Ochs große Mühe gab und viele der dienenden Offiziere persönlich kannte, wog der Verlust ihres alten charismatischen Marschalls unter den Kaiserlichen Truppen schwer, worunter nicht nur die Moral der Männer sondern auch die Beziehungen des Adels und der Baronien zu dem neuen undiplomatischen Marschall litt.
Vor allem Alrik vom Blautann und vom Berg war der Aufstieg von Bunsenhold zu schnell gegangen, der erst im Jahre 1034 BF von Ludalf nach dem Fall von Fenn Weitenberg von Drôlenhorst vom Hauptmann zum Oberst ernannt worden war. Wiederholt geriet Bunsenhold in den nächsten Wochen mit Alrik aneinander, so dass die Helden von Zweimühlen vermitteln mussten um die Einheit der Kaiserlichen zu bewahren.
Marschall Bunsenhold erwies sich zwar als ein exzellenter Troupier und Krieger und auch ein guter Taktiker, jedoch war er strategisch nur mäßig begabt, wodurch er im Grunde die Tradition eines nicht wirklich fähigen Marschalls leider fortsetzte.
Das Haus Bregelsaum zerbrach derweil zusehends am Tod ihres Oberhauptes Wolfhelm. Während die meisten seinem Sohn und Erben Gilborn Hal von Bregelsaum folgten, der die Baronie Hallingen sicherte und versuchte die versöhnliche Politik seines Vaters fortzusetzen, scharten sich andere um Bannerherr Azzo von Bregelsaum, der die Rabenmunds für die Misere Darpatiens verantwortlich machte.
Die Versehrten des Mythraelsduell aus dem Hause Rabenmund tragen ihre Verletzungen jeder auf seine eigene Art. Roderich von Rabenmund, der von Azzo zum Krüppel geschlagen wurde, sann nun umso stärker nach Rache am Hause Bregelsaum, während der nun einarmige Gernbrecht von Oppstein seine alte Heimat kaum wiedererkannte und sich im Einhändigen Kampf mit seinem Kriegshammer übte.
An Ucurian von Rabenmund nagte seine Verantwortung für Ludalfs Tod, dem er stets ritterlichen Respekt entgegengebracht hatte. Andere aus seinem Gefolge jedoch feierten den Tod des Marschalls und auch den des Burggrafen Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum und den des Barons Rahjadan von Bregelsaum-Rosenbusch. Im seinem Winterquartier verfiel der Goldene Falke im folgenden Monat in ein dumpfes Brüten und wurde empfänglich für die bedenklichen Ratschläge der Falken seines Bundes...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 17:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von maigla »

Sehr toll zu lesen. Jegliche Kommentare würden der Sache wohl einfach nicht gerecht werden. Nur eine Bitte: Die Karte von der ersten Seite ist offline, könntest du die wohl erneut hochladen?

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Leider sind alle Karten offline, da das Forum wohl einige Probleme diesbezüglich hat. Wer eine Lösung hat, kann sich ja vielleicht mal kurz per PM melden. Erfreulicher wird hoffentlich die Nachricht sein, dass mein Baronsspieler ein Programm zur Finanz-Berechnung von Baronien und Junkerngütern gemacht hat, die die Regeln "Der Ringende Herr I+II" aus den Aventurischen Boten als Grundlage hat. Wenn sich kleinere Faktoren verändern muss so nicht mehr die gesamte Baronie nachgerechnet werden. Wenn Interesse besteht werden wir das Programm gerne zur Verfügung stellen. Und nun weiter mit dem 3. Kapitel, bei dem mich die Spielerin von Alrike beim schreiben unterstützt hat)

Kapitel III - Klingen im Frost

Kampf um die Heimat III

22. Spielabend: Rückkehr

Zweimühlen, 03. Hesinde, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach einem siegreichen – und sehr anstrengenden – Duell vor den Toren der Ruinen Wehrheims, kehrten die Helden von Zweimühlen endlich unter Reichbaron Rogars Führung in ihre geliebte Heimat zurück. Entbehrungsreich waren die letzten Tage und Wochen für die Reisenden gewesen und ihnen allen ging das Herz auf als sie von weitem wieder die mächtigen Stadttore Zweimühlens erblicken. Trotz des kalten Wetters und dem starken Niederschlag, der sie total durchnässte, machte sich ein Gefühl von Heimat unter den Helden breit. Erholung und ein bisschen Ruhe – das würde ihnen allen sehr gut tun.
Die wohlbekannten Stadtmauern aus Schüttwerk zeigten jedoch an mehreren Stellen Spuren von Beschuss und Feuer. Und auch das Wehrheimer Tor – Zweimühlens Tor im Nordwesten – wies im oberen Bereich noch einige im verstärkten Holz steckende aber längst erloschene Brandpfeile auf. Die Zweimühler Torgardisten, die die Helden vom Torhaus aus begrüßten waren aber immerhin ein Zeichen dafür, dass die Stadt noch in ihren Händen war. Die Instandsetzungskosten würden mehr denn je verschlingen, und Rogar vom Blute wusste schon lange nicht mehr wie er überhaupt noch irgendetwas bezahlen sollte.
Die Helden betraten den Treppenabsatz zur Grafenburg, die seit der Schlacht um Zweimühlen nicht gerade besser aussah und kehrten in ihre Feste ein, wo sie alsbald von ihren Bediensteten empfangen wurden. Augenblicklich fielen Rogar mehrere junge Frauen auf, welche er vorher noch nie gesehen hatte. Es handelt sich offensichtlich um neue Dienerinnen, aber er hatte sie nicht eingestellt...
Dieser Gedanke des Barbarenprinzen wurde allerdings sofort verdrängt, als die strahlende Gestalt seiner wunderschönen Gattin Cecilia vom Blute erblickte. Die Baronin freute sich sichtlich über das Eintreffen der Helden und übergab sogleich ihren gemeinsamen Sohn Dakor einer der drei neuen Dienerinnen. Cecilia veranlasste die Dienerschaft für die anwesenden Damen der Heldengruppe – die Ritterin Alrike und die Amazone Rhulana – ein heißes Bad einzulassen, während sie ihren Mann persönlich in ihr Schlafgemach brachte. Zu lange hatten sie sich schon nicht mehr gesehen, und es war an der Zeit ein paar persönliche Worte mit ihrem Baron zu wechseln.
Die Dienerinnen hatte sie eingestellt, was sie ihm direkt offenbarte. Schließlich stand ihr dies zu, war sie doch seit ihrer Heirat eine adlige Dame und die Gemahlin des Reichbarons. Zu dem brauchte sie, nun die sie ihr zweites Kind erwartete, zusätzliche Hilfe bei den täglich anfallenden Aufgaben.
Anfangs etwas erbost über die vermeidliche Verschwendung seiner Ressourcen, war Rogar seiner Frau dennoch schnell versöhnlich zugewandt wie sie so leicht bekleidet in seinem starken Arm lag. Lange war es her, dass die beiden sich so nahe waren und so kam es schnell zu ersten zärtlichen Berührungen. Der hünenhafte Baron war wahrlich schnell entkleidet und erfreute sich zunehmend an den erregenden Berührungen mit denen ihn seine Frau beglückte. Und auch Cecilia überkam die Wollust – sie erschauderte bei jedem Streich seiner starken Hände. Das Vergnügen war für beide gleichermaßen intensiv, als sie sich endlich nach langer Zeit wieder vereinten.
Zur gleichen Zeit nehmen Rhulana und Alrike ein wohltuendes Bad in herrlichem, heißen Wasser. Die Heldinnen waren erstaunt als ihnen von den neuen Dienerinnen nicht nur ein duftendes Stück Seife, sondern auch frische Unterkleidung gebracht wurde. Zudem wurde beiden noch das Haar gewaschen und auch hergerichtet. Die Dienerin brüstet sich damit zwölf verschiedene Zöpfe flechten zu können und Alrike genoss es sichtlich so verwöhnt zu werden. Schönheitspflege kam nämlich bei allen Begleitern des Barbarenprinzen stets zu kurz.
Leider musste Eyrúns Körperpflege warten, da der Baron ihr bald nach ihrer Ankunft die Schmiede im Keller der Grafenburg zeigte, wohin seine Leibwächterin dann auch erst mal verschwand. Immerzu war sie damit beschäftigt die Waffen der Helden in Schuss zu halten.

Neues Gefolge und neue Ämter

Abends traf der gesamte Hofstaat des Reichbarons im Thronsaal zusammen um ihrem Herrn Bericht zu erstatten. Der große Saal war in den winterlichen Monaten der wärmste Raum in der ganzen Burg, denn ein großes Feuer prasselte stets im Kamin. Zordan von Elenvina begann mit seinen Berichten, während sich ein frisch gebadeter Rogar es sich in seinem Thron bequem machte – sofern dies in dem alten Ding überhaupt möglich war.
Nach einem reichlichen, fast königlichen, Mal kam aber erst einmal ein unschönes Thema auf den Tisch: Die katastrophalen Finanzen der Baronie. Der Reichsbaron und seine Frau lebten ganz klar über seine Verhältnisse. Und auch die neue Dienerschaft konnte er sich eigentlich nicht leisten. Seine Schatzkammer, die zuvor schon Lutisana von Perricum geplündert hatte, war weitestgehend leergeräumt! Mögen die Zwölfe ihm gewogen sein und einen Besuch der Kaiserin oder gar eine Hochzeit Ihrer Kaiserlichen Majestät verhindern. Denn – wie er all die Geschenke bezahlen sollte, wenn dies eintreten sollte, wusste Rogar beim besten Willen nicht.
Zordan berichtete weiter, dass Varena von Mersingen ‚Die Drachenmeisterin‘ viele Junkerngüter Zweimühlens und auch die Stadt selbst bestraft hatte, für den Tod von Lutisanas Stadthalter Vigo von Dunkelstein. Sogar vor den Mauern der Stadt hatte die Herrin der Bestien nicht halt gemacht, und hatte viele Meersegmente und Türme schwer beschädigt. Aber auch Brücken waren von der Kriegsfürstin zum Einsturz gebracht worden. Rogar Rückeroberung Zweimühlens hatte Lutisanas Pläne offenbar empfindlich gestört.
Rogars Verwalter erklärte, dass sich Aufgrund der Kämpfe in der Baronie die Instandhaltungskosten verdreißigfachen würden! Auch andere Baronien waren von den vier Kriegsfürstinnen überfallen und geplündert worden. Der Kampf war nun in der gesamten Wildermark entfacht! Vor allem der Kampf um die wenigen Winterquartiere war hart.
Traviadan ‚Der Barde‘, hatte den Posten als Rogars Hofherold abgelehnt, da es sich dieser nicht zutraute dieses hochqualifizierte Hofamt zu übernehmen. Rogar hatte sich den Barden nur zu gerne für dieses wichtige Amt gewünscht, das er unbedingt besetzen musste, da Rhana seit ihrer schweren Verletzung durch Chraaz ‚Den Verräter‘, dieses nicht mehr besetzen konnte. Traviadan zog es vor Hofsänger zu bleiben, auch wenn er so nur einen Bruchteil des Goldes verdiente, das ein Hofherold bekam. Der Posten blieb somit vakant. Als Folge hatte sich im letzten Monat die Beziehung zu den angrenzenden Baronien verschlechtert, da der Kontakt zu den dortigen Adligen nicht gepflegt werden konnte. Auch zum neuen Marschall der Wildermark herrschte nur noch eine verbündete Beziehung, aber keine freundschaftliche mehr, wie zuvor zu Ludalf von Wertlingen – möge er in Borons Hallen ruhen. Man stand Zweimühlen also eher abgeneigt gegenüber, aufgrund des fehlenden Hofherolds und durch den Führungswechsel der kaiserlichen Streitkräfte. Als weitere Folgen waren die Zolleinnahmen um ein Drittel eingebrochen, was die Finanzen der Baronie noch zusätzlich zusetzte.
Zordan gab des Weiteren bekannt, dass er das Hofamt des Scharfrichters und das des Richters niederlegte, da er drei Ämter in seinem hohen Alter nicht mehr schaffte. Er konzentrierte sich voll und ganz auf seine Aufgaben als Lehensvogt von Zweimühlen. Dafür hatte er auch extra drei kompetente Amtsschreiber eingestellt, während Rogars Abwesenheit. Seine eine Hand, die Zordan noch hatte, konnte kaum noch eine Feder halten.
Die drei Dienerinnen, die seine Frau eingestellt hatte, hatte der Baron bereits zuvor gesehen. Ganz so, als wäre seine Schatzkammer noch gut gefüllt, hatte Zordan auch noch Gerding zum Stallmeister ernannt, aber immerhin bei gleicher Bezahlung wie als Stallbursche. Und als wäre das nicht schon genug, hatte sein Verwalter die fünf Meutemeister zu Tierführern ernannt, bevor diese ihre Anstellung aufgrund der schlechten Bezahlung gekündigt hätten.
Zordan berichtete weiter, dass die monatlichen Gesamtausgaben auf über eintausendvierhundert Dukaten angewachsen sei, bei monatlichen Einnahmen von gerade Mal knapp dreihundert Dukaten! Spätestens in drei Monaten würde der Kredit von Cordovan Weitzmann verbraucht und die Schatzkammer völlig leer sein. Rogar musste unbedingt neue Bürgen finden, die ihm mehr Gold leihen würden. Natürlich hätte er vereinzelte Entlassungen vornehmen können, aber so hätte er langjährige Vertraute verloren, ohne dabei die Kosten merklich zu senken. Ein geringerer Lebensstil würde zwar immerhin dreihundert Goldstücke pro Monat einsparen, aber wie sollte er das seiner Frau klar machen. Zudem genoss er seinen hohen sozialen Status.

Besetzte Junkerngüter

Aber auch wichtige politische Dinge galt es zu regeln. Der Junker und Schlachtreiter, Gellborn von Talf zu Torf, fordert Rogar auf ihm nun, da der Schwarze Ritter gefallen war, sein Geburtsrecht zu gewähren und ihn wieder den Titel Junker von Talf zuzusprechen. Rogar überlegt kurz und verspracht Gellborn am nächsten Morgen eine Antwort auf seine berechtigte Bitte zu geben. Der adlige Schlachtreiter tritt aber nicht nur in Rogars Wahrnehmung – auch Alrike bemerkte ihn und auch wie er ihr durch den Saal hindurch schöne Blicke zuwarf...
Wie sie aber damit umgehen sollte wusste die junge Ritterin nicht – auf dem Schlachtfeld und im Turnier waren Männer einfach zu handhaben, aber jetzt schlug ihr plötzlich das Herz bis zum Hals ohne das sie dagegen ankämpfen konnte. Errötet brach sie den Blickkontakt ab.
Kurz darauf erfuhren die Helden die wirklich interessanten Neuigkeiten aus ihrer Baronie. Alrike kam zu Ohren, dass ihr geliebtes Junkerngut offenbar nicht mehr von Ihr sondern von einer Jungfrau namens Visgara die Wunderliche geführt wurde. Es handelt sich wohl um eine junge Frau, fast noch ein Mädchen, welche das Geschick aufgebracht hatte die Bevölkerung von Östlich-Ochsenwacht zu formieren, zu einen. Von Bauernmiliz war die Rede und von einer stattlichen Anzahl an Bogenschützen. Sie hatte während ihrer Abwesenheit zuvor schon derartige Gerüchte gehört, Gerüchte die sich nun als Wahr erwiesen!
Darüber hinaus kam den Helden im Thronsaal zu Ohren, dass in dem Junkerngut Ochsenwacht ein gewisser Martan Kindervater die Waisenkinder der umliegenden Weiler zu einer Kinderarmee ausgehoben und die er mit seinen selbstgeschmiedeten Klingen ausgestattet hatte.
Rogar, dem die Besetzung seiner beider Junkerngüter seit dem Fall Zweimühlens ein Dorn im Auge war, beauftragte die junge und vielversprechende Ritterin Alrike von Zweimühlen um sich dieser Probleme anzunehmen.
Wichtige Aufgaben wurden ihr somit überantwortet, das wusste Alrike, die sich auf diese gut vorbereiten wollte. Schließlich hatte sie zum Ziel sie ihren Baron und vor allem ihre Göttin Rondra nicht enttäuschen. Die einäugige Ritterin verließ das Festbankett und ging direkt in den nahen Traviatempel um mit Mutter Ganslieb zu sprechen.
Die Traviageweihte kümmerte sich schon seit langer Zeit aufopferungsvoll um alle Waisenkinder die zu ihr kamen, und so war sie Alrikes erste Wahl. Wenn dieser Martan Kindervater zu Fall gebracht werden konnte, würde die Traviageweihte sich um die vielen Kindersoldaten kümmern müssen. Die Alte war kurz darauf fassungslos über das was ihr die junge Ritterin erzählt und bat diese inständig den unschuldigen Kindern kein Leid zuzufügen. „Zwei Dutzend Kinder könnte ich bestimmt noch aufnehmen“, fügte sie hinzu.
Alrike war sehr dankbar dies zu hören, denn sie machte sich große Sorgen um die Waisen – darum das sie als Krieger missbraucht werden könnten, aber auch darum was mit ihnen passieren sollte sobald sie befreit waren. Zur Not würde sie die Kinder in ihrem Junkerngut unterbringen, nachdem sie auch dieses befreit haben würde. Klimpernd landete ohne Gedanken nur ein einziger Silbertaler in die Kollekte des Tempels, nachdem sich die beiden Frauen verabschiedeten. Erst als die Geweihte verwirrt aufsah, warf die Ritterin ein Goldstück hinterher, was für eine Niederadlige immer noch sehr bescheiden war.

Teile und Herrsche

Zweimühlen, 04. Hesinde, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Im Morgengrauen machte sich die Herrin von Östlich-Ochsenwacht Aufbruchsbereit und wählte Rhulana von Kurkum, Bashot Grim und Eyrún Blutaxt als Begleiter. Am liebsten hätte sie auf ein aufsehenerregendes Heer oder Söldner verzichtet, denn sie sog in dieser heiklen Situation den Weg der Diplomatie vor.
Rogar bestand aber auf eine bewaffnete Eskorte, denn der Reichsbaron der die neue Kriegsfürstin in Alrikes Junkergut noch nicht kannte, wollte keine unnötigen Risiken eingehen. Die Ritterin bevorzugte die Zweimühler Schlachtreiter, denn diese waren der Bevölkerung von Östlich-Ochsenwacht in guter Erinnerung und wurden in Kriegszeiten meist von Alrike angeführt. Aber diese adligen Freischärler, die sich im Grunde aus den örtlichen Junkern zusammensetzten, standen dem Reichsbaron nur im Falle eines Heerbanns zur Verfügung, der aber maximal für einige Wochen im Jahr ausgerufen werden konnte. Die Ritterin alten Schlages konnte also nur auf eine Truppe zurückgreifen die sich zu diesem Zeitpunkt in Zweimühlen befand. Ihr Lehnsherr überredete sie letztendlich dazu die Schwarze Garde mitzunehmen. Ein folgenschwerer Fehler, den sie bald schon bereuen sollte.
Rogar, der in der Grafenburg verbleiben wollte, hielt nochmals einen letzten Rat im Thronsaal ab. Alrike erklärte, dass sie sich zuerst um Östlich-Ochsenwacht zu kümmern gedachte, um dann weiter nach Ochsenwacht zu ziehen. Nachdem alles geklärt war, trat Gellborn von Talf nochmals vor den Baron, der schon den ganzen Morgen auf diesen wichtigen Moment gewartet hatte, der seine Zukunft maßgeblich beeinflussen konnte. Gellborn von Talf erhielt kurz darauf wirklich den Markt Talf als Lehen, übergab aber auch sein bisheriges Junkerngut Torf zurück an seinen Lehnherrn. Für Rogar war das natürlich ein klares Verlustgeschäft, aber so sicherte er sich die zukünftige Treue des Adligen, der schon seit über einem Jahr diesbezüglich immer wieder um eine Audienz gebeten hatte. Der nun mächtigste Junker der Baronie merkte an, dass er nun auch endlich bereit war, sich zu vermählen, und warf dabei wieder ein Auge auf die eher unscheinbare Alrike von Zweimühlen zu Östlich-Ochsenwacht. Der Ritterin war klar, dass der dieser nun verstärkt um sie werben würde, ein Gedanke, dem sie irgendwie nicht abgeneigt war.
In der Zwischenzeit hatte sich die Schwarze Garde auf Befehl der Ritterin vor der Grafenburg versammelt. Neunundzwanzig schwarzgekleidete und schwergepanzerte Männer von zweifelhaftem Ruf warteten auf die Adlige, die sich wohlüberlegt den Ring ihres verstorbenen Schwertherrn Harald von Winterkalt angesteckt hatte und mit dieser Hand die ehemalige Garde des Schwarzen Ritters grüßte. Der Siegelring sollte die Schwarze Garde daran erinnern, dass sie einst dem Schlächter von Eslamsgrund gefolgt waren und nun ihr zu folgen hatten. Nach einer kurzen Ansprache jubelten die ehemaligen Strauchdiebe und Wegelagerer Alrike zu und signalisierten ihr, dass sie nur zu gerne der Schülerin ihres toten Herrn folgen würden. Dies ließ die junge Frau hoffen und machte sie ein wenig selbstsicherer.
Die Helden verließen in Begleitung der Schwarzen Garde die Stadt, mit dem Ziel im Junkerngut Erlgau einen Zwischenstopp einzulegen. Ein laues, kühles Lüftchen wehte an diesem aufgeklarten Tag, der noch recht warm war, für die Jahreszeit. Vielleicht war dies der letzte etwas wärmere Tag vor dem kommenden Winter...

Dorf Waidmanshus

Dorf Waidmanshus, 06. Hesinde, 1035 nach Bosparans Fall

Nach zwei Tagen, die sie von Zweimühlen aus durch das ehemalige Junkerngut Gerdenwald durch das große Dorf Schönhausen über die Reichsstraße I nach Osten gereist waren, erreichten sie an einem gemäßigt kalten und verregneten Tag die Heimat von Bastan Erlgau, der genauso wie Bashot einer bestimmten Schwarzsichelhexe ein Versprechen gegeben hatte. Waidmanshus, das im Zentrum des Junkerngutes Erlgau lag, und von dem noch eine Landstraße nach Süden gen Tollsheim führte, hatte in der Vergangenheit öfter den Besitzer gewechselt und war mal in der Hand von Thorwulf dem Roten, mal in der Hand von Harad von Winterkalt, die sich auf diesem Boden immer wieder bekämpft hatten. Nun waren sie beide tot, was im Grunde nun endlich den Frieden nach Erlgau gebracht hatte. Von den einstmals weit über vierhundert Einwohnern waren aber nach den Plünderungen durch Lutisana nur noch etwa dreihundert am Leben. Waidmanshus hatte wie viele Dörfer einen hohen Preis in Form von Menschenleben, Getreide und Hopfen im Kampf um die Mark bezahlt.
Bashot hatte als Gegenleistung für seine Heilung vom Wundfieber in den Vorläufern der Schwarzen Sichel, seiner Gottheit abgeschworen und betete seitdem wirklich zu der Schwarzen Gigantin, deren Mächte ihm, in Form von Weidena der Schwarzen, offenbar das Leben gerettet hatte. Aber auch der Junker Bastan Erlgau hatte vor seinen Handel für seine Heilung zu beglichen. Einen Schrein für die Sokramor am Rande seines Dorfes, ganz so wie es die unheimliche Hexe gewollt hatte.
In der Dämmerung im Dauerregen, errichtete Bastan zusammen mit Bashot einen großen Altar aus einer besonders dunklen Schiefersteinplatte, die der Junker zuvor schon gefunden hatte. Mit unglaublicher Kraft brach Bashot die Steinplatte aus dem Boden und schleppte (gewürfelte „1“ bei KK-Probe) sie im nun auch noch einsetzenden Hagel auf den Hügel und nutze vier natürliche Felsen als Tischbeine. Genau in dem Moment, in dem er die Schieferplatte mit angespannten Muskeln aufsetzte, kam ein gewaltiger Sturm auf und fegte über das Land! Sokramor die Schwarze war offenbar zufrieden - zumindest hofften dies beide. Bastan hatte sein Versprechen gehalten, musste aber als Niederadliger nicht gut heißen, was die Hexe verlangt hatte. Bashot hingegen stand bald darauf allein im Sturm vor dem neuen Schrein und blickte in die Richtung der Schwarzen Sichel. Seine neue Göttin hatte sein tun bemerkt...
Zur gleichen Zeit traf sich die tiefgläubige Rondra-Anhängerin Rhulana mit der ebenfalls gläubigen Alrike und erbat von der Göttin die nötige Hilfe um Östlich-Ochsenwacht zu befreien.

Weiler Gellborn

Weiler Gellborn, 08. Hesinde, 1035 nach Bosparans Fall

Zwei Tagesreisen später erreichte die zu allem bereite Reisegesellschaft das Junkerngut Östlich-Ochsenwacht und den einhundert Seelen großen Weiler Gellborn, in dem einst Albuin der Ketzer, dessen Magiebann immer noch Wirkung zeigte, sein Ende gefunden hatte. Aber auch der Kriegsfürst Ibron Daginen, ein begnadeter und magiebegabter Alchemist, der den damals hier stationierten Hauptmann mit einem Sklavenarmreif und dessen Todesfänger mit der Droge Samthauch gefügig gemacht hatte, hatte letzten Endes vor den Toren der Stadt Zweimühlen den Tod durch eine mächtige Flammenlanze Telors gefunden, die eine seiner Spezialitäten war. So hatte der Baron irgendwann Alrike zur rechtmäßigen Junkerin über das begehrte und geschichtsträchtige Gut ernannt.
Der Sturm, der vor zwei Tagen angefangen hatte, war nur unmerklich schwächer geworden – Sokramor war immer noch erfreut. Die Ritterin ritt total unterkühlt und durchnässt voraus an einem Schrein des Praios vorbei und war gespannt darauf wie man ihr begegnen würde. Nach kurzer Zeit begegnete ihnen der erste ungläubige Bauer, der seinen Augen kaum glauben konnte als er seine Junkerin erblickt. Er berichtete, dass man ihnen allen gesagt hatte, dass ihre frühere Herrin bei der Schlacht um Zweimühlen gefallen sei. Alrike aber reichte ihm lächelnd die Hand, um ihm leibhaftig zu zeigen dass sie wirklich vor ihm auf dem Streitross saß. Der einst treue Untertan der Ritterin ergriff deren Hand und berichtete von der sechzehnjährigen Visgara der Jungfrau, die nun die Herrschaft über das Junkerngut innehatte. Er erzählte auch, dass Praios sie leiten würde, und dass sie eine Bewohnerin des Weilers sei. Strahlend fügte er hinzu, dass sie auch gar keine Steuern verlangte. Es war also wahr – diese bisher unbekannte lokale Kriegsfürstin residierte wirklich in ihrem Junkerngut und hatte die Menschen hier unter sich vereint, und der Kerzenzieherhof, wie der Bauer bestätigte, war ihr Haupthaus. Gellborn hatte insgesamt neun Höfe, von denen der reichste der Berkelshof war, den damals Albuin zu seinem Hauptquartier erwählt hatte, aber der Kerzenzieherhof der nur wenig kleiner war, war einfach besser zu verteidigen, und er lag mehr im Zentrum des Weiler, und somit näher an den Menschen.
Am Kerzenzieherhof, dem Hauptsitz der Junker von Östlich-Ochsenwacht – kamen die Bewaffneten am Nachmittag müde und hungrig an. Alrike befahl der Schwarzen Garde vor den Toren des Gutshofes zu warten und erst einzutreten wenn sie eingeladen würden, während sie selbst die Heldengruppe durch den großen Innenhof zum Haupthaus führte. Hier kannte sie sich gut aus, hatte sie doch selbst lange Zeit hier residiert, bevor das zurückliegende Unglück über die Baronie hereingekommen war.

Visgara die Jungfrau

Vor den Augen der Helden öffnet sich die verstärkte Holztür und vor ihnen stand eine junge, charismatische, schwarz gekleidete Frau – fast noch ein Mädchen – deren Blick erst skeptisch, dann freudig und schließlich mit einem erleichterten Lächeln, den Helden von Zweimühlen begegnete. Sie warf ihre dunkle Kapuze zurück in den Nacken und offenbarte ihr rotblondes Haar.
„Praios sei Dank“, sprach sie während ihre Freude immer größer wurde. Sofort bat die junge Hausherrin die Junkerin und ihre Gefährten herein. Ihnen wurde ein Platz am Tisch angeboten – nur Eyrún zog es vor zu stehen, da sie der Jungfrau und ihrer Gastfreundlichkeit nicht traute.
Während den Gästen eine wärmende Suppe gereicht wurde erkundigte sich Alrike über die Umstände auf ihrem Junkerngut, und versuchte Visgara besser einzuschätzen. Sie hörte sich an, wie Visgara zur Führerin des Gutes geworden war, wie es kam, dass die Bauern von Gellborn und Stapelsen nun Militarisiert waren und wie es ihnen in den letzten Monaten ergangen war.
Visgara berichtet der Ritterin bereitwillig das Praios, der Götterfürst, selbst sie erwählt habe das Volk zu führen und wieder Ordnung über das Land zu bringen. Schließlich habe niemand etwas über Alrikes genaues Schicksal erfahren. Man hatte ihr gesagt, dass ihre frühere Herrin, zusammen mit Rogar und seinen anderen Gefolgsleuten und Helden, gefallen sei. Einige Zeit lang hatten sie unter dem Schutz der beiden adligen Schlachtreiter gestanden, die Alrike hier zurückgelassen hatte. Nach ihrer Evakuierung, die Alrike noch angeordnet hatte, verbrachten die Östlich-Ochsenwachter viele Wochen im nahen Wald, bis sie schließlich in ihr Dorf und den Weiler zurückgekehrt waren. Da sie aus dem von Vigo von Dunkelstein besetzten Zweimühlen keine Nachrichten mehr bekommen hatten, und da sie sich vor der Kriegsfürstin Lutisana von Perricum schützen wollten, habe Visgara veranlasst, das sich alle Bauern sich bewaffneten. Zweihundert Männer und Frauen, darunter auch Junge und Alte, bildeten die Landwehr und hundert Bogenschützen verteidigten nun das östlichste Land der Baronie gegen den gefürchteten Feind und jeden anderen, der diese Ordnung wieder stören sollte. Visgara erzählt weiter, das ihr der starke Glaube an Praios, den Herrn über alle Götter ihr geholfen habe nachdem sie Wochenlang am Praiosaltar gebetet hatte. Offenbar hatte das die Bewohner sehr beeindruckt und sie als ihre Führerin anerkannt. Lächelnd lud sie Alrike und ihre Gefährten zum morgendlichen Gebet am Praiosaltar ein, während sie ihre Gäste weiter bewirten ließ.
Außer ihr saß auch noch ein etwas verwahrloster Zwergensöldner mit am Tisch, der ebenfalls sehr redselig war. Sein Haar und auch sein Bart waren kurz geschoren und auf seinem Rücken trug der Gefolgsmann der Jungfrau nicht etwa eine Axt, wie es bei den Zwergen üblich war, sondern ein Schwert in einer Scheide. Und auch seine Rüstung bestand nicht aus den bei seinem Volk üblicherweise verbreiteten Kettenringen, sondern bestand nur aus einem abgewetzten rotbraunen Gambeson. Er erzählte, dass er der beste Richtschütze der Wildermark sei, und eine Kuh mit einem einzigen Schuss mit jedem Belagerungsgerät auf Maximalreichweite treffen konnte! Außerdem war er ein Sappeur, der unter anderem schon unter den Garether Maulwürfen gedient hatte und bereits bei etlichen Belagerungen mitgewirkt habe. Sicher übertrieb der Zwerg, aber wenn nicht, würde er Rogar noch von großem Nutzen sein können.
Während ihres Gesprächs wurden nun Stimmen aus Visgaras Landwehr laut. Sie erkannten die Schwarze Garde vor den Toren des Gutshofs und wussten um die vielen Verbrechen, welche die ehemaligen Strauchdiebe und Wegelagerer unter Harads Führung begangen hatten. Einige Bauern berichteten Visgara aufgebracht, dass die Männer des Schwarzen Ritters den Bewohnern eines ganzen Dorfes in der Nähe des Marktes Talf, die Ohren abgeschnitten haben sollen.
Die Jungfrau war fassungslos – dass dieses unmenschliche Verbrechen unter Rogars Herrschaft geschehen war. Noch erschrockener war sie aber, als ihr bewusst wurde, dass Alrike die Knappin Harads war. Als Alrike erschrocken antwortete, dass es keine Bestrafung dafür gegeben hatte, da es nie ganz sicher war, dass sich dies wirklich so zugetragen hatte, wurde ihr schnell bewusst, dass sie einen großen Fehler mit ihrer gedankenlosen Antwort gemacht hatte. Am Tisch bracht eine gewisse Unruhe aus und die sichtlich überforderte Ritterin schaffte es nicht mehr, die Unterhaltung zurück zu ihrem Thema der zukünftigen Herrschaft über Östlich-Ochsenwacht zu lenken.
Visgara forderte von ihr bis zum nächsten Morgen eine Entscheidung bezüglich einer praiosgefälligen Strafe die die Schwarzen Gardisten zu erhalten hatten, auch wenn die Tat schon über ein oder zwei Jahre her war. Dafür, dass die Männer nur einen Befehl des Schwarzen Ritters ausgeführt hatten, war die Wunderliche nicht zugänglich, da ihr früherer Herr den Gerüchten zufolge sogar für die abgeschnittenen Ohren gutes Silber bezahlt hatte – eine Art Ohrgeld, das sogar für eine kurze Zeit zur Währung wurde. Alrike hatte zwar gehört, dass ihr Schwertherr, nachdem er sich von ihr und Zweimühlen einfach feige getrennt hatte, wohl mehr als ein paar sehr zweifelhafte Untaten begangen hatte, aber sie hatte sich immer eingeredet, dass die Umstände ihn dazu gezwungen hatten. Sie war den Tränen nahe und verfluchte ihren Baron gerade innerlich, dass dieser er ausgerechnet diese zwielichtige Truppe mitgegeben hatte. Aber war nicht fast jede Einheit des Reichsbarons in gewissem Maße sehr zweifelhaft und mit einem schlechten Ruf behaftet?
Alrike wurde dennoch in eines der Betten des Kerzenzieherhofs eingeladen, und auch die restlichen Helden bekamen zwei Kammern zugewiesen. Bevor diese sich jedoch schlafen legten sprachen sie noch einmal über die Situation. Eyrún war besorgt und schärft Alrike ein sie solle der Jungfrau morgen bloß deutlich machen, dass sie und nicht Visgara die rechtmäßige Herrin über dieses Junkerngut sei. Und zwar mit allen Konsequenzen. Außerdem bot sie an, ein Auge auf die Schwarze Garde zu werfen. Die junge Ritterin wies Bashot an, ihr dabei zu helfen. Den Zwölfen sei Dank, dass Visgara nichts über den Fluch des Stammeskriegers wusste, den dieser sich durch einen Werwolfsbiss zugezogen hatte. Generell konnte die Situation in Gellborn sehr schnell eskalieren, und dann würden sie schnell einer Übermacht gegenüber stehen, auch wenn diese aus unerfahrener Leichter Miliz bestand, die zudem eigentlich alle Alrikes Schutzbefohlene waren! Sie musste ein Blutvergießen hier unbedingt vermeiden, denn sie würde so oder so etwas verlieren.
Rhulana begleitete die Niederadlige in das Schlafgemach, das Visgara ihr zugewiesen hatte, indem auch die Jungfrau nächtigte. Als alles geklärt schien und endlich etwas Ruhe einkehrte, war aus den Stallungen plötzlich ein lautes quiekendes Geschrei zu hören!
Sofort waren alle zur Stelle, auch die Jungfrau und der Zwerg. Aber es war zu spät. Einer der Gardisten hatte einfach eines der Schweine vor Ort geschlachtet, weil er und die anderen Hunger hatten. Er redete etwas von gutem Fleisch, und dass sie sich für den morgigen Kampf stärken mussten. Eine wütende Alrike machte dem Treiben schnell ein Ende und verbot jedes weitere Töten von Tieren, egal wie hungrig ihre Männer waren. Selbst ihre Gefährten schrecken zusammen, da sie die Ritterin noch nie so erlebt hatten. Das sich die Schwarze Grade mal wieder so rücksichtslos verhielt hatte fast einen unaufhaltsamen Stein ins Rollen gebracht. Die Ritterin von Östlich-Ochsenwacht rügte ihre Eskorte in dem sie ihnen das Schwein abnahm, dem eigentlichen Besitzer den Preis dafür bezahlt, und ihre Männer in den Stall schickte. Sie wollte für den Rest der Nacht nichts mehr hören oder sehen! Rhulana bot sich nun zusätzlich an um Wachezuhalten, denn die ganze Szenerie in der sie sich befanden war der Amazone nicht geheuer. Und so fand in dieser Nacht von den vier Helden wohl nur Alrike ein bisschen, unruhigen Schlaf...

Das Versprechen

Weiler Gellborn, 09. Hesinde, 1035 nach Bosparans Fall

Als die Ritterin am kühlen Morgen erwachte, hatte Visgara ihr Bett schon längst verlassen und befand sich nicht mehr im Schlafgemach. Sie musste bei ihrem morgendlichen Praiosgebet sein, wie Rhulana anmerkte. Alrike hatte versprochen daran teilzunehmen und stand schnell auf, um Visgara in nicht zu verstimmen. Am Praiosaltar trafen außer ihr auch alle anderen Helden ein, und sahen wie Alrike nach vorne trat um sich neben die bereits betende Visgara zu knien. Rhulana tat es den beiden jungen Frauen gleich, betete aber nicht mit, denn in der Glaubenswelt der Amazone gab es nur eine Göttin – Rondra. Eyrún stand ganz hinten, noch hinter den letzten Bauern, die der Jungfrau beim Beten zusahen. Die Fjarningerin hatte für die verweichlichten und schwachen Götter der Mittelländer nichts übrig. Bashot blieb nichts anderes übrig als abzuwarten bis dieses Spektakel endlich vorbei war. Er lächelte und dachte an die Schwarze Gigantin und an den neuen Altar den er nahe Waidmanshus errichtet hatte. Der Sturm der letzten Tage war einer Windstille gewichen.
Nach einer Weile stand Visgara zusammen mit Alrike auf, wobei die Ritterin die Gelegenheit ausnutzte und sich an die versammelten Einwohner wandte. Alrike betonte, dass sie sich darüber freue, dass sich der Glaube an den Götterfürsten in ihrem Gut so stark verbreitet hätte, und dass alle bereit waren ihr Land und Gut zu verteidigen, und das notfalls mit ihrem Leben. Praios habe über sie gewacht und die Aufmerksamkeit der Kriegsfürstinnen auf andere Gegenden gelenkt! Dazu habe er sich Visgaras Hilfe bedient und sie auserwählt. „Gelobt sei Praios und die Jungfrau Visgara!“ Die Bauern stimmten jubelnd zu. Die Junkerin fuhr fort: „Ab sofort werde ich wieder die Herrschaft über Östlich-Ochsenwacht übernehmen!“
Das Volk und auch Visgara schien einverstanden, auch wenn das wohl bedeutete, dass sie zukünftig die Steuern wieder an sie und den Baron zu zahlen hatten. Aber das erwähnte Alrike erst einmal nicht. Visgara richtete dann aber auch ihr Wort an die Menge, aber vor allem an ihre wieder zurückgekehrte Herrin. Sie fragte wie sich die Ritterin bezüglich einer gerechten Bestrafung der Schwarzen Garde entschieden habe?
Die Ritterin alten Schlages hatte entschieden, dass die Bestrafung nicht vor Ort stattfinden konnte, darauf hatten sich sie Helden einstimmig geeinigt. Dann beging Alrike aber einen zweiten Fehler indem sie der Jungfrau ihr Wort gab, dass die Schwarze Gardisten auf jeden Fall eine Bestrafung erhalten würden.
„Die Schwarze Garde wurde mir zu unserem Schutz mitgegeben – sie ist aber nicht meine Garde. Ein rechtmäßiges Urteil kann nur von Baron Rogar von Zweimühlen gesprochen werden, dem alle Truppen unterstehen. Um ein praiosgefälliges Urteil zu erwirken, muss die Anklage an den Baron in Zweimühlen getragen werden!“
Visgara strahlte als sie die Worte der Junkerin hörte – und glaubte ihr...
Die Jungfrau bat die Helden sie ohne Umwege mit nach Zweimühlen zu nehmen, wo sie Zeugin werden wollte, wie der Reichsbaron, das Verbrechen der Schwarzen Garde endlich sühnen würde. Diese stimmten zu und so machten sie sich gemeinsam auf den Rückweg.

Tränen

Stadt Zweimühlen, 14. Hesinde, 1035 nach Bosparans Fall

Nach ein paar Tagen waren die Reisenden in Begleitung der Jungfrau und des Zwergensöldners zurück in der Hauptstadt der Baronie und kehrten in die Grafenburg ein, die im Zentrum von Zweimühlen lag. Visgara drängte darauf sofort zum Baron gebracht zu werden, der es sich im Thronsaal bereits gemütlich gemacht hatte. Als die Helden zusammen mit der Wunderlichen hereinkamen hatte er seinen Sohn Dakor auf dem Schoß sitzen, der dem knisternden Feuer im nahen Kamin mehr Beachtung schenkte, als den Besuchern
„Ich grüße euch Hochwohlgeboren!“, ergriff Alrike das Wort. Am Klang ihrer Stimme bemerkte der Rochshaz sofort wie angespannt die Ritterin war. „Ich bringe euch Visgara die von Praios erwählte Jungfrau. Sie wünscht das Wort an euch zu richten.“ Der Baron richtete sich auf und übergibt Dakor einer der neuen Zofen, und nahm sich kurz Zeit um seinen Baronsreif zu richten, um so vom Vater zum Herrscher zu werden.
Visgara stellte sich etwas zurückhaltend vor und verneigte sich vor ihrem Baron.
„Welcher Wunsch hat euch nach Zweimühlen geführt, Visgara?“, wollte der Barbarenprinz von der jungen Frau wissen. Visgara brachte ihr Anliegen mit großem Respekt für den Herrscher vor. Sie erzählte das sie von seiner Ritterin erfahren habe, dass der Baron noch immer die Truppe des verstorbenen Schwarzen Ritters, die Schwarze Garde einsetze, welche Alrike mit nach Gellborn gebracht habe. Diese Männer hatten unter Harads Geheiß ein grauenhaftes Verbrechen an wehrlosen Bauern begangen und seien niemals sie diese abscheuliche Tat bestraft worden. Sie forderte nun vom ihm im Namen Praios eine Verurteilung dieser Männer.
Daran hatte der Herr über Zweimühlen erst einmal schwer zu schlucken, denn eigentlich hatte er mit etwas anderem gerechnet. Einen derartigen Mut hatte er von dem Mädchen vor ihm, das im Grunde Recht hatte, nicht erwartet.
Als Alrike das unschuldige Auftreten der jungen Usurpatorin sah, brach sie in schuldbewusste und schamhafte Tränen aus. Sie stand nur noch still da und hoffte dass sie den Baron nicht allzu sehr erzürnt hatte, denn sie selbst hatte das Problem nicht gelöst, wie dieser es ihr aufgetragen hatte, sondern es auf ihn abgewälzt und sogar mit nach Zweimühlen gebracht. Alrike trat aber dann dennoch näher an den Baron heran um ihm kurz zu erklären in welch eine angespannte Lage sie in Östlich-Ochsenwacht geraten waren, und wie wichtig diese Angelegenheit für sie persönlich war. Wenn er kein Urteil sprechen würde, würde sie ihre Glaubhaftigkeit verlieren und auch einen Teil der Loyalität der Bevölkerung in ihrem Junkerngut. Zudem konnte Visgara vermutlich problemlos die Herrschaft wieder an sich reißen, und zur Feindin der Junkerin und des Barons werden. Dies gab sie ihm zu bedenken, bevor er sich entscheiden würde.
Rogar war aber nur zu bewusst, dass er den Forderungen Visgaras nicht nachkommen konnte. Die Schwarze Garde, die neben seinen Trollzacker Barbaren seine erfahrenste Einheit darstellte, würde wahrscheinlich sofort desertieren, was nicht vorauszuahnende Folgen haben konnte. Zudem benötigte er diese zweifelhafte Gardetruppe, für den Schutz seiner Bevölkerung. Ersatz war nicht in Sicht, und selbst wenn er derart fähige Männer finden sollte, dann vermutlich Söldner, die wohl das fünf oder sechsfache an Sold verlangen würden. Rogar machte deutlich, dass er die Schwarze Garde angeblich bereits schon damals von der Kaiserin begnadigt worden war, als diese in Zweimühlen verweilt hatte.
In Wahrheit, hatte Kaiserin Rohaja aber nie etwas Derartiges gesagt. Die Unsicherheit des Barons, der sich das vielleicht auch selbst nur eingeredet hatte, spürte die von Praios Erwählte, aber sie sagte nichts.
Nachdem er alle aus dem Thronsaal geschickt hatte und er mit Alrike und Visgara alleine war, versuchte er das Mädchen auf seine Seite zu ziehen - sie davon zu überzeugen, dass es keinen anderen Weg gab. „Es gibt Zeiten, in denen man ein Unrecht zulassen muss, um ein viel größeres Unrecht zu verhindern. Wenn du deine Prinzipien, dein Leben oder deine Seele Opfern könntest um damit hunderte zu retten, würdest du es tun?“ Visgara, die glaubte die Tragweite dieser Frage in ihren jungen Jahren bereits verstehen zu können, wich der Frage aber geschickt aus und argumentierte sogar schlagfertiger als der Baron selbst. Er bemerkte, dass er gegen dieses wunderliche junge Mädchen verbal nicht ankam – sie war ihm ganz klar überlegen, da ihre Argumente rein und wahr waren. Er brauchte eine Bedenkzeit, wie er diese Situation, in die Alrike ihn gebracht hatte, lösen sollte, und vertagte sein Urteil auf den nächsten Morgen.

Das Urteil

Stadt Zweimühlen, 13. Hesinde, 1035 nach Bosparans Fall

Es war eine unruhige Nacht sowohl für Rogar, der in seinem Inneren mit unangenehmen Dingen rang, die er tief vergraben hatte. Aber auch Visgara und Alrike schliefen kaum. Visgara, die nicht akzeptieren konnte das solche Ungerechtigkeiten wie die Taten der Schwarzen Garde ungesühnt bleiben sollten, zerbrach sich den Kopf darüber was sie tun könnte. Sie bat in dieser Nacht mehr als einmal den Götterfürsten Praios um Rat und um eine Eingebung.
Die rechtmäßige Herrin von Östlich-Ochsenwacht sorgte sich um ihr Junkergut und um das Schicksal des Mädchens, das reinen Herzens war. Am meisten jedoch fürchtete sie ihren Baron enttäuscht zu haben, obwohl er es war, der sie erst in diese Situation gebracht hatte. Er war es der ihr ausgerechnet die Schwarze Garde als Geleitschutz g gegeben hatte. Alle drei waren froh als die ersten Strahlen von Praios Antlitz den neuen Tag ankündigten.

Am nächsten Morgen wurde Visgara erneut vom Streiter des Reiches und den Helden empfangen. Die Kriegsfürstin, denn das war sie im Grunde, wiederholte ihre erneute Forderung ohne Umschweife. Entweder Rogar würde die Schwarze Garde bestrafen oder es sollte in einem Götterurteil entschieden, ob diese Männer genug Sühne geleistet hatten. Nachdem klar wurde, dass Visgara ein Duell bis aufs dritte Blut meinte, lehnte Rogar ab. Er würde kein Mädchen wegen seiner Naivität abschlachten, das niemals im Kampf gegen ihn eine Chance haben würde. Doch Visgara zeigte sich uneinsichtig und hatte keinerlei Verständnis für die weitreichenden Folgen ihrer Forderung. Nur Gerechtigkeit war akzeptabel für sie. Das war zu viel für den Baron (Jähzorn-Probe gescheitert).
Alrike, die während der ganzen Zeit still vor dem Thron gestanden hatte, bemerkte sofort die Veränderung in Rogars Haltung. Im Inneren des Barons wurde genau in diesem Augenblick ein Kampf ausgefochten, und sein Blut begann zu rauschen. Mit Blutrotem Kopf und zornigem Blick stieg Rogar bedrohlich die neun Stufen seines Throns herab und blieb vor Visgara stehen.
Mit einer schnellen Bewegung schoss sein Arm nach vorn, packte das Mädchen am Kragen und riss sie mit sich in Richtung seines Thrones, ohne dass deren zwergischer Gefolgsmann eingriff - Visgara hatte ihn immer noch nicht bezahlt und so sah er auch keinen Grund nun hier einzugreifen.
Der Baron ließ sich auf seinem Thron nieder, legte das junge Ding, das sich gegen seine Stärke nicht wehren konnte, einfach übers Knie, und verabreichte Visgara die Tracht Prügel ihres Lebens. Seine riesige Pranke klatschte immer wieder auf den nackten Po der Jungfrau, dass es nur so im Thronsaal schallte. Nur einmal hielt er kurz inne, um die Hand zu wechseln, die ihm von den vielen Schlägen langsam begann weh zu tun. Visgara begriff wahrscheinlich nicht annähernd wie viel Glück sie hatte, dass der Streiter des Reiches sie nicht einfach an Ort und Stelle erschlug. Rogar war es in dem Moment völlig egal, was seine Gefährten oder seine Gefolgsleute von ihm dachten. Mit seinem Handeln machte er allen deutlich, dass in der Wildermark nach wie vor das Gesetz des Stärkeren galt!
Nachdem der Rochshaz fertig war, hatte die Kleine bereits das Bewusstsein verloren und seine Handabtrücke begannen sich deutlich auf ihrem Hintern abzuzeichnen. Er hatte sie regelrecht bewusstlos geprügelt (LeP 5). Nun erst, sah der Barbarenprinz des Blutes, was er angerichtet hatte. Auf seinen Befehl hin, eilte der Hofmagus Telor sofort an die Seite der Misshandelten und sprach einen „Balsam Salabunde heile Wunde“ um die körperlichen Wunden Visgaras zu heilen, nicht jedoch ihre seelischen. Visgara, die daraufhin langsam wieder zu Bewusstsein kam, war immer noch geschockt und sah den Baron mit verweintem Gesicht an. Er bat sie darum nichts Törichtes zu tun, womit er seinen Fehler nicht nur in ihren Augen zugab. Alrike und auch Eyrún sahen ihren Anführer entsetzt an. Er bat Visgara sein Angebot anzunehmen, dass eine Eskorte sie nach Burg Auraleth begleiten würde, wo man sie zur Geweihten des Praios ausbilden würde. Wortlos verließ sie den Thronsaal, in Richtung Auraleth …und schwor sich Rache.
Alrike war wieder den Tränen nahe, weil sie versagt hatte, ihr Wort nicht würde halten können, das sie so voreilig gegeben hatte, und weil sie nicht fassen konnte, was da gerade geschehen war. Rogar der das bemerkte, legte ihr die Hand auf die Schulter – die Hand, mit der er Visgara bestraft hatte. In seinen Augen hatte sie nicht wirklich versagt, denn auch er hätte wohl nicht gewusst, wie er in Gellborn auf Anhieb entschieden hätte, in ihrer Situation.
Obwohl sie die Entscheidung und somit das Problem in Rogars Hände gelegt hatte, hatte sie in seinen Augen doch Schlimmeres verhindert, da kein Einwohner von Östlich-Ochsenwacht bis auf Visgara zu Schaden gekommen war. Um dies zum Ausdruck zu bringen, machte er der Ritterin ein Geschenk aus seiner Schatzkammer, mit dem er sich ihre Loyalität sichern wollte. Er schenkte ihr den Elfensäbel Zerza-Thar der wahrscheinlich einst für einen hochelfischen Kämpfer geschmiedet worden war, und der danach von einem Waldelf namens Geisterkrähe, im Kampf gegen den Finstermann eingesetzt wurde. Der Elf war wie alle anderen Alten Helden von Zweimühlen in der Nacht des Schreckens damals gefallen. Diese kostbare und überaus scharfe und meisterliche Klinge (+3 TP) würde Alrike immer an das Vertrauen ihres Barons erinnern, dass er in sie setzte.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 16:50, insgesamt 3-mal geändert.
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Walter von Nordeck
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Walter von Nordeck »

Wirklich immer wieder toll zu lesen! Weiter so

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>Helfried von Aras<
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von >Helfried von Aras< »

Wirklich ganz großes Kino! Weiter so.

Mir kommt es nur mitunter vor, dass Entscheidungen und deren Entwicklungen meistens negativ für die "Helden" ausgehen, aber zufällige positive Begebenheiten für diese gar nicht vorkommen. Ja, es ist die Wildermark, aber als Reichsritter und bekannte Figur des Mittelreiches kann einem schon mal was "Gutes" widerfahren.

Walter von Nordeck
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Walter von Nordeck »

Naja, das hängt doch ganz von den Helden ab ;-) Wenn die Mist bauen, sind se eben selber Schuld :-D

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>Helfried von Aras<
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von >Helfried von Aras< »

Walter von Nordeck hat geschrieben:Naja, das hängt doch ganz von den Helden ab ;-) Wenn die Mist bauen, sind se eben selber Schuld :-D
eben nicht. unverhofft kommt oft und das kann ja auch mal positiv sein.
Ein träumischer Adeliger aus Weiden, der vom Reichsbaron gehört hat und sich nichts sehnlicher wünscht als dessen Hofherold zu werden und das ganze für A und F. :P

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Einen "träumerischen Adligen aus Weiden" würden sich ganz schnell die Augen öffnen in der Wildermark. Zumal der Reichsbaron sicher auch keinen Träumer einstellen würde. Aber ich verstehe schon was du meinst. Die Helden müssen sich oft zwischen zwei oder drei Übel entscheiden und wirklich alles hat seine Konsequenzen, was mir sehr wichtig ist.)

Junker in Nöten

23. Spielabend: Winter in der Mark

Wildermark, 03. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die Kaiserlichen befanden sich mit einem Großteil ihrer Truppen in Wehrheim in ihrem sicheren Winterquartier, wo Oberst Alrik vom Blautann und Marschall Bunsenhold von Ochs vor allem damit beschäftigt waren, die Moral der Frauen und Männer nach dem Tod von Ludalf von Wertlingen wieder aufzubauen. Derweil waren die meisten Adligen mit ihren Aufgeboten zu ihren Gütern zurückgekehrt. Auch Reichsbaron Rogar vom Blute zu Zweimühlen war mit seinem Gefolge schon seit Anfang Hesinde zurück in seiner Baronie.
Auch wenn die beiden Offiziere in Wehrheim sich dem Mythraelsduell und seinem Ergebnis verpflichtet fühlten, wollten beide Obristen die Ausgangslage für das Kommende verbessern. Bunsenhold wollte daher die Bannstrahler mit ihrer Ordensfeste Auraleth als Verbündete gewinnen. So hatte er einen Boten nach Zweimühlen geschickt, der die Helden bitten sollte, Kontakt zu Burgherr Hagen von Föhrenstieg aufzunehmen, in der Hoffnung, dass sich die Bannstrahler auf eine dauerhafte Garnison der Kaiserlichen einlassen würden. Dass der Baron einen halben Monat zuvor ausgerechnet Visgara die Wunderliche genau dorthin abgeschoben hatte, welche bestimmt kein gutes Wort über ihn verloren hatte, konnte nun noch Folgen nach sich ziehen.
Burg Auraleth stellte eine günstige strategische Position dar, die vor allem den Kriegsfürstinnen nicht in die Hände fallen durfte. So unterbrachen die Helden von Zweimühlen ihre Vorhaben in ihrer Heimat und machten sich auf gen Westen. Eyrún Blutaxt hatte seit Wochen an einem außergewöhnlich hochwertigen Schmiedewerkzeug gearbeitet, dass nur noch eine Woche bis zur Fertigstellung benötigt hätte. Alrike von Östlich-Ochsenwacht hatte die Ordnung und vor allem ihre Herrschaft in ihrem Junkerngut wieder hergestellt, während Rhulana von Kurkum viel Zeit ihrer Göttin gewidmet und ihre Kampfkünste weiter verbessert hatte. Bashot Grim hatte derweil weiter erfolgreich gegen seinen Fluch angekämpft und es geschafft, diesen weiter zu unterdrücken. Hauptmann Ungolf Ferdoker hatte als Burgoffizier der Grafenburg in Zweimühlen eh immer etwas zu tun und machte sich immer unentbehrlicher für seinen Baron.
Schließlich machten sie sich alle bis auf Telor Anfang Firun auf, um der Bitte des neuen Marschalls nachzukommen. Ein schwerer Schneesturm verhinderte, dass sie mit einer Gardetruppe ausrückten, so dass sie sich nur in Gruppenstärke auf Pferden und Rogars Streitwagen durch den Sturm kämpften. Sie alle trugen nun Fellumhänge und dicke Wollkleidung unter ihren Rüstungen. Das wichtigste war aber, dass sie alle ihre magischen Artefakte in der Grafenburg in Zweimühlen zurückgelassen hatten, da die Bannstrahler bekannt dafür waren, gewisse magische Dinge für immer verschwinden zu lassen – der Hauptgrund für Telor bei dieser Reise auf jeden Fall nicht mitzukommen. Aber so hatte er mehr Zeit, weiter seine Zauber zu studieren und sich der Perfektion seiner meisterhaften Regeneration seiner Zauberkräfte und dem Studium von Eyrúns neuer magischer Doppelaxt zu widmen, die sie auf dem Mythraelsfeld beim Leichnam der früheren Gräfin von Zweimühlen gefunden hatten.

Eine neue Knappin

Wehrheim, 06. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Da Wehrheim im Grunde auf dem Weg zu Burg Auraleth lag, die sich nur einige Meilen nördlich von der Ruinenstadt befand, wollte man dem neuen Marschall zuvor noch einen Besuch abstatten und sich genauer über ihren Auftrag informieren. Bevor sich die Helden zur Kaserne der alten Wehrheimer Garde begaben, die noch am besten von allen Komplexen innerhalb der Ruinenstadt intakt war, suchten sie in den Gassen Wehrheims nach den Trümmerfüchsen.
Nicht allzu langer Zeit, wurden Rogar, Alrike und die Leibwächterin des Barons fündig. Alrike hatte das vorher schon mit ihrem Baron besprochen und ernannte Emer Löwenmähne, die Anführerin der Trümmerfüchse, zu ihrer Knappin! Rogar und Eyrún war nicht entgangen, dass diese eine sehr starke Ähnlichkeit mit Leomar vom Berg hatte. Und warum sollte dieser sie früher, als er noch in Wehrheim residiert hatte, sonst so oft auf Burg Karmaleth eingeladen haben und in ihrer von einem nicht näher definierten Versteck in den Wäldern erzählt haben? Zudem hatte die Streunerin, die höchstwahrscheinlich von adligem Blute war, der Fjarningerin geholfen den Wehrgrafen zur Strecke zu bringen. Die vermeintliche Tochter des Löwen freute sich unglaublich über diese Ehre und bewirkte sogar, dass sie auch die anderen Kinder mit nach Zweimühlen nehmen durfte, wo Mutter Ganslieb sicher noch Platz für zwei weitere Handvoll Wehrheimer Waisen haben würde. Aber zunächst einmal sollten die Knappin Emer und ihre Lausbuben noch in der Kaserne der Geisterstadt verbleiben, bis sie von Auraleth zurückgekehrt waren.

Wie Helden aus Alter Zeit

Bevor sie jedoch aufbrechen sollten, nahmen alle Helden zusammen mit Alrik von Blautann und Bunsenhold von Ochs an einem stärkenden Mahl teil, wo man noch letzte Dinge und Vollmachten besprach.
Die Helden von Zweimühlen benahmen sich zu Tisch wie die Barbaren, die der Großteil von ihnen auch waren (Etikette-Probe kollektiv misslungen). Etikette war ihnen allen aber ein Fremdwort. In Gegenwart aller Offiziere wurde unter anderem vom Nachbarteller gegessen, wobei gefressen eher ein besserer Begriff war. Abgenagte Knochen wurden nach hinten über die Schulter geworfen, wobei man auch den einen oder anderen Bediensteten traf. Selbst der Baron verhielt sich nicht seinem Stande gemäß, was sicher bald die Runde machen würde, verriss man sich über den Streiter des Reiches doch eh schon das Maul. Dann entbrannte ein regelrechtes Gerangel an der Tafel um das beste Stück Fleisch, das Eyrún zuerst dem Marschall abnahm, dieses den Bissen dann an Rhulana verlor, die wiederum gegen Rogar den Kürzeren zog, bis dann schließlich die junge Alrike, die von Harad schon einiges gewohnt war, ihrem Herrn das Fleisch mit den Worten: „Ich glaube ihr habt genug gegessen Baron!“ vom Teller stahl! Sie speisten wie die Helden aus alter Zeit, während die übrigen Tischgäste versuchten die Haltung zu bewahren. Nur Ungolf Ferdoker verhielt sich zu Tisch wie es sich für einen Offizier gehörte.
Aber auch Alrik vom Blautann und vom Berg trank etwas über den Durst und landete schließlich mit Alrike im Bett! Der angetrunkene Oberst, der mehr als doppelt so alt wie die junge Ritterin war, küsste die Zweimühlerin im Nacken und strich ihr durchs Haar, während sie beide versuchten sich schnellst möglichst ihren Garether Panzern zu entledigen. Alrik, der vom Alkohol benebelt war, hatte schon vorher Gefallen an der Ritterin alten Schlages gefunden, auch wenn diese nur noch ein Auge hatte. Und auch ihr waren die Blicke des begehrten Oberst und Helden des Khomkrieges nicht entgangen. Sie wollte nicht als Jungfrau sterben, was einer Gefolgsfrau an Rogars Seite, der ja verheiratet war, nur allzu schnell passieren konnte, da dieser sich in jeden Kampf stürzte, den er finden konnte. In dieser Nacht ließ sie sich vom 'Schwert' des Veteranen des Orkensturms 'durchbohren', der so ihr 'erstes Blut vergoss'...

In der Nacht

Rhulana jedoch suchte am selben Abend noch den Rondra-Tempel des Heiligen Leomar Drachenherz auf um dort zusammen mit der Akoluthin Aryanna Otterbach zu beten und sich von ihr mehr von Mythrael dem „erzenen Walkür“ erzählen zu lassen. Rhulana, die in Kurkum niemals ihre Ausbildung zur Amazone beenden konnte, strebte sobald wie möglich die Weihe der Kriegsgöttin an, und hoffte bald dafür bereit zu sein.
Im Gebet vergaß sie jedoch die verstreichende Zeit und machte sich trotz der Warnung von Aryanna noch auf den Rückweg zur Kaserne auf. Derweil waren die Straßen der Geisterstadt aber zum schaurigen Leben erwacht. Sie erblickte eine Schar kaiserlicher Geisterreiter, die wohl während der Schlacht auf dem Mythraelsfeld in der Stadt auf ihre Befehle warteten, die niemals gekommen waren. Dann lief ihr ein geisterhaftes Mädchen hinterher, das ihr nicht mehr von der Seite wich und andauernd versuchte die Amazone zu berühren. Rhulana erzählte dem toten Mädchen dann in Ungedanken, dass es tot sei, was diesem dann schlagartig auch bewusst wurde. Das nun folgende Weinen des Geistermädchens ging ihr durch Mark und Bein! Das Mädchen folgte ihr sogar bis in die Mauern der Kaserne, und war durch keine Tür aufzuhalten. Es weinte direkt neben ihrem Bett die ganze Nacht hindurch, direkt in die Seele der Löwin, die den Anblick und das Klagen niemals mehr vergessen würde (Rhulana erhält den Nachteil: Totenangst 5). Sie hatte die Nacht in der Stadt unterschätzt. Nicht ohne Grund war zu dieser Zeit niemand mehr in den Ruinen unterwegs – egal wie mutig man war...

Zu Besuch auf Burg Auraleth

Wehrheimer Land, 07. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Alrike war des Morgens aus dem Gemach von Alrik geschlichen und so waren sie alle gemeinsam zur Burg aufgebrochen, die sie noch am gleichen Tag wenige Stunden später erreichen sollten.
Auraleth lag nahe der Reichsstraße II fünf Meilen nördlich von Wehrheim. Ihr Weg führte die Recken über verschneite Äcker, bis sie schließlich die monumentale Festung östlich der Straße auf einem Hügel aufragen sahen. Ein schmaler Weg zweigte inmitten eines kleinen Dorfes namens Sonnenfelde von der Reichsstraße ab und führte geradewegs auf das Landtor Auraleths zu.
Sie überholten einen Bauern, der eine riesige Fuhre Brennholz nach Burg Auraleth schaffte. Der sangeskundige Mann trällerte das Lied von der 'Brennenden Hex'.
Die 'Bastion Aurum Letalum' fand erstmals im Jahre 601 v. BF als Holzburg von Fran-Horas dem Blutigen Erwähnung. In späteren Jahrhunderten hatte man sie ausgebaut, bis sie schließlich während der Zeit der Priesterkaiser zu einer gewaltigen Tempelzitadelle in mitten kirchlicher Felder und Weiden wurde, und auch noch heute zu den größten Burgen des Kaiserreichs zählte.
Wind und Wetter hatten den Mauern stark zugesetzt und den Steinen eine dunkle Patina gegeben. Einige Gebäude der Vorburg, die sie nun betraten, waren leer und halbverfallen. Niemand hatte sie daran gehindert das Landtor zu durchqueren – offenbar hatte man den äußeren Verteidigungsring bereits aufgegeben. Umso prachtvoller wirkten die goldgesäumten, weißen Banner, die auf jeder Turmspitze in mittleren und Inneren Festungsbereich im Wind flatterten.
Gekrönt wurde die Anlage auf der dritten und höchsten Festungsebene, die die Einwohner hier Sonnenburg nannten, von drei goldenen Kuppeln. Innerhalb der Vorburg erblickten sie linkerhand Schweine- und Hühnerpferche und rechterhand, vor drei Bäumen, einen Scheiterhaufen, zu dem auch der Bauer von eben seinen Karren lenkte, um dort noch mehr Brennholz abzuladen. Vor ihnen lag der äußere Burghof mit Exerzierplatz, auf dem zwei Knappen unter der Aufsicht eines Ordensritters der Bannstrahler Ertüchtigungsübungen durchführten. Ausgebildet wurden diese am Schwert, dem Streitkolben, der Glefe, der Lanze und der Armbrust.
Die Helden von Zweimühlen lenkten ihre Pferde und den Streitwagen in Richtung der Stallungen, die sich direkt neben einem Hundezwinger befanden, in dem zehn Wehrheimer Bluthunde an der Kette lagen. Der Bannstrahler, der in einem Plattenharnisch gepanzert war, und ein Langschwert an der Seite trug, näherte sich daraufhin mit den beiden bewaffneten Knappen, und auch ein lästiger Hofhund wurde auf die Neuankömmlinge aufmerksam und knurrte diese an.
Der Ordensritter musterte die Ausrüstung, Kleidung und das Auftreten der Fremden und wollte nach einem „PRAIOS zum Gruße!“ im harschen Tonfall wissen, was sie hier wollten...
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dunkler Wanderer »

Hallo Leute!

Das "Programm" (Es ist eigentlich nur ein excel-sheet),dass ich geschrieben habe und mit dem die Verwaltung einer Baronie nach den offiziellen Regeln möglich ist, kann ich zur Zeit leider nicht online stellen weil der Downloadbereich im Forum gerade nicht funktioniert. Sobald das wieder klappt stell ich das ganze online.

lg Dunkler Wanderer

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

24. Spielabend: Mittlerer Festungsbereich

Burg Auraleth, 07. Firun, 1035 nach Bosparans Fall

Der Ordensritter führte die Helden von Zweimühlen durch das Gilborn-Tor, das offenbar ständig von zwei Bannstrahlern bewacht wurde. Das Tor, das die einzige Verbindung von der Vorburg in den Mittleren Festungsbereich darstellte, war von einem prachtvollen Fries und den glorifizierenden Heldentaten des Heiligen Gilborn von Punin geschmückt. Über eine Rampe gelangten die Helden dann in den Zwischenhof der eigentlichen Wehrfeste und somit in die zweite Verteidigungslinie. Früher, zu Zeiten des Jahres des Feuers, lebten hier immerhin noch knapp dreißig Knappen und Bedienstete sowie etwa dreißig Ordensritter der Bannstrahler. Heute zu Zeiten der Wildermark, bestand die Bedeckung der Ordensburg nur noch aus einer Notbesetzung, was allerorten deutlich zu erkennen war. Von den einstmals achthundert Einwohnern waren weniger als dreihundert geblieben. Und von den Ordensrittern waren nur noch elf Mann am Leben, die auch nur noch von fünfzehn Knappen und Waffenknechten unterstützt wurden. Dieser Ort war am Ende, das wurde den Helden sehr schnell klar. Ein Totenzug um einen weiteren verstorbenen Bannstrahler, dessen sie Zeuge wurden, machte das nur allzu deutlich. Seine verbliebenen Kameraden begleiteten ihn in die nahe Bastion des Sonnenuntergangs, die sich direkt neben dem Gilborns-Tor befand, wo der Totenzug in die Katakomben verschwand.
Derweil mussten sie im Zwischenhof warten. Zur Verteidigung, Geschützstellung und Rüstkammer dienten hier der Kleine Torturm, der sich zu ihrer Linken befand und der Große Torturm, weiter im Westen, den sie vorher schon von der Vorburg aus gesehen hatten. Zudem gab es drei Wehrplattformen - eine im Westen, eine im Norden und eine im Osten.
Von ihrer jetzigen Position aus sahen sie außerdem den Kerkerturm vor ihnen und das prächtige blattgoldglänzende Sonnentor zu ihrer Rechten, das auch von zwei Rittern gesichert wurde, und das wohl in die Sonnenburg führte, die sie auch von unten schon gesehen hatten.

Bannerherrin Griffpurga von Auraleth

Nachdem der Totenzug vorbei war und außer ihnen noch ein Fuhrwagen mit frischen Pergamenten aus Rommilys eingetroffen war, der sich den Weg zum Ucuri-Turm beschreiben ließ, wo die Scriptoren des Ordens auf ihre Ladung warteten, trat eine Bannstrahlerin auf die Helden zu.
Die Bannerherrin, die sich als Griffpurga von Auraleth vorstellte, war ein kräftige Morgensternkämpferin, die zusätzlich noch ein Langschwert am Waffengürtel trug. Ihr kurzes Haar verbarg sie unter einem Helm, aus dem ein stechender Blick die Neuankömmlinge streng musterte. Sie trug eine reinweiße Tunika des Bannstrahlordens und darunter ein bronziertes Kettenhemd. Auf dem Rücken trug sie noch zusätzlich einen Schild auf dem in Rot eine goldene Sonne im Schildhaupt zusehen war, die nach unten einen Bannstrahl entließ.
Sie geleitete die Besucher durch den Kleinen Torturm auf den Wehrhof im Westen, während der lästige Hofhund ihnen weiterhin auf Schritt und Tritt folgte und Bashot unaufhörlich anknurrte. Südlich des Wehrhofes befanden sich die Stallungen der Schlachtrösser des Ordens, im Westen das Hauptgebäude und im Nordwesten der Bergfried, der fast so hoch war, wie die Kuppel des zentralen Praiostempels, den sie auch von hier aus im Osten in der Sonnenburg sahen. Der mächtige Bergfried, diente sicherlich als eine der letzten Zufluchten, falls der mittlere Festungsbereich einmal fallen sollte. Ein Großer Torturm führte von hier aus weiter auf die westliche Wehrplattform.
Griffpurga führte den Reichsbaron Rogar und seine Gefolgsfrauen und –männer in den Rittersaal im Hauptgebäude. Sicher befand sich hier auch irgendwo die berüchtigte Goldene Bannstrahl-Halle in der die Reste des Generalkapitels des Ordens zusammentraten.
Sie zeigten der Bannstrahlerin das Schreiben des neuen Marschalls der Wildermark, und erklärten ihren Besuch in dieser heiligen Feste. Die Bannerherrin hörte sich das Begehr der berühmten Helden an, von dessen Siegen auf dem nahen Mythraelsfeld sie bereits gehört hatte. Auch hatte die Praios-Kirche den Baron damals bei der endgültigen Vernichtung des Finstermanns unterstützt, und war im Grunde mit Rogar vom Blute zu Zweimühlen verbündet. Auch durch die Beseitigung von Albuin dem Ketzer, stand die Kirche des Praios beim Reichbaron in der Schuld. Zudem hatten Rogar und sein Gefolge respektvoll alle magischen Artefakte vor ihrem Besuch auf der Burg abgelegt, über die diese Gruppe zweifelsfrei verfügte. Aber dennoch stellte deren Bitte, die Kaiserlichen Greifengardisten auf Auraleth zu stationieren, eine gewaltige Forderung dar. Die Greifengarde wurde zwar damals zur Zeit der Priesterkaiser aufgestellt und danach wieder eingestellt, aber die Folgen der damaligen Invasion der Verdammnis hatten dazu geführt, dass man dieses geschichtsträchtige Regiment wieder ins Leben gerufen hatte. Nur leider waren die Greifengardisten unter Oberst Fenn Weitenberg von Drôlenhorst in Ungnade gefallen. Rogar hatte zwar Fenn, der den Reichsbaron beseitigen lassen wollte, getötet, aber die ‚Taten‘ der Greifengarde würden noch Jahrelang nachhallen. Auch Ungolf Ferdoker der einst ein Hauptmann der Greifengarde war, war durch den korrupten Oberst damals in die Gefangenschaft von Nekrorius dem Schwarzen Magiermogul von Zweimühlen geraten, wo dieser ihn für seine nekromantischen Forschungen missbrauchen wollte.
Die fanatische Streiterin für die Prinzipien des Sonnengottes würde den Burgherr Hagen von Föhrenstieg bald zu ihnen bringen und hatte bereits einen Knappen losgeschickt, um diesen über den Besuch und auch deren Angebot zu informieren. Aber Griffpurga, die in jedem, sogar bis in die höchsten Titel hinauf, nach Frevlern suchte, denen das wahre Wort des Praios gepredigt werden musste, wurde auch schnell unter den Helden fündig.
Rhulana von Kurkum trug einen privilegierten Rondrakamm, einen geflammten Zweihänder, der nur Geweihten der Rondra vorbehalten war! Es interessierte sie nicht, wie lange die Heldin diese Waffe schon trug, und dass sie die Klinge angeblich von einer Rondrageweihten erhalten hatte. Wobei Rhulana den Zwölfen sei Dank, für sich behielt, dass es sich um einen Geist einer Rondrageweihten gehandelt hatte. Noch schlimmer war, dass in der nun tiefergehende Befragung herauskam, dass Rhulana in der Amazonenburg ihre Ausbildung zur Amazone nie hatte abschließen können, da Lutisana von Perricum die Amazonenburg vorher geschliffen hatte. Die Löwin glaubte sich gegenüber der Bannerherrin trotzig im Recht, und verweigerte unfassbarer Weise die Herausgabe der geweihten Waffe! Ihr war nicht klar, dass andere an ihrer Stelle schon lange im Kerkerturm verschwunden wären. Griffpurga machte nun auch den Reichsbaron und Streiter des Reiches dafür verantwortlich, dass einer seiner Gefolgsfrauen eine Klinge führte, ohne dazu berechtigt zu sein. Dieser versuchte zwar, sich noch aus seiner Verantwortung herauszuwinden, wurde aber kurz darauf von der Bannstrahlerin belehrt, dass er sich genauso schuldig gemacht hatte, indem er das Verhalten seiner Gefährtin offenbar jahrelang geduldet hatte. Niemand war in ihren Augen vor Praios unschuldig! Und schon gar nicht vor den Augen des Ordens vom Bannstrahl Praios!
Griffpurga forderte erneut die Herausgabe der Waffe und knöpfte nun auch den Erfolg oder Misserfolg ihres Auftrages an diese Bedingung. Sie mahnte, dass wenn noch nicht mal das direkte Gefolge des Streiters des Reiches sich an die Gesetzte hielt, wie man dies dann von den Greifengardisten erwarten wolle. Aber Rhulana wollte den Rondrakamm dennoch nicht herausrücken und ihre Haltung verriet, dass sie sich bereit machte zum Kampf. Ungolf Ferdoker, konnte es nicht fassen, dass die Amazone sogar bereit dazu war, eine Bannstrahlerin in ihrer eigenen Burg zu erschlagen, was mindestens ein Mal des Frevlers zur Folge haben würde, ganz abgesehen von den weltlichen Folgen! Auch das Knurren und Bellen des Hofhundes draußen wurde lauter, der wohl auch die Anspannung fühlen konnte, die sich im Rittersaal aufbaute. Als Rhulana dann auch noch Junivera von Seshwick erwähnte, wurde alles nur noch schlimmer, da sie erklärte, dass diese sie ‚ausgebildet’ und sie sogar im Kampf mit der Waffe unterrichtet hatte. Griffpurga, konterte einfach damit, dass die Alte Geweihte zu dem Zeitpunkt kurz vor dem Mythraelsduell durch das Ghulengift nicht Herrin ihrer Sinne war und auch nicht als zurechnungsfähig gelten konnte. Die Bannerherrin hatte von der infizierten Rondrageweihten gehört, und hatte schon zwei Ordensritter ausgeschickt, um der Morokun ein schnelles Ende zu machen, was sie aber für sich behielt. Noch ein letztes Mal verlangte sie nach der privilegierten Waffe, wobei sie ihre Hand demonstrativ auf den Knauf ihres Morgensterns legte. Sie konnte die Anhänger der Kriegsgöttin eh nicht ausstehen, die damals zu, Zeiten der Priesterkaiser, leider nicht vollständig ausgerottet worden waren. Auf so eine Gelegenheit, in der sie auch noch im Recht war, hatte die Fanatikerin schon lange gewartet.
Aber die Amazone händigte nach dem stetig steigenden Druck durch ihre Gefährten, die Waffe endlich aus, vor allem da die ihr signalisierten, dass sie ihr beim Kampf gegen diese Dienerin des Praios nicht beistehen würden.
Die Entscheidung war gerade noch so im rechten Moment gefallen, denn nun humpelte der Burgherr höchst selbst in den Rittersaal, wobei auch der Hofhund hinein trat und nun ganz gezielt Bashot Grim anknurrte.

Burgherr Hagen von Föhrenstieg

Der Beschirmer der Ordnung Mittellande des Ordens vom Bannstrahl Praios’ leitete die Verteidigung Auraleths seit dem Tod des Hochmeisters Rapherian von Eslamshagen und war ein gebrandmarkter Veteran seiner Kirche und seines Ordens. Die eine Gesichtshälfte und vermutlich auch Teile seines Oberkörpers waren von Irrhalkenfeuer verbrannt. Der vermutlich schon Sechzigjährige humpelte in den Rittersaal und wurde dabei ausgerechnet von Visgara der Jungfrau gestützt, die Rogar zuvor hierhin abgeschoben hatte. Hagen trug das Auge des Praios auf seinem weißgoldenen Plattenpanzer, das von einem Schwingenpaar umgeben war. Auf seiner rechten Schulter war eine brennende Sonne auf silbernem Grund abgebildet und sein Haupt bedeckte er mit einer weißen Kappe, unter der seine Brandmahle regelrecht hervorstachen. Der Geißler gegrüßte die Helden von Zweimühlen mit kräftiger Stimme und erkundigte sich nach ihrem Wohlbefinden, während ihm nicht entgangen war, dass der Hund bei Bashot Grim angeschlagen hatte. Mit Verwunderung sah er, wie seine Bannerherrin gerade einen Rondrakamm an sich genommen hatte, ließ sich aber kaum etwas anmerken.
Er erörterte zusammen mit dem Streiter des Reiches den beiderseitigen Nutzen einer Stationierung der kaiserlichen Greifengarde auf seiner Burg. Obwohl ihm im Angesicht der vielen drohenden Feinde eigentlich gar keine andere Wahl blieb, verhandelte er aus einer Position des Überlegenen heraus, und knüpfte seine Zustimmung an diverse Bedingungen, während Visgara den Reichsbaron verachtend ansah. Hagen schwor sich für diesen Kompromiss den er gerade einging, so hart wie selten zuvor selbst zu geißeln, sobald er die Zeit dafür finden würde. Er erzählte den Helden auch von der Katzenhexe Erngard, die zum Gefolge von Ilkhold Drachwill von Austein gehörte, die vor einer Woche dabei ertappt worden war, wie sie versuchte, ins Heilige Securitium einzudringen – die Koschbasaltkammer Auraleths, in der Unmengen an verfluchten und dunklen Artefakten und Schriften aufbewahrt wurden. Der Scheiterhaufen war extra für sie errichtet worden, um sie am nächsten Morgen dem Feuertod zu überantworten.
Gerade als er mit der ‚Befragung’ von Bashot und Eyrún anfangen wollte, da er bei letzterer Magie spürte, hörten alle von draußen: „ALARM, DIE ORDENSBURG WIRD ANGEGRIFFEN!“

Kampf um Auraleth

Hagen und Griffpurga zogen ihre Waffen und stürmten zusammen mit den Anwesenden aus dem Saal. Schnell erfuhren sie von einem herbeieilenden Knappen des Ordens, dass eine berittene Vorhut die Bewohner des Dörfchens Sonnenfelde abschlachtete!
Vom Kleinen Torturm aus sahen sie, das Banner des Feindes - auf Rot eine schwarze Drachenklaue. Varena von Mersingen, die Drachenmeisterin! Aufgeschreckte Männer und Frauen strömten mit Bündeln bepackt die Feste, während die Aranischen Säbelschwinger die Gehöfte hinter ihnen plünderten.
Ohne zu zögern gab der Burgherr die nötigen Anweisungen, woraufhin Auraleth sich Kampfbereit machte. Seine wenigen Berittenen hielt der Beschirmer der Ordnung jedoch zurück, da er jeden Mann und jede Frau zur Verteidigung der Feste benötigte. Er stellte es aber den Helden frei, die Burg zu verlassen, um den Sonnenfeldern beizustehen. Hagen von Föhrenstieg stellte den Schutz dessen, was seit über tausend Jahren in den Katakomben der Burg verborgen lag, über das Leben aller Einwohner des Dörfchens und der Vorburg. Wenn er diesen Angriff überleben sollte, würde er sich auch dafür geißeln und die Götter um Vergebung bitten.
Hauptmann Ferdoker und Baron Rogar fiel jedoch auf, dass sich Verena keine große Mühe gab, schnell und ungesehen zur Feste zu gelangen. Vielmehr trieb sie die Flüchtlinge bewusst zur Feste und ließ sich dabei offenbar sogar Zeit. War dies eine Falle um sie aus der Burg zu locken, um bei der Rettung der Einwohner, ihrer Reiterei zum Opfer zu fallen?
Vom Turm aus erblickten sie neben der Leichten Reiterei in Stärke von zwei Dutzend Reitern, ein weiteres Dutzend Bogenschützen aus Norden und weit über ein Banner verstreute Mordbrenner von Süden her anrücken. Somit war Varena von Mersingen den Verteidigern vier zu eins überlegen!
Rogar befahl nun seinem Gefolge der Bannerherrin Griffpurga in die Vorburg zum Landtor zu folgen. Zusammen mit Griffpurga, zwei Ordensrittern und zwei Knappen, waren sie insgesamt zu elft, die sich am Tor den zwei Dutzend Reitern entgegen stellten! Möge Praios ihnen beistehen!
Rogar vom Blute und seine Leibwächterin Eyrún Blutaxt stellten sich direkt nach vorne, außerhalb des Tores auf, während die restlichen Helden Bashot, Rhulana, Alrike und Griffpurga zusammen mit den Ordensrittern, hinter ihnen eine Keilformation bildeten. Sie ließen alle Flüchtenden vor ihnen passieren, die die Aranischen Reiter mit ihren Khunchomern vor sich her trieben, und machten sich bereit für den Aufprall.
Gleichzeitig befahl der Baron seinem Hauptmann aus dem Tor im Osten zu reiten, um das nur fünf Meilen entfernte Wehrheim und die dortigen Kaiserlichen zu Hilfe zu rufen. Ungolf Ferdoker, befolgte den Befehl seines Barons und schwang sich ohne zu zögern auf sein Streitross. Ihm war klar, dass spätestens, Varena auf ihrem Kriegsdrachen von keinem Tor aufzuhalten war, auch wenn ihm noch nicht klar war, was diese hier überhaupt für einen Plan verfolgte.
Der riesenhafte Rochshaz und die nicht minder kleinere Fjarningerin erwarteten die Söldner mit lautem Gebrüll, währen Griffpurga hinter ihnen einen Choral des Praios anstimmte. Dann prallten die Reiter in die Keilformation aus Helden und Bannstrahlern und erregten in dem Moment bestimmt die Aufmerksamkeit einiger Götter.
Rogar und Eyrún gelang es, die Sturmangriffe der ersten beiden Reiter zu parieren, und stemmten sich gleichzeitig gegen die Wucht der Pferde. Rogar bohrte seinem Gegner den Zweihänder direkt in den Bauch, während Eyrún dem Pferd ihres Gegners einen weniger rondrianischen Hieb mit ihrer Barbarenstreitaxt verpasste. Stahl fraß sich durch Muskeln und Knochen, und das Blut spritze bis in die letzte Reihe ihrer Formation, die standhielt! Rogar, dessen Gegner nach dem ersten Treffer zu Boden gegangen war, hieb den Aranier mit einem zweiten Schlag, der ebenfalls auf seinen Bauch zielte, einfach in zwei zuckende Teile. Kurz darauf ging auch der Gegner seiner Leibwächterin zu Boden, nachdem diese das Pferd des Söldners noch ein weiteres Mal getroffen hatte. Mit vor Schrecken geweiteten Augen, bekam dieser nun auch selbst deren Doppelaxt durch einen Kopftreffer zu spüren, der sein Gesicht für immer entstellen würde, falls er dies hier überleben sollte. Mit Ogerkräften stemmten sich der Barbarenprinz und die Fjarningerin gegen die Reiter, die drohten links und rechts den Abgrund neben der rampenartigen Straße in die Tiefe zu stürzen. Gleichzeitig bildete das erste gestürzte Pferd und die beiden ersten Gefallenen zusammen mit dem nun herrenlosen Pferd ein blutiges Hindernis aus blutigen Leibern. Bashot Grim und auch die anderen stemmten sich jetzt mit aller Kraft gegen die Angreifer und zusammen schafften sie es die Aranischen Säbelschwinger einige Schritt zurückzudrücken. Rogar und Eyrún zogen nun jeweils einen Torflügel zu, während sie die Gegner und die Toten nach vorne wegdrückten, wobei Eyrúns Bärenrune ihr zusätzlich Kraft verlieh. Dann endlich war das Landtor zu und einen Augenblick später von den Bannstrahlern verriegelt.
Hauptmann Ungolf Ferdoker passierte das Tor im Osten, das hoffentlich baldigst hinter ihm geschlossen würde, und ritt die östliche Rampe hinunter. Dann aber eröffneten plötzlich drei feindliche Bogenschützen mit Kriegsbögen das Feuer auf ihn, die genau hiermit gerechnet hatten. Er schütze seinen gepanzerten Leib mit seinem Großschild und parierte die erste Pfeilsalve. Der Schildmeister war äußerst geübt in der Parade von Geschossen mit seinem Schild und hoffte, so noch irgendwie durchbrechen zu können. Bei der zweiten Pfeilsalve aus Kriegspfeilen wurde er jedoch von einem in den Bauch getroffen, der dort seine Garether Platte durchschlug. Trotz des Schmerzes schaffte er es aber sich auf seinem Pferd zu halten, nur um dann die Wirkung eines Pfeilgiftes zu spüren! Während weitere Pfeile seinen Schild durchbohrten oder an diesem abprallten, begann sein Bauch anzuschwellen und zu schmerzen, während er zugleich mit einem Schwindelgefühl zu kämpfen hatte. Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde passierte nun die Schützen, die ihm dennoch weiterhin hinterher schossen und lautstark den Durchbruch verkündeten. Drei Leichte Reiter der Aranischen Säbelschwinger regierten nun darauf und trennten sich vom Rest der berittenen Söldnerschar und nahmen die Verfolgung des Hauptmanns auf, der nun direkt gen Süden ritt! Nur einmal hielt er außerhalb der Schussreichweite der Bogenschützen kurz an, um sich den Kriegspfeil schmerzhaft aus dem Leib zu reißen, da die Widerhaken sich bei jeder seiner Bewegungen tiefer ins Fleisch schnitten. Er hasste Pfeile, wobei er von Glück reden konnte, dass es sich nicht um einen gehärteten Kriegspfeil gehandelt hatte, der seine Rüstung noch leichter durchdrungen hätte. Aber am aller meisten hasste er Gift. Jetzt, da auch er die drei berittenen Verfolger erspähte, gab er seinem Ross abermals die Sporen und preschte blutend durch die verschneite Winterlandschaft weiter gen Süden.

Hexe im Wehrhof

Rogar und seine in Auraleth verbliebenen Helden hörten laute Rufe vom Kleinen Torturm: „Bei Praios, eine Hexe, eine Hexe ist im Wehrhof abgestürzt!“ Zusammen mit Griffpurga eilten die Streiter so schnell sie konnten zu der besagten Stelle. Unterwegs rief die Bannerführerin den Helden zu, dass ein praiosgefälliger Objektsegen magische Flugversuche in verschiedenen Bereichen der Burg stark erschwere, und dass dieser wohl die Ursache für die abgestürzte Hexe war, die vielleicht die eingekerkerte Katzenhexe Erngard zu befreien versuchte, die im Kerkerturm eingeschlossen war. Kurz darauf hatten sie den besagten Wehrhof erreicht und sahen, wie zwei Waffenknechte mit gezogenen Waffen die fremde Hexe mehr oder weniger in Schach hielten. Die durch den Absturz schwer verletzte Hexe war in eine spärliche, schwarze Lederkleidung gehüllt. Ihr schwarzes Mieder konnte ihre Brüste kaum im Zaum halten und auf dem Haupt trug sie ebenso schwarze Haube, aus der zwei Hörner herausschauten. Ihre Augen waren milchig weis und auf ihrem Kinn trug sie eine Tätowierung, die an die Giftzähne einer Schlange erinnerten. Auch ihre Armreifen trugen die Verzierungen von Schlangen und in ihren Händen hielt sie einen Dolch, mit dem sie sich gerade selbst in die linke Hand schnitt! Unter Schmerzen ihres vom Sturz verdrehten Beines stieß sie einen Art Krähenruf aus, aber ihre Verletzungen waren zum Glück der ankommenden Helden zu groß, so dass ihr Zauber offenbar fehlschlug und ihr ihre Krähenrufe im Halse stecken blieben. Griffpurga schnellte zu der Schlangenhexe und schlug ihr mit einem einzigen Schlag ihres Morgensterns den Schädel ein, womit sie deren Hexerei blutig beendete.

Belagerung

Die Aranischen Säbelschwinger hatten sich mittlerweile vom Landtor zurückgezogen, nachdem sie dort nichts mehr ausrichten konnten. Dafür verhöhnten sie nun die Ordensmitglieder lauthals, während die Mersingerin die Mordbrenner am Waldrand zwei Rammböcke zusammenzimmern ließ.
Innerhalb der Burg koordinierten Griffpurga und Hagen weiter die Verteidigung. Alle dreihundert Einwohner Auraleths wurden aus der Vorburg evakuiert und zogen sich nun in den Mittleren Festungsbereich zurück, was dort nun zusammen mit den Ordensmitgliedern zu einigen Platzproblemen führte, was wiederum Alrike, die Angst vor Menschenmassen hatte, gar nicht gefiel. Griffpurga bat Rogar um Unterstützung und postierte nach dessen Zustimmung die Helden von Zweimühlen an strategisch wichtigen Positionen, von denen aus man in die unterirdischen Katakomben zu den Koschbasaltkammer vordringen konnte.
Rhulana wachte vor der Bastei des Sonnenuntergangs, wo auch schon der Totenzug am Mittag zuvor durch eine massive große Eichentür mit einem großen Sonnensymbol in die Tiefe verschwunden war.
Eyrún wurde vor den Gemächern des Hochmeisters in der Sonnenburg positioniert, da es auch von dort aus, einen geheimen Eingang unter der Schlafstadt des Hochmeisters in die Katakomben gab. Die Söldnerin würde einfach jeden erschlagen, der sich dem Eingang nähern würde…
Alrike stand vor der Sankt-Gilborn-Kapelle, die sich ebenfalls in der Sonnenburg befand. An der Stirnseite der Andachtshalle in St. Gilborn stand der große Sankt-Gilborn-Schrein, zu dessen Füßen der Sarkophag mit den angeblichen Reliquien des Heiligen aufgebahrt war. Direkt unter der Statue des Heiligen befand sich der bekannteste der drei Zugänge zum Securitium. Die Ritterin wusste zwar nicht, welchen Mechanismus man wohl zu bedienen hatte, damit die Statue zur Seite gleiten würde, aber das interessierte sie auch nicht.
Im Norden des Wehrhofes organisierte die Bannerherrin zusammen mit Rogar die Barrikade einer schmalen Maueröffnung, wo sie neben vier Waffenknechten, auch Bashot Grim positionierten.
Währenddessen forderte sie die Flüchtlinge und Einwohner immer wieder mit harschem Ton auf, sich in das Hauptgebäude innerhalb des Mittleren Festungsbereiches und in den Bergfried zurückzuziehen, wo Visgara die Jungfrau ihnen Räumlichkeiten zuwies. Zwei Ordensritter und drei Knappen bewachten das Torhaus des Sonnentores, während die restlichen Verteidiger das Gilborns-Tor bemannten, das neben der Maueröffnung im Norden den einzig anderen Zugang zum Mittleren Festungsbereich darstellte. Die Hauptlast der Angriffe wurde hier vermutet. Dann gab Griffpurga von Auraleth den Befehl, die Wehrheimer Bluthunde in der Vorburg aus den Zwingern zu lassen, nachdem dieser Bereich komplett aufgegeben worden war.
Rogar vom Blute patrouillierte zwischen Wehrhof, Zwischenhof und Sonnenburg und sah sich dabei die Gesichter der Flüchtlinge an. Er ahnte fürchterliches, denn niemand der Flüchtlinge wurde beim Einlass in die Burg kontrolliert, da dazu einfach keine Zeit geblieben war. Im schlimmsten Fall befanden sich nun vereinzelte Feinde bereits innerhalb der Mauern, wenn Varena schlau gewesen war. Von Ungolf hatte er seit seinem Befehl nichts mehr gehört. Er hoffte, dass sein Burgoffizier durchkommen würde, um die Kaiserlichen zu alarmieren…

Kerkerturm

Bashot trat in der Dämmerung, die nun langsam hereinbrach an Hagen von Föhrenstieg heran, der an seiner Barrikade vorbei humpelte, und bat diesen ihn zur Hexe im Kerkerturm zu bringen, da der Stammeskrieger vermutete, dass diese vielleicht der Grund für den Angriff war. Zusammen mit dem Burgherrn stieg er den Kerkerturm hinauf zum großen Verlies, inklusive seinen zehn Einzelzellen, wobei er auch an der geräumigen Verhör- und Folterkammer vorbei kam. Neben Erngard, die in ihrer Zelle auf ihre Hexenverbrennung wartete, die am nächsten Morgen vollstreckt werden sollte, warteten hier auch ein gutes Dutzend weitere Gefangene auf ihren Prozess – darunter Paktierer aus den Schwarzen Landen, ein Druide aus Schwarztobrien, ein Nekromant aus Warunk, sowie weitere Verdächtige Schurken. Alle hier gefangenen waren schuldig im Sinne der zwölfgöttlichen Gebote.
Aber nur Erngard die Katzenhexe schien eine direkte Verbindung zu Lutisana von Perricum, oder zumindest zu deren Plänen zu haben. Erngard war fast vierzig Jahre alt, hatte schmutzig braune Haare, eine große Nase und ein missgebildetes Bein. Sie war an allen denkbaren Stellen mit schweren Eisenketten gefesselt und trug auf dem Kopf noch eine spezielle Vorrichtung der Bannstrahler, die das Zaubern unmöglich machte, da sie weder etwas sehen, noch Zauberformeln sprechen konnte. Der Umstand, dass der Kerkerturm weit vom Erdboden entfernt war, trug sicher noch das seinige dazu bei.
Eigentlich sollte sie erst am nächsten Morgen für ihr Verbrechen auf dem Scheiterhaufen brennen, aber niemand der Verteidiger wusste, ob die Burg bis zum nächsten Morgen der Belagerung standhalten würde. Bashot Grim blickte Hagen von Föhrenstieg an, und beide kamen zum selben Entschluss. Erngard war schuldig, und Hagen ließ die Hexe noch einmal genau wissen welcher Vergehen sie sich schuldig gemacht hatte, wobei ihr Einbruchsversuch in das Securitium in Hagens Augen das eindeutig schwerste Verbrechen darstellte.
Nachdem der Burgherr das Todesurteil erneut verkündet hatte, nickte dieser dem Trollzacker zu und dieser streckte die angekettete Katzenhexe mit einem gewaltigen Hieb seines Andergaster Gassenhauers kurzerhand nieder, so dass die Schwarzkünstlerin leblos und blutüberströmt in ihren eisernen Ketten zusammensackte!

Feinde im Gemäuer

Griffpurga von Auraleth erblickte im Wehrhof innerhalb des zweiten Verteidigungsringes einen älteren Versehrten, der vermutlich zusammen mit den Flüchtlingen in die Burg gekommen war. Sie forderte den Verletzten Mann auf sich wie die anderen in das Hauptgebäude zu begeben, da es hier nicht mehr wirklich sicher war. Doch der Alte konnte allein nicht mehr aufstehen und offenbar hatte ihm niemand der anderen geholfen, so dass die Bannerherrin ihm nun selbst die Hand reichte. Der Versehrte ergriff ihre Hand und bedankte sich mit einem Stich seines unterm Mantel verborgenen Kurzschwertes, in die Flanke der Bannstrahlerin, während er mit seiner anderen Hand ihren Mund zuhielt und so ihren Todesschrei erstickte. Dann entglitt die Veteranin, die auf den Meuchler hereingefallen war, in Borons Hallen…
Der Alte Gisbert, wie man ihn innerhalb des Gefolges der Drachenmeisterin nannte, zog sich den weißen Überwurf der Bannerherrin an, bei der er seltsamerweise noch einen Rondrakamm fand, was er sich nicht so recht erklären konnte, lies diesen aber liegen, und verkleidete sich jetzt als ein Ordensritter. Der frische rote Blutfleck an der Flanke des Gewandes war nun leider nicht zu vermeiden, aber das eh am Westtor zum Kampf gekommen war, war das nun auch nicht weiter auffällig. Zumindest hoffte er das. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass die Bannerherrin tot war, vergiftete er erneut seine Klinge und trat durch den Kleinen Torturm direkt auf sein Ziel zu – die Bastei des Sonnenuntergangs im Zwischenhof.
Doch dort stand diese Amazone, von der er schon so viel gehört hatte, die den Eingang in die Katakomben bewachte. Nun dann würde diese nun als nächstes sterben. Er trat direkt auf die Frau zu, grüßte sie im Namen Praios und versuchte auch dieser seine Klinge in einem unachtsamen Moment mitten im Gespräch, in den Leib zu rammen! Doch Rhulana von Kurkum hatte das Blut am weißen Gewand des ‚Ordensritters’ entdeckt, und erinnerte sich nicht daran diesen unten beim Kampf um das Tor gesehen zu haben. Gerade noch im letzten Augenblick parierte sie dessen Kurzschwert mit ihrem Amazonensäbel und wehrte auch kurz darauf dessen mit links geführten Dolchstoß mit ihrem Schild ab.
Nun entbrannte ein Zweikampf direkt vor dem Eingang der Bastei. Ein gezielter Stich des vergifteten Kurzschwertes halbierte nun aber regelrecht Rhulanas Kampfkraft, und sie fühlte sich wie ein vom Blitz getroffener Baum. Die Löwin hatte bisher nur Hörensagen über ein derartiges venenisches Halbgift vernommen, das ihre körperlichen Funktionen stark störte und spürte nun dessen Wirkung am eigenen Leib. Erschwerend kam für die Amazone hinzu, dass sie schon lange nicht mehr mit ihrem Amazonensäbel gekämpft hatte – eine Vernachlässigung, die sich nun rächte.
Ihr Gegner versuchte immer wieder an ihrer Amazonenrüstung vorbei zustechen, um so ihre gepanzerten Stellen zu umgehen. Rhulana hielt aber trotz ihrer Vergiftung erstaunlich lange stand und schaffte es sogar dem erstaunten Meuchler zwei Wunden am linken Arm zuzufügen. Leider wurde sie während des länger andauernden Kampfes auch einmal von dessen Dolchklinge getroffen und wurde so Opfer eines zweiten Giftes, das aber eine andere noch potentere Wirkung hatte! Binnen weniger Herzschläge, nachdem sie noch einmal um Hilfe rufen konnte, wurde ihr Körper nun vollständig gelähmt, so dass sie einfach hilflos auf der Türschwelle zur Bastei des Sonnenuntergangs zusammensackte. Der Todesstoß des hinterhältigen Meuchlers würde sicher nicht lange auf sich warten lassen…
Rogar, der neben neuen Kampfeslärm aus dem Wehrhof auch den Hilferuf seiner Gefährtin im Zwischenhof gehört hatte und ja auch von Position zu Position patrouillierte, kam gerade noch im rechten Moment um Rhulanas Tod zu verhindern. Der Barbarenprinz stürmte mit gezogenem Zweihänder auf den alten Meuchler zu und trennte diesem nach einem kurzen Schlagabtausch einfach das linke Bein ab! Zuckend starb er genau neben der gelähmten Amazone die nur noch langsam atmen konnte und zu keiner Bewegung mehr fähig war..
Zur gleichen Zeit trat auch Bashot aus dem Kerkerturm, da auch er den Kampfeslärm auf dem Wehrhof gehört hatte. Er hatte die Hexe im Turm keinen Moment zu früh hingerichtet, denn ein kleiner Kommandotrupp des Feindes hatte soeben den Mauerdurchbruch im Norden des Wehrhofes durchbrochen, die Barrikade überwunden und die dortigen vier Waffenknechte bereits niedergestreckt!
Der Burgherr hatte aufgrund seines lahmen Beines die Treppenstufen des Kerkerturmes nicht so schnell überwunden wie der Trollzacker, so dass dieser noch ein gutes Stück hinter dem Stammeskrieger war. Bashot musste sich entscheiden, ob er sich in den Kerkerturm oder durch den Kleinen Torturm zurückziehen wollte, oder ob er sich den drei durchgebrochenen Feinden heldenhaft allein entgegenstellen würde – er wählte Letzteres.
Emer Sturmfelds war eine verdiente Gefolgsfrau der Drachenmeisterin, eine abgebrühte Veteranin und eine brillante Kämpferin mit dem Warunker Hammer. Sie führte dieses Kommando von weiteren Gefolgsleuten der Mersingerin an. Ihr Hammer war ein Meisterstück, der kurz zuvor die Schädel von zweien Waffenknechten zertrümmert hatte. Das Kurzschwert an ihrer Seite benötigte sie nur in beengten Verhältnissen, was hier im Hof nicht der Fall war. Ihre Garether Platte war perfekt an ihren athletischen Körper angepasst und hatte ihr zusammen mit ihrer Sturmhaube, unter der sie ihr rotes Haar verbarg, schon mehrmals das Leben gerettet. Nun aber hatte Magister Tuleyban sie und einen weiteren Gefolgsmann außerhalb der Feste zusätzlich mit einem modifizierten Armatrutz geschützt und sie beide zusätzlich mit einem Attributo gestärkt.
Besagter zweiter Gefolgsmann war Reto Düsterbach, ein kleiner, agiler Kämpfer mit dem Schwert, der immer vier mit Goldleim vergiftete Wurfdolche mit sich führte. Neben dem Zauber schützte ihn nur ein Gambeson und Lederzeug. Sein Gesicht, das er unter einer Kapuze verbarg war noch vernarbter als das von seiner Truppführerin. Nur sein Sprachfehler hatte verhindert, dass er in den Reihen der Drachenmeisterin weiter aufgestiegen war.
Die dritte Gestalt nannten sie alle nur Hilbert. Der schlaksige Magiedilettant mit den finsteren Augen, der nur einfache Kleidung trug und nur mit einem Langdolch bewaffnet war, hatte durch seine angeborene Magie kurzzeitig die Kraft eines Ogers und die Geschwindigkeit eines niederen Difar-Dämons. Er fiel mit seinem jugendlichen Gesicht nicht nur kaum auf, sondern war auch ein guter Kämpfer mit dem Dolch oder den bloßen Fäusten.
Hitta die Schlange, die eigentlich ihre magische Unterstützung in etlichen Einsätzen zuvor war, war eine halbe Stunde zuvor aus unerfindlichen Gründen genau in diesem Hof abgestürzt und lag noch immer mit zerschmettertem Leib auf dem Kopfsteinpflaster einige Schritt von ihnen entfernt. Nur ihr Kater Vertrauter Herr Feist, hockte noch immer bei seiner Herrin und wollte deren Tod wohl nicht wahrhaben.
Ihr fünfter Mann, der Alte Gisbert war bereits schon vorher auf anderem Wege in die Ordensburg gelangt und befand sich, vermutlich schon in den Katakomben. Dass dieser gerade in diesem Moment einen Hof weiter von Rogar zum Krüppel geschlagen worden war, und nun elendig verblutete, konnten die restlichen Eindringlinge noch nicht ahnen.
Der letzte Widerstand innerhalb des zweiten Verteidigungsringes war offenbar dieser Trollzacker, der gerade aus dem Kerkerturm kam und ihnen mit gezogenem Andergaster entgegentrat – dieser Narr.
Hilbert umlief ihn im Halbkreis und eröffnete dann den Kampf mit einem unfassbar schnellen Sturmangriff, den der Barbar aber im letzten Moment parierte. Hilbert war es gewohnt, dass nach einem solchen Angriff sein Gegner im Normalfall nicht mehr lebte. Der Viertelzauberer sprang zurück und musterte seinen gewaltigen Gegner genauer.
Emer Sturmfelds aber erkannte in dem Trollzacker, Bashot Grim, einen der Helden von Zweimühlen. Und wo einer war, konnte n die anderen nicht fern sein. Sie befahl lachend dessen Tod und lief mit ihrem Hammer auf ihn zu. Reto versenkte einen seiner vergifteten Wurfdolche einen Augenblick später im Leib des Trollzackers und folgte seiner Anführerin mit dem Schwert in seiner Linken.
Sie umzingelten den Helden und griffen diesen nun von allen Seiten an, wobei Hilbert dem ersten Hieb des Andergasters aber nicht schnell genug ausweichen konnte. Die zweihändige Riesenklinge, deren Länge er wohl unterschätzt hatte, und die einfach unmöglich mit einem Dolch zu parieren war, schlitzte ihm fürchterlich den Bauch auf (2 Wunden). Aber seine Magie, die ihn stärkte ließ ihn dennoch weiter kämpfen. Noch nie zuvor war er mit nur einem Hieb so schwer verletzt worden. Der Ruf dieser Helden von Zweimühlen war offenbar nicht nur ein Gerücht.
Emer setzte zu einem Hammerschlag an, den der Zweimühler aber parierte, wodurch ihm aber das mit links geführte Schwert von Reto nun ins linke Bein fuhr (1 Beinwunde). Reto war es gewohnt, dass seine Gegner zu Beginn des Kampfes meist etwas verwirrt waren, da er seine Klinge mit der ‚falschen’ Hand führte – aber der Barbar ignorierte ihn gezwungenermaßen und konzentrierte sich verständlicherweise vollends auf den viel gefährlicheren Hammer seiner Anführerin, die den Helden verspottete. Er sah wie sein Gegenüber mit seiner Selbstbeherrschung rang um wohl nicht in einen Blutrausch zu verfallen.
Aber Bashot hatte im Kampf gegen gleich drei äußerst fähige Kämpfer keine Chance, vor allem, da alle drei von diversen Zaubern gestärkt waren. Ein erneuter wuchtiger Schlag des meisterlichen Warunker Hammers, der ihn in der Magengrube traf (2 Bauchwunden), ließ ihn Blut spucken und kurz darauf zusammenbrechen (LeP 0). Dann wurde es schwarz vor den Augen des schwer verletzten und ebenfalls vergifteten Stammeskriegers.
Nun rannte Rogar vom Blute auf den Wehrhof zu diesem nächsten Kampf und stürmte brüllend den Feinden entgegen die gerade seinen Stammesbruder niedergestreckt hatten. Genau wie Bashot fing auch er sich einen vergifteten Wurfdolch von Reto, dessen Kontaktgift eine langsame aber stetige Wirkung zeigen würde. Rogar lenkte diese offenbar erfahreneren Gegner vom Leib seines gefallenen Freundes ab und konzentrierte sich voll auf die Kämpferin in der Garether Platte und dem Hammer. Schnell wechselte er in einen Defensiven Kampfstil um sich so wertvolle Zeit zu erkaufen. Gleichzeitig brüllte er nach seinen zwei verbliebenen Heldinnen, die innerhalb des letzten Verteidigungsringes im Sonnenhof positioniert waren. Aber Hilbert attackierte den Reichsbaron immer wieder im ungeschützten Rücken, und rammte seinen Langdolch drei viermal durch den Fellumhang in den Rücken des riesigen Rochshaz (2 Rückenwunden). Rogar gelang es zwar Emer mit unglaublichen Finten wiederholt zu treffen, aber nur seiner Trollstärke hatte er zu verdanken, dass er diese überhaupt verletzen konnte. Nun war er es, der Hilfe benötigte. Er kämpfte breitbeinig über dem am Boden liegenden Bashot und hoffte, dass seine Leibwächterin seinen Kampf gehört hatte!
Eyrún und Alrike hatten die Rufe ihres Barons vernommen, aber nur die Fjarningerin stapfte so schnell sie konnte durch das Sonnentor über den Zwischenhof weiter Richtung Wehrhof, wo auch das Hundegebell des Hofhundes herkam. Wenn ihr Herr nach Hilfe rief, was bisher im Grunde noch nie vorgekommen war, soweit sie sich erinnern konnte, musste dieser wirklich in Bedrängnis geraten sein. Während Eyrún die gelähmte Amazone passierte, hielt Alrike als letzte Verteidigungslinie zusammen mit zwei geweihten Bannstrahlern, zwei Ordensrittern und drei Knappen die Sonnenburg. Griffpurga hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass niemand die Eingänge in die Katakomben passieren durfte, und ihr Baron hatte ihr befohlen der Bannerherrin zu gehorchen. Was auch immer in den Tiefen der Koschbasaltkammer verborgen lag, es durfte nicht in die Hände der Drachenmeisterin fallen, deren Kriegsdrachen sie außerhalb der Festung brüllen hörte. Bei Praios sie mussten standhalten! Dies war sicher eine Falle und man wollte sie nur weglocken…
Die Leibwächterin in ihrer schweren Kettenrüstung mit diversen Plattenteilen hatte nach einer gefühlten Ewigkeit nun auch den Wehrhof erreicht und kam ihrem Herrn zu Hilfe. Drei Gegner konzentrierten sich voll auf den riesenhaften Barbarenprinzen und stachen und hieben von allen Seiten auf ihn ein, während er heldenhaft über seinem bewusstlosen Gefährten stand. Sie hielt auf den Messerstecher zu, der wie einem Schneesturm, gleich trotz seiner Bauchverletzung, wieder und wieder in den Rücken des Streiters des Reiches einstach. Er hatte sie hinter sich kommen hören, aber wenn er schon sterben sollte, da seine Gedärme bereits raushingen, wollte er offenbar den Anführer der Helden von Zweimühlen noch mitnehmen. Ein letztes Mal rammte er seinen Langdolch durch seinen Axxeleratus beschleunigt hinterrücks in den Baron von Zweimühlen und brachte diesen zu Fall (LeP -12)!
Die Eisbarbarin hatte jetzt den schlaksigen Wirbelwind erreicht und tötete ihn einfach mit einem einzigen Hieb ihrer Barbarenstreitaxt (3 Rückenwunden)! Als der mit linker Hand kämpfende Kapuzenträger seinen offenbar langjährigen Kampfgefährten in zwei Hälften zu Boden klatschen sah, stieß dieser ein lautes aber kaum verständliches „HILBERT - NEEIIIIIN!“ aus. Anstatt dem vor ihm liegenden Rogar nun den Rest zu geben, hackte dieser nun hasserfüllt auf die hinzugekommene Fjarningerin ein. Diese legte wortlos und entzückt den Kopf in die Seite um ihrem nächsten Gegner zu begegnen. Eyrún Blutaxt, die bald darauf gegen die zwei verbliebenen Gegner kämpfen musste, da die Hammerkämpferin nun auch auf sie einschlug, bekam aber jetzt unerwartete Verstärkung durch den Burgherrn höchst selbst. Hagen von Föhrenstieg humpelte mit gezogenem Langschwert der Heldin zu Hilfe. Mit knappen und klaren militärischen Worten rief dieser das Hausgebet des Bannstrahl Praios, das er Zeile für Zeile, und Schlag für Schlag die Feindin der Ordnung wissen ließ:

„In desperatione et tenebris – Lux triumphat!
In Verzweiflung und Finsternis – Siegt das Licht!“


Die Waffenmeisterin ließ ihre fürchterliche Doppelaxt durch die Luft wirbeln und tötete den Kämpfer mit dem Sprachfehler, der so hasserfüllt auf ihre Rüstung eindreschte, mit nur einem einzigen Schlag! Ihre einmal in Bewegung gebrachte, unaufhaltbare Barbarenstreitaxt vollführte einen Gletscherspalter (spezielles Hammerschlag-Manöver), nachdem die Gliedmaßen von Reto durch den Wehrhof regneten (5 Brustwunden). Dann konnte sie sich endlich der Anführerin der Eindringlinge widmen, die sie zusammen mit Hagen in die Zange nahm.

„Contra maleficas et mendaces – Lux triumphat!
Gegen Hexen und Lügner – Siegt das Licht!“


Der Kampf der beiden Frauen und des alten Geißlers wogte hin und her in einer Symphonie von Hammer, Axt und Schwert. Mit entrücktem Blick und von Irrhalkenflammen entstellter Fratze bohrte der Beschirmer der Ordnung Mittellande nun sein Langschwert von hinten durch die Garether Platte der Rothaarigen und rief dabei weiter sein Gebet. Eyrún parierte den darauf folgenden Hammerschlag und zog weiterhin die Hauptaufmerksamkeit der Veteranin auf sich, die aber auch all ihre Angriffe parierte.

„Per ignem et gladium – Lux triumphat!
Durch Feuer und Schwert – Siegt das Licht!“


Der Hof lag voller Leichen und Sterbender, über die die beiden Frauen hinweg stapften und der alte Nordmärker hinweg humpelte. Dann sah der letzte Überlebende aus Ucurian Jagos näherem Umfeld den Leichnam seiner gefallenen Bannerherrin Griffpurga von Auraleth und packte nun sein Schwert mit beiden Händen. Mit weit aufgerissenen Augen rammte er sein Schwert erneut durch die mit Zaubern verstärkte Plattenrüstung der Frevlerin (1 Rückenwunde). Emer Sturmfelds letzte Worte wurden durch Eyrúns Doppelaxt unterbrochen, die nun den Kopf der Veteranin vom Rumpf trennte (3 Kopfwunden)! Ihr mit Zaubern aufgepeitschter Körper ging scheppernd zu Boden, während ihr Haupt durch den Wehrhof rollte, bis der knurrende Hofhund ihn stoppte.
Alle noch verbliebenen Bannstrahler der Festung, die ihren Burgherrn gehört und auch teilweise den Kampf von den Mauern mit angesehen hatten, riefen so laut sie konnten:

„LUX TRIUMPHAT!“

Die Fjarningerin hatte einen weiteren Kopf errungen, und hängte ihn neben den des Wehrgrafen Jabbour von Borniak an ihren Gürtel…
Nach ihrem Sieg nahm sie in einem unbeobachteten Augenblick auch noch den Rondrakamm an sich, den sie bei Griffpurgas Leiche fand. Sie würde ihn der Löwin erst zurückgeben, wenn diese ihn sich mit ihrem Amazonensäbel erkämpfen sollte…

Der ungestüme Graf

Varena von Mersingen hatte ihren über sechzig Mordbrennern mit den beiden Rammböcken mittlerweile befohlen, die Vorburg einzunehmen, war aber selbst noch außerhalb der Feste geblieben. Das Landtor war unter den Rammbockstößen geborsten und das brandschatzende Leichte Fußvolk der Drachenmeisterin stürmte in die Vorburg. Dort wurden die Mordbrenner noch eine gewisse Zeit von den zehn Wehrheimer Bluthunden aufgehalten, die die Verteidiger dort aus den Zwingern gelassen hatten.
Nachdem jeder Köter noch mindestens einen Angreifer mit sich in den Tod gerissen hatte, war das Gilborns Tor erreicht, auf dem acht Ordensritter des Bannstrahl Praios und weitere acht Waffenknechte die Feinde erwarteten. Die Bannstrahler feuerten ihre aller letzten Bolzen in die vordersten Rammbockträger die daraufhin das Belagerungsgerät fallen lassen mussten. Aber nun war ihre Munition erschöpft und die Mordbrenner, nahmen die beiden Rammböcke erneut auf und rannten mit diesen immer wieder gegen das verzierte Gilborns-Tor an, als würden sie gegen die Feste Alverans selbst anstürmen! Fackeln wurden in die Gebäude der Vorburg und auch direkt vor das Tor selbst geworfen.
Dann trat Visgara die Jungfrau auf die Mauer des Torhauses und rief den Schutzheiligen an, dessen Tor gerade attackiert wurde. Die Bannstrahler stimmten mit ein und schöpften durch das Erscheinen der von Praios Erwählten neuen Mut:

„Sankt Gilborn, ora pro nobis – Heiliger Gilborn, bitte für uns.
Protector contra magiam, ora pro nobis – Schutzherr gegen Zauberei, bitte für uns.
Domitor maleficarum, ora pro nobis – Bezwinger der Hexen, bitte für uns.
Martyr in desolatione Goris, ora pro nobis – Märtyrer in der Gorischen Wüste, bitte für uns.
Sanctus defensor piorum, ora pro nobis – Heiliger Verteidiger der Frommen, bitte für uns.
Adsertor divinus, ora pro nobis – Göttlicher Streiter, bitte für uns.“


Und dann geschah Wunder! Durch das östliche Tor der Vorburg donnerten fünf Ritterlanzen und vielen ohne lange zu zögern, den Mordbrennern in den Rücken. Angeführt von Hagrobald Guntwin vom Großen Fluss und Hauptmann Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde, der offenbar durchgekommen war, um Verstärkung zu rufen. Die Reiterei nutzte den Vorteil der Überraschung und wendete schnell das Blatt gegen die Männer Verenas.
Lanzen und Schwerter bohrten sich in wilde Leiber und Hufen zerstampften diese zu blutigem Brei, während Visgara die Jungfrau mit gen Himmel gereckten Armen auf der Mauer des Torhaus nun vollends aus der Deckung trat.
Außerhalb der Festung befahl die Kriegsfürstin Varena ihren Aranischen Reitern und ihren Bogenschützen den Rückzug in die nahen Wälder, während sie ihre Mordbrenner weiterkämpfen lies und so opferte. Die Mersingerin riskierte nichts, denn ihr Angriff auf die Festung war nur eine Finte, die die Helden von Zweimühlen pariert hatten. Sie entkam zusammen mit Magister Tuleyban und ihren restlichen Truppen in die Nacht. Das orkische Artefakt, welches seit über einem Jahrhundert zur Verwahrung in die Bleikammern gebracht worden war, hatte sie für Lutisana von Perricum nicht erringen können, deren magischen Berater davon überzeugt waren, dass das Artefakt dazu geeignet war, den Bann von Uszandtron in der Baronie Rappenfluhe zu schwächen. Aber die letzte Stunde der Drachenmeisterin hatte noch nicht geschlagen…
Sobald der Sieg in der Vorburg errungen war, begrüßte der ungestüme Graf vom Großen Fluss die letzten beiden noch stehenden Heldinnen von Zweimühlen und den Beschirmer der Ordnung. Er ließ sich berichten und lobte die Standhaftigkeit der Verteidiger und ließ nicht unerwähnt, dass er nur aufgrund des Hauptmanns Ferdoker zur heiligen Feste eilen konnte. Hätte dieser ihn nicht alarmiert und zufällig getroffen, hätte er wohl erst von dem Angriff erfahren, wenn es vermutlich zu spät für einen Entsatz gewesen wäre.
Hagrobald überreichte Ungolf einen Heiltrank, den dieser seinem Reichsbaron einflößte und ihn somit wieder zum Bewusstsein brachte und von der Schwelle des Todes rettete. Aber auch Bashot Grim, der versucht hatte so lange es ging, die Gefolgsleute Varenas aufzuhalten, bekam Hilfe von Hagrobalds Gefährten Deryan Sigismund von Elenvina. Der kurzsichtige und etwas steife Beherrschungsmagier mit dem schwarzen Spitzbart war ein Bewunderer des Grafen und diesem in tiefer Freundschaft verbunden. Die Bannstrahler verwiesen ihn zwar als Magieanwender der Festung, ließen diesen aber vor dem in Trümmern liegenden Landtor seine Heilzauber auf den Stammeskrieger wirken, so dass auch dieser außer Lebensgefahr war. Auch Rhulana von Kurkum konnte sich nach über einer halben Stunde wieder bewegen, auch wenn ihr Körper noch immer von dem Gift etwas betäubt war, das sie zu Fall gebracht hatte.
Noch während die Spuren des Kampfes beseitigt wurden stieß der bullige Ritter mit den Helden und dem Burgherrn auf ihren Sieg an. Mit lautem Lachen lud er sie kurz darauf ein, ihn am nächsten Tag zu Swantje von Rabenmund nach Burg Lauben zu begleiten. Bis auf eine Lanze wollte er seine Männer vorerst auf Burg Auraleth belassen um die Burg und die Umgebung zu sichern.
Hagen stimmte seinerseits der Stationierung eines Banners der kaiserlichen Greifengarde zu, die in den nächsten Tagen Hagrobalds Ritter ablösen sollten. Ein Bote wurde ins Winterlager nach Wehrheim gesandt um die Greifengardisten in Bewegung zu setzen, und um den neuen Marschall der Wildermark von den Ereignissen in Kenntnis zu setzen.
Visgara der Jungfrau von Östlich-Ochsenwacht hatte jedoch niemand für ihr ‚Wunder‘ gedankt. Sie hatte nicht vergessen wie Rogar sie vor aller Augen misshandelt und gedemütigt hatte…
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 16:38, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Hallo

Entschuldige, wenn ich schon was nachfrage - du hast geschrieben:

"Aber Rhulana wollte den Rondrakamm dennoch nicht herausrücken und ihre Haltung verriet, dass sie sich bereit machte zum Kampf. Ungolf Ferdoker, konnte es nicht fassen, dass die Amazone sogar bereit dazu war, eine Bannstrahlerin in ihrer eigenen Burg zu erschlagen, was mindestens ein Mal des Frevlers zur Folge haben würde."

dh die Amazone hat den Rondrakamm wirklich zu Unrecht oder würde sie das Mal auch bekommen, wenn sie im Recht ist, aber die Bannstrahler trotzdem angegriffen hätte?

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

Da nur Geweihte der Rondra dazu berechtigt sind einen Rondrakamm zu tragen hat sie ganz klar gegen das Privileg des Tragens dieser Waffe verstoßen, das sie zwar äußerst gläubig, aber dennoch keine Geweihte ist. Aber unabhängig von Recht oder Unrecht, wer einen Geweihten der Zwölfe angreift (und Griffpurga war eine geweihte Bannstrahlerin) und diese tötet oder einfach nur verletzt, erhält ein Mal des Frevlers, da verstehen die Zwölfgötter keinen Spaß ;-)
Das ist auch der Grund, warum Geweihte im Grunde unantastbar sind, und sogar meist von zwölfgöttergläubigen Wegelagerern und Räubern verschont werden, da man den Zorn der Götter fürchtet.

Auch Rogar hat ein Mal des Frevlers, da er Albuin von Bregelsaum (früherer Iluminatus von Wehrheim), auch Albuin den Ketzer, "der Sohn des Lichts" genannt, erschlagen hat. Albuin hat den Angriff damals ganz klar provoziert, da Rogar "mit seinem Schattenb die Sonne verdunkelt hat" und die Herausgabe aller Artefakte verweigert hat.

Die Wege der Götter sind manchmal unergründlich...
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

25. Spielabend: Reise zur Kronprinzessin

Wehrheim, 08. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Zusammen mit Graf Hagrobald, einer seiner Ritterlanzen und dem Beherrschungsmagier Deryan Sigismund von Elenvina, machten sich die Helden von Zweimühlen auf den schnellsten Weg zu Swantje, wobei sie die Route über Wehrheim wählten. Rogar kam mit seinem schweren Eisenschläger Streitwagen gut durch den Schnee voran und war auf seine erste Begegnung mit der Kronprinzessin gespannt.
In der Ruinenstadt las Alrike von Östlich-Ochsenwacht ihre neue Knappin Emer Löwenmähne wieder auf. Die Siebenjährige konnte es kaum erwarten endlich zu großen Abenteuern aufzubrechen und ihre alte Heimat zu verlassen. Reichsbaron Rogar bat den Hochadligen vom Großen Fluss den Tag und die Nacht noch hier in Wehrheim zu verbringen, obwohl sie schon am frühen Morgen und eine Stunde nach Burg Auraleth hier angekommen waren. Die Verletzungen der beiden Trollzacker und der Amazone waren einfach zu schwer. In Burg Karmaleth im Tross der Greifengardisten fand sich aber eine erfahrene Wundärztin, die sie auch zuvor schon einmal zusammengeflickt hatte.
Dem Marschall Bunsenhold von Ochs wurden die Ereignisse um Auraleth aus erster Hand berichtet, der schon am Abend zuvor von dem Boten erreicht worden war, den der Beschirmer der Ordnung losgeschickt hatte. Der Marschall überließ dem Reichsbaron eine seiner strategischen Karten der Wildermark, auf der alle freistehende Festungen und Burgen, Städte und Siedlungen, und auch die wichtigsten Landmarken verzeichnet waren.
Durch die ausgedehnte Rast der hohen Herren, hatte Eyrún genug Zeit den Zweihänder ihres Herrn und ihre Barbarenstreitaxt auszubessern. Sie versuchte sich auch am großen Schild des Hauptmanns, aber mit Holz und generell mit Schildern hatte sie weniger Erfahrung, so dass sie das irgendwann nochmal versuchen musste.

Wehrheimer Land, 09. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der Himmel über der Wildermark war bedeckt und leichter Schneefall setzte ein um das Wehrheimer Land wieder mit einer weißen Schicht zu bedecken. Ein laues Lüftchen blies kühle Luft in die Rüstungen und Pelze der Helden, die der Kälte aber problemlos trotzten.
Rhulana von Kurkum war in Wehrheim zurückgeblieben um dort im Rondra-Tempel des Heiligen Leomar Drachenherz ihre Ausbildung zur Akoluthin weiter zu Vertiefen. Nach ihrem Besuch bei der Kronprinzessin würden die Helden sie in der Ruinenstadt wieder auflesen.
Bashot Grim machte sich Abends daran einen geeigneten Rastplatz am Rande der Reichsstraße zu finden, die sie gen Westen bereisten, fand aber nur eine zugige Vertiefung am Straßenrand, die leider auch weniger Windgeschützt war als gedacht. Die Zeit am Lagerfeuer nutzte der Graf vom Großen Fluss aber um seine Reisegefährten besser kennen zu lernen. Durch ihn erfuhren die Helden wie es zu Swantjes Zug in die Wildermark gekommen war, und auch was in den letzten Monden in den Nordmarken vorgefallen war. Der Graf gab sich dabei offen und kameradschaftlich.

Blutige Spuren im Schnee

Baronie Waldmarkt, 10. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Tag verließen die Reisenden die Reichsstraße die zusehends von Gestrüpp bewachsen war, und folgten einem alten Pfad nach Norden, der sie in finstere Wälder und tiefe Forsten des Nordwestens der Wildermark führte. Zweifelsohne waren dies die Ausläufer des sagenumwobenen Reichsforstes, der bis an die Ruinen von Wehrheim heranreichte. Warum sich der Forst in den letzten Jahrzehnten soweit ausgebreitet hatte, war nicht bekannt, doch kursierten Gerüchte von namenlosen Umtrieben, elfischer Zauberei oder gar der ‚Rache des Waldes‘. Besonders Bashot und Eyrún waren hier im Wald besonders Aufmerksam und achteten auf jede Bewegung (Schlechte Eigenschaft Aberglaube). Besonders als sie an eine Stelle mit umgestürzten jungen Bäumen kamen, die den Pfad versperrten, war ihnen das Ganze nicht geheuer. Die Fjarningerin, die schon weit gereist war und unter anderem auch durch diese Gegen schon einmal gekommen war, erzählte von Schwarzpelzen aus dem Orkensturm die hier manchmal noch ihr Unwesen trieben, und die nur mühsam von Waffentreuen und den hiesigen Dörflern im Zaum gehalten werden konnten.
Sie erzählte dass in Anbetracht der weinigen Pfade, vieler abgeschnittener Täler und Rodungen und der oft langen Nachrichtenwege, konnte es selbst schwachen Machthabern gelingen, sich hier für lange Zeit festzusetzen, ehe sie vom nächsten Kriegsfürsten vertrieben wurden.
Rogar hatte von rabiaten Trollen gehört, die sich im moorigen Forst herumtreiben sollten und sich sogar manchmal als Schläger verdingten. Im Gegensatz zu den anderen hoffte der Barbarenprinz sogar diesen zu begegnen.
Sie folgten Stunde um Stunde weiter dem mehr oder minder gangbaren Karrenpfad, nachdem sie die umgestürzten jungen Bäume beiseite geräumt hatten und passierten bald darauf einen Weiler in dem offenbar das Schlachtfeldfieber grassierte, was Deryan Sigismund von Elenvina an den Symptomen und den gelben Lippen der Einwohner erkannte. Rogar und Eyrún verscheuchten die um Hilfe bettelnden Kranken kaltherzig und stoppten nicht einmal in dem Ort – zu groß schien ihnen die Gefahr einer Ansteckung.
Gegen Abend wurde der Himmel klarer und der Schneefall wurde von einer steifen kühlen Brise abgelöst und sie erreichten einen blutigen Kampfplatz, an dem noch am selben Tag ein Überfall stattgefunden haben musste!
Die Barbaren der Gruppe, Rogar, Bashot und Eyrún untersuchten die Umgebung und die drei Toten die sie fanden. Darunter eine großgewachsene Ritterin mit markanter Narbe auf der Stirn, die etwa Anfang fünfzig gewesen sein musste – Travina von Erlengrund, die dem Haus Rabenmund sehr verbunden war. Die Leibwächterin, die sich Kampfspuren und Verletzungen gut auskannte, sah, dass sich die Ritterin mit einem deutlich kleineren Gegner gemessen haben musste, der mit stumpfer Waffe kämpfte. Der zweite Tote war ein Waffenknecht, den man an einen Baum gebunden und mit Pfeilen und Bolzen gespickt hatte. Und die dritte Leiche war eine Waffenmagd, die man schwer verwundet zum Sterben in die Bäume gehängt hatte. Rogar vermutete, dass es sich um fast zwanzig berittene Angreifer in schwerer Rüstung gehandelt haben musste, aufgrund der tiefen Spuren im blutigen Schnee. Was auch immer hier vorgefallen war, es konnte nicht um die Ausrüstung der Opfer gegangen sein, da das Streitross der Ritterin in der Nähe stand und auch der Großteil der Ausrüstung noch bei den Toten zu finden war.
Da die tote Ritterin keine Verwendung mehr für ihr Ross hatte, setzte man die kleine Emer auf das Pferd, die sich auch schnell mit diesem anfreundete und die ganze Zeit über einen Namen grübelte, den sie dem Tier geben wollte.
Aufgrund der nun schnell hereinbrechenden Dämmerung und der zeitaufwendigen Spurensuche war man gezwungen am Ort des Geschehens zu rasten. Die drei Toten wurden so gut es irgendwie ging im gefrorenen Boden begraben und in der Nacht hielt man zu viert Wache, für den Fall dass die Mörder wieder zurückkehren sollten.

Bei Swantje

Burg Lauben, 11. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Vormittag erreichten sie endlich die trutzige Burg Lauben, die diesen gangbarsten Pfad durch die Baronie Waldmarkt kontrollierte. Die Burg selbst war eine mittelgroße Festung, um die herum eine Vielzahl von Zelten aufgebaut war, die vor allem von jungem Rittersvolk und seinem Gefolge bevölkert wurde. Die Helden konnten in dem Wappenmeer leider nicht erkennen, dass vor allem Adlige aus den Nordmarken, dem Kosch, Garetien und Greifenfurt anwesend waren und sich hier zusammengefunden hatten. Etwas abseits erkannte die Fjarningerin aber die Wappen und Banner von Stahlherzen, darunter auch das bereits bekannte vom Landedlen Gerin von Sturmfels und des jungen Geldor von Bregelsaum. Beide waren auch beim Mythraelsduell zugegen gewesen und letzterer hatte in diesem auch mitgekämpft, auch wenn er leider gegen den früheren Knappen von Ucurian, Paske Gernot von Rabenmund m.H., durch einen Sturz verloren hatte. Über allem aber wehte das Banner Swantjes auf dem Burgfried – auf Silber ein schwarzer Rabe mit roter Wehr, das Zeichen des Hauses Rabenmund. Aber auch das Wappen der Baronie Waldmarkt war auf der Burg zu erkennen – ein Schräggeviert in Gold und Grün, belegt mit einem schreitenden silbernen Hirsch, das auch für die nominelle Baronin Adaril von Waldmarkt stand, deren Verbleib ungeklärt war.
Gerin von Sturmfels, ein alter Adliger mit grauem Haar und gepflegtem Vollbart, der auch schon gegen die Oger gefochten hatte, begrüßte die Helden von Zweimühlen und hieß sie willkommen. Der alte Landedle war der letzte fürstlich-darpatische Jagdmeister und war für seine Kenntnisse als Jäger berühmt. Er galt als treuer Gefolgsmann der Rabenmunds und war als Vermittler im Adel geachtet.
Er begleitete die Helden und Hagrobald vom Großen Fluss zur Burg, wo Swantje von Rabenmund im Zimmer des Burgfriedes angetroffen wurde. Zusammen mit einigen Getreuen brütete sie über einer Karte des alten Fürstentums Darpatien.
Zu den Gefolgsleute, die Swantje neben Graf Hagrobald, dem Beherrschungsmagier Deryan Sigismund von Elenvina und dem Landedlen Gerin von Sturmfels noch umgaben, gehörte auch der schon bereits bekannte Ritter Xandros von Rabenmund, der Waffenmeister mit den beiden Morgensternen, der auch beim Mythraelsduell bei seinem Kampf gesiegt hatte. Außer dem alten Landedlen Gerin, zählte die Rabenmunderin noch zwei weitere Stahlherzen zu ihrem Gefolge.
Erdemunde Beergard von Ockenheld war eine große und muskulöse Ritterin aus altem Schrot und Korn, Mitte Vierzig, mit dunkelblonden Haaren und blaugrauen Augen. Die geradlinige und impulsive Baronin von Rappenfluhe war es gewohnt zu handeln und hatte sogar damals auf dem Turnier von Zweimühlen mitgekämpft, das Baron Rogar zu Ehren der Kaiserin gegeben hatte. Neben ihrem Schwert an der Seite trug sie noch einen Zweihänder auf dem Rücken.
Der Meidensteiner Ritter Reto von Nierenfeld, gehörte ebenfalls zu Bund der Stahlherzen. Er war etwa Ende Zwanzig, hatte eine gedrungene, kräftige Statur und eine rotblonde Prinz Brin-Frisur.
Ansonsten waren da noch Dankwart von Sonnenbruch, ein alter und treuer, untersetzter Diener des Hauses Rabenmund mit Halbglatze, und die Hesinde-Akoluthin Linai von Halberg-Kyndoch. Letztere war ein junges zierliches Halbblut mit mohischer Mutter, die Swantje seit ihren frühesten Tagen am nordmärkischen Hof kannte und als Freundin und umsichtige Beraterin schätzte.
Nachdem Hagrobald nun auch die Helden den Anwesenden vorgestellt hatte, beendete die Kronprinzessin erst einmal die Beratung und wies den Helden persönlich ihre Quartiere zu. Sie wünschte später zusammen mit diesen und dem engsten Kreis ihrer Berater zu Abend zu essen.
Reichsbaron Rogar konnte es kaum erwarten seinen zukünftige Gräfin Darpatiens kennen zu lernen und fand sich so schon bald zusammen mit seinen barbarischen Gefährten Bashot Grim und Eyrún Blutaxt zu besagtem Essen ein.
Swantje war eine aufmerksame Zuhörerin, die an den passenden Stellen die richtigen Fragen stellte. Dabei offenbarte sie dass sie die aktuelle Situation in der Mark, aber auch die Vergangenheit zu Rogars erstaunen recht gut kannte. Sie erwähnte sogar dass es schon vor Rogar in den Dunklen Zeiten einen bedeutenden heldenhaften Rochshaz namens Fellmarg gegeben hatte, der einen lokalen Hexenmeister bezwungen hatte.
Sie fragte den Reichsbaron vom Blute direkt nach seinen Verbündeten und Feinden und nannte auch die ihren, nachdem sich Rogar fast um Kopf und Kragen geredet hatte. Denn Swantje offenbarte ihm, dass sie mit Ucurian von Rabenmund, ihrem Vater im Bunde stand und die Herrschaft der Kirchenmarken nicht gut heißen konnte. Damit hatte sie den Barbarenprinz in Verlegenheit gebracht, da dieser kurz zuvor betont hatte, dass Ucurian eine nächste Begegnung mit ihm höchstwahrscheinlich nicht überleben würde, und dass er mit allen Kirchenmarken verbündet war.
Swantje machte keinen Hehl daraus, dass die Helden von Zweimühlen für sie ein wichtiger Schlüssel waren um ihr Erbe zu erringen. Demgegenüber stellte Swantjes Gefolge einen neuen Machtfaktor dar, der den Helden bei ihren Zielen als Verbündete zu Gute käme.
Ihr war viel daran gelegen, dass der Streiter des Reiches und sein Gefolge für einige Tage bei ihr blieben, um sich ein besseres Bild von diesen machen zu können. Sie versprach ihnen, dass sie sich frei im Lager bewegen durften, und betonte, dass ihr Gefolge vor allem aus jungen Rittern mit ihrem Waffenvolk bestand. In ihren Reihen befanden sich anpackende Vertreter des Ritterstandes, denen Standesgrenzen wenig bedeuteten. So würde es wohl wenig Reibereien zwischen den neuadligen Helden und dem alteingesessenen Adel geben, wie es sonst wohl eher die Regel war. Aber ebenso gab es auch elitäre Ritter die voller Stolz ihre Abstammung betonten, wobei letztere deutlich in der Minderheit waren.
Wie auch immer Swantje ihre Machtbasis zusammenhielt, Rogar fühlte sich sehr wohl endlich seiner zukünftigen Herrin direkt dienen zu können. Sie war ganz nach seinem Geschmack und außerdem äußerst ansehnlich…
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

26. Spielabend: Bei Swantje II

Burg Lauben, 12. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Rogars erneutes Treffen mit Swantje an diesem neuen Tag verlief weniger gut. Der Reichsbaron hatte noch einige Fragen klären wollen, darunter auch die tot aufgefundene Ritterin auf dem Weg hier her. Nachdem Rogar ihre markante Narbe auf der Stirn und ihre Größe erwähnt hatte, identifizierte die Rabenmunderin sie als Travine von Erlenbach – eine dem Hause Rabenmund verbundene Ritterin. Swantje bestätigte, dass diese sich mit ihren beiden Waffenknechten ihr anschließen wollte. Auch wenn das Gefolge der toten Erlenbacherin nicht groß war, bedeutete jedoch jede Ritterin für Swantje einen schweren Verlust.
Dann aber schien sie plötzlich einen Bittsteller vor sich zu haben, obwohl sie noch gar nicht im Amt war, denn der Reichsbaron bat die Kronprinzessin, die gerade vom Tod einer ihrer Ritterinnen erfahren hatte, nun um einen Kredit für die Verwaltung seiner Baronie. Zuerst dachte sie sich verhört zu haben, wie am Tag zuvor, als Rogar vom Blute zu seinen Verbündeten die Kirchenmarken und als Feind ihren eigenen Vater aufgezählt hatte, aber dies war offenbar nicht der Fall. Im Grunde verfügte sie noch über gar keine Einnahmen und ihr Gesamtes Gefolge kämpfte für sie ohne Bezahlung, und um ihr Erbe durchzusetzen. Sie schüttelte noch nicht mal den Kopf und beendete einfach die Audienz, denn eine solche schien dies ja für den Helden zu sein.
Swantje viel zwar auf Anhieb ein Adliger ein, der dem Baron ganz sicher einen Kredit geben konnte, aber zuerst wollte sie eine Gegenleistung in Form von Taten sehen. Zu gegebener Zeit würde sie den taktlosen Barbaren darauf ansprechen…

Xoresch der Zwerg

Im Lager der Kronprinzessin trafen die Helden wieder auf den Brillantzwerg namens Xoresch Sohn des Xorgromosch, der damals der Kriegsfürstin Visgara der Jungfrau gedient hatte. Schon in Zweimühlen hatte der Sappeur um Anstellung gebeten und wurde auf später vertröstet. Vielleicht hatte Rogar damals Zweifel an der Aufrichtigkeit des Zwerges gehabt, oder er hatte ihn schlicht vergessen. Gerade in den Wintermonaten war das Geschäft der Söldner eher schlecht, da im Winter keine Feldzüge und Schlachten geschlagen wurden. Eine Anstellung im Dienste des Streiters des Reiches war sehr viel versprechend – egal für wen. Xoresch betonte immer wieder, dass er ein Belagerungswaffenexperte sei und dass er früher unter den Garether Maulwürfen gedient hatte, die sich aber seit einigen Jahren noch nicht mal die Kaiserin mehr leisten konnte, so dass diese nun seit einiger Zeit auch in der Wildermark angekommen waren.
Bei einem anschließenden Übungs-Zweikampf mit dem ‚Landsknecht des Blutes’ Ungolf Ferdoker, um Xoreschs Kampfkraft zu testen, unterlag der Zwerg aber schon nach dessen ersten Schlag, der ihn trotz der Nutzung der flachen Seite der Klingen, auch noch ausgerechnet am Kopf getroffen hatte und einen Zahn kostete. Aber Xoresch ließ einfach nicht locker und wollte sich mit seiner Windenarmbrust beweisen, die er mit sich führte. Die kleine Emer Löwenmähne positionierte einen Wassereimer auf etwa einhundert Schritt Entfernung und alle warteten gespannt, ob er auch diesmal versagen würde. Der Zwerg wettete sogar um einen Dukaten, den er eigentlich nicht besaß, setzte nun alles auf eine Karte – und traf! Zumindest hatte sein Schuss ausgereicht, dass sich der gewaltige Trollzacker ein näheres Bild von ihm machen wollte, und ihm gestattete sie erst einmal bis auf weiteres zu begleiten.

In Wehr und Waffen

Hauptmann Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde begab sich zusammen mit dem Zwerg, zu dem hiesigen Schmied, der sich im Tross von Swantje befand, und kaufte sich bei Meister Storko Nauburger, dem „besten Schmied südlich von Winhall und nördlich von Al’Anfa“, dessen Lehrlings-Mädchen denselben Vornamen wie die Kaiserin hatte, einen leichten Plattenpanzer. Dazu noch eine passende Plattenarme um seine Garether Platte von Efferwulf von Zwerch, dem letzten Hauptmann Zweimühlens zu ersetzen. Seine alte Geschichtsträchtige Rüstung war ihm offenbar zu schwer und unbeweglich geworden, und nun bevorzugte er etwas Leichteres. Ungolf unterschätzte die Wirkung der alten, geschichtsträchtigen Rüstung auf die heimischen Truppen in Zweimühlen, die den Anblick des verzierten Panzers gewohnt waren.
Er wurde sich mit dem Schmied einig und bezahlte in Gold, von dem er im Gegensatz zum Rest der Gruppe mehr als genug hatte. Auch Eyrún, die zweitreichsten Streiterin in Rogars Gefolge, kaufte sich noch einen kleinen Sack Ersatzkettenringe und ein Kurzschwert, das sie der kleinen Emer schenkte. Pagen in ihrem Alter bekamen gewöhnlich Holzschwerter, aber ein solches hätte Emer wohl verweigert, nachdem sie jahrelang als Kind in Wehrheim überlebt und schon den ein oder anderen Hund getötet hatte, der sie fressen wollte.
Den Rest des Tages übte Alrike verzweifelt mit Emer Löwenmähne den Kampf mit ihrem neuen scharfen Kurzschwert, aber die junge Anführerin der Trümmerfüchse ließ sich immer wieder von den Rittern, den bunten Wappen und den Fabelwesen auf den Helmen ablenken. Ungolf, der sehr viel Erfahrung mit der Ausbildung von Soldaten hatte, gab Alrike ein paar Tipps, wie sich deren Knappin vielleicht besser konzentrieren konnte, die die Ritterin gerne annahm, auch wenn die Ausbildung von Soldaten eine gänzlich andere war wie die von Knappen bzw. Pagen.
Auch Rogar trainierte mit Bashot den Kampf mit dem Zweihandschwert. Der Baron erkannte aber, dass er dem Stammeskrieger nicht mehr viel würde beibringen können. Vielmehr war es an der Zeit, dass Bashot sich wie Rogar, Ungolf, Rhulana und auch Eyrún in der Waffenmeisterschaft versuchte – nur der passende Lehrmeister fehlte diesem noch. Die einzigen Kämpfer mit dem Andergaster befanden sich unter den Svelltländischen und Bornländischen Söldnern Lutisanas. Wenn es also einen Waffenmeister im Umgang mit dem Gassenhauer gab, dann befand sich dieser fatalerweise vermutlich auf der Seite des Feindes. Aber er würde die Suche sicher nicht aufgeben, und solange seine anderen Fähigkeiten und vor allem seine Selbstbeherrschung trainieren. Denn bald war es wieder soweit – das Madamal würde ihn in einigen Tagen wieder mit seinem Fluch konfrontieren, gegen den er bisher die Überhand behalten hatte.
Auch an diesem Tag blieb das Zelt von Geldor von Bregelsaum leer, ohne dass es den Helden auffiel…

Am Scheideweg

Burg Lauben, 13. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am Morgen dieses Tages, an dem es heftig schneite, traf eine Botschaft von der Gefangenname Geldors von Bregelsaum auf der Burg ein! Ucurian hatte angeblich zwei verwundete Waffenknechte mit Nachricht nach Hallingen gesandt und damit eine deutliche Botschaft.
Eine halbe Stunde nach dem Eintreffen der Nachricht, bat Swantje die Helden durch ihren treuen Kammerdiener Stanrel Hardenbach zu sich in den Bergfried. Der Alte, rundliche und kurzatmige Diener mit Schnauzer und gichtigen Händen, hatte schon immer seine liebe Mühe, auf Swantje aufzupassen und sah es als seine Pflicht sie zu begleiten, auch wenn wohl kein Tag verging ohne dass er sich über irgendeine Beschwerlichkeit beklagte.
Neben Swantje selbst war noch Hagrobald, Linai, Dankward und Gerin anwesend, die versuchten die sichtlich erregte Kronprinzessin zu beruhigen. So trug die Hesinde-Akoluthin vor, was sich genau zugetragen hatte.
Diese legte kurz da, dass Ucurian wirklich den jungen Geldor in eine Falle gelockt und gefangen genommen hatte. Auf diese Weise schien er das Haus Bregelsaum zwingen zu wollen, sich aus weiteren Kämpfen herauszuhalten. Swantje war nicht gewillt ihrem Vater derlei durchgehen zu lassen und fragte die Helden um Rat, was sie nun unternehmen solle.
Es wurde nun viel hin und her diskutiert und alle eventuellen Folgen abgewogen, wobei sich Dankward sehr zurückhielt und sich unwohl zu fühlen schien. Hagrobald war für ein Duell gegen Swantjes Vater, um den Knaben so zu befreien, und wartete wohl nur darauf, das Swantje ihm dies erlauben würde, aber diese Möglichkeit schien keinen guten Weg für die Prinzessin darzustellen. Linai war dafür, dass sie den Weg der Verhandlungen gehen sollten, und Gerin warnte, dass das Geschehene wieder den alten Zwist zwischen den beiden Familien aufleben lassen könnte, und dass die Falken bereits aufgeregt mit den Flügeln schlugen. Er bezweifelte außerdem, das Ucurian den Junker von Bregelsaum in seinem Lager gefangen hielt. Er war für eine Befreiung, für den Fall, dass sie den Aufenthaltsort des Junkers herausfinden sollten.

Ein Plan wird gefasst

Schließlich meldete sich Swantje zu Wort und fasste alle möglichen Pläne zusammen. Sie fragte nun jeden Helden einzeln nach seiner Meinung und war erstaunt, dass Rogar, der zunächst für Verhandlungen gewesen war nun doch für eine Befreiung war, wie auch der Rest seiner Gefährten. Der Geist des Trollzackers ließ sich erstaunlicherweise leicht beeinflussen, je nach Argumenten die man vorbrachte - zumindest dachte Swantje das. Sie einigten sich darauf, dass es wohl die beste Lösung wäre, Burg Leffenstein, das Lager Ucurians zu beobachten, um so Geldors Versteck ausfindig zu machen. Gerin von Sturmfels würde den Helden als Ortskundiger dabei zur Verfügung stehen und diese unterstützen. Er kannte sich bestens mit dem Adel und auch mit dem alten Darpatien aus. Derweil wollte Swantje mit ihrem Vater verhandeln, wobei Graf Hagrobald und Alrike von Zweimühlen sie begleiten sollten.

Zur Rettung des Junkers

Baronie Waldmarkt, 14. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Zusammen mit einer Ritterlanze von Hagrobald und einer weiteren Lanze aus Swantjes Gefolge machten sich die Helden auf den Weg durch die Kälte und den Reichsforst gen Süden. Die Kronprinzessin ritt dabei auf ihrem Schlachtross Darpatia, das einst ihrer Tante Fürstin Irmegunde gehört hatte. Mit der Schimmelstute hatte sie ein Pferd an sich genommen, das erlebt hatte, wie ihrer vorherigen Reiterin der Kopf abgerissen wurde. Diese und andere Erlebnisse im Jahr des Feuers hatten das Tier offenbar zu einem nicht einfachen, aber dafür umso erfahreneren Reitpferd werden lassen.
Unterwegs passierte man wieder den Schlachtfeldfieber-Weiler ohne anzuhalten. Besonders Alrike und Swantje machte das Schicksal der Kranken zu schaffen, denen man nicht im Stande war zu helfen. Swantje war offensichtlich das Leid ihres zukünftigen Landes noch nicht so gewohnt wie die Helden von Zweimühlen, für die derartige Anblicke nichts Neues waren. Swantje hatte die meiste Zeit in den Nordmarken verbracht und kannte die schlimmsten Jahre Darpatiens nur vom Hörensagen. Sie selbst war zwar schon öfter entführt worden, so oft, dass man fast von einem Fluch sprechen konnte, aber das was sie hier in ihrer Heimat sehen musste und noch sehen würde, übertrafen ihre Erfahrungen bei weitem. Sie war sichtlich erleichtert in Begleitung des Grafen vom Großen Fluss und der Helden zu sein. Aus irgendeinem weiteren Grund sorgte sich die Kronprinzessin aber über Gebühr. Seit vielen Jahren hatte sie ihren Vater nicht mehr gesehen, und schon bald würde sie ihm gegenüberstehen und ihn gleichzeitig zur Rede stellen müssen. Oder sorgte sie sich um etwas anderes?
Gegen Abend, als sie gerade die Zelte aufschlugen, die Swantje hatte mitführen lassen, lief den Helden ein abgerichteter Jagdhund zu, der Bashot und Gerin bald darauf zu seinem schwer verletzten Frauchen führte, die nicht allzu weit weg, schwer verletzt und halb erfroren im Schnee lag! Bashot hatte nicht die Zeit die unbekannte und vermutlich Adlige zurück zu ihrem Lager zu schleppen. So versuchte er sie selbst zu versorgen und hatte dabei wohl mehr Glück als Verstand von der Behandlung derartiger Wunden. Er stabilisierte die Frau so gut er dies mit seinen Verbänden konnte und trug die Unbekannte zu den anderen.
Nachdem sie langsam am Lagerfeuer zu sich kam, offenbarte sie ihren Rettern ihren Namen – Ruana Walderia von Sichelblick. Vor zwei Jahren hatte sie ihr Gut und ihr Gefolge verloren, das von einem Kriegsfürsten im Wehrheimer Land besetzt worden war. Seit dem schlug sie sich alleine mit ihrem treuen Jagdhund durch die Wildermark und verbrachte die meiste Zeit in der Wildnis des Reichsforstes oder in der Umgebung von Wehrheim. Sie hatte von der Ankunft von Swantje auf Burg Lauben gehört und wollte sich ihr anschließen. Aber eine Halbschwadron schwer gepanzerter Reiter hatten sie einfach niedergeritten, wobei sie nicht wusste, ob das mit Absicht geschehen war, oder ob sie nur im Weg gestanden hatte. Man hatte sie einfach im Schnee und zum Sterben liegen lassen. Zwischendurch war sie nach der niederschmetternden Begegnung erwacht und umhergeirrt, aber letzten Endes dann doch der Kälte zum Opfer gefallen und zusammengebrochen, bis Bashot und Gerin sie durch Hilfe ihres Hundes gefunden hatten. Swantje hieß die Ritterin in ihrem Gefolge willkommen und bat Deryan sich mittels magischer Wundheilung um sie zu kümmern, was Ruana mehr als nur freute. Vielleicht konnte Ruana die tote Travine von Erlenbach ersetzen…

Kopfgeld und Wehrgeld

Wehrheim, 15. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Gegen Abend war Wehrheim, das Winterlager der Kaiserlichen, erreicht. Von hier aus sollte die Rettung des Junkers Geldor von Bregelsaum starten und auch ein Bündnis zwischen Swantje und dem neuen Marschall der Wildermark geschlossen werden.
Auf dem Söldnermarkt sah sich Ungolf das aktuelle Söldnerangebot an und staunte nicht schlecht über die unterschiedlichen Söldnerscharen, die noch Herrenlos waren oder so schienen.
Die Waisenmacher waren ein einflussreicher Garether Söldnerhaufen unter dem Befehl von Reto Waisenmacher, einem kleinen, dürren Söldnerführer mit langem blondem Haar, Ende Dreißig. Insgesamt gebot er über fünf bis sechs Banner Schweres und Leichtes Fußvolk, die in Gareth ganze Nachbarschaften in den Stadtteilen Meilersgrund und Rosskuppel seit dem Jahr des Feuers besetzt hielten. Drei seiner fünf Banner bot der Kriegsgewinnler nun für einen entsprechenden Sold in Wehrheim für den nächsten Frühling an. Reto Waisenmacher war in Begleitung seiner sechszehnjährigen ‚Knappin’ Janca, die ihm auf Schritt und Tritt folgte, und Rhys Eichenspalter, seinem Berater und Weibel, der seinem Aussehen nach fast sechzig Winter erlebt haben musste. Diesen Söldnern war alles zuzutrauen und sie würden wohl für jeden kämpfen, der sie bezahlen konnte – auch Kriegsfürsten. Ohne dass Rogar es merkte, verfolgte der Söldnerführer den Reichsbaron mit seinem Blick.
Dann waren da noch die mit Schwertern bewaffneten Garether Maulwürfe, die vier Banner hochwertige Belagerungs-, Befestigungs-, und Pioniertechnik anboten, wobei sie sich auch einen guten Ruf in der Verteidigung von Festungen erstritten hatten. Sie waren ein Überbleibsel des ehemaligen Kaiserlich Garethischen Garderegiments Maulwurfsgarde und befanden sich schon seit einigen Jahren in der Wildermark. Eine Truppe die sich kaum ein Kriegsfürst leisten konnte. Aber besonders wählerisch waren die Sappeure, denen auch Xoresch angehört hatte, nicht mehr.
Und zu guter Letzt, niemand geringeres als die berühmt berüchtigte Goldene Lanze, wobei es sich bei den Teilen des letzten noch bestehenden Garderegiments Garetien nicht um Söldner im klassischen Sinne handelte, und Oberst Ugo von Mühlingen, würde für eine solch ehrenrührige Unterstellung sicher umgehend Satisfaktion fordern. Sicher würde der Blutige Ugo mit schwarz gefärbtem Haar und Bart, der Bekanntheit durch das Massaker von Mühlingen und durch die Verfolgung albernischer Deserteure erlangt hatte, seine stolze Einheit nur gegen eine adäquate Gegenleistung einsetzen. Ob das nun Söldnertum war oder nicht darüber konnte man sich streiten. Aber da der unbarmherzige Oberst seine treuen Lanzen aus Garetien bereits in die Wildermark geführt hatte, hatte er bestimmt schon einen Kontrakt abgeschlossen. Diese kühne, schwere Reiterei mit rot-gold-silbernem Banner hatte bereits am Maraskenfeldzug teilgenommen, an der Trollpforte und auf dem Mythraelsfeld gekämpft und wurde heutzutage durch die Kontribution finanziert, die die Adligen Garetiens leisteten um den Schutz durch die Goldene Lanze überhaupt genießen zu können. Es war ein großes Glück, dass diese brillanten Reiter wohl niemals gegen die Kaiserlichen agieren würden und dem Heerbann ihrer Königin und Kaiserin sicher jederzeit ergeben folgen würden.
Mitten auf dem Söldnermarkt verkündete der Ausrufer Emmerald Hoffner lauthals diverse Ankündigungen, darunter auch eine Erinnerung an das Kopfgeld in Höhe von zweihundert Dukaten, die Ucurian von Rabenmund auf den ‚Kriegsfürst’ Rogar von Zweimühlen ausgesetzt hatte! Dieser hatte es wohl nur den beiden Ritterlanzen und den Helden von Zweimühlen zu verdanken, dass die diversen Söldner nicht an Ort und Stelle versuchten dieses Kopfgeld einzutreiben. Ein beherzter Schlag von Bashot in die Magengrube des Ausrufers, stopfte diesem das Maul.
Nach kleineren Besorgungen und Einkäufen versuchte Rogar beim abendlichen Essen zusammen mit den Offizieren der Greifen- und Löwengarde das Bündnis anzusprechen. Alrike saß wieder neben Oberst Alrik vom Blautann und vom Berg und genoss die Nähe ihres heimlichen Liebhabers. Und auch sonst benahm man sich diesmal bei Tische, oder versuchte es zumindest. Auf das Bündnis angesprochen machte Bunsenhold von Ochs jedoch schnell klar, dass ein solches nicht zustande kommen könne, solange Ucurian sich gegen die Kaiserlichen wendet und gleichzeitig ein Verbündeter von Swantje war.
So fand man an diesem Abend keine Einigung, hatte aber Anlass zu einem anderen freudigen Ereignis. Hauptmann Ungolf Ferdoker außer Dienst, wurde vom Marschall und dem Oberst zum Stabshauptmann befördert und als Verbindungsoffizier an der Seite des Reichsbarons wieder in den aktiven Dienst aufgenommen. Dies natürlich mit den vollen Bezügen dieses Ranges in Form von monatlichen fünfzehn Dukaten, die er zusätzlich zu seinen neunzig Dukaten als Burgoffizier von Zweimühlen von Rogar bekommen würde. Außerdem durfte sich der neue Stabshauptmann ein Halbbanner Greifengardisten aussuchen, über die er für Kommandoaktionen frei verfügen und befehlen durfte.
Noch am selben Abend suchte sich der sichtlich stolze Ungolf die in seinen Augen fähigsten Männer heraus, die mit ihm auch schon früher Seite an Seite gekämpft hatten, als er noch aktiv im Dienst war.

Auf Spähposten

Wehrheimer Land, 16. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Den gesamten Tag über war der Himmel bedeckt und erneuter starker Schneefall erschwerte die Spurensuche erheblich. Swantje von Rabenmund, Graf Hagrobald vom Großen Fluss und Alrike von Zweimühlen trennten sich gegen Mittag von den anderen Helden. Die Kronprinzessin steuerte mit ihrem Streitross Darpatia direkt auf Burg Leffenstein zu, um dort die Verhandlungen mit ihrem Vater aufzunehmen. Vorher überreichte sie dem Reichsbaron aber noch einen Heiltrank mit bestätigter Qualität, ein Katzentritt-Elixier und wünschte ihnen viel Glück bei der Suche nach dem Bregelsaumer Junker.
Rogar und Bashot, die sich sehr gut in der Wildnis auskannten, unterstützten Gerin von Sturmfels, der sie im Wehrheimer Land begleitete, in der Hoffnung eine Spur oder einen sonstigen Anhaltspunkt zu finden. Aber dieser erste Tag hatte ihnen keine neuen Erkenntnisse gebracht. Der Winter war Segen und Fluch zugleich. Er erleichterte zwar das Anschleichen, aber dafür waren größere Kontingente und auch kleinere Gruppen auf große Entfernung erkennbar. Aber die Möglichkeit des Anschleichens hatten sich die Helden gedankenlos selbst genommen, da man mit Streitwagen und Streitrössern auf Kundschaft gegangen war. Sicher war es nur eine Frage der Zeit, bis eine Patrouille sie entdecken würde, in der Baronie Königsweber.

Der Fluch und das Schwert

Früh genug kehrten sie an diesem Tage in die Ruinenstadt Wehrheim zurück um nicht unter freiem Himmel in der Kälte schlafen zu müssen. In der Nacht jedoch machte sich Bashots Fluch wieder bemerkbar! Der Stammeskrieger zertrümmerte vor Wut die halbe Einrichtung, die eh schon sehr spärlich war, und schlug auch mit den Fäusten gegen die Wand. Er krümmte sich auf dem Boden vor Schmerzen aber behielt die Kontrolle wie einen Madamal-Zyklus zuvor. Ihm graute vor dem Gedanken, was geschehen würde, wenn er in einer der folgenden Nächte aufgrund eines Kampfes oder sonstigen Umstandes das Bewusstsein verlieren sollte. Was würde dann geschehen? Würde er dann seine Gefährten zerfetzen und fressen, oder ebenfalls infizieren?
Auch Rogar schlief in dieser Nacht sehr unruhig. Der Zustand seines Gefährten hatte ihn und Eyrún, die als Leibwächterin immer bei ihrem Herrn wachte sehr beunruhigt. Sie hatten gehofft, dass Bashot alles überstanden hatte, nachdem er sich auch beim letzten Mal schon beherrschen und eine Verwandlung unterdrücken konnte. Rogar träumte von einem Schwarzen gezackten Schwert, das fürchterliche nie verheilende Wunden riss und sein Blut ‚trank‘ – aber das behielt er für sich…

Kontakt mit dem Feind

Baronie Königsweber, 18. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die letzten beiden Tage auf der Suche nach dem Versteck, waren vergangen, ohne dass sie auch nur die geringste Spur gefunden hatten oder eine Patrouille verfolgen konnten. Sie hatten verschieden Gehöfte und Güter der Umgebung abgesucht – aber ohne Erfolg. Spuren gab es im Schnee zuhauf, aber meist waren die nicht richtig zuzuordnen oder verliefen sich irgendwann im Eis. Gerin von Sturmfels erzählte ihnen unterwegs von Gut Jagdwall, dem fürstlichen Jagdgut der Familie Sturmfels, das etwa einen Tagesmarsch im Norden der Stadt Wehrheim lag. Er schwärmte vom guten Wildbestand in der Gegend und von seiner Falkenzucht. Nach dem Jahr des Feuers hatte er und die damals hundertsechzig Bewohner das Gut aber verlassen müssen, und seit dem sei das immer noch halbwegs intakte Gut meist von Kriegsfürsten, Räubern, Wehrheimer Söldnern oder sonstigem Gesindel besetzt. Immer wieder hatte er persönlich mit wenigen Getreuen Vorstöße gewagt um sein Gut wieder zu befreien, aber eine Rückeroberung war ihm nicht vergönnt gewesen. Er dachte daran die Helden von Zweimühlen zu fragen, ob nicht sie ihm helfen konnten, wenn das hier vorbei war, aber die Spurensuche forderte seine ganze Aufmerksamkeit.
Dann plötzlich sahen sie nördlich der Reichsstraße eine Reiterschar, die sie auf halben Weg zwischen Wehrheim und Berler entdeckt hatte. Dem geübten Beobachter fiel auf, dass es sich nicht um eine übliche Patrouille handeln konnte. Der Ritter in voller Gestechrüstung mit seinen drei berittenen Waffenknechten musste zum engen Stab Ucurians zählen!
Der schwer gepanzerte Adlige, der wohl in ihnen die Helden von Zweimühlen unschwer aufgrund des Streitwagens und des riesigen Barons darauf erkannte, rief von weitem: „Ich Trautfried von Ostengrund werde euch ein Ende bereiten Barbarenprinz Rogar. Ich werde Siegreich sein, oder bei dem Versuch mein Leben lassen!“ Dann senkte er sein Visier und die Lanze ohne weitere Worte zu verlieren und gab seinen Männern den Befehl zum Angriff. „Für den Falkenbund, für Ucurian von Rabenmund!“
Die Barbaren Bashot und Eyrún in Rogars Gefolge sprangen von ihren Pferden und machten sich mit gezogenen schweren Waffen Kampfbereit. Xoresch der Zwerg begann seine Windenarmbrust zu spannen wobei ihm aber die halbeingefrorene Mechanik zu schaffen machte und Gerin von Sturmfels ging Verteidigungsstellung und ließ sich etwas zurückfallen. Er war zwar ein kompetenter Kämpfer, hatte aber auch schon sechsundsechzig Winter erlebt. Rogar indes zog einen seiner Wurfspeere aus der Halterung am Streitwagen, wartete bis der Ritter noch etwa zwanzig Schritt entfernt war, und warf. Aber sein Speer verfehlte den Ritter, der nun direkt auf ihn zuhielt.
Stabshauptmann Ungolf Ferdoker, der auf seinem Warunker Streitross geblieben war, wurde von einem der Waffenknechte angegriffen, wehrte aber problemlos dessen Schwerthiebe ab, auch wenn er hoch zu Ross seinen Großschild nicht so effektiv einsetzen konnte, wie zu Fuß.
Eyrúns Gegner verfehlte seinen berittenen Sturmangriff, woraufhin diese ihm einen Passierschlag mit ihrer Doppelaxt verpasste, die den Reiter direkt in den Schnee stürzen ließ, wo er kampfunfähig liegen blieb. Die kaltherzige Fjarningerin holte mit ihrer Barbarenstreitaxt zu einem Gletscherspalter aus, und beendete das Leben des am Boden liegenden Mannes, der den Hieb noch nicht mal kommen sah. Ihre Waffe riss fürchterliche Wunden (6 Bauchwunden!) und gab dem Kampfplatz den richtigen Anstrich. Mit einem Ruck zog sie die schwere Axt aus Gegner und blickte sich nach dem Nächsten um.
Bashot hatte aber weniger Glück und verfehlte mit seiner Parade den Sturmangriff des dritten Gegners, der ihm nun mit seinem Schwert den linken Oberschenkel aufschlitzte (1 Beinwunde). Derartige Fehler gegen nur einen Feind unterliefen ihm eigentlich schon lange nicht mehr. Zornig brüllte er seinem Kontrahenten seine Wut entgegen und rammte ihm seinen Andergaster in die Brust, woraufhin auch dieser auf seinem Pferd taumelte.
Der junge und offenbar noch sehr idealistische Ritter des Falkenbundes, den Rogar noch nie zuvor gesehen hatte, galoppierte heran und traf den Trollinger mit einem meisterhaften Lanzenangriff genau ins rechte Bein, als dieser gerade versuchte erfolglos hinter seinem Streitwagen in Deckung zu gehen! Die Lanze durchbohrte den Oberschenkel des Rochshaz, zerriss Muskeln und Fleisch, und blieb ohne zu brechen stecken (Kritischer Treffer mit 50 TP, der insgesamt 4 Wunden anrichtet, die durch einen Schicksalspunkt auf 3 reduziert werden!) Trautfried ließ die Kriegslanze, im richtigen Moment los und zog nun sein Langschwert da der angebliche Streiter des Reiches unfassbarer weise noch immer bei Besinnung war, obwohl er mit einem solchen Treffer vermutlich einen Troll niedergestreckt hätte (Selbstbeherrschungs-Probe + 32 erschwert mit einer Doppel-1 geschafft)!
Zwischen Ungolf und dem dritten Waffenknecht entbrannte ein ausgewogener Kampf, der sich wie gewöhnlich bei dem Burgoffizier mit Meisterparaden und Finten in die Länge ziehen würde. Ungolf ging wie immer kein Wagnis ein. Ein Kopftreffer an den Lederhelm des Kämpfers des Falkenbundes, einen Augenblick später hatte im Grunde aber den Kampf schon entschieden, auch wenn dieser noch nicht beendet war.
Eyrún verpasste nun Bashots Gegner, der noch auf dem Pferd saß, noch einen Schlag, so dass dieser nun ebenfalls stürzte und Halbtot liegen blieb, während Xoresch immer noch am Spannen war und Gerin entsetzt den Kampfhergang verfolgte.
Der im Zorn Rasende Bashot stürmte nun trotz seines verwundeten Beines in die Flanke des Ritters von Ostengrund, der sich gerade einem neuen Feind zuwenden wollte und wurde von dem Trollzacker mit einem wuchtigen Hieb so stark am Schildarm getroffen, dass auch er jetzt scheppernd in den blutigen Schnee fiel.
Trautfried von Ostengrund kam in seiner Ritterrüstung natürlich nicht mehr hoch und lag besiegt am Boden da er sich nicht mehr richtig bewegen konnte. Ihm blieb keine andere Wahl als aufzugeben, wenn man ihm die Zeit dafür geben würde. Bashot aber wurde von seiner Wut übermannt und hackte dem besiegten Ritter nun kurzerhand den kompletten Schwertarm ab! Der junge Ritter, der bei seinem Treffer gegen Rogar das Kampfesglück auf seiner Seite gehabt hatte, verendete schreiend wenige Augenblicke später mit der Gewissheit, dass er den Kriegsfürsten Rogar vom Blute mit nur einem einzigen Treffer seiner Lanze besiegen konnte, und nahm kurz darauf an Rondras Tafel Platz.
Gerin war einfach nur sprachlos. Die Helden von Zweimühlen waren keine Helden – sie waren Schlächter, das erkannte er jetzt. Der Trollzacker im Gefolge des Barbarenprinzen von Zweimühlen hatte gerade einen wehrlosen und besiegten Ritter, einfach abgeschlachtet, als wäre dieser ein dreckiger Söldner. Er würde der zukünftige Fürstin und auch dem Graf der Nordmarken von diesem ehrlosen Gemetzel berichten. Der Tod des Ritters war nicht nur in höchstem Maße unrondrianisch, sondern nun konnten sie höchstens noch den überlebenden Waffenknecht nach dem Versteck befragen, sofern dieser überhaupt etwas wusste.
Aber auch der Gefangene war erschüttert darüber wie man seinem Herrn einfach so ein Ende gesetzt hatte. Er hatte von diesem ‚Helden’ keine Gnade zu erwarten. Er hoffte, dass sie ihm ein schnelles Ende bereiten würden, denn seine Brustverletzung würde ihn früher oder später eh durch Wundfieber dahinraffen, wenn er nicht vorher im Schnee erfrieren würde.
Rogars Leibwächterin hatte zwar kaum Hoffnung, dass ihr Herr es überleben würde, aber sie zog dennoch die Lanze so vorsichtig aus dessen Bein, ohne dass Splitter die Wunde noch weiter aufrissen (Doppel-1 bei Heilkunde wunden Probe!). Sie hasste es anderen helfen zu müssen, denn wer in ihren Augen nicht stark genug war, hatte es eh nicht verdient zu Leben und belastete nur die Starken wie sie. Aber der Baron bezahlte sie für ihren Schutz und ihre Hilfe – er hoffte, dass das nicht der einzige Grund war, warum sie ihm half. Rogar trank danach den Heiltrank, den Swantje ihm gegeben hatte, und überlebte so die unglaubliche Verletzung. Aber selbst wenn er wieder vollständig genesen würde, würde sein Bein nie mehr richtig verheilen (Rogar erhält den Nachteil: Lahm).

Zweifel

Kor, zu dem er schon viel zu lange nicht mehr gebetet hatte, würde ihn auslachen, wenn er als Krüppel irgendwann vor ihn treten würde und Rondras Gunst hatte er offenbar auch verspielt, wenn ein junger unerfahrener Ritter in besiegen konnte. Jahre zuvor hatte er einen Kriegsfürsten nach dem anderen bezwungen – so viele, dass er sich gar nicht mehr an jeden einzelnen erinnern konnte.
Er war es, der den Zombie-Oger Madenwanst niederstreckte und diesem eine fast vergessene Krone aus den Dunklen Zeiten entrissen, die die Häupter der Altzeit-Könige geziert hatte. Er war es, dem große Weisheit prophezeit worden war und der Ulag einen Feldherrn der Orks getötet hatte. Er hatte Gulthor einen Krieger des Xarfai und Kriegsfürsten der Schwarzen Sichel bezwungen. Er war es, der den Hexer von Ochsenweide hochhob, erwürgte und von seinem Turm geworfen hatte. Er hatte sogar einen Verhüllten Meister besiegt. Und die Namen der Kriegsfürsten, gegen die er gesiegt hatte, waren nun nur noch Geschichte: Albuin der Ketzer, Sigiswild von Rosshagen, die Alte Gissa, Grak Rittertod, Track Keckrach, Fenn Weitenberg von Drôlenhorst, Gore Torkash, Siriom Grim der Schinder auf seinem von sieben Dämonen gezogenen Schwarzen Wagen des Borbarad. Er, ein Mann aus den Grenzlanden hatte das letzte Donnersturmrennen gewonnen und es als einziger ins Ziel geschafft. Er hatte ein Unheiligtum des Belhalhar von Dere getilgt, den Finstermann für immer und ewig in seiner Alptraumwelt zur Strecke gebracht und Emer ni Bennain, die Reichsbehüterin auf der Goldenen Pyramide in Warunk von ihrem Leiden erlöst. Er hatte das Eherne Schwert bestiegen und es lebendig zurückgeschafft. Er hatte mit einem Großen Drachen gesprochen und unzählige andere Heldentaten begangen und galt auch in Feldschlachten als unbesiegbar…
Aber diese Zeit war zweifelsohne vorbei. Es hatte alles mit dem Auftauchen von Lutisana von Perricum und seiner Niederlage in Zweimühlen begonnen. Diese Schlacht, die er nur aufgrund der Gnade der Frevlerin überlebt hatte, hatte seinen Niedergang eingeleitet. Bei der späteren Rückeroberung seiner Grafenburg hatte das Königsmachergift Kukris ihn fast dahingerafft und seine bis dahin getreuen Gefährten hatten sein Wort nicht mehr beachtet. Auf Burg Auraleth hatten die Schergen der Mersingerin ihn auch im Grunde besiegt, und nur seine Leibwächterin hatte stoisch sein Leben gerettet. Und nun war er sogar von einem Jüngling von Ritter, der vermutlich noch in diesem Jahr seinen Ritterschlag erhalten hatte, besiegt worden – von einem unerfahrenen Ritter! Ein einziger Treffer seiner Lanze hatte den Kampf für ihn beendet. Was kam als nächstes? Würde er sich etwa demnächst durch einen unglücklichen Treffer selbst entleiben? Die Götter hatten ihn verlassen und sein Zweihänder wog schwerer denn je. Seine Gefährten hatten ihre Ehre verloren, denn er, hatte es ihnen vorgelebt…
Würde er sie und sich selbst wieder zu Ruhm und Ehre führen können? Er wusste es nicht - noch nicht mal die Götter kannten sein Schicksal.
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 16:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Lhuraya »

Immer wieder eine Freude, Eure Berichte zu lesen. Leider gibt es diese nicht zu "Von Eigenen Gnaden" von Euch. Sozusagen die Vorgeschichte. Freue mich auf mehr!

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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Danke Lhuraya :-) so ein Feedback liest man doch immer wieder gerne. Ja, die Vorgeschichte, also der erste Teil der Kampagne in "Von eigenen Gnaden" hat uns auch sehr viel Spaß gemacht. Die Ereignisse dort waren so episch, dass ich mir dachte, dass ich das in Zukunft einfach aufschreiben muss. Und so entstanden diese Spielberichte hier. Aber rückwirkend wäre es einfach unmöglich den ersten Teil zu schreiben, da ich das nur noch lückenhaft zusammenbekommen würde. Und nun weiter mit dem nächsten Spielabend.)

27. Spielabend: Alte und Neue Wunden

Ruinenstadt Wehrheim, 19. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Erfolglos waren sie teils schwer verletzt und unterkühlt in die Ruinen zurückgekehrt, ohne eine Spur von Geldor von Bregelsaum. Nur der alte Landedle war immer noch dort draußen in der Kälte und suchte weiter. Der Alte darpatische Jagdmeister der gefallenen Fürstin war wirklich ein Zäher Hund.
Die erfahrene Wundärztin Geala Kevendoch, die die Helden von Zweimühlen bereits öfter zusammengeflickt hatte, kümmerte sich nun erneut um diese in der Ruinenstadt. Nur verlangte sie diesmal auch ihre noch offenstehende Bezahlung der letzten Behandlungen der Helden, was deren Geldbeutel noch mehr leerte. Fünf Dukaten pro Tag pro Mann war schon ein recht hoher Betrag, der aber dennoch gut investiert war. Geala lobte Eyrún, die Rogars Bein unmittelbar nach dessen Kriegslanzenwunde mit ihrer ausgezeichneten Versorgung gerettet hatte. Sie selbst hätte es nicht besser machen können.
Während draußen das Wetter in der Stadt und im Umland wieder schlimmer und kälter wurde, erholten sich vor allem die beiden Trollzacker von ihren Verletzungen und hüteten den ganzen Tag das Bett. Rogar würde überleben, aber sein Bein würde vermutlich für den Rest seines Lebens lahm sein.
Wieder artete das Wetter zu einem Schneesturm aus und sie konnten nur hoffen, das Gerin von Sturmfels, der allein ohne sie weiter nach Spuren dort draußen suchte, um Geldor von Bregelsaum zu finden, rechtzeitig einen Unterschlupf gefunden hatte. Aus dem Gefangenen Waffenknecht hatten sie auch nach einem Verhör nichts Brauchbares herausbekommen können, so dass er der Greifengarde übergeben wurde, wo noch an diesem Tag im kalten Gefängnis seinen Wunden erlag.
Während die Männer sich ausruhten, waren die beiden Frauen Rhulana von Kurkum und Eyrún Blutaxt im Hof der Kaserne, mitten im Schneesturm, zu einem Zweikampf angetreten. Die Amazone forderte ihren Rondrakamm, den die Fjarningerin während der Schlacht um Auraleth an sich genommen hatte, um ihn nicht der Praioskirche zu überlassen. Nun verlangte die Eisbarbarin, dass die Löwin, die ihn im Grunde immer noch nicht führen durfte, sich den Besitz der Waffe verdienen solle. Rhulana sollte beweisen, dass sie auch im Kampf mit einer anderen Waffe beherrschte, und so trat diese mit Amazonensäbel und nierenförmigen Reiterschild gegen die Barbarenstreitaxt von Eyrún an, wobei aber nur die flachen Seiten der Waffen benutzt werden durften.

Zweikampf

Die Löwin überließ ihrer Gegnerin den ersten Angriff. Die Waffenmeisterin aus dem Hohen Norden, die im Schneesturm in ihrem Element war, eröffnete den Kampf mit einem angetäuschten Angriff und wuchtete ihre Doppelaxt trotz ihres Gewichtes einfach so an Rhulanas Schild vorbei und traf diese mit einer Finte. Noch nie zuvor hatte Rhulana gesehen wie Eyrún oder sonst jemand mit einer derart schweren zweihändigen Hiebwaffe eine Finte geschlagen hatte (Erlaubtes Manöver durch Waffenmeisterin). Auch die Löwin antwortete mit Finten, die jedoch aufgrund ihres eigenen Schildes gar nicht so einfach durchzuführen waren und die die Eisbarbarin jedes Mal parierte. Recht schnell war klar, dass Rhulana trotz ihrer besseren Deckung durch den Schild, die Unterlegene war. Einen schweren Treffer nach dem anderen musste diese einstecken und selbst wenn sie parierte hatte sie alle Mühe ihren Schild nicht zu verlieren, um durch die Wucht der Schläge auf den Beinen zu bleiben. Nach dem sie bereits drei Treffer eingesteckt hatte, übermannte sie ihr Zorn und schlug wütend auf die Leibwächterin des Barons ein. Dabei vernachlässigte sie nach einem Wuchtschlag ins Leere, ihre Deckung und kassierte den vierten Treffer, der sie erschöpft zu Fall brachte. Eyrún hatte mühelos gewonnen ohne auch nur einmal selbst getroffen zu werden und so der Amazone eine Lektion erteilt. Rhulana war wie viele andere Kämpferinnen und Kämpfer zu sehr auf nur eine Waffengattung spezialisiert.
Sie einigten sich nach dem Kampf darauf die Waffe im Wehrheimer Rondra-Tempel des Heiligen Leomar Drachenherz bei der Akoluthin Aryanna Otterbach zu lassen, die die Klinge unter den verborgenen Opfergaben versteckte. Wenn Rhulana ihre Weihe erhalten würde, würde sie auch die privilegierte Waffe zurückerhalten – etwas das sie nun auch selbst einsah, da sie nicht gegen die Gebote der Kriegsgöttin verstoßen wollte. Der zukünftige Weg der Amazone, eine Spätweihe, würde sie noch näher an ihre Göttin heranführen

Die Waisenmacher

Ruinenstadt Wehrheim, 20. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Während sich die beiden verletzten Trollzacker an diesem Tag, an dem der Schneesturm wieder etwas nachgelassen hatte, hauptsächlich weiter ausruhten, tauschte Eyrún bei einem schmierigen Waffenhändler einige ihrer erbeuteten Waffen gegen dringend benötigtes Gold. Der Langbogen des Spions Kariel Kummersfeld, den sie in der Grafenburg in Zweimühlen erschlagen hatten, ein meisterhaften Warunker Hammer von Emer Sturmfeld, die die Gefolgsleute der Drachenmeisterin gegen Burg Auraleth geführt hatte, und das Langschwert von Trautfried von Ostengrund, der junge Ritter, der Rogar mit einem Glückstreffer seiner Lanze besiegt hatte. Für alle drei Waffen bekam sie nach langem hin und her vierzig Dukaten. Als erfahrene Schmiedin wusste sie zwar, dass die Waffen eigentlich viel mehr wert waren, aber mehr Gold hatte sie einfach nicht herausschlagen können.
Gegen Mittag aber traf sich ihr Herr zusammen mit ihr und den anderen Helden mit einem der Söldnerführer der Ruinenstadt, der den Reichsbaron um ein Treffen gebeten hatte. Natürlich hatten die Kaiserlichen innerhalb der Ruinen das Sagen, aber die neuen Söldnerführer, die nach dem Verschwinden des Reichsverräters Leomar vom Berg, in die Stadt eingezogen waren, besaßen eine nicht zu unterschätzende Macht innerhalb von Wehrheim. Es handelte sich bei diesem um niemand geringeres, als Reto Waisenmacher, dem Anführer der Waisenmacher, die seit kurzer Zeit zahlreich in Wehrheim vertreten waren. Schon vorher waren die Helden auf den Söldnerhaufen aufmerksam geworden, der ungewöhnlich weit von seiner Garether Basis in Meilersgrund operierte.
Reto Waisenmacher empfing seine Gäste zusammen mit seinem alten Weibel und Berater Rhys Eichenspalter und seiner jungen 'Knappin' Janca, zusammen mit unzähligen weiteren finsteren Söldnergesellen, die die legendären Helden von Zweimühlen musterten und dabei wohl abschätzten, wie schwer es wohl werden würde das Kopfgeld des Reichsbarons zu kassieren. Reto, vor dem Xoresch die Gruppe gewarnt hatte, hatte seine Männer aber unter Kontrolle, und kam gleich zur Sache.
Er bot Rogar Informationen in Bezug auf den Träger des Schwarzen Schwertes, das in der Wildermark seit Monaten 'Ewige Wunden' schlug, eine Ermäßigung beim Anwerben seiner Söldner und das er seine Söldner davon abhalten werde, sich sein Kopfgeld in Höhe von zweihundert Dukaten zu holen, die Ucurian in Aussicht gestellt hatte. Dafür verlangte er nur den Kampfhammer namens Witwenmacher, der sich Gerüchten zufolge in der Schatzkammer Zweimühlens befinden sollte, und vorher wohl einem Gefolgsmann oder einer Gefolgsfrau der Kriegsfürstinnen gehört haben soll. Offenbar hatte Reto in ihrer Heimat einen Informanten, und wusste sehr gut Bescheid, ein Umstand, der dem Barbarenprinzen eigentlich Sorgen bereiten sollte. Rogar wusste wohl, dass in seiner Zweimühler Waffenkammer ein besonders hässlicher und blutverklebter Mordhammer lag, aber nicht, was es mit diesem auf sich hatte, oder überhaupt, dass es sich um eine besondere Waffe handelte. Der kleine aber einflussreiche Söldnerführer, den man laut Xoresch nicht unterschätzen durfte, wusste offenbar mehr in Bezug auf die Waffe. Da Rogar vor einiger Zeit vom Pfleger des Landes und somit von der Perainekirche gebeten worden war, sich um das Problem des Schwarzen Schwertes zu kümmern, das auch besser unter dem Namen 'Götterschlag' bekannt war und bis zu seinem Tod von Blutfaust geführt worden war, willigte beim Handel mit Reto ein. Er hatte nicht vor billiger an halsabschneiderische Söldnerschergen zu kommen, aber wenn ihm Reto in Bezug auf sein Kopfgeld Zeit verschaffen konnte und Hinweise auf die verdammte Waffe hatte, war das für den Reichsbaron Grund genug den Handel einzugehen, auch wenn ihm nicht klar war, was er da gerade eingetauscht hatte. Er würde Telor vorher noch mit einer genauen Analyse des Hammers beauftragen – zumindest um zu wissen, was er da herausgeben würde. Er vereinbarte eine Übergabe Ende Firun, Anfang Tsa in Zweimühlen, wobei er einer kleinen Delegation der Waisenmacher erlauben würde seine Stadt zu betreten, um den Tausch der Waffe und der Informationen zu bewerkstelligen. Bis dahin war noch ein bis zwei Wochen Zeit.
Aber erstaunlicherweise war das noch nicht alles, was der unscheinbare Söldnerführer anzubieten hatte. Der Meilersgrunder bot nichts Geringeres als das Wissen um das Versteck, in dem Geldor von Bregelsaum gefangen gehalten wurde! Rogar war sichtlich erstaunt und erkannte nun dass er hier offenbar wirklich eine Unterweltgröße vor sich hatte. Vielleicht war dies die Art und Weise, wie Reto aus irgendeinem Grund Ucurian eins auswischte, mit dem vielleicht ein Söldnerkontrakt geplatzt war, oder aus anderen unbekannten Gründen nicht zustande gekommen war. Jedenfalls war der Baron nun der Nutznießer, der Dinge, die da offenbar im Hintergrund vor sich gingen. Jedoch verlangte Reto als Preis das Zweimühler Junkergut Neu-Wehrheim im Südwesten der Baronie Zweimühlen, das bis Lutisanas Erscheinen von den Wehrheimer Waldlöwen und somit Leomar vom Berg besetzt gewesen war. Rogar lehnte dies aber entschieden ab, da er genug hatte von zwielichtigem Gesindel, das sich in seiner Baronie breitmachte. Nachdem Reto klar wurde, dass er einen zu hohen Preis gefordert hatte, verlangte er stattdessen, dass der Reichsbaron ihn in den Adelsstand als Niederadliger erheben solle. Aber auch das lehnte Rogar vom Blute ab, da er genau wusste, dass er sich damit sehr viel zukünftigen Ärger einhandeln würde, und dass das noch ungeahnte Folgen haben könnte, auch wenn dies wirklich in seiner Macht als Hochadliger stand.
Xoresch bemerkte, dass der Trollzacker da gerade dabei war, die Geduld eines sehr gefährlichen Mannes strapazierte, der insgesamt über mehr als dreihundert Söldner verfügte. Der Zwerg beobachtete die Knappin des Söldnerführers, die gefährlich an ihrer Leichten Armbrust herumzuspielen begann und auch der Eichenspalter legte unauffällig Hand an seinen Schwertknauf. So oder so, wenn es hier zu einem Blutvergießen kommen sollte, würde er nicht mehr lebend davon kommen. Zwar hatte Rogar, neben seiner Leibwächterin, auch Bashot, Rhulana und Ungolf um sich, aber gegen die hier schiere Überzahl der Anwesenden Waisenmacher, hätten sie sicher keine Chance.
Der Sappeur war sichtlich erleichtert, als sich die beiden doch noch einigten und siebzig Golddukaten den Besitzer wechselten und sie dafür die Information über das Versteck erhielten, das sich nur einen Tag zwischen Wehrheim und Berler, etwas nördlich der Reichsstraße befand. Der Zwerg hoffte, dass es sich nicht um eine Falle handelte, und der Waisenmacher nun hier gerade im Begriff war doppelt abzukassieren. Rogars Kopf war fast das Dreifache wert, und auch er selbst hatte sehr ernsthaft darüber nachgedacht sich seinen Kopf zu holen. Gerade jetzt, wo der Streiter des Reiches durch sein verletztes Bein geschwächt war.
Xoresch rang mit seinen goldgierigen Dämonen – vielleicht konnte er Reto zuvorkommen und sich Rogars Kopf zuerst holen. Vielleicht konnte er an der Seite des großen Helden aber auch zu noch mehr Gold kommen...

Das Gefängnis des Junkers

Wehrheimer Land, 21. Firun im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der eisige Schneesturm, der nur Eyrún nichts auszumachen schien, hatte sie eigentlich zur Handlungsunfähigkeit verdammt. Aber Rogar, der die letzten Tage sein Bein geschont hatte, wollte es dennoch wagen – auch ohne Unterstützung durch die Greifengarde, die bei so einem Unwetter nicht ausrückte. Er selbst hatte seinen schweren Eisenschläger Streitwagen zusammen mit den Pferden der anderen in der Geisterstadt zurückgelassen und sich mit Eyrún, Bashot, Ungolf, Rhulana und Xoresch auf den Weg gen Osten gemacht. Es wurde Zeit, dass dieser Zwerg, der ihm an den Fersen heftete, sich beweisen würde.
Der Reichsstraße konnten sie trotz der klirrenden Kälte und dem wilden Schneetreiben noch folgen. Die Sonnenscheibe bot ihnen nur trübes Licht das keine Wärme spendete. Rogar behielt seine dunklen Gedanken, die ihn in diesen Tagen plagten, für sich. Seine Zweifel hatten keine Namen. Aber er hatte seinen Gefährten klar gemacht, dass es nicht mehr so weitergehen konnte wie bisher. Er verbat vor allem Eyrún und auch den anderen zukünftig Hochadlige zu köpfen oder sonst wie zu Tode zu bringen. Eine Entscheidung die er hoffentlich nicht bereuen würde. Dann endlich in der Dämmerung konnten sie das besagte Junkerngut durch den tosenden Schnee erblicken.
Die Nacht verschluckte ihre Silhouetten und der Sturm ließ das schaben ihrer Rüstungen verstummen, so dass sie sich Problemlos bis auf einhundert Schritt annähern konnten. Schnell fassten sie einen Plan, nachdem sie heimlich einmal das kleine Gut in sicherem Abstand umwandert hatten. Errichtet war es auf einer kleinen Lichtung und hatte sicher schon vielen Herren von eigenen Gnaden als Rückzugsort gedient. Es verfügte über einen von einer eineinhalb Schritt hohen Mauer umfassten Hof mit Brunnen. Im Osten des zweistöckigen Fachwerkbaus stand eine prächtige alte, eingeschneite Eiche. Dort fand sich ein durch eine Leiter erreichbarer, bemannter Spähposten, wobei sich die Wache mit Armbrust dort oben sicherlich den Arsch abfror und bestimmt mindestens alle zwei Stunden oder in noch kürzeren Intervallen abgewechselt wurde. Bis auf einen kleinen geräumten Pfad lag der Hof hinter der Mauer voller Schnee. Im Westen schloss sich eine ebenfalls zweistöckige Scheune aus Holz an, in der zehn bis fünfzehn Pferde leicht Platz finden konnten. Alle Fenster im Erdgeschoss waren zugenagelt und bis auf kleinere behelfsmäßige Schießscharten verrammelt. Auch im oberen Stockwerk waren vier Fenster der Südostecke des Gutes vernagelt. War das womöglich der Raum, in dem man den Niederadligen festgehalten hatte, oder wollten die zweifelsohne vorhandenen Verteidiger, dass eventuelle Befreier genau das dachten, und hielten Geldor von Bregelsaum in einem ganz anderen Teil des Gebäudes fest? Mit dem Brunnen im Hof und eventuellen Tieren in der großen Scheune konnten die Falken es hier sicherlich einen halben Monat oder länger aushalten. Die Befreiung würde alles andere als leicht werden.

Kampf um das Gut

Xoresch tarnte sich mit Eyrúns Eisbärenfellumhang im Schnee und schlich mit gespannter Windenarmbrust langsam durch den Sturm, an das Gut heran, bis er noch etwa zwanzig Schritt von dem Wachposten in der Eiche entfernt war. Phex war mit ihm, denn niemand hatte ihn bemerkt. Selbst auf die Entfernung konnte er aber sein Ziel bei dem Wetter kaum sehen. Er erahnte es mehr als er es wirklich sah, zielte und schoss. Sein Bolzen, traf den Helm – den auf der Deckung abgelegten Helm! Hatte er absichtlich vorbeigeschossen?
Dann erst kam der wirkliche Kopf des Wächters aus der windgeschützten Deckung und brüllte: "ALARM! WIR WERDEN ANGEGRIFFEN!" Xoresch hätte am liebsten seine Armbrust gefressen, nachdem er diesem uralten Trick aufgesessen war und nun für die Alarmierung des Gutes verantwortlich war - zumindest sah es so aus. Er visierte nun sein richtiges Ziel an und wob zu diesem ein magisches Band, mittels seiner angeborenen aber kaum ausgebildeten magischen Kräfte, um ihn beim zweiten Mal todsicher zu treffen und schoss bevor der Wächter ihn im Schneegestöber entdeckt hatte.
Blattschuss! Sein gehärteter Bolzen durchschlug den Lederharnisch am Torso der Wache und richtete auf diese kurze Entfernung fatalste Zerstörung an. Die Wache war nach seinem kritischen Treffer sofort tot (6 Brustwunden)!
Die Helden von Zweimühlen, die es nicht fassen konnten, dass der Zwerg gerade alles vermasselt hatte, hatten bald darauf die hundert Schritt zu ihm aufgeschlossen, nachdem sie den Alarmruf gehört hatten, und griffen nun gezwungenermaßen an! Ungolf und Rhulana gingen mit ihren großen Schilden vor, und gaben den anderen hinter ihnen Deckung vor feindlichem Beschuss. Und kurz nachdem der Stabshauptmann den kleinen hölzernen Seiteneingang zum Hof aufgetreten hatte, schlug auch schon der erste Bolzen in seinem Schild ein, den er im letzten Moment noch hochgerissen hatte, da der Schütze im Obergeschoss der Scheune auf seinen Kopf gezielt hatte. Im Obergeschoss des eigentlichen Gutshauses öffneten sich weitere Fensterläden an denen weitere Armbruster auf sie anlegten. Verdammt, der Feind hatte genug Zeit gehabt in Verteidigungsposition zu gehen, und ihre Fernkampfwaffen zu spannen, bis sie zu dem Zwerg aufgeschlossen hatten. Nun standen sie in Kernschussreichweite vor dem Junkerngut wie auf dem Präsentierteller! Ungolf trat kurzerhand den kleineren und am nächsten gelegenen Eingang in das Hauptgebäude ein, während die Amazone hinter ihm einen weiteren Bolzen mit ihrem nierenförmigen Schild abwehrte. Dann stürmten sie - eine leere Küche und fanden in einer seitlichen Vorratskammer nur einen Gehilfen und in der Kammer daneben den Koch. Beide kauerten sich direkt schreiend auf den Boden und ergaben sich den Helden.
Rogar, dessen Bein schmerzte, wies auf die letzte Tür in der Küche, die in Richtung des Haupteingangsbereiches führen musste, und positionierte alle seine Gefährten im Bereich der Tür, hinter den Schildträgern. Xoresch kletterte derweil über die Leiter in den Wachposten auf der Eiche hinauf und nahm die noch gespannte Leichte Armbrust des Toten an sich, während der feindliche Schütze in der Scheune seine eigene Armbrust nachlud. Was tat der Zwerg da gerade verwirrtes?
Auf ein Zeichen des Streiters des Reiches, trat der kräftige Stabshauptmann nun auch diese Tür auf, die zudem noch mittels eines kleines Seiles und einer Glocke, alarmgesichert war. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Von draußen rief der feindliche Schütze in der Scheune: "FEUER, FEUER – DIE SCHEUNE BRENNT! DIE HUNDE WOLLEN UNS VERBRENNEN!" Mit erstaunten Gesichtern brachen die Helden, die gar kein Feuer gelegt hatten, durch die Tür in die Eingangshalle, wo man sie bereits erwartete und strategisch Aufstellung bezogen hatte. Schlimmer konnte es kaum noch kommen.
In der repräsentativen Eingangshalle, führten zwei Holztreppen in den ersten Stock, wobei oben, auf der großzügig mit zahlreichen Jagdtrophäen geschmückten Galerie, alles voller kampfbereiter Soldaten stand!
Der Zwerg, der gerade eben die Armbrust des toten Wächters erbeutet hatte, wurde nun von einem Armbruster aus dem Obergeschoss getroffen, der aus einem der Fenster geschossen hatte, und ging auf die kurze Distanz kampfunfähig getroffen oben im Baum zu Boden, wo er trotz seiner teilweisen Deckung ein hervorragendes Ziel für die Schützen im Haus abgegeben hatte. Der Bolzen hatte seinen abgewetzten Gambeson durchschlagen und seine rechte Schulter getroffen. Nur Phex hatte er es dabei wohl zu verdanken, dass er dabei nicht auch noch vom Baum gestürzt war.
Rogar und seine Gefährten hatten es derweil nicht nur mit den Feinden auf der Galerie oben zu tun, sondern auch bald darauf mit weiteren Soldaten, die im Erdgeschoss die Türen zum Speisesaal und zu einem Salon aufstießen und hinter den Türrahmen in Position gingen, während eine ostdarpatische Ritterin oben auf der Galerie Befehle brüllte!
Sie hatten es hier eindeutig mit einer eingespielten Kommandoeinheit von etwa zehn schlachterfahrenen Veteranen zu tun, die der verdammte Zwerg vorher auch noch alarmiert hatte. Sie waren so richtig in die Scheiße getreten und vermutlich würden die Soldaten gleich mit ihren Innereien den Boden des Gutes aufwischen.
Auch oben auf der Galerie schrie nun die Ritterin mit dem Wappen des Hauses Binsböckel auf ihrem Schild: "VERDAMMT DER DACHBODEN UND AUCH DER OBERE SALON STEHT IN FLAMMEN! DIE WOLLEN UNS BEI LEBENDIGEM LEIB VERBRENNEN!" Was passierte hier gerade? Ein weiterer Bolzen von oben und von unten schlug in den Schildwall der Helden ein, und zwang sie zum Handeln, während die Ritterin oben, in Garether Platte, offenem Schaller und Panzerhandschuhen, der wie Alrike ein Auge fehlte, weiter Kommandos gab: "POSSITION HALTEN! LASST DIE SCHWEINE HOCH KOMMEN, UND KONZENTRIERT DAS FEUER AUF ALLES WAS NACH MAGIE ODER GEWEIHTEN AUSSIEHT!" Ein Befehl, der Kriegskunsttechnisch, absolut Sinn machte.
Während Rhulana von Kurkum jetzt mit dem Schild voran die linke Treppe hochrannte, stapfte Eyrún Blutaxt die rechte Treppe hoch, wobei die Stufen unter jedem Schritt der Fjarningerin ächzten. Die Kämpfe auf der Treppe würden von den beiden Heldinnen alles abverlangen.
Bashot stürmte mit gezogenem Andergaster in Halbhandgriff für kürzere Distanzen auf die beiden Schwertkämpfer im Türrahmen zum Speisesaal zu und rannte genau in deren Klingen hinein! Innerhalb weniger Augenblicke wurde der Barbar von vier Schwerthieben der Verteidiger getroffen, und musste fast kotzen, so hart schenkte man ihm ein. Wütend schlug er mit seinem Gassenhauer, der wie Rogars Zweihänder eigentlich für den Häuserkampf völlig ungeeignet war, nach den beiden Veteranen vor ihm, ohne auch nur einmal zu treffen.
Rogar rannte unter der Galerie hindurch auf die zweite Tür im Erdgeschoss zu, die sich eben geöffnet hatte, um den dortigen Armbruster in einen Nahkampf zu verwickeln. Dieser hatte aber genau das kommen sehen, schnell seine Armbrust fallen gelassen, sein Schwert gezogen und den Schild hinter seinem Türrahmen ergriffen. Da der Rochshaz mit dem Bidenhänder hier kaum richtig ausholen konnte, und auch sein Bein vor Schmerz pochte, würde sich dieser Kampf hinziehen.
Rhulana parierte oben links so gut sie konnte die Attacken von gleich drei Angreifern. Direkt vor ihr blockierte ein kräftiger Kämpfer mit Kriegsbeil und verstärktem Schild die Treppe, während von links über die Balustrade ein Schwertkämpfer auf sie einschlug, während rechts vom Schildkämpfer vor ihr, die gegnerische Ritterin versuchte sie zu Fall zu bringen um sie die Treppe wieder runter zu zwingen.
Auf der rechten Treppe erwarteten die Fjarningerin ebenfalls drei Gegner, wobei auch ein Kämpfer mit Beil und Schild sich gegen die Hünin stemmte. Die Schwert- und Streitaxthiebe der beiden anderen Gegner links und rechts des Schildkämpfers, prasselten scheppernd auf ihre Panzerung aus Kette und Stahl nieder. Sie wuchtete ihre Doppelaxt wieder und wieder in ihre Feinde, so dass einer der Gegner bei seiner gelungenen Parade sogar das Schwert wegflog. Mehr Gegnern setzte sie einfach noch mehr Kraft entgegen.
Ungolf kam Bashot zu Hilfe, und verhinderte vorerst, dass seine Gegner ihn einfach in Stücke schlugen. Jeder verdammter Gegner war ihnen in diesem Junkergut ebenbürtig, so dass auch er mit seinem Bastardschwert und seinen Meisterparaden kaum Treffer anbringen konnte. Aber er war ein Schildwaffenmeister, der auch problemlos gegen zwei oder gar drei Gegner bestehen konnte. Wo aber war der verdammte Zwergenschütze, wenn man ihn brauchte?
Bashot blutete bereits aus zwei schlimmen Wunden in seinem linken Arm, kämpfte aber dennoch eingespielt mit dem Ferdoker zusammen weiter und schlug in die Lücken, die Ungolf ihm öffnete. Hasserfüllt spuckte er seinen Feinden seine Wut entgegen, blieb aber in Formation. Wut, Hass und Zorn machten ihn Stark – und der Fluch, den er auch in dieser Nacht unterdrücken musste, wollte er nicht alle hier auf dem Junkerngut in Fetzen reißen und seinen Hunger nach Fleisch stillen, nagte an seiner Selbstbeherrschung! Als Werwolf würde er es ganz allein mit allen zehn aufnehmen. Am liebsten würde er sich gehen lassen, und die Bestie, das Tier in ihm entfesseln und sie sich alle ins Maul stopfen. Aber er hatte sich unter Kontrolle und unterdrückte seinen Fluch.
Sie spürten den beißenden Qualm, der oben aus einer Dachbodenluke und einem weiteren Raum auf der Galerie kommen musste, aber die Ritterin, die einen effektiven Kampfstil kämpfte, brüllte: "MÄNNER DENKT DRAN, AM ENDE ZÄHLT NUR DER SIEG – POSSITION HALTEN!"
Rogar, der kaum aufrecht stehen konnte, unter der Galerie (Abzüge für Kampf in beengten Verhältnissen), parierte im letzten Moment einen kritischen Treffer des Armbrusters vor ihm, der jetzt mit Schwert und Schild kämpfte. Die vortrefflich geführte Klinge des Soldaten ließ seinen meisterhaften Zweihänder, der früher Harad von Winterkalt gehört hatte, einfach zerbrechen! Ungläubig starrte er auf die Überreste seiner Waffe, die knapp oberhalb der Parierstange abgebrochen war. Ließ Kor, dem er schon seit langer Zeit keine Opfer mehr dargebracht hatte, jetzt auch schon hohnlachend seine Waffe zerbrechen? Er konnte es nicht fassen. Kopfschüttelnd zog er einfach seinen alten eigenen 'Ersatz-Zweihänder', den er wie ein gewöhnliches Schwert an der Seite trug, was bei seiner gewaltigen Größe eines Halbtrolls auch kein Problem war. So leicht würde er nicht aufgeben, und wenn er seinen Gegner waffenlos durch das Gutshaus prügeln musste, wie den Auerochsen damals bei seiner Prüfung des Blutes um in die Blutkerbe zu gelangen. Er schlug seinem Feind einfach den Schwertarm sauber an der Schulter ab, und trat einfach über den sterbenden Soldaten hinweg, durch die Tür in den Speisesaal, um den beiden Schwertkämpfern bei Ungolf und Bashot in den Rücken zu fallen. In diesem Kampf war Ehre fehl am Platz, wenn sich noch nicht einmal mehr eine Ritterin um diese scherte. Die Wildermark hatte die Schwachen und von Idealen Geleiteten schon lange ihr Leben geraubt. Hier war die Grenzmark zu den Schwarzen Landen – dahinter wurde es noch schlimmer. Aber wenigstens verfügten die Verteidiger über keine Magie oder Gift, wie die Schergen der Mersingerin. Hier kam es nur auf reine Stärke und Kampfkunst an.
Rogar spannte seine Muskelberge an, und trat in den Speisesaal. Nur um gleich wieder in Deckung zu gehen, da offenbar gerade zur gleichen Zeit der Armbruster aus der Scheune von der anderen Seite ebenfalls in den großen Saal trat.
Ungolf Ferdoker war in der Zwischenzeit sehr schwer an der Brust verwundet worden (2 Brustwunden) und Bashot war auch so gut wie am Ende. Dann jedoch unterlief Bashots Gegner ein Fehler, woraufhin er kurz darauf stürzte und von dem Trollzacker in Stücke gehackt wurde. Auch Rogar hatte dem Armbruster so schnell wie möglich den Garaus gemacht, indem er die große Reichweite seines Zweihänders ausgenutzt hatte, und diesen über einen Tisch hinweg getötet hatte. Der verbliebene Gegner im Speisesaal fiel den drei Helden dann einige Augenblicke später zum Opfer, so dass diese sich nun blutend auf die Kämpfe in der Eingangshalle konzentrieren konnten und dort ihren beiden Gefährtinnen zu Hilfe zu kommen.

Die Kerkermeisterin des Junkers

Ehrgard von Binsböckel und die zwei Soldaten vor Rhulana hatten die Amazone fast besiegt und diese nun zum Rückzug die Treppe hinunter gezwungen. Ehrgard aber setzte hinterher und streckte die Löwin auf halbem Weg die Treppe hinunter mit ihrem persönlichen Schwert Goldaar mit einem Schlag in den Rücken nieder!
Auch auf der anderen Seite musste sich die Fjarningerin zurückziehen, da der Treppenaufgang auch auf dieser Seite nach oben nicht zu durchbrechen war. Eyrún ließ sich zurückfallen und erblickte die feindliche Adlige auf der neben ihr. Dann durchschlug plötzlich ein Bolzen die Garether Platte der Ritterin des Hauses Binsböckel im Brustbereich. Xoresch hatte den Bolzen abgefeuert, der nun ebenfalls in den hart umkämpften Eingangsbereich getreten war. Auf der rechten Treppenseite waren zwei Soldaten der Eisbarbarin ebenfalls nachgerückt, während drei Mann, darunter die zwei Schildträger oben auf der Galerie die Stellung hielten. Dann kassierte die vom Bolzen schwer getroffene Ritterin unterhalb der Treppe einen nicht minder schweren Axthieb der Fjarningerin in den Bauch, was die Adlige nun arg in Bedrängnis brachte. Sie nutzte ihre verborgenen Kräfte, die sie schon kurz zuvor mittels eines Mirakels angerufen hatte, um nach diesem Treffer nicht einfach zusammen zuklappen. Die gepanzerte Hünin aus dem Hohen Norden war zwar auch bereits angeschlagen, führte ihre Doppelaxt aber mit vollendeter Kampffertigkeit. Eigentlich wollte die adlige Kerkermeisterin des Junkers ihre Tarnung so lange es geht aufrechterhalten, aber nun hatte sie nichts mehr zu verlieren.
Sie deutete mit Goldaar auf die große Leibwächterin des Reichsbarons, fixierte sie mit ihrem einen noch verbliebenen Auge und schrie: "Möge NAMENLOSE KÄLTE deine Seele und dein Herz erfrieren lassen, denn ich gebiete über seine Macht!" Die gesamte Rüstung der Eisbarbarin und auch ihre Waffe und alles andere von ihr, wurde von unnatürlichem Raureif überzogen, der die Söldnerin erzittern ließ.
Die Soldaten oben auf der Galerie waren entsetzt. Sie hatten laut und deutlich vernommen, wen ihre Anführerin da gerade angerufen hatte – niemand geringeren als den Gott ohne Namen, den Dreizehnten, oder auch der Gesichtslose genannt. Die Loyalität der Soldaten des Falkenbundes hatte hiermit seine Grenzen erreicht: "Mit unheiligen, namenlosen Umtrieben wollen wir nichts zu tun haben!" Auch einer der unten kämpfenden Soldaten zog sich nach oben hinter den Schildwall zurück. Nur noch Ehrgard von Binsböckel und ein offenbar ihr treu gebliebener Streiter, dem die oberen Fingerglieder der linken Hand fehlten, und der mit einer Streitaxt in der Rechten bewaffnet war, verblieb unten im Eingangsbereich neben seiner Herrin.
Der Zwergen Sappeur hatte mittlerweile sein Langschwert gezogen, ein für Zwerge sehr ungewöhnliche Waffe, und war mit Letzterem in den Nahkampf übergegangen. Er konnte den Veteran mit der Streitaxt vor sich zwar im Zweikampf nicht besiegen, aber zumindest so lange beschäftigen, bis Rogar, Ungolf und Bashot ihm und Eyrún zu Hilfe kamen.
Eyrún, die sich an das Schwarze Eis in ihrer Heimat erinnerte, holte mehr vor Wut als vor Kälte zitternd, aber dennoch mit aller Kraft mit ihrer Barbarenstreitaxt aus, und schlug der Ritterin über die Oberkante ihres Großschildes einfach den Kopf ab, so dass der kopflose Rumpf nun über der bewusstlosen Amazone zusammenbrach. Selbst das spritzende und dampfende Blut der toten Ritterin konnte sie nicht wärmen. Die Kälte, gegen die sie erstaunlicherweise nicht resistent war, was bei gewöhnlicher Kälte der Fall war, kroch in ihr Innerstes und breitete sich langsam aus. Der Tod der Geweihten des Namenlosen, hatte ihre dunkle Macht nicht beendet!
Dann stürmte Bashot Grim als Erster aus dem Speisesaal und erschlug den Veteran mit der Streitaxt, der Xoresch bedrängte mit einem schnellen Flankenangriff. Kurz darauf betrat auch Ungolf und Rogar den Eingangsbereich um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen.
Oben auf der Galerie standen noch vier fast unverletzte Soldaten in strategisch sehr günstiger Position, gegen noch fünf schwer verletzte Helden, die die Halle vollbluteten, während einer ihrer Gefährtinnen im Sterben lag und die andere offenbar mit einer unheiligen Kälte zu kämpfen hatte. Der Kampf war noch nicht entschieden und bestenfalls zurzeit unentschieden. Dann geschah das Unerwartete.
Die vier oben verbliebenen Soldaten, denen langsam aber sicher die Hütte über dem Kopf abfackelte, verlangten freien Abzug und boten im Gegenzug die Gefangenen an, die hinter dem oberen Salon, der auch in Flammen stand, festgesetzt waren. Gefangene? Befanden sich etwa mehrere Gefangene in der Gewalt der Geiselnehmer? Egal, es blieb Rogar keine Zeit, wollten sie alle noch lebendig hier raus kommen. Er willigte ein, und ließ die vier Soldaten des Falkenbundes abziehen. Er hielt sein Wort. Gleichzeitig schickte er Bashot, Ungolf und Xoresch hoch die Gefangenen befreien, während er die kopflose Ritterin nach einem Schlüssel oder ähnlichem durchsuchte. Während die zitternde Eyrún die verblutende Amazone nach draußen zog um diese draußen zu retten, rutschte sie noch fast auf Glatteis aus, das irgendwer offenbar absichtlich im Hof vor dem Haupteingang bewerkstelligt hatte. Ein leerer Eimer und der nahe Brunnen unterstützte ihre Vermutung. Die abziehenden Veteranen, die sie noch im Schneesturm erahnen konnte, mussten viele Kämpfe bestritten haben um auf derartige Verteidigungsmaßnahmen zu kommen. Aber dann galt all ihre Aufmerksamkeit Rhulana von Kurkum. Am liebsten würde sie sie einfach verbluten lassen, da sie es satt hatte die Schwachen und Unterlegenen andauernd retten zu müssen. Schwächliche Menschen und Trollzacker – nur Thorwaler waren noch schlimmer. Aber sie sprang über ihren eisigen Schatten und stillte die Blutungen der Amazone mit zittrigen Händen, während ihre eigene Lebenskraft ganz langsam schwächer wurde.
Bashot war zusammen mit den anderen die Treppe hinauf gestürmt und trat nun die Tür zum oberen Salon auf, hinter der ihm direkt die Flammen entgegenschlugen. Xoresch und Ungolf hatten die Tür links daneben eingetreten und durchsuchten das Schlafzimmer und das Arbeitszimmer der Hausherrin.

Die Befreiung

Der zornige Trollzacker rannte einfach heldenhaft in den brennenden Raum, während sein Fellumhang Feuer fing und warf sich gegen die verschlossene Tür am Ende des Raumes. Trotz seines massigen Körpers hielt die verdammte Tür seiner Kraft stand, während die Flammen an seinem Körper leckten und der Rauch ihm den Atem raubte (LeP noch 8). Noch einmal bäumte er sich voller Zorn auf und prallte mit voller Wucht erneut gegen die Tür – die nun barst.
In dem dahinter liegenden Gästezimmer erblickte er nicht nur Geldor von Bregelsaum, sondern auch noch drei weitere Gefangene, von denen er nicht gedacht hätte, diese noch einmal lebendig widerzusehen. Pyglaion dyll Garén, der abenteuerlustigen Perainegeweihten von den Zyklopeninseln, den es zusammen mit den gefallenen Alten Helden von Zweimühlen in die Wildermark und später nach Zweimühlen verschlagen hatte. Er hatte unterwegs auf Rogars Reisen durch die Wildermark den Auftrag erhalten die Zorganpocken – eine Krankheit des Namenlosen – in einem abgelegenen Weiler aufzuhalten, während der Reichsbaron und die Helden damals weiterzogen. Auch der zwölfjährige Boswin, der damals eigenhändig seine verstorbenen Familienmitglieder begraben hatte und wie diese an den Zorganpocken erkrankt war, hatte durch die Hilfe des Perainegeweihten offenbar überlebt, und war auch anwesend. Die vierte Gefangene war Emer Alara von Rallerspfort, eine Pfortenritterin aus dem Gefolge des Königs der Ritter, die Rogar und Graf Danos von Luring damals zum Schutz des Geweihten zurückgelassen hatten. Die gefesselte Ritterin mit den roten Locken lachte laut und freudig, als Bashot sich dampfend den brennenden Fellumhang von der Schulter riss. "Ich wusste doch dass mich einer meiner heimlich in mich Verliebten, mich befreien kommt. Das wurde aber auch Zeit." Bashot bekam gar nicht richtig mit, was die Pfortenritterin da gerade gesagt hatte. Er konzentrierte sich nur auf das losschneiden der Fesseln der vier Gefangenen. Dann trat er das vernagelte Fenster in Trümmer, die nach draußen in den Schnee regneten und deutete auf die Öffnung. "Los springt ihr zuerst, ich komme nach euch!" Einer nach dem anderen sprang aus dem ersten Stock in den hohen Schnee, während die Flammen sich schon in das Gästezimmer vorarbeiteten. Erst als alle draußen waren in Sicherheit waren, sprang der grimmige Kurga hinterher und rollte sich gekonnt im Schnee ab. Boswin schaute regelrecht zu seinem neuen Helden auf, der ihm und den anderen das Leben gerettet hatte.
Während Rogar bei der kopflosen Adligen neben deren meisterhaften Klinge noch ein goldenes Amulett mit Schutzsymbolen fand, rannten Ungolf und Xoresch die Treppe zur Eingangshalle hinunter und retteten sich und den Reichsbaron aus dem Junkerngut, das nun vollkommen in Flammen stand.

Nach dem Kampf

Krachend stürzte das Dach der Stallungen ein, in denen die Pferde nun elendig verbrannten. Selbst am Rande der Lichtung war die Hitze noch greifbar, nur Eyrún zitterte noch immer und der Raureif, der sie bedeckte hielt weiter an. Geldor von Bregelsaum blickte gebannt auf das Inferno und fuhr sich durch das verrußte Gesicht, während Rogar die Gefangenen begrüßte, die er und die anderen hier gar nicht erwartet hatten. "Beim Götterfürsten, ich verdanke Euch mein Leben. Diese Furie wollte mich hier krepieren lassen." Dankbar schaute er in die Gesichter der Helden von Zweimühlen und dann erneut auf das brennende Gut. "Ucurian wollte mein Ende. Ihr habt es gesehen." Mit trauriger Stimme fuhr der junge Ritter fort. "Ich konnte sie belauschen. Ucurian hat klare Anweisung gegeben. Ehe ich befreit würde, sollte ich erschlagen werden." Entschlossen ballte er seine Rechte zur Faust. "Dafür wird er mir selbst Rede und Antwort stehen." Dann wandte er sich wieder an die Helden. "Ich habe diesen Ritter Dankward von Sonnenbruch in Verdacht meine Entführung initiiert zu haben. Er hat mir von einem Gerücht erzählt, dass Ucurian versuche weitere Kriegsfürsten mit Gold zu kaufen. Daraufhin bin ich aufgebrochen um einen kleinen Zug des Falkenbundes aufzuhalten, wobei ich und meine Waffenknechte in einen Hinterhalt gerieten, der sehr gut vorbereitet war. Ehrgard von Binsböckel und zwei von denen die mich gefangen hielten, waren auch dabei."
War Dankward, der sich im Stab der Kronprinzessin befand, wirklich in Geldors Entführung verwickelt? Und was hatte es mit dieser Ehrgard von Binsböckel auf sich, die Eyrún wie so oft einen Kopf kürzer gemacht hatte?
Die Fjarningerin zitterte immer noch am ganzen Leib, so dass Rogar den Priester der Peraine anwies, dieser mit der Macht der Göttin der Heilkunst zu helfen. Doch egal welche Liturgie dieser versuchte, die namenlose Kälte fiel nicht ab von Eyrún, die die Worte des Geweihten ungläubig ignorierte. Sie ging in sich, sank nieder auf die Knie und dachte an Frunu, den mitleidlosen Herrn von Schnee und Eis. Wenn das hier eine seiner Prüfungen war, würde sie sich dieser allein stellen, und stieß den Priester weg. Sie wollte die Hilfe von Fremden nicht, vor allem nicht von Geweihten fremder Götter. Sie dachte auch an Angara, Frunus Frau und Göttin der Herdfeuer und der Schmiedekunst. Sie würde ihren Göttern zeigen, dass sie sich noch als nützlich erweisen würde, so dass diese keinen Grund hatten sie zu verstoßen und der erbarmungslosen Kälte zu überlassen. Sie war eine Frundengar 'die unter Frunus Schutz stand' – und nicht lange danach ließ die namenlose Kälte endlich von ihr ab...
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 16:07, insgesamt 1-mal geändert.
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

Morgwath
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Morgwath »

Ich möchte mich für diese wunderbar geschriebenen Spielberichte bedanken.
Es ist wirklich immer eine Freude zu sehen das ein neuer Teil online ist, besser als ein DSA Roman. ; )

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Errungenschaften

Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(Danke Morgwath für deine positive Kritik. Der Vergleich mit den DSA-Romanen geht natürlich runter wie Öl :-) aber die Autoren der Kampagne haben auch eine gute Vorlage geliefert und ihre Arbeit echt klasse gemacht. Also von mir an dieser Stelle auch ein Lob an die Autoren)


28. Spielabend: Freund und Feind

Baronie Königsweber, 22. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Schwer verletzt hatten die Helden von Zweimühlen innerhalb der steinernen, eineinhalb Schritt hohen Gutsmauer Schutz vor dem immer kälter werdenden Schneesturm gesucht (2W6 Kälte-TP alle 2 Stunden), während das immer noch brennende Junkerngut ihnen die nötige Wärme spendete um in dieser Nacht nicht zu erfrieren. Den Holzverschlag der den Zwölfen sei Dank noch nicht Feuer gefangen hatte, war von Eyrún ausgeräumt und das Holz für einen Unterschlupf genutzt worden. Innerhalb der Gutsmauer verfügten sie sogar über einen Abort und einen Brunnen. Natürlich war das brennende Gut trotz des Schneesturms in der Baronie von weitem gut zu sehen und konnte auch Feinde anlocken, aber die Flammen retteten auch ihr Leben. Die durch den Schneesturm verstärkte Firunskälte ließ ihnen einfach keine andere Wahl.
Noch während Xoresch und Emer Alara von Rallerspfort, die von dem Zwerg eines der erbeuteten Schwerter erhalten hatte, Wache hielten, hatten sie in der Dunkelheit Besuch bekommen. Ihr alter Freund und Niederadliger ihrer Baronie, Bastan von Erlgau hatte hinter den Grenzen von Zweimühlen den Feind ausgekundschaftet und war dabei ebenfalls von dem Schneesturm überrascht worden. Er war in der Nacht dem Schein des riesigen Feuers bis hier her gefolgt und hatte sich fröstelnd der Gruppe angeschlossen, die er hier wirklich nicht erwartet hätte. Der ehemalige Freischärler erstattete seinem am Kopf schwer verwundeten Reichsbaron Bericht und erzählte, dass über Berler, dem Hauptort der Baronie Königsweber nun das Banner des Falkenbundes wehte. Entweder hatten die Falken die Reiter der Drachenmeisterin vertrieben, oder aber sie war, was wahrscheinlicher war, aus irgendeinem Grund plündernd weiter gezogen. Vor allem, da Varena von Mersingen in jüngster Vergangenheit in diversen kleineren Scharmützeln gegen die Truppen Ucurians gesiegt hatte und in Kämpfe in Weiden verstrickt war.
Leider wurden die rastenden Helden, während der Wache von Ungolf Ferdoker und Pyglaion dyll Garen im Morgengrauen von einem Halbbanner Falkenbund-Waffenknechten und zwei Ritterlanzen unter der Führung von Arnôd von Eulenberg umstellt. Gegen insgesamt fünfunddreißig Feinde konnten sie einfach nichts ausrichten und waren gezwungen gewesen, sich zu ergeben. Stabshautmann Ferdoker hatte die beiden Ritterlanzen samt Fußtruppen zwar im Grunde noch rechtzeitig kommen sehen, aber die anschließende Flucht scheiterte an der mangelnden Heimlichkeit der schwergepanzerten Fjarningerin die den ‚Sonnenritter’ auf sich und die Gruppe aufmerksam gemacht hatte.

Burg Leffenstein

Einige Stunden später, etwa gegen Mittag, hatten die gefangen genommenen Helden zusammen mit ihren Häschern Burg Leffenstein erreicht, die nordwestlich von Berler lag. Die Burg war der nominelle Baronssitz von Königsweber. Alte Sagen berichteten davon, dass sie in den Dunklen Zeiten errichtet, und seitdem wiederholt umgebaut worden war. Nun war sie das behelfsmäßige Winterhauptquartier Ucurians. Rogar vom Blute zu Zweimühlen, auf den ja ein Kopfgeld ausgesetzt war, wurde sogleich ins Verlies gesteckt, in das Bashot Grim ihm kurz darauf folgen musste, da er sich im Zorn gegen die zahlenmäßig weit überlegenen Falken aufgelehnt hatte, als diese seinen Trollzacker Gefährten in den Kerker steckten. Dort unten leisteten die beiden Barbaren dann Alrike von Zweimühlen zu Östlich-Ochsenwacht Gesellschaft, die schon zuvor von Ucurian von Rabenmund einfach festgesetzt worden war, obwohl sie in diplomatischem Auftrag die Kronprinzessin und ihr Gefolge begleitet hatte.
Es dauerte auch nicht lange, bis Swantje von Rabenmund die restlichen Helden und den befreiten Geldor von Bregelsaum begrüßte. Die darpatische Prinzessin hatte darauf geachtet die Helden noch vor Ucurian zu erreichen um sich schnell vor dessen Ankunft die Lage und Ereignisse erklären zu lassen. Als sie aber sah, in welcher Verfassung sich die Helden und vor allem der befreite Junker befand, ließ sie ihre Maske der Beherrschtheit kurz fallen und aufrichtige Sorgen stahlen sich in ihre Züge. Man brauchte kein geübter Menschenkenner zu sein, um zu merken, dass sie den jungen Ritter am liebsten in die Arme geschlossen hätte, was auch Hagrobald bemerkte. Doch letztlich bewahrte sie die Fassung und hörte genau zu, was der Stabshauptmann zu berichten hatte, wobei sie sich wieder als aufmerksame Zuhörerin bewies.
Geldor von Bregelsaum wiederholte seine Vermutungen bezüglich Dankwart, wobei Hagrobald vom Großen Fluss, Linai von Halberg-Kyndoch, Gerin von Sturmfels und Beergard von Rabenmund, die ebenfalls anwesend waren, aufhorchten. Swantje stellte daraufhin Dankwart zur Rede, der ihr seit Jahren gute Dienste geleistet hatte.
Letztlich gestand der der untersetzte Ritte mit Halbglatze und unterwarf sich Swantjes Gnade, die ihn daraufhin durch Hagrobald festsetzen ließ. Dankwart von Sonnenbruch gestand, dass er damals von Ucurian selbst auserwählt worden war, seine erstgeborene Tochter nach Elenvina zu begleiten. Er gab zu, über die Jahre insgeheim Kontakt zu Ucurian gehabt zu haben und auch gelernt hatte, sich zu verstellen. Er war es, der die Entführung von Geldor initiiert hatte. Aber heute bereute er seine Tat, vor allem als er bemerkte, wie Swantje und Geldor sich ansahen. Er war es, der dem Bregelsaumer von einem kleinen Trupp erzählt hatte, der offenbar Gold mit sich führte, um damit weitere Söldner für Ucurian anzuwerben. Dass dabei ein anderer Stahlherzenritter und Geldors beide Waffenknechte ums Leben gekommen waren, bereute er zutiefst.
Hagrobald beäugte seinen Kontrahenten Geldor im Werben um Swantjes Gunst zwar misstrauisch, aber bei all dem, was Ungolf Ferdoker ihnen soeben berichtet, und Geldor bestätigt hatte, war für ihn das Maß voll. Polternd forderte er, Ucurian aus der Burg zu schleifen und ihm Vernunft einzuprügeln – wofür er sich einen Rüffel von Swantje einfing, denn immerhin ging es hier um ihren Vater.
Linai und der alte Gerin argumentierten vernünftiger. Beide konnten sich nicht vorstellen, dass Ucurian eine solche Tat angeordnet hatte.

Das Ende einer Fehde

Swantje war die Wut über ihren Vater, der nun samt Gefolge den Rittersaal betrat, anzumerken, jedoch spürte Bastan und Ungolf bei ihr auch ein starkes Unwohlsein. Noch war sie offenbar nicht bereit mit ihrem Vater zu brechen, aber gewillt ihn zur Rede zu stellen.
Die zuvor in Abwesenheit der Helden geschehene Unterredung zwischen Vater und Tochter war sehr unbefriedigend verlaufen und sogar in der Inhaftierung Alrikes geendet. Nach Jahren der Trennung hatte sich ihr Vater ein Treffen mit Swantje offenbar anders vorgestellt. Swantje war bei diesem zurückliegenden ersten Treffen reserviert geblieben und statt der erwarteten Dankbarkeit für seinen aufopferungsvollen Kampf waren ihm Vorwürfe entgegengeschlagen und sie hatten sich im Streit getrennt. Entsprechend angespannt war nun ihre zweite Begegnung.
Ucurian war umgeben von seiner Leibwächterin Alandra Greifenklau, dem Baron von Bohlenburg Goswin von Rabenmund, Dom Raimundo Ingeniosus von Agum, der Ucurians ständige Söldner befehligte, dem Vogt von Wolkenried Roderich von Rabenmund, der nordmärkischen Kampfmagierin Julischa Ebenkranz, den Rittern Rondrik und Paske von Rabenmund und Arnôd von Eulenberg, und auch von den Kriegsfürsten Leomar vom Berg, dem seit dem Mythraelsduell einarmigen Gernbrecht von Oppstein, und dem almadanischen Magnaten Sumudan von Viryamun und Flogglond.
Rhulana, Ungolf, Bastan und Eyrún wurde wieder mal bewusst, wie groß der Falkenbund wirklich war, und warum diese Kriegspartei noch nicht von Lutisana und ihren Kriegsfürstinnen oder den Kaiserlichen aufgerieben worden war.
Geldor ließ es sich nicht nehmen Ucurian vor allen Anwesenden des geplanten Mordes zu beschuldigen und offenbar zumindest eine wenn nicht noch mehr Diener des Namenlosen in seinen Reihen zu haben! Vorwürfe die Ucurian natürlich entrüstet von sich wies, da sie laut ihm nicht den Tatsachen entsprachen. Letztlich stand sein Wort gegen das von Geldor und wohl auch das der Helden. Swantje war anzumerken, dass sie immer mehr mit sich rang: Sollte sie ihrem Vater verzeihen oder mit ihm brechen?
Schließlich trat die Kronprinzessin vor: „Hoher Vater, beantwortet mir nur eine Frage und schwört beim Götterfürsten, dass Ihr ehrlich zu mir seid: Ordnetet Ihr an, den Junker Geldor zu ermorden?“ Erstaunen erfasste Ucurian. „Nun auch du, meine Tochter? Wie kannst du diese Lügen glauben?“
„Das beantwortet nicht meine Frage.“
„Bei Praios, nein! Niemals gab ich diesen Befehl!“
Swantje nickte, doch ihre entschlossenen Züge glätteten sich nicht. „Dann glaube ich Euch. Doch habt Ihr ihn entführen lassen und dieser unsäglichen Gefahr ausgesetzt, als Ihr ihn Menschen anvertraut habt die ihr eigenes namenloses Spiel spielten. Ihr streitet für mich und unsere Heimat? Mit Euren Taten in meinem Namen habt Ihr diesem Land und unserer Familie mehr geschadet als genützt. Ich entbinde Euch von Euren Diensten und Eurem Rat. Fortan werde ich selbst die Banner führen, um dieses Land zu befrieden – an der Seite der Kaiserlichen, die Ihr in Eurem blinden Zorn bekämpft habt, wo ihr hättet Seite an Seite stehen sollen. Ich fordere die Gefolgschaft und Treue Eurer Ritter und Waffenknechte. Wenn sie bisher für Eure Sache gestritten haben, werden sie mit Freude ebenso mir in die Schlacht folgen.“
Sämtliche Farbe war aus Ucurians Gesicht gewichen. Um Jahre gealtert ließ er sich kraftlos in einen Stuhl fallen.
„Außerdem verlange ich die sofortige Freilassung des Streiters des Reiches und seiner beiden Gefährten. Und jeder, der zukünftig versucht irgendwelche Kopfgelder bezüglich der Helden von Zweimühlen einzutreiben, wird sich dafür verantworten müssen.“

Ucurians Schicksal

Swantjes Bruch traf Ucurian unvorbereitet und entzog ihm sämtliche Kraft. Seit fast sieben Jahren hatte er einen verzweifelten Kampf in ihrem Namen gekämpft und dafür seine Reputation und seine Prinzipien aufs Spiel gesetzt ohne sie ein einziges Mal gefragt zu haben, ob sie dies selbst will.
Die Tauben des Hauses Rabenmund sowie Ucurians kriegsmüde Gefolgsleute atmeten auf, doch die Falken – allen voran Baron Goswin – drängten ihn zum Weitermachen: „Wenn Swantje sich der Kaiserin und den verfeindeten Bregelsaums anbiedern will, hat Ucurian noch andere Kinder, denen man ebenso – für ein starkes Haus Rabenmund und ein auferstandenes Darpatien – auf den Fürstenthron verhelfen könnte!“
Während Goswin auf Ucurian einschrie und diesen zum weiterkämpfen aufforderte, war dieser selbst hin- und hergerissen. Auch seine Gefolgsleute warteten ab, wie sich ihr Anführer nun entscheiden würde. Ucurian war unfähig einfach aufzugeben. Allerdings kannte er die Konsequenzen zu denen ein Kampf gegen seine Tochter führen würde – und dies wollte er nicht.
Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde trat vor um mit seinen Worten Ucurian zur Aufgabe zu bewegen: „Zusammen sind wir stark. Das Haus Rabenmund, das Haus Bregelsaum und die verbliebenen Truppen des Raulschen Reiches haben zusammen die Macht die Wildermark zu befrieden und ein neues Darpatien zu schaffen. Goswin ist ein verdammter Kriegstreiber, der das Vermächtnis von Irmegunde von Rabenmund mit Füßen tritt!“
Auch Eyrún Blutaxt trat nun ebenfalls vor, packte Goswin von Rabenmund an der Schulter und riss ihn von Ucurian weg: „Ucurian, die größte Gefahr stellt zur Zeit immer noch Lutisana da. Es wird keine bessere Gelegenheit geben um sich zusammen zu schließen. Vereint Eure Truppen mit denen eurer Tochter und kämpft mit uns gemeinsam gegen die Kriegsfürstin!“
Bastan von Erlgau unterstützte auch die Argumente der Zweimühler Helden, zu denen er sich auch fast zählen konnte: „Es gilt den Letzten Willen der gefallenen Fürstin von Darpatien zu Ehren und eine Befriedung der Wildermark zu erringen. Es kann dem Adel nicht gefallen dass der Häuser Zwist dazu führt, dass Söldner das Land regieren!“
Die drei schafften es schließlich Ucurian – gegen ihren argumentativen Konterpart Goswin – in seinen Zweifeln zu bestärken. „Ich gebe auf und werde die Waffen strecken. Lasst mich ins Exil außerhalb des Mittelreiches zu meinem verstoßenen Bruder Corelian gehen und ich schwöre Euch einen heiligen Eid die Waffen ruhen zu lassen und das Schwert nicht mehr zu erheben.“
Swantje Rahjandraêl von Rabenmund stimmte zu…


Ringen um das Haus Rabenmund

An dieser Stelle zwischen Swantjes Forderung und Goswins Hass zerbrach der Falkenbund.
Ein Teil von Ucurians nun ehemaligem Gefolge, das in seinem ehemaligen Knappen Paske einen leidenschaftlichen Wortführer fand, wand sich von ihm ab und beugte nun das Knie vor Swantje. Außer Paske von Rabenmund war unter ihnen Baronin Beergard von Rabenmund, Ritter Roderik von Rabenmund, die Kampfmagierin Julischa Ebenkranz und der im Mythraelsduell zum Krüppel geschlagene Vogt Roderich von Rabenmund, wobei der Vogt von Wolkenried erst die Seiten wechselte, als klar wurde, welche Seite hier den Gewinner darstellte. Mit den beiden Rittern wechselten auch die Hälfte der zwanzig Ritterlanzen, zwei Banner Waffentreue und ein paar Hand voll Schützen die Seite.
Alandra Greifenklau, Ucurians Leibwächterin, würde auch im Exil nicht von seiner Seite weichen, und ihm dorthin folgen.
Der Reichsverräter Leomar vom Berg verließ mit seinen verbliebenen vierhundert Wehrheimer Waldlöwen unterschiedlicher Gattung unter der Führung von Viridia von Schlotz, seinen dreißig novadischen Reitern und seiner auelfischen Kundschafterin Nyrociel Flechtenblüte die Burg, um sich vermutlich bald einem anderen Kriegsfürsten anzudienen. Er hatte sich eigentlich in den Kontrakt mit Ucurian gerettet, um Lutisana von Perricum zu entgehen, der er sein Leben zu verdanken hatte. Es blieb zu hoffen, dass diese ihn nicht ausfindig machen konnte um seine Schuld ihr gegenüber einzufordern.
Der einarmige Gernbrecht von Oppstein stellte fest, dass er nur noch wenig für seine einstige Heimat empfand und wollte lieber heute als morgen in das Liebliche Feld zurückkehren. Ucurians Aufgabe war ihm so eine willkommene Gelegenheit, die Wildermark hinter sich zu lassen. Die verlockenden Worte der Helden von Zweimühlen reichten mangels Gold nicht aus um den Condottiere und sein Banner Fußsoldaten und seine drei Schwadronen Schwere Rommilyser Gardereiter zum Bleiben zu bewegen.
Der almadanische Magnat Sumudan von Viryamun und Flogglond, mit dem steifen Bein, dachte nicht im Traum daran sich den Helden, Swantje oder gar den Kaiserlichen anzuschließen, galt er doch – als bis zuletzt treuer Gefolgsmann des Mondenkaisers – ebenso wie Leomar als Reichsverräter. Niemand vermochte zu ahnen, wem sich der Kriegsfürst zusammen mit seinen anderen flüchtigen Mayores und seinem Banner Waffenknechte, Halbbanner Schützen und Halbschwadron Reiterei demnächst anschließen würde. Ganz sicher würde er die „falsche und räuberische Kaiserin“ nicht um Gnade bitten.
Baron Goswin von Rabenmund zog auch mit seinen verbliebenen Getreuen Falken erzürnt davon, um wohl schon bald seinen verzweifelten und hasserfüllten Kampf fortzusetzen um entweder Ayla Duridanya von Rabenmund, die jüngere Tochter Ucurians und Knappin am almadanischen Fürstenhof war, oder den noch unmündigen Sohn Ucurians Tsayan Godefried von Rabenmund, ein Mündel der Kaiserin, auf den darpatischen Fürstenthron zu setzen. Außer seinen verbliebenen hundertfünfzig Söldnern unter dem Kommando von Leomars Bastard Dom Raimundo Ingeniosus von Agum, die sich außer Goswin niemand leisten konnte, folgten ihm noch der ‚Sonnenritter’ Arnôd von Eulenberg zusammen mit zehn Ritterlanzen und ein bisher unbekannter Antimagier. Ungolf versuchte zwar noch die Söldner für Reichsbaron Rogar anzuwerben, aber der Kontrakt scheiterte aufgrund der nicht vorhandenen Geldmittel und Swantje wollte ihre Machtbasis nicht auf Söldnern stützen.
Es blieb abzuwarten wie sich Baron Answin der Jüngere von Rabenmund, und das restliche Haus Rabenmund entscheiden würde. Aber mit Swantje hatte man nun wieder eine wahre und junge Hoffnungsträgerin, so dass sicher bald auch die restlichen Familienmitglieder die Zeichen der Zeit erkennen würden.

Hoffnungsträgerin der Mark

Burg Leffenstein, 23. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Vor ihrem nun versammelten Gefolge, von denen die Mitglieder ihres Stabes ihr durch das halbe Reich gefolgt waren und denen die sich ihr neu angeschlossen hatten – erklärte Swantje in einer feierlichen Rede, ihre Ansprüche ruhen zu lassen, bis der Kampf um die Mark entschieden war: „Wir sind nicht gekommen, um für eine Krone zu streiten, und ebenso wenig soll euch dies Antrieb sein. Streitet nicht für einen Thron, nicht für eine Person – nicht einmal für Uns. Streitet für die Idee eines geeinten Reiches! Wir sind gekommen, um dieses Land zu befrieden – und wir werden nicht eher ruhen, bis Frieden herrscht!“
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Maha Vairocana
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Der Letzte Ritt der Eisenfaust

Hunger und Kälte

Stadt Zweimühlen, Ende Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der Winter war in diesem Monat am härtesten, so dass die meisten Kampfhandlungen geruht hatten. Da Lutisana beim zurückliegenden Fall Zweimühlens, einen großen Teil der Ernte mitgenommen hatte, gingen die Vorräte die sie damals im Falle einer Belagerung in der Stadt gelassen hatte, schnell zur Neige, so dass das Vieh vor seiner Zeit geschlachtet werden musste. Eigentlich waren unter diesen Umständen Überfälle auf benachbarte Baronien nötig um das eigene Überleben zu sichern. Aber der Reichsbaron wollte es nicht seinem gefallenen Vasallen Harad von Winterkalt nachmachen. So war sein Volk gezwungen zu hungern.
Er ließ für den kommenden Monat eine Warenschau für seine erbeuteten Waffen und Rüstungen der letzten Jahre ankündigen und organisierte am 30. Firun, dem Tag der Ifirn ein Fest in Zweimühlen. Dieser Tag war ein religiöser Feiertag, bei dem Opfer und Gebete zu Ifirns Ehren dargebracht wurden um den Frühling herbeizuflehen. In Weiden kannte man diesen Tag auch als Tag der Weißen Maid.
Der selbstlose Badilakaner-Mönch Varion Lerchenfeld bat den Baron in den Tagen darauf um eine Armenspeisung in Zweimühlen, aber Rogar vom Blute zu Zweimühlen konnte nichts geben, das er nicht hatte. Der Mönch mit der Stirnglatze, den schwarzen Locken und den südländischen Zügen musste das einfach verstehen, egal wie charmant der den Barbarenprinz auch darum bat.
Pyglaion dyll Garén empfang in der Baronie Wutzenwald beim Pfleger des Landes die Hochweihe und diente fortan als Hochgeweihter Tempelmeister Zweimühlens. Ein Amt, das seit dem verschollenen Borongeweihten Boronian Angermacher vakant war.
Dieser guten Nachricht folgte aber alsbald eine Schlechte, als Anfang Tsa die Traviamark ihre Gänseritter aus Zweimühlen abzog. Diese beiden Ritterlanzen waren seit der Rückeroberung von Zweimühlen in der Stadt stationiert gewesen, hatten nun aber Order die Baronie zu verlassen, aus Angst in einen bewaffneten Konflikt mit Lutisana hineingezogen zu werden! Eine Begründung die den Reichsbaron, der eigentlich geglaubt hatte, mit der Traviamark verbündet zu sein, tief traf. Stand Lutisana nicht sogar unter dem Kirchenbann, und war nicht von vorneherein klar, dass sie die größte Feindin von allen war? Die Entscheidung der Traviamark, an der auch Mariella von Rabenmund nichts ändern konnte, konnte nichts Gutes bedeuten.
Des Weiteren erreichte den Baron eine Botschaft des Grauen Gildenrates in Bezug auf seinen Hofmagier Telor von Randolphsforst. Dieser schuldete der Grauen Gilde noch immer sein Mitgliedssalär, das ein Zehntel seines Einkommens betrug. Nach wie vor lag der Status des ’disliberatio’ auf dem gildenunfreundlichen Zauberer, dem somit die Möglichkeit zum Studium weiterer Zauber an Magierakademien untersagt war. Erst wenn er die sich seit vier Jahren angesammelten einhundertvierzig Dukaten bezahlen würde, würde der Gildenrat diesen Status aufheben. Der Ruf des Hofmagiers hatte bereits gelitten (erhaltener Nachteil: Schlechter Ruf 1), aber bei weiterer Nichtbezahlung würde sein Ruf des Helden von Zweimühlen noch weiter sinken. Aber immerhin hatte der Gildenrat ein anderes Problem ausgeräumt: Solange Telor weniger als drei Zauberschüler als Lehrmeister ausbildete, musste er seine Lehrtätigkeit nicht als Schule bei seiner Gilde anmelden und hatte zumindest in Bezug darauf nichts mehr zu befürchten, so die Entscheidung des Gildenrates. Nach dem Tod seiner Zauberschülerin Travine war ihm auch nur noch ein Zauberschüler geblieben, an den er sein immenses Wissen weitergab.
In einer weiteren Botschaft bat Adalbert von Hirschenrode aus der Grafschaft Hartsteen zum zweiten Mal die Hand seiner drittgeborenen Tochter einem der Helden von Zweimühlen an, und auch seine Jüngste als Pagin falls doch noch Interesse bestand. Rogar, der seinen Junkern in dieser Beziehung nicht rein reden wollte, leitete die Botschaft an Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde, Bastan von Erlgau und Gilborn von Talf weiter. Ungolf zierte sich weiter wie auch schon Monate zuvor, und erklärte dass er sich während des Krieges nicht auch noch um eine Frau kümmern konnte. Bastan hielt sich ebenfalls zurück und wartete offenbar noch ab. Und Gilborn hatte offenbar nur Augen für die Heldin Alrike und bat den Reichsbaron einige gute Worte bei seiner Angebeteten für ihn einzulegen.
Cordovan Weitzmann, der Erste Bürger der Stadt und Vater von Cecilia Weitzmann, die nun als Rogars Frau den Namen ’vom Blute’ trug, strebte immer noch das vakante Amt des Richters oder Scharfrichters der Stadt an. Aber Rogar war nicht wirklich wohl bei dem Gedanken, welche Macht er da seinem Schwiegervater als Richter geben würde. Aber auch als Scharfrichter hatte er bei Cordovan bedenken, vor allem als er Hörte, dass dieser sich schon vorsorglich hochwertige Folterwerkzeuge zugelegt hatte. Im Grunde wollte er keines der beiden Ämter an seinen Schwiegervater vergeben, aber stand beim Ersten Bürger der statt mit fünftausend Dukaten in der Schuld. Lange würde er Cordovan nicht mehr hinhalten können…

Die Baronin bittet um Rat

Stadt Zweimühlen, 07. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Eyrún hatte mehr als eine Woche benötigt um wieder alle Rüstungen, Schilde und Waffen der Helden Einsatzbereit zu machen. Nur der zerbrochene Zweihänder des Reichsbarons war nicht so einfach zu reparieren. Diese meisterhafte Klinge benötigte eine meisterhafte Schmiedekunst und richtig gutes Werkzeug. Die Fjarningerin hatte zwar von ihrem Vater im hohen Norden viel gelernt, aber ihre Hauptprofession war immer noch die einer Söldnerin und nun mal das Waffenhandwerk. Ihre Arbeit an einem außergewöhnlich hochwertigen Schmiedehammer, an dem sie schon seit über zwei Monaten arbeitete, musste sie unterbrechen, als sich an diesem Tag hochadliger Besuch angekündigte.
Beergard von Rabenmund, die Baronin von Ochsenweide, der Nachbarbaronie im Südwesten, war schnell zu einer der wichtigen Beraterin der jungen Swantje geworden. Die ‚Braut der Blutnacht’ sprach im Rittersaal der Zweimühler Grafenburg offen mit den Helden über die derzeitige Situation und war ehrlich an ihrer Einschätzung der Lage interessiert. Alles lief in ihren Augen auf einen Kampf um die Mark hinaus, bei dem jeder Verbündete zählen würde. Rogar und seine Gefährten machten der Baronin aufgrund ihrer früheren Parteinahme für Ucurian keinen Vorwurf und verstanden ihre Beweggründe.
Schließlich kam Beergard aber auf die jüngsten Ereignisse zu sprechen. Offenbar wurde gezielt Jagd auf die Mitglieder ihres Hauses und dessen Gefolgsleuten gemacht. Erst vor kurzem habe mit ihrem Vetter Fredo Answin von Rabenmund, den sie auf Burg Rabenmund bereits persönlich kennen gelernt hatten, ein naher Verwandter sein gewaltsames Ende gefunden. Ebenso wurden Güter der Familie oder ihrer Verbündeter niedergebrannt.
Sie bat die Helden darum die Hintergründe aufzuklären. Solange dem kein Ende gesetzt werde, würde ihr Haus nicht geeint unter Swantje streiten können. Sie bat den Reichsbaron und seine Gefolgsleute zudem eindringlich, nicht unüberlegt zu handeln, wusste sie doch darum, wie viel Schaden vorschnelle Beschuldigungen anrichten konnten. Sie wusste nicht an wen sie sich sonst wenden sollte, da die Truppen des neuen Marschalls anderweitig genug beschäftigt waren.
Als zusätzliche Motivation bot sie an ihren ganzen Einfluss innerhalb ihres Hauses in die Waagschale zu werfen, um einen Geldgeber für Rogars Geldprobleme zu finden – mit üblichem Zins natürlich.
Die einzigen Anhaltspunkte, die sie hatte, waren, dass Answins Hofmagier Fredo sich auf dem Weg nach Hallingen befunden hatte. Zuvor hatte er den garetischen Marktvogt Barnhelm von Rabenmund besucht. Fredo hatte sein Ziel jedoch nie erreicht und war mitsamt seiner Bedeckung grausam niedergemacht worden. Sämtliche Übergriffe fanden zwischen der Stadt Waldsend im Süden und der Grenzstadt Barken im Norden statt, meist auf der Reichsstraße, aber auch zwei bis drei Tagesritte abseits davon. Vielleicht hatten die blutigen Spuren im Schnee zwischen der Baronie Wehrheim und der Baronie Waldmarkt, bei der sie den Leichnam der toten Ritterin Travina von Erlenbach aufgefunden hatten auch etwas damit zu tun? Die damaligen Spuren deuteten genau wie beim Fall von Fredo auf die Beteiligung mehrerer schwer gepanzerter Reiter hin. Vielleicht würden sie in der Baronie Galbenburg und der Umgebung mehr herausfinden können.
Baron Rogar, der diesmal auf seiner Grafenburg verbleiben würde, da er in seiner Stadt einiges zu tun und zu organisieren gab, wählte die Helden, die sich mit den Übergriffen und Morden befassen sollten mit Bedacht…
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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Dark-Chummer
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29. Spielabend: Witwen und Waisen

Stadt Zweimühlen, 8. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Bevor die ausgewählten Helden sich auf den Weg machen konnten, trat Telor an seien Reichsbaron und Freund heran. Der Zauberer, hatte endlich den Hammer ‚Witwenmacher‘ mittels Analüs Arcanstruktur untersucht und dabei herausgefunden, dass eine Wesenheit die er nicht klar Licht oder Dunkelheit zugordnen konnte, selbigen beseelte hatte. Der Hofzauberer empfahl seinem Herrn den Hammer nicht an Reto Waisenmachen auszuhändigen. Rogar sah sich nun dem Problem gegenüber, ein Versprechen brechen zu müssen, dass er dem Söldnerführer in Wehrheim gegeben hatte. Doch Telor wusste Rat - ein Duplikat könnte stattdessen an Reto übergeben werden. Rogar gefiel diese Idee und beauftragte seine Leibwächterin Eyrún damit, diese in die Tat umzusetzen, da die Fjarningerin auch in der Schmiedekunst sehr bewandert war.
Telor jedoch weigerte sich den Hammer auch nur einen Augenblick aus der Hand zu legen, was die Anfertigung eines genauen Abbildes dieser blutverschmierten Waffe erschwerte. Da der Schaft des Warunker Hammers aus nordaventurischer Steineiche bestand und das Holz in der Gegend normalerweise nicht vorkam, und wenn überhaupt nur sehr schwer zu finden war, wurde der vor Jahren erbeutete Zauberstab des norbardischen Alchemisten und Artefaktmagiers Ibron Daginen zweckendfremdet. So würde das Duplikat sogar eine magische Aura besitzen und zumindest eine flüchtige magische Analyse überstehen. Der Hammerkopf der auch beim Original aus gewöhnlichem Stahl bestand wurde einfach um die Spitze des Stabes, der auch fast genau dieselbe Größe hatte, herum geschmiedet. Dennoch würde Eyrún mindestens sechs Tage benötigen um eine täuschend echte Kopie der Waffe herzustellen. Blieb nur zu hoffen, dass der Söldnerführer nicht schon vorher auftauchen würde um die Waffe in Empfang zu nehmen. Telor machte keinen Hehl daraus die ganze Zeit Eyrún nicht aus den Augen zu lassen. Überhaupt benahm sich der Zauberer etwas seltsam – schien er doch immer wieder Selbstgespräche zu führen. Oder sprach er sogar mit dem Hammer selbst?

Stadt Zweimühlen, 12. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Zwei Tage bevor Eyrún die Nachbildung des Hammers fertigstellen konnte erreichte Reto Waisenmachen mit einem Halbbanner Söldner jedoch Zweimühlen und sprach bei Reichsbaron Rogar vor. Dieser bat daraufhin Rhulana von Kurkum, Bashot und Bastan den Söldnerführer noch zwei Tage hinzuhalten, bis die Waffe vollendet war.
Bashot ging zuerst in die Schenke Blutgrube um dort einen morgigen Kampf zur Unterhaltung von Reto zu organisieren, wobei er sich selbst als Kämpfer vorschlug. Einst gehörte die damalige Villa der Familie Erlgau, die viele kaiserliche und fürstliche Offiziere stellte. Diese wurden aber vor Jahren, als Rogar noch nicht Herr über Zweimühlen war, bei einem Aufstand gegen einen hiesigen Kriegsfürsten fast komplett niedergemacht. Einarm-Lara die eigentlich Lara Guttmann hieß, war eine desillusionierte, soldatische Veteranin, die die Villa, nachdem diese einige Zeit damals leer gestanden hatte, in die berüchtigte Schenke umgestaltete. Nach deren Tod in der Nacht des Schreckens, in der sie von mehreren Schattenwandlern überwältigt worden war, hatte Haselwulf Weitzmann, Cecilias Bruder, die Schenke übernommen. Dieser führte ganz im Sinne der verstorbenen Einarm-Lara die Blutgrube fort und veranstaltete auch weiterhin an jedem Praiostag blutige Kämpfe im namensgebenden Loch im hinteren Teil des Schankraums. Hier konnten Freiwillige ein wenig Silber gewinnen – eine Aussicht, die auch schon manche verzweifelte Zweimühler hierhin gelockt hatte. Aber auch die noch immer in der Stadt anwesenden Todesfänger, die nicht zu Chayka Gramzahn übergelaufen waren, besoffen sich hier und berauschen sich an den wöchentlichen Kämpfen.
Bastan Erlgau führte derweil den Söldnerhaufen um Reto bewusst am Bordell Rahjas Höhle vorbei, was natürlich wie gewollt die Aufmerksamkeit der Söldnerschar weckte. Der ehemalige Freischärler war sich sicher, dass die Waisenmacher sich diesen Besuch gewiss nicht entgehen lassen würden. Und tatsächlich, fast alle Gefolgsmänner und Reto selbst betraten mit lüsternen Blicken und anzüglichen Gesten das alte Magistratsgebäude. Die jungen Burschen und Mädel aus Zweimühlen würden heute Nacht viel Arbeit haben aber auch sicherlich viele Dukaten verdienen – und die Söldner zumindest für diesen Tag beschäftigen…
Auffällig war aber auch die immer größer werdende Zahl der Hungernden innerhalb der Stadt. In den Mauern der Grafenburg viel das zunehmende Elend aufgrund der mangelnden Nahrungsmittel noch nicht auf, aber die Blicke der Hungernden und ihr Flehen war allgegenwärtig.

Stadt Zweimühlen, 13. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Im Laufe des nächsten Tages fanden sich die Waisenmacher dann in der Schenke Blutgrube ein. Heute würde der versprochene Kampf stattfinden, den Bashot arrangiert hatte. Bastan wollte sich dieses Spektakel, das in seinem ehemaligen Zuhause anstand, in dem er schon seit Jahren nicht mehr gewesen war, nicht entgehen lassen. Auch Rhulana fand sich in der Blutgrube ein um ihren Gefährten beim Kampf zuzusehen, diese Männer sollten erst einmal beweisen, dass sie kämpfen konnten. Aber leider machte Reto den Helden einen Strich durch die Rechnung. Unbeirrt forderte er anstatt den gewaltigen Trollzacker die kleinere, ihn aber immer noch überragende Amazone zum Zweikampf bis aufs zweite Blut heraus. Lächelnd nahm die große Frau an.
Beide sprangen in die Blutgrube im hinteren Bereich des Schankraums und zogen ihre Waffen. Reto kämpfte mit seinem Anderthalbhänder Waisenmacher, während Rhulana sich mit Amazonensäbel und nieren-förmigen Reiterschild aufbaute. Begeistert schlug Bastan auf den Tresen: „Fünf Dukaten auf die Amazonenkriegerin! Hahaha! Wer steigt mit ein? Oder glaubt ihr nicht an euren Anführer?“ Davon angestachelt gingen zwanzig Söldner des Halbbanners darauf ein und setzten jeweils fünf Dukaten auf Reto! Unter den begeisterten Rufen der Zuschauer wurde der Schlagabtausch eröffnet. Der Meilersgrunder wartete den Angriff der Amazone ab und vollführte ein Gegenhalten-Manöver. Geschickt drehte sich der kleine Söldneranführer in die Säbelklinge, unterlief so die Wucht von Rhulanas Attacke und verpasste ihr einen ordentlichen Treffer. Diese Kampftechnik kannte sie von Rogar, allerdings war Reto in seiner Leichten Platte wesentlich besser gerüstet als der Baron und sie im Kampf mit ihrem Säbel nicht so erprobt, wie sie es mit ihrem Rondrakamm war. Es fiel ihr schwer wirklich gute Treffer zu landen, da Reto einfach einen besseren Überblick hatte und schneller war. Der Kampf wogte hin und her und Bastan sah sein Wettglück kommen und gehen. Aber letzten Endes siegte die Amazone aufgrund ihres Rings des Lebens, und das auch nur sehr knapp. Bastan war einhundert Dukaten reicher und die Waisenmacher-Söldner fassungslos aufgrund der Niederlage ihres Anführers. Schwer verletzt zogen sie Reto Waisenmacher aus der Blutgrube, der das Bewusstsein verloren hatte.
Es würde Tage dauern, bis dieser wieder auf den Beinen war um seinen Hammer in Empfang zu nehmen können. Zeit war somit genug hinausgezögert worden, aber auch viel Zeit verloren…

Auf der Spur der Eisenfaust

Baronie Zweimühlen, 15. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Kurz vor ihrem endgültigen Aufbruch ereilte den Reichsbaron und die Helden die Nachricht, dass ein weiteres Mitglied des Hauses Rabenmund dem oder den Mördern zum Opfer gefallen sei! Syrina von Fuxfell Rabenmund, eine blonde, offen auftretende und bekennende Schöne der Nacht war Tod in der Baronie Galbenburg aufgefunden worden. Sie war die uneheliche Tochter des ältesten Sohnes Answins des Älteren von Rabenmund. Sie hatten sich einfach zu lange mit dem Witwenmacher aufgehalten. Aber Rhulana hatte Rogar mehrmals eindringlich darauf hingewiesen, dass sie dafür eigentlich keine Zeit hatten – aber der Rochshaz hatte eine Entscheidung getroffen und nun zahlte das Haus Rabenmund den Preis dafür…
Noch am selben windstillen und bedeckten Morgen brachen Rhulana, Bashot, Telor, Bastan und Eyrún endlich auf, und erreichten zwei Tage später mit ihren verbliebenen siebenundzwanzig Hartsteener Söldnern, den achtzehn Trollzacker Barbaren und zehn Zweimühler Bluthunden ihr erstes Ziel – Burg Rabenmund.

Baronie Bröckling, 17. Firun, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Burg Rabenmund, die sie bereits gut kannten, lag düster vor ihnen. Diesmal fanden sie vor der Burg kein Trosslager von angereisten Rabenmunds, fahrenden Barden, Gauklern oder Händlern vor. Keine Zelte vor der Burg, keine Wagen, kein farbenprächtiges Durcheinander und kein Gelächter.
Giara von Dunkelweiher, die Burgoffizierin von Burg Rabenmund hatte nur die Helden von Zweimühlen, nach Abgabe ihrer Waffen, ohne die restlichen Truppen in die Burg gelassen und die Zugbrücke mit samt den beiden Eisengattern hinter ihnen wieder geschlossen. Answin der Jüngere von Rabenmund hatte sich wirklich in seiner Burg regelrecht verschanzt um offenbar den Sturm der seit Lutisanas Erscheinen über die Wildermark fegte, auszusitzen.
Neben dem Burgherrn Answin dem Jüngeren selbst, waren auch seine letzten beiden namhaften Gefolgsleute bei ihm im Rittersaal: sein ältester Sohn Randolph Answin von Rabenmund ä.H., der seinen Vater vermutlich nur noch aus familiärer Treue unterstützte und der Immlinger Baron Alwan von Unterallertissen-Rabenmund m.H., der vermutlich auf Burg Rabenmund hinter dem selbsternannten Fürsten einfach nur Schutz vor den unbekannten Mördern suchte.
Answin der Jüngere wusste natürlich um den Tod seines Hofmagiers Fredo Answin von Rabenmund m.H., und bestätigte, dass dieser zuvor in Garetien bei Barnhelm von Rabenmund war und dann nach Hallingen weitergereist war. Was dieser aber ausgerechnet dort in einer Stammbaronie der Bregelsaums gewollt hatte, verriet der selbsternannte Fürst nicht. Er machte aber deutlich, dass auch er an der Aufklärung der Morde interessiert war und fragte die Helden von Zweimühlen, wie er ihnen oder Swantje behilflich sein konnte – Worte, die sie erstaunten. Da nicht nur den Rabenmunds die Zeit davon lief, sondern auch der finanzielle Bankrott der Baronie Zweimühlen bevorstand, kam ihnen die Idee eine Art Lockvogel der Rabenmunds zu benutzen. Nur wer wollte schon freiwillig eine solche Rolle erfüllen, bei der man sehr leicht sein Ende finden konnte?
Dann kam aber dem Burgherrn eine gute Idee. Sein einst bester Freund Ludian von Rabenmund m.H., der Quellina von Oppstein, Irmegundes Leibzofe, im Affekt getötet hatte und nun eine mehrjährige Kerkerstrafe im Verlies der hiesigen Burg abzusitzen hatte, war der perfekte Lockvogel, der sich so vielleicht mit viel Wohlwollen seine Freiheit erarbeiten konnte, zumal Answin dem Jüngeren eh daran gelegen war, seinen einstigen besten Freund wieder an seiner Seite zu sehen. Da die Idee wirklich gut war, stimmten die Helden dem kühnen Plan zu und verbrachten die nun hereinbrechende Nacht in der Burg.
Offenbar war Answin dem Jüngeren daran gelegen, seinen Ruf wiederherzustellen um vielleicht sogar irgendwann an Swantjes Seite zu reiten – zumindest sah es so aus…
"Er ist voller Blut, warum ist er immer voller Blut?"

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Dunkler Wanderer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Sollte jemand Interesse an dem Excelsheet - das ich für die Baronieverwaltung erstellt habe - haben, schickt mir hier einfach ne PM mit eurer Mailadresse

- Rogar

Tar Honak
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

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Sehr episch. Hab gerade eine sehr schöne Stunde beim Lesen verbracht.
Doch als baldiger MwB-SL würde es mich sehr interessieren, ob ihr Hintergrundmusik benutzt und wenn ja welche?

Blutige Grüße
Tar Honak

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Dark-Chummer
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dark-Chummer »

(@Tar Honak: An Hintergrundmusik benutzen wir ganz unterschiedliche Musik, die zur jeweiligen Situation passen sollte. Um mal hier einige zu nennen: Iron Clad, Der 13. Krieger, 300 (bei Kämpfen und Schlachten), Battle Forge, Bram Stoker's Dracula (beim Bergen der Hartsteener Grafengrone), Braveheart (Heldenhafte Situationen), Conan der Barbar (passt sehr gut in die Wildermark), Corvus Corax, Cultus Ferox, Dragon Age (Hintergrund), The Eler Scrolls III-IV, Enclave, Gladiator (bei Streitwagenkämpfen), King Arthur (Auftritt von Kriegsfürsten), Der Letzte Mohikaner (Wildnis und Drama), Medieval 2 (sehr gut für Feldschlachten und Auftritt Kaiserlicher, hier besonders das Lied 'Duke of the Dead'), Skyrim (im Norden der Wildermark), Sleepy Hollw (in Sümpfen), Summoning (Auftritt von Dämonen oder Paktierern oder richtig fiesen Endgegnern oder Orks), Two Steps from Hell (wenns richtig Episch wird), Warhammer (Feldschlachten), Wintersun (im Winter), The Witcher I+II (unterschiedlich), usw... ich hoffe diese Auswahl konnte dir helfen. Und nun weiter im Text.)

30. Spielabend: Ein Mordrabe steigt aus dem Kerker hervor

Burg Rabenmund, 18. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Nach einem ausgiebigen und angemessenen Frühstück mit Answin dem Jüngeren von Rabenmund und seiner Gattin Sylpurga von Mersingen-Rabenmund waren die Helden von Zweimühlen Aufbruchsbereit.
Sylpurga hatte Bastan von Erlgau noch wissen lassen, dass sie in Kaiserin Rohaja eine unfähige Herrscherin sehe und dass Reichsbaron Rogar vom Blute am besten daran gelegen sei, deren Unerfahrenheit ausnutzen. Und in Bezug auf Lutisana gab sie zu bedenken, dass die Söldnerführerin sich als Heerführerin von ‚Kaiser’ Answin dem Älteren von Rabenmund bewiesen und ihre Vergangenheit hinter sich gelassen hatte. Worte die der ehemaligen Freischärler nicht wirklich einschätzen konnte und diesem zu bedenken gaben.
Kriegsfürst Answin der Jüngere warnte die Helden noch vor zwei Dingen: Lucardus von Kémet, der Heermeister der Warunkei und ehemalige Großmeister des Ordens des Heiligen Golgari nutzt seit Wochen die langen Nächte des Winters für einen Feldzug gegen die Rabenmark. Die Golgariten waren derzeit in harte Kämpfe gegen die Drachengarde und ihre Untoten verstrickt, weichen jedoch den Gerüchten zufolge keine Meile und können die Grenze nach Osten gegen Altzoll und die Schattenlande sichern – noch zumindest. Und ein bemerkenswert raffinierter Baumdrache, der immer tödlichere Fallen in Norden der Baronie Bröckling und vor allem am Oberlauf des Gernat stellt, macht diesen Weg so gut wie unpassierbar. Die Helden kannten diese Echse nur zu gut, waren sie ihr doch vor vier Monaten im Travia schon selbst begegnet, als sie das erste Mal auf dem Weg nach Hallingen von Burg Rabenmund aus die siebzig Meilen durch die Wildnis genommen hatten. Der Zauberer hatte ihn schließlich mittels eines Paralü Paralein versteinern können - wenn auch nur für eine gewisse Zeit. Die Helden hatten keine Angst vor diesem, aber Rhulana, die die Gruppe anführte, wählte den Weg über die Reichsstraße. Dieser war mit seinen fast zweihundert Meilen zwar länger, aber sicher auch besser passierbar und ungefährlicher. Zudem wollte sie den Männern zeigen, wer hier den Streifenschurz an hatte. Vermutlich hätte sie sich für den Weg durch die Wildnis entschieden, wenn alle den Weg über die Reichsstraße gewählt hätten.
Der verurteilte Mörder und ehemals beste Freund von Answin dem Jüngeren, Ludian von Rabenmund m.H., der Sohn von Hilgert der Älteren von Rabenmund und unter anderem der jüngste Bruder von Goswin von Rabenmund, war krank. Die letzten Monate im Kerker der Burg Rabenmund hatten ihm offenbar nicht gut bekommen. Telor diagnostizierte Dumpfschädel bei dem Adligen, was die Reise nicht gerade erleichtern würde. Zudem bestand die Gefahr sich an der Folgekrankheit Blaue Keuche zu infizieren. War das ein Zufall? Aber sie brauchten den kränklichen Rabenmunder als Lockvogel – ließen ihn aber im Unwissen über ihr Vorhaben. Zu gegebener Zeit würden sie ihm mitteilen, dass er es war, der den Schlächter der Rabenmunds und deren Verbündeten aus den Schatten der Wildermark hervorlocken sollte.

Walpurgensbotschaft

Burg Leffenstein, 18. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Gegen Mittag desselben klaren und kühlen Tages erreichten sie Burg Leffenstein, die nun genauso wie die Baronie Königsweber zum Einflussbereich von Swantje von Rabenmund gehörte – etwas das den Helden von Zweimühlen als direkte Nachbarn sehr gelegen kam. Sie begegneten aber auf der Burg nicht nur zufälligerweise ihrem Reichsbaron Rogar vom Blute und Stabshauptmann Ungolf Ferdoker, die hier Gerin von Sturmfels zu den Morden befragen wollten, sondern auch dem offenbar nominellen Baron und Bannstrahler Praiodan Bernfried von Bregelsaum auf seinem Baronssitz. Vermutlich war dieser zuvor untergetaucht und hatte nun seine Chance gesehen, sein rechtmäßiges Lehen zurückzuerhalten, womit er nicht falsch gelegen hatte.
Nach dem Tod seines Vaters Baron Geryon von Bregelsaum, der in der Schlacht auf dem Mythraelsfeld vor Wehrheim gefallen war, hatte er sich mit seiner Mutter Kriagunde von Bregelsaum zerstritten und sie aus Königsweber verbannt. In den folgenden Jahren hatte Baron Praiodan dann offenbar die Herrschaft über Königsweber an Kriegsfürsten verloren, um wieder unverhofft aufzutauchen, nun wo der Falkenbund zerschlagen und seine Baronie befreit war. Der riesige Halbtroll von einem Baron bemühte sich um eine gute Beziehung, für den Fall, dass Baron Praiodan wirklich an der Macht bleiben und die nächsten Monate überlebten sollte.
Die Helden die zuvor auf Burg Rabenmund waren, berichteten ihrem Reichsbaron und dem Stabshauptmann davon, dass sie einen Lockvogel des Hauses Rabenmund, den sie nur zu gut kannten, aus dem dortigen Kerker geholt hatten. Ludian, der noch immer nicht wusste, warum er die Zweimühler begleitete, begrüßte den größten aller Helden und Streiter des Reiches – der ihn zusammen mit seinen Gefährten damals des Mordes überführt hatte.
Von Gerin von Sturmfels erfuhren sie, dass solche Angriffe, wie sie momentan stattfanden, zuletzt während und nach der Answinkrise vorgekommen waren. Damals gingen sie auf die Falken der beiden Häuser zurück. Das schränkte die in Frage kommenden Mörder eigentlich auf die Mitglieder des Hauses Bregelsaums ein, da das Haus Rabenmund der geschädigte war. Aber konnte man sich, in Anbetracht der Tatsache, dass das Haus Rabenmund auch innerlich stark zerstritten war, dessen so sicher sein?
Von Ritter Paske von Rabenmund, der zusammen mit einigen ehemaligen Rittern des Falkenbundes zur Sicherung auf der Burg geblieben war, erfuhren sie aber nun wahrlich fatale Neuigkeiten: Baron Goswin von Rabenmund, Ludians Bruder, hatte sich an Lutisana von Perricum gewandt und dieser in seinem Hass die Schätze der Travia-Kirche versprochen! Die Baronie Bohlenburg, der einstige Hauptsitz des Falkenbundes, stand somit unter Lutisanas Kontrolle. Aber auch der Kriegsfürst Sumudan von Viryamun und Flogglond, der sich beim Bruch des Falkenbundes schnellstmöglich von Burg Leffenstein mit seinen Männern abgesetzt hatte, hatte Lutisana ebenfalls seine Dienste angeboten! Da der almadanische Magnat für Ucurian von Rabenmund die Baronie Grassing kontrolliert hatte, war somit auch diese nun unter der Kontrolle der berüchtigten Söldnerführerin. Es mag sein, dass die Zerschlagung der Falken einen großen Sieg darstellte, aber gleichzeitig hatten sie Lutisana nicht nur einen Gefallen getan, da auch diese nun einen mächtigen Feind weniger hatte, sondern diese nun auch noch gestärkt. Neben den oben genannten Baronien standen fast seit Beginn des Krieges noch Gallys, Friedwang, Oppstein, Wutzenwald, Rammholz und Echsmoos unter ihrer Kontrolle – insgesamt acht Baronien! Der Einfluss und die Macht der vollendeten Feldherrin fraßen sich mehr und mehr ins Zentrum der Wildermark, mit dem Ziel diese an den meistbietenden zu ‚verkaufen’. Mehr und mehr wurde den Helden bewusst, wie stark Lutisana eigentlich wirklich war und mit den Baronien Grassing, Gallys und Wutzenwald, war ihre Baronie Zweimühlen nun bereits halb eingekreist. Und mit dem potentiellen Feind Answin dem Jüngeren, der kaum einzuschätzen war und seiner Baronie Bröckling, standen sie nicht besser da. Nur noch die Baronien Ochsenweide und Königsweber bewahrten sie vor einer Einkesselung.
Die einzigen Guten Nachrichten waren, dass die Traviamark bis auf gelegentliche Brandritte von Lutisanas ‚Kriegsfürstinnen fürs Grobe’ bisher verschont geblieben war. Aber mit dem Seitenwechsel von Goswin würde sich das ganz sicher bald ändern.
Aber auch Burg Auraleth war seit der Stationierung des Banners der Greifengarde von weiteren Kommandounternehmen von Seiten der Drachenmeisterin verschont geblieben.
Baron Praiodan, der als Bannstrahler den Helden viel zu verdanken hatte, versprach den Truppen der Helden weitere Nahrungsmittel, die er aber erst den Tag darauf bereitstellen konnte, weshalb die vereinten Helden, deren Trollzacker Barbaren, die Hartsteener Söldner, die Zweimühler Bluthunde und auch die von Rogar noch mitgebrachten fünfzehn Todesfänger den Rest des Tages gezwungenermaßen noch auf der Burg verbringen mussten. Telor nutzte diese Zeit zur Füllung seines Stab-Zauberspeichers, während der alte Landedle und fürstliche Jagdmeister dem Junker von Erlgau stundenlang von der Wildnis Darpatiens erzählte und so dessen Naturtalent noch vertiefte.

Das schwarzflammende Hackschwert

Rogar berichtete seinen Gefolgsmännern und Frauen am Abend, dass die Übergabe des gefälschten Witwenmachers an den Waisenmacher problemlos verlaufen sei, und dass er von Reto erfahren hatte, wer zur Zeit das Schwarze Schwert ‚Götterschlag’ führte, das nach dem Fall Zweimühlens aus seiner Schatzkammer geraubt worden war. Der Name des Trägers war Girion Tscheren, ein ehemaliger transysilischer Offizier aus dem Gefolge der Drachenmeisterin. Reto hatte Rogar im Preis für den Warunker Hammer erzählt, dass der glatzköpfige, breitschultrige Mann Varena von Mersingen schon in Transysilien gedient hatte und ihr auch weiterhin loyal folgt. Girion soll mit einer auffälligen Iryanrüstung gepanzert sein und in Kombination mit dem schwarzflammenden Hackschwert eigentlich nicht zu übersehen sein. Girion soll in Kämpfen stets versuchen Gegner mit verbündeten Mitstreitern in die Unterzahl zu zwingen, um sie anschließend Niederzuwerfen, was er nach Möglichkeit mit einem Binden-Manöver vorbereitet. Und in brenzligen Situationen soll er häufig den Rückzug anordnen, was es sehr schwer macht ihn im Kampf zu stellen. Seine Angst vor Nagetieren, von der der Waisenmacher auch berichtete, konnte den Helden sicher noch nützlich sein, wenn sie dem Träger des Schwarzen Schwertes gegenübertreten würden – und das würden sie, daran bestand kein Zweifel. Seinen genauen Aufenthaltsort hatte der Meilersgrunder aber nicht gewusst, oder absichtlich nicht verraten. Vermutlich war Girion genauso in steter Bewegung und umherziehend wie die Drachenmeisterin und an deren Seite.
Rhana ‚die Felsmutige’ Rôhaschta die dem Träger des Schwarzen Schwertes bereits begegnete war und dies damals nur knapp überlebte, hatte auch einen großen glatzköpfigen Mann in sonderbarem Sumpfechsenpanzer beschrieben, womit die Informationen von Reto wohl der Wahrheit entsprachen. Es passte auch, dass der feuerfeste Panzer gut zu einem Gefolgsmann der Drachenmeisterin passte, in deren Gegenwart sicher das ein oder andere durch den Kriegsdrachen Arlopir in Flammen aufging.
Blieb nur zu hoffen, dass der Waisenmacher seine neue Fälschung nicht als solche erkennen würde, denn sonst war ihnen ein neuer Feind sicher…

Der Bulle von Prem

In einem ganz anderen Zusammenhang standen wohl die Zweimühler-Ereignisse um den Bullen von Prem. Der Rote Haufen, der zuvor von Thorwulf dem Roten, einem Bastard des Ehemanns von Ragnar der Roten angeführt worden war, hatte nun einen neuen Anführer, nachdem der alte in der Zweimühler Grafenburg erschlagen worden war. Der Name des neuen Kriegsfürsten war Hetmann Orgen, der mit Thorwulfs ehemaligen Flusspiraten die Aue in der Baronie Zweimühlen unsicher machte. Rogar hatte es nach der zweiten Schlacht um Zweimühlen versäumt die zweiunddreißig überlebenden Berserker des Roten Haufens in seine Dienste zu nehmen und sie einfach sich selbst überlassen - und so kam es wie es kommen musste.
Unter neuer Führung eines angeblichen Hetmanns aus Prem, hatten die Flusspiraten ihr altes Handwerk wieder aufgenommen und ausgerechnet Mythram Korsfels, den Schreiber des Aventurischen Boten entführt, der oft in Zweimühlen verweilte, und dort sein Werk Monde des Schreckens, Saat der Hoffnung zu schreiben. Rogar erzählte, dass dessen beide angeheuerten Söldlinge kopflos in der Aue treibend aufgefunden wurden, und dass Mythram den Gerüchten zufolge dem Bullen von Prem nun als ‚Skalde’ diene um ein ‚Epos’ über dessen ‚Taten’ zu dichten, damit er für alle Zeit unvergessen bleibe. Die Ereignisse mussten aber schon über eine Woche zurückliegen, nur hatte der Reichsbaron erst kurz nach der Abreise der Helden davon erfahren. Wie dem auch sei, jedenfalls hatte er sich einen neuen Feind selbst geschaffen, was vermeidbar gewesen wäre, hätte er den roten Haufen unter seinen Sold gestellt und selbst einen neuen Anführer für die Berserker bestimmt. Nichts blieb ohne Folgen in der Wildermark…

Zehnköpfige Huren und Große Schwerter

Baronie Königsweber, 19. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Morgen, an dem sie endlich weiter gen Wehrheim reisen konnten setzte wieder starker Schneefall ein, der ihr vorankommen behinderte. Etwa um die Mittagszeit begegneten sie einem zehnköpfigen Hurentross, der sich auf dem Weg von Wehrheim nach Zweimühlen befand. Darunter auch die Gutaussehende Sigislinde Öbermühl und Harn der Stecher, wobei erstere darum gebeten wurde sich doch auch mal in dem Junkerngut Erlgau in Waidmanshus bei Bastan blicken zu lassen, wenn sie zurück waren. Die rothaarige Schönheit gab an, sich mit ihren Huren in Rahjas Höhle in Zweimühlen niederlassen zu wollen, um dort zukünftig zu ‚arbeiten’, da man in Wehrheim schon ‚alle durchhätte’, und schließlich sei man in Zweimühlen den dortigen Helden näher, was diesen natürlich sehr schmeichelte.
Am späten Abend hatte die Helden und ihre Truppen den Weg bis nach Wehrheim hinter sich gebracht und kehrten dort in der ehemaligen Kaserne der Wehrheimer Garde ein, die von allen Gebäuden der Geisterstadt noch am besten intakt war und die sie bereits schon gut kannten.
Oberst Alrik von Blautann und vom Berg und Marschall Bunsenhold von Ochs trafen sich am selben Abend noch zu einer kleinen Besprechung mit den Helden, die in Wehrheim gern und oft gesehene Gäste waren. Die beiden Offiziere hatten bereits von den schlechten Neuigkeiten in Bezug auf Baron Goswin und den Magnaten Sumudan erfahren, und überbrachten den Helden gleich die nächste schlimme Kunde. Durch die Verschiebungen der Machtverhältnisse eindeutig zu Gunsten Lutisanas, wechselte der düstere Vogt von Wolkenried Roderich von Rabenmund auf die Seite der Söldnerfürstin, der sich bei dieser wohl auf der Seite der Gewinner wähnte! Aber vermutlich war ihm in seiner vollkommen abgeschnittenen Position im Osten der Wildermark auch kaum eine andere Wahl geblieben. Somit war nun auch die Baronie Wolkenried unter der Kontrolle Lutisanas, womit diese nun bereits ganze neun Baronien und somit über ein Drittel der Wilden Mark kontrollierte. Gleichzeitig verfügte sie somit nun vermutlich auch über fast alle Minen des ehemaligen Darpatiens: Die drei geheimen Silberminen im Sichelvorgebirge in Oppstein, Echsmoos und wahrscheinlich auch die in Rankaraliretena, die Blutsteinmine und den Schieferbruch in Rammholz, und nun auch die reiche Kohlemine in Wolkenried. Lutisana konnte sich mit der Ausbeute der Minen nicht nur ihre Kriegskasse auffüllen, sondern finanzierte sich wohl auch so überhaupt ihre Unmengen an Söldnern, Mordbrennern und Barbaren – eine Frage die sich Rogar schon oft gestellt hatte. Die strategisch wertvollen Dergelauen mit ihren Viehherden waren den Zwölfen sei Dank noch unter der Kontrolle der Kaiserlichen. Aber die Helden erfuhren vom Oberst, dass Lutisanas Offiziere sich vor dem Winter offenbar auf die Kornspeicher der verschiedenen Städte, darunter auch Zweimühlen, und auf die Weidener Rinderherden konzentriert hätten. Die Ebenen von Vana und der Perainestein waren durch den Sieg der Kriegsfürsten Ilkhold Drachwill und Varena von Mersingen über Siebenstein auf unfassbare Weise geplündert worden, um die Versorgung von Lutisanas Truppen über den Winter hinweg zu gewährleisten. Aber durch den Tod der beiden Goblinkriegsfürsten Ziplim und Chraaz dem Verräter, mit denen Lutisana verbündet war, waren deren schwer zugänglichen Flanken in Zippeldinge und Mistelhausen nun nicht mehr gesichert. Aber die wirklich bedeutende gute Nachricht war, dass die Grafschaft Baliho alle seine noch verbliebenen Kräfte nach der Niederlage der Feldschlacht von Südweiden mobilisieren konnte und unter Führung der Burggräfin Ardariel Nordfalk von Moosgrund zusammen mit dem Sturmbanner, die Festung Nalgardis, vor Golderhelds Steige, vor kurzem zurückerobern konnte! Die energische Weidener Burggräfin will die Zustände in der Wildermark nicht länger hinnehmen und greift mit ihrem verbliebenen Ritterbann in den Konflikt ein, der sich bis in das Herzogtum Weiden ausbreiten konnte. Ardariel hat alle ihre Ritter gesammelt und führt diese gerade durch Eis und Schnee zum Winterquartier der Kaiserlichen nach Wehrheim – ein gewagtes Unterfangen, aber der jungen stürmischen Nordfalk und Schildmaid des erloschenen Ordens angemessenen.
Aufgrund der nun mehr und mehr umzingelten Situation der Baronie Zweimühlen, übergab Alrik vom Blautann und vom Berg Rhulana von Kurkum das Kommando über das einzige mit Zweihändern bewaffnete Banner der Löwengarde, die diese bereits schon zuvor in Hartsteen und danach bei der Rückeroberung von Zweimühlen geführt hatte. Der Auftrag der verbliebenen sechsundvierzig Löwengardisten die bis auf weiteres in Talf stationiert sein sollten, war, die Reichsstraße I für Ritterheere und schwere Gardetruppen freizuhalten. Von dort aus sollten sie die Baronie und die Straße sichern. Morgen würden diese in Marsch gesetzt, wobei der aktuelle Auftrag der Helden für Reichsbaron Rogar Priorität hatte und Rhulana sie weiter begleiten würde, bis die Mörder der Raben gefasst waren. Mit den Löwengardisten in Zweimühlen fassten die Helden wieder neuen Mut, da sie ihren Herrschaftsbereich zusammen mit dem Halbbanner Greifengarde in Ungolfs Junkerngut Gerdenfelde wieder besser gesichert wussten.
Marschall Bunsenhold, der erfahren hatte, dass Rogars Zweihänder, die ehemalige Klinge von Harad von Winterkalt beim Kampf um das Junkerngut in Königsweber bei der Befreiung von Geldor von Bregelsaum zerbrochen war, überreichte ihm den Molchenschnitter des gefallenen Marschalls Ludalf von Wertlingen. Rogar durfte das alte Erbstück bis zur Befriedung der Wildermark führen und sollte es später der Greifenfurter Markgräfin Irmenella ‚der Greifin’ von Wertlingen übergeben. Rogar, der übergangsweise Retotreu, den Zweihänder des toten Statthalters Vigo von Dunkelstein führte, nahm den Molchenschnitter seines alten Freundes nur zu gerne an sich und bedankte sich bei dem neuen Marschall der Wildermark.

Helmdahl

Helmdahl, 20. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Den ganzen Morgen hatte es geregnet und das Eis zu ihren Füßen in Schneematsch verwandelt. Von Wehrheim aus, hatte sie ihr Weg über die Reichsstraße II nach Norden geführt, an Burg Auraleth vorbei. Das Heer mit dem die Helden unterwegs waren, war auf insgesamt achtzig Mann samt Bluthunden angewachsen. Sie waren zu viele, als dass sie noch jemand einfach so angreifen würde und zudem waren sie westlich des Gernat, und auf von den Kaiserlichen kontrolliertem Gebiet. Aber gleichzeitig war eine solch große Truppe auch sehr auffällig.
Am Mittag, an dem es immer noch regnete, und es Ludian nicht besser zu gehen schien, betraten sie die Kleinstadt Helmdahl, ein Ort mit etwa sechshundert Einwohnern, der erst im Jahre 997 nach Bosparans Fall gegründet worden war und noch zur Mark Wehrheim gehörte. Rhana Rôhaschta hatte Rogar vor ungefähr drei Jahren von einer großen Schlacht erzählt, die hier getobt hatte. Der adlige Rochshaz erinnerte sich. Damals wurde die Stadt in der Schwärze der Nacht vom Feuerschein ihrer eigenen Brände erhellt. Die Funken und Rauchwolken sollen hoch in den Himmel gestiegen sein. Die Spuren der Brandgeschosse, die die beiden Onager an der Mauer hinterlassen hatten, waren noch immer zu sehen. Sogar über einen kleinen Zyklopen sollen die Richtschützen damals verfügt haben. Die Trollzackerin, die Rogar bis zu ihrer schweren Verletzung in der Zweimühler Grafenburg als Kundschafterin und auch als Meuchlerin gedient hatte, berichtete damals von sechs- bis achthundert Angreifern, die Kor unter der Führung von zwei oder drei Kriegsfürsten entfesselt hatte. Eine von ihnen war keine geringere als Lutisana von Perricum! Die damaligen Kämpfer der Belagerer, die Mauerwölfe, hatten größtenteils aus Infanteristen bestanden, die von nur wenigen Reitern unterstützt wurden. Lutisana hatte damals alles auf eine Karte gesetzt und die Stadt in nur einer Nacht erobert – genau wie Zweimühlen, das ebenso durch Verrat in nur einem Tag gefallen war. Die Zahl ihrer Söldner war damals schon groß und überstieg die jeder kaiserlichen Garde! Der Barbarenprinz hatte zu jener Zeit aber ganz eigene Probleme innerhalb seiner Baronie Zweimühlen, und hatte noch nicht den Blick für das große Ganze innerhalb der Wildermark. Heute bereute er es, die Boltanzüge der Söldnerführerin aus den Augen verloren zu haben. Den Preis den er und viele Zweimühler und auch viele andere dafür zahlen mussten war hoch, sehr hoch.
Heute schützten zwanzig Greifengardisten den Ort und musste im Falle eines Angriffes auf Verstärkung aus Wehrheim hoffen. Aber auch damals war der Entsatztrupp nicht schnell genug. Lutisana hatte die Stadt in der damaligen Zeit erst eine ganze Zeit besetzt und sie dann komplett ausgeplündert, und mit unbekanntem Ziel wieder verlassen – genau wie sie es in Zweimühlen auch gemacht hatte.
Bei der Durchreise trafen die Helden und Reichsbaron Rogar, der sich in Erinnerungen verlor, drei Bannstrahler die auf der nahen Burg Auraleth von einer Ghulenplage berichteten, die kürzlich in den Katakomben ausgebrochen war. Zufall oder hatte die Drachenmeisterin hier ihre Finger im Spiel? Telor hielt sich während der kurzen Begegnung eher im Hintergrund, während die anderen dort wohl seit kurzem gut bekannt waren. Der Zauberer hatte gute Gründe die Geißler zu fürchten.
Kurz vorm verlassen der Stadt begegneten sie noch dem Söldnerführer Maselrich Ottresker, der dem Streiter des Reiches ein Halbbanner durchschnittlich erfahrene berittene Leichte Reiter anbot. „Sind dem hohen Herrn die Rittsleute ausgegangen? Gar geflohen? Grämt euch nicht, guter Herr. Wahre Loyalität lässt sich nur mit Gold erkaufen. Und fähige Schwertarme noch dazu.“ Trotz des wirklich guten Preises von nur zwölf Dukaten pro Mann und Monat, schlug Rogar aber das Angebot der Söldner aus.
Der adlige Rochshaz fragte den Söldnerführer aber eher beiläufig ohne wirklich eine Antwort darauf zu erwarten, ob dieser wisse, wo Leomar vom Berg und seine Wehrheimer Waldlöwen seien, und erhielt prompt eine Antwort die ihm die Sprache verschlug. Maselrich erzählte, dass Lutisana ihn nach der Zerschlagung des Falkenbundes ausfindig gemacht und seine Schuld ihr gegenüber eingefordert hatte! Dieser fügte sich und streitet fortan, wenn auch halbherzig, für sie. Er soll angeblich Stadthalter von Wutzenwald sein und auch für sie die gleichnamige Baronie direkt im Norden von Zweimühlen kontrollieren. Somit verfügte Lutisana neben ihren neun Baronien nun auch über die Wehrheimer Waldlöwen, die fast Regimentstärke hatten, und die unbestreitbaren Fähigkeiten des ehemaligen kaiserlichen Strategen und Reichsverräters, der Rogar nun sicher einige schlaflose Nächte bereiten würde. Das gesamte Mittelreich hatte nicht einen einzigen Offizier, der es mit der Kriegskunst eines Leomars oder einer Lutisana aufnehmen konnte - nicht einen einzigen. Alle waren entweder wie Helme Haffax oder Lutisana schon lange zum Feind übergelaufen, hatten das Reich wie Leomar verraten, waren auf dem Mythraelsfeld im Jahr des Feuers gefallen, oder selbst zu Söldnern geworden. Der gefallene Ludalf und auch der jetzige Marschall Bunsenhold und auch Oberst Alrik, würden nie an diese vollendeten Feldherren heranreichen. Nur er, der Streiter des Reiches, ein Barbarenprinz aus den Trollzacken und vielleicht noch irgendwann Ungolf Ferdoker, wenn er lange genug überlebte, konnten diesen Strategen, die leider auf der falschen Seite standen das Wasser reichen, wenn überhaupt. Rogar vom Blute, war jahrelang durch die harte Schule der Wildermark gegangen, aber konnte er sich mit derartigen Seelen aus rauen Stahl messen?

Waldsend

Waldsend, 20. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Gegen Abend erreichten sie die Kleinstadt Waldsend, die sich im Norden der Mark Wehrheim an der Reichsstraße befand. Neben einem Travia- und einem Firun-Tempel, gab es hier einen florierenden Pelz- und Lederhandel. Viele Wilderer und ein raues Jägertum prägten die etwa achthundert Einwohner, seid hier niemand mehr die Jagdprivilegien des Adels achtete. Ein befestigter Turm, eine kleine Wehrmauer und mehr als ein Halbbanner Greifengardisten wachten hier über die Reichsstraße II.
Während Bastan von Erlgau sich mal wieder im zwanghaften Glücksspiel versuchte, hörte Ungolf Ferdoker von Gerdenfelde sich ein wenig in den Abendlichen Tavernen um und traf glücklicherweise auf einen Überlebenden eines Angriffs auf ein Gut, welches zu den Verbündeten der Rabenmunds gehörte. Ihre erste Spur seit Tagen! Der Waffenknecht erzählte dem Stabshauptmann, dass er das Wappen der Drachenmeisterin, die schwarze Drachenklaue auf rotem Grund, erkannt hatte, und dass es sich um eineinhalbdutzend schwer gepanzerte Reiter gehandelt hatte. Die Anzahl der Reiter stimmte mit denen überein, von denen sie auf ihrem damaligen Weg nach Burg Lauben gehört hatten. Waren es vielleicht doch nicht die Bregelsaums oder Rabenmunds, sondern die Reiter von Varena von Mersingen? Oder aber handelte es sich gar um eine Kriegslist?
Sie entschlossen sich dazu, sich weiter umzuhören und erfuhren bald, dass Azzo von Bregelsaum die Herrschaft der Baronie Galbenburg an sich gerissen hatte, und dass er die Gegend frei von Gesindel halten würde, was ihm die Einheimischen dankten. Er griff wohl hart durch, schützte aber auch das Volk. Waren er und seine Ritter es vielleicht, die die Rabenmunds töteten und sich dabei fremder Wappenröcke bedienten? Beim Mythraelsduell hatte man Azzos Hass auf das Haus Rabenmund sehen können, als er den Vogt von Wolkenried zum Krüppel geschlagen hatte. Wobei dieser ihn zuvor aber auch mit Beleidigungen provoziert hatte. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Kämpfern, ihnen eingeschlossen, hatte Azzo Roderich damals wenigstens nicht getötet…

Der Nandus-Geweihte

Waldsend, 21. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Am nächsten Morgen traf Rhulana von Kurkum in ihrer Herberge den adligen Nandus-Geweihten Xerwolf Xandros vom Berg. Dieser interessierte sich nicht für die Morde an den Rabenmunds, sondern fragte sie nach dem ‚Gott des Waldes’ und ob sie wisse, wo er dessen Anhänger finde, die er hier irgendwo in der Wildermark vermutete. Doch die gesellschaftlich eher ungeschickte Amazone konnte dem Geweihten des verbotenen und verborgenen Wissens leider nicht weiterhelfen und vergraulte ihn eher mit ihrem Männerverachtendem Blick. Sie hatte von diesem Kult schon flüchtig gehört. War nicht der Schwarze Ritter und Boronian Angermacher bereits mit diesen aneinander geraten? Ersterer war tot und letzterer verschollen, so dass dem Nandus-Geweihten leider niemand helfen konnte. Dass die Helden von Zweimühlen vor Monaten auf ihrem Weg nach Hallingen in der Baronie Wutzenwald Anhängern des Gottes des Waldes begegnet waren, und dass der geheimnisvolle Kult, deren Gefahr damals schon Harad von Winterkalt erkannt hatte, bereits begann in Zweimühlen Fuß zu fassen, ahnten sie nicht. Genauso wenig wie Xerwolf, der schon bald vom Jäger zum gejagten werden sollte…

Der Gemahl der Blutbraut

Weiter auf der Reichsstraße gen Norden begegnete der Armee der Helden eine Bregelsaumer Ritterlanze, an dessen Spitze der alte Wahnfried von Bregelsaum, der Gemahl der Braut der Blutnacht von Rommilys ritt und sie im Namen Praios und der Zwölfe begrüßte.
Von ihm erfuhren sie, dass der Bannerherr des Hauses Bregelsaum, Azzo, dem Familienrat ferngeblieben war, der sich vor wenigen Tagen auf Burg Hallingen eingefunden hatte. Als Wahnfried von Rogar direkt auf diesen angesprochen wurde, bezeichnete Wahnfried den kleinen aber stämmigen Ritter als eine Naturgewalt, auch wenn dieser seine Glanzzeit wohl hinter sich hatte, war er als Kämpfer immer noch gefürchtet und geachtet. Bei den Mitgliedern seines Hauses genoss Azzo einen legendären Ruf als Bannerherr seines Hauses und führte den mächtigen Streitkolben Eisenfaust, den die Helden schon im Mythraelsduell im Einsatz gesehen hatten. Man bedankte sich für die Auskünfte, die ihre Vermutungen verdichteten.
Der Gernat schlängelte sich einige Meilen rechterhand durch sanftes verschneites Hügelland mit Wald und Heide. Hier gab es zwischen Holzfällersiedlungen und kargen Feldern nur wenig plündernswertes Gut.
Bastan von Erlgau, der ebenfalls zum ersten Mal in diesem Teil der Wildermark war, kümmerte sich abends um einen gut zu verteidigenden Rastplatz auf einem Hügel, so dass man im Falle eines nächtlichen Angriffs bergab kämpfen konnte. Leider waren ihre Lagerfeuer auch sicher weit ins Land zu sehen.
Der Junker von Erlgau und Herr von Waidmanshus war der einzige, der ein kleines Zelt dabei hatte und sich so vor dem immer wieder einsetzenden Schneeregen schützen konnte. Den Reichsbaron Rogar, Bashot Grim, die Meutemeister und die restlichen Trollzacker Barbaren kümmerte das aber kaum. Ein Baron, der abends ohne Zelt am Feuer seiner Männer saß, war natürlich gut für deren Moral, aber schlecht für seinen Stand und Sozialstatus. Sein Ansehen unter alten Adligen war durch seinen Stand als Neuadligen seit jeher problematisch, aber dass sich sein Verhalten, wie es sich für einen Hochadligen nicht geziemte, herumsprach, das vergaß er nur allzu oft.
Der Rest der Armee, die Hartsteener Söldner, die Todesfänger und auch die übrigen Helden von Zweimühlen waren den Witterungsverhältnissen Schutzlos ausgeliefert. Offenbar war man immer davon ausgegangen auf dem Weg in Herbergen oder Raststädten unterzukommen. Und genau das war der Grund, warum Rhulana den Weg über die Reichsstraßen gewählt hatte, denn durch die Wildnis und durch finstere Wälder gen Norden wäre zwar wirklich kürzer, aber dafür unzumutbar für ihre Truppen zu dieser Jahreszeit gewesen. Auf ihrer Route mussten sie nur einmal draußen übernachten. Die Amazone teilte die Wachen ein und hoffte auf einen baldigen guten Kampf, der ihr die Kälte aus den Knochen vertreiben würde.

Kein Kühner Plan

Baronie Galbenburg, 22. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Der Streiter des Reiches und sein Gefolge vermuteten den Mörder der Rabenmunds in Galbenburg, aber ihr Vorgehen war ganz und gar nicht durchdacht. Niemand hatte einen ernsthaften Plan wie sie ihren Lockvogel Ludian von Rabenmund, der immer noch nicht den Grund seiner Anwesenheit kannte, effektiv einsetzen konnten, ohne dass dieser womöglich sein Leben lassen musste. So zogen die Zweimühler mitsamt ihrer Truppen einfach vor die Toren des Ortes Galbenburg.
Natürlich wurden sie nicht eingelassen. Im Gegensatz zur Mark Wehrheim, waren sie im Norden der Wildermark weniger bekannt, und hier herrschten auch nicht die Kaiserlichen. Man bat um eine Audienz und wartete derweil vor der Stadtmauer mit ihren baufälligen Wachtürmen, die zusehends mit mehr Bogenschützen und Waffenknechten bemannt wurden. Dass Ungolf Ferdoker die Zweimühler nun Gefechtsaufstellung nehmen ließ, machte es nicht besser, sondern verschärfte die Situation nur noch. Die Menschen hier standen offenbar wirklich treu zu Azzo, der nun als Kriegsfürst über diese Baronie herrschte.
Über dem Ort thronte der Galbenstein und darauf eine der mächtigsten Festungen der Wildermark – die Galbenburg. Von dort aus musste man einen guten Überblick über die Baronie haben und sicher hatte man am Abend zuvor ihre vielen nächtlichen Feuer gesehen und sich dementsprechend vorbereitet. An ein Belagern der Festung war jedenfalls nicht zu denken, da sie weder über Belagerungsgerät verfügten und vermutlich der Burgbesatzung auch zahlenmäßig nicht überlegen waren, was bei einer derartigen Belagerung Voraussetzung war. Vor allem die Bogenschützen auf den Mauern befanden sich in optimaler Reichweite um sie innerhalb von Minuten niederzustrecken.
Ungolf schätze etwa ein Halbbanner fähige Bogenschützen, ein ganzes Banner erfahren aussehende Waffenknechte und mindestens zwanzig Ritter, die vermutlich für die Morde und die Brandschatzungen verantwortlich und dementsprechend kampferprobt waren. Ihr Plan war leider nicht kühn, sondern einfach nicht vorhanden…

Azzo von Bregelsaum

Nach einer halben Ewigkeit gewährte man den Helden, und nur diesen, Einlass. Bashot Grim blieb derweil bei ihrem Heer und hatte Anweisung nach spätestens einem Tag den Sturm auf das Dorf und die Festung zu befehlen – ein außerordentlich dummer Plan, für den Fall dass es so weit kommen sollte, denn die Befestigung war mit Burg Rabenmund zu vergleichen, bei der Ludalf von Wertlingen und Rogar damals mit mehr Männern und Belagerungsgerät gescheitert waren.
Fünfundzwanzig Waffenknechte und ein Ritter hoch zu Ross geleiteten sie durch den Ort, vorbei an einer Salzsiederei, einem Travia-Tempel, einem Hesinde-Schrein und schließlich den Galbenstein hinauf, wo Bogenschützen jeden ihrer Schritte von oben beobachteten. Nachdem sie den Burghof erreicht hatten, wurde das schwere Eisengitter hinter ihnen hinunter gelassen, was ihnen den Rückzug versperrte. Eine Deckung vor den Bogenschützen über ihnen war zwecklos, ganz abgesehen von der Übermacht die sie unten im Hof umgab. Eyrún, die als einzige nicht adlig war, musste widerwillig als Gemeine ihre Axt der Furcht ablegen – ein Artefakt, das ihnen nun auch nicht mehr helfen konnte. Erst jetzt wurde ihnen ihr Fehler bewusst.
Dann trat der Burg- und Bannerherr in den Hof der Galbenburg – Azzo von Bregelsaum.
Ein kleingewachsener, stämmiger Ritter in langem Kettenhemd, Plattenschultern, Halsberge, Armschienen und Beinschienen aus Stahl, Panzerhandschuhen und Panzerschuhen trat auf den Reichsbaron und sein Gefolge zu. In Händen hielt er kampfbereit den legendären Streitkolben Eisenfaust und einen Großschild mit dem Wappen des Hauses Bregelsaum, der eine goldene Scheibe auf grünem Grund zeigte. Das Gesicht des alten Ritters wurde von einem Topfhelm mit Stierhörnern verborgen, aber aufgrund der Körpergröße, Statur und Waffenhaltung hatten sie es eindeutig mit Azzo zu tun, der im Mythraelsduell auf ihrer Seite gekämpft hatte.
Der Burgherr richtete sein Wort nur an den Streiter des Reiches und wurde von diesem recht direkt gefragt, ob er für die Morde an Fredo Answin von Rabenmund, Syrina von Fuxfell-Rabenmund und Travina von Erlenbach und für die Verwüstungen der Güter der Verbündeten des Hauses Rabenmund verantwortlich war. Die Antwort bekam der Baron von Zweimühlen geradeheraus – Azzo bekannte sich zu seinen Taten und machte klar, dass Rogar als Verbündeter von Swantje von Rabenmund und anderen Rabenmäulern ebenfalls bald zu seinen Opfern gehören würde! Er forderte dem Barbarenprinz zu einem ritterlichen Zweikampf bis aufs dritte Blut auch wenn er bezweifelte, dass der Halbtroll wusste, was er damit meinte. Für die Unwahrscheinlichkeit eines Sieges des Trollzackers befahl er seinen Rittern diesen und sein Gefolge ziehen zu lassen. Wenn er jedoch den Sieg davon tragen würde, wobei er sich ziemlich sicher war, gegen den adligen Barbaren zu bestehen, so würde er den Leib des Rochshaz mitsamt seinem ‚Helden-Gefolge’ vom Galbenstein werfen lassen, was noch niemand überlebt hatte.
Rogar blickte angespannt auf den kleinen eisernen Ritter hinab und nahm die Herausforderung an. Er hatte keine Angst vor dem Bregelsaumer, aber großen Respekt vor dessen Kampferfahrung und ihm war klar, dass das Leben seiner Freunde nun von ihm ganz allein abhing.
Azzo signalisierte den Beginn des Kampfes mit dem Schlagen seines mächtigen Streitkolbens auf seinen Schild und schritt auf den Helden von Zweimühlen zu, der gefühlt fast doppelt so groß war, wie er. Rogar eröffnete mit einer fast unparierbaren Finte (+7), die Azzo aber nicht täuschen konnte, und parierte den Schlag der Eisenfaust mit einer Meisterparade um kurz darauf noch waghalsigere Finten (+11) zu schlagen um am Schild des Ritters vorbeizukommen. Azzo ging voll in die Defensive, welche er einem Schildwaffenmeister gleich, noch besser als Ungolf Ferdoker, beherrschte. Gleich bei Kampfbeginn gelang der Eisenfaust ein glücklicher Treffer, der das Blut des riesenhaften Trollzackers im Burghof vergoss! Doch sein Harnisch von Kaiser Nardes von Gareth den er einst in den Tiefen des Tobelsteins in den Nardesfällen fand und von dessen Leichnam geborgen hatte, rettete ihm das Leben. Ein magischer Panzer, der sich der Statur seines Trägers perfekt anpasste, weniger behinderte und ihn nun knapp vor einer tödlichen Verwundung bewahrte.
Aber Rogar schwang den Zweihänder Molchenschnitter mit der Wucht eines Ogers und der Finesse eines Schwertmeisters. Im Kampf Mann gegen Mann zu Fuß war er im Grunde ungeschlagen - er der er die Duelle der Kaiserin kämpfen musste. Seine Niederlage gegen den jungen Ritter Trautfried von Ostengrund vor der Befreiung von Geldor von Bregelsaum, war fast wie vergessen.
Sie belauerten sich gegenseitig auf Fehler, während Rogar eine unglaubliche Finte nach der anderen schlug, die Azzo fast immer wieder mit seinem großen Schild und großem Geschick parierte. Hier umkreisten sich zwei Kämpfer mit vollendeten Kampffähigkeiten. Azzo hatte auf Maraskan gekämpft, focht gegen Oger und Orks, jagte Answinisten und hatte in unzähligen Schlachten gegen den Bethanier und dessen Nachfolger gestritten. Lange galt er als einer der besten Tjoster des Reiches. Er war seit seiner Jugend Wolfhelm von Pandlarin-Bregelsaum loyal ergeben gewesen und Falke im Konflikt zum Haus Rabenmund. Aber der Tod seiner Schwester Alruna von Bregelsaum in der Blutnacht von Rommilys und der Tod des Bregelsaumer Familienoberhauptes Wolfhelm, hatten seinen Hass ins Unermessliche gesteigert und letzten Endes zu diesen Taten getrieben.
Der Eisenfaust gelang noch ein weiterer glücklicher Hieb, den Rogar aber mit Molchenschnitter im letzten Moment parierte, so dass die Funken flogen. Dann aber ging dem alten Ritter, der mit seinen vierundsechzig Götterläufen schon mehr als doppelt so alt war, als Rogar, langsam die Puste aus. Azzo war darauf spezialisiert, seine Gegner möglichst schnell niederzustrecken und bei stärkeren Gegnern hinter seinem Schild auf den richtigen Augenblick zu warten. Dieser bot Rogar ihm aber nicht, der den schwer gepanzerten Ritter nun immer öfter traf, bis dieser schließlich nach dem sechsten Treffer des Molchenschnitters schwer blutend und Bewusstlos zu Boden ging! Rogar hatte gesiegt, während alle Ritter und Waffenknechte auf der Galbenburg nun den Tod von Azzo von Bregelsaum erwarteten.
Aber Rogar vom Blute zu Zweimühlen verschonte den Mörder der Rabenmunds und schenkte ihm das Leben. Er zeigte nicht nur vor Azzo sondern auch seinen Gefährten, was Gnade ist. Sollten das Haus Bregelsaum und deren neues Oberhaupt Gilborn Hal von Bregelsaum über Azzo Urteilen. „Bei Praios - das Morden und bekämpfen der Rabenmunds ist nun vorbei! Die Zeit der Rache ist vorüber!“
Azzos Ritter hielten Wort und ließen die Helden von Zweimühlen, zusammen mit dem von Rogar über der Schulter getragenen Azzo, wortlos aus der Burg zu ihren Truppen zurückkehren.

Der letzte Ritt der Eisenfaust

Burg Hallingen, 24. Tsa, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Sie hatten Ludian von Rabenmund nicht als Lockvogel benötigt und zugleich die Haustruppen der Bregelsaums nicht dezimieren müssen, durch Rogars Sieg im Stellvertreterkampf. Eine gute Leistung dafür dass sie keinen Plan hatten. Glück das sie bei einem weniger ritterlichen Kriegsfürsten sicher nicht gehabt hätten.
Reichsbaron Rogar überreichte Gilborn Hal von Bregelsaum den traditionsreichen Streitkolben der Familie und übergab Azzo, der den gleichen Spitznamen wie seine Waffe trug, der Gerichtsbarkeit der Bregelsaum. Dafür sicherte Gilborn den Recken die unerschütterliche Unterstützung der Bregelsaums zu und dankte ihnen für ihre Nachforschungen und die Schlichtung dieser Blutfehde, die Hoffentlich nun hiermit ein für alle Mal beendet war.
Die lang ersehnte Neuigkeit auf die der Streiter des Reiches so lange gewartet hatte und die eine der größten Belohnungen überhaupt für ihn war, erhielt Rogar gleich noch hinzu: niemand geringeres als die Kaiserin selbst nahte und hatte in Puleth zum Kriegsrat gerufen, auf dem auch die Helden von Zweimühlen erwartet wurden!
Zuletzt geändert von Dark-Chummer am 22.04.2014 15:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Dunkler Wanderer »

Derweil in Zweimühlen

Stadt Zweimühlen, Ende Phex, im Jahre 1035 nach Bosparans Fall

Die erdrückenden Schüttwerkmauern der Stadt und die Grafenburg, aber vor allem auch die vielen Menschen in Zweimühlen machten Alrike immer mehr zu schaffen. Schon über eine Wochen war vergangen, seit der Reichsbaron sie beauftragte hatte hier in Zweimühlen zu verweilen, um auf seine Familie aufzupassen und um im Notfall die Verteidigung Zweimühlens zu kommandieren – die Stadt aus der ihre Vorfahren stammten und der sie ihren Namen zu verdanken hatte. Der Winter hatte sich in ihrem Herzen ausgebreitet und dagegen halfen keine Kamine – vielleicht das gemeinsame Lagerfeuer mit ihren Gefährten in der Wildnis Zweimühlens, oder der bevorstehende Frühling – aber nicht das Feuer innerhalb dieser kalten Mauern.
Oft dachte sie in dieser Zeit an Alrik von Blautann und vom Berg und ihre gemeinsame Nacht in der Kaserne von Wehrheim. Er war der einzige Mann den sie so nahe an sich hatte herankommen lassen und bei dem sie alle Vorsicht vergessen hatte. Diese Nacht hatte ihr erst gezeigt wie sehr ihr eine solche Nähe bisher gefehlt hatte. Aber diese Nacht hatte auch Konsequenzen die sie nun nicht mehr ignorieren konnte. Ihre letzte Monatsblutung war jetzt schon über zwei Monate her und was das zu bedeuten hatte wusste sie genau... Wie so oft in diesen Tagen trugen sie ihre Schritte zu den Mauern der Stadt, von der aus sie alles vor sich sehen konnte. Sie sehnte sich nach der Weite und der Freiheit der Wildnis. In Östlich-Ochsenwacht, ihrem Junkerngut gab so viel zu tun und sie saß hier fest. Und dann auch noch diese Schwangerschaft – was auf sie zukommen würde machte ihr wirklich ein wenig Angst. Dies war wirklich nicht die beste Zeit um ein Kind zu erwarten, in diesen Tagen in denen Lutisana von Perricum ihr Unwesen trieb und ihre Kriegsfürstinnen die Menschen terrorisierten. Gegen sie und ihre Tyrannen wollte sie kämpfen, aber nun änderte sich plötzlich alles. Es wurde Zeit an das heranwachsende Leben in ihrem Leib zu denken. Wenn es eine gute Zukunft haben sollte, würde sie so schnell wie möglich einen passenden Vater finden müssen, der darüber hinwegsehen konnte, das sein Nachkomme zu früh das Licht der Welt erblickte. Gilborn von Talf, der wohl ermutigt durch Rogar, damit begonnen hatte um sie zu werben, könnte vielleicht der Richtige sein. Oft hatten sie in den vergangenen Zeiten vor dem Fall Zweimühlens zusammen als Zweimühler Schlachtreiter gegen äußere Feinde gekämpft. Er war ihr vertraut und bestimmt würde sie es lernen ihn zu lieben...
Vor zwei Tagen war ein Brief eingetroffen, in dem sich Gilborn von Talf für den heutigen Tag ankündigt hatte. Zordan von Elenvina, Rogars Stadtverwalter, hatte es ihr heute Morgen berichtet und nun waren die Vorbereitungen für den Empfang des Adligen im vollem Gange, was etwas Abwechslung in den Alltag der Zweimühler Grafenburg brachte. Dieses Treffen mit Gilborn würde ihr helfen diese wichtige Entscheidung zu treffen. Als Sie aufblickte waren die Banner des Junkers von Talf bereits am Horizont zu erkennen.

Der Adlige Junker war mit dem Anliegen erschienen, seinen Baron zu sprechen, doch als offenbar wurde, dass Rogar noch nicht zu erwarten sei, schien ihn dies nicht zu stören. Er würde noch ein paar Tage hier verweilen, vielleicht hatte er ja Glück ...
Er saß an der langen Tafel des Barons dessen Sitz am Kopfende der Tafel leer war, viele Helden hatten an dieser Tafel schon gespeist und viele davon sitzen jetzt an der Tafel ihrer Götter. Doch eigentlich ging es Gilborn nur um eine dieser Helden, Alrike von Zweimühlen, die einst mit seinem alten Rivalen Harad von Winterkalt als dessen Knappin in die Wildermark gekommen war. Zwar war es eine Sorgenvolle Zeit gewesen als der Schwarze Ritter in Talf sein Unwesen getrieben hatte und so sehr er auch froh war das diese Zeit vorbei war so konnte er nicht leugnen das Harad ihm einen Dienst erwiesen hatte indem er Alrike von Zweimühlen zurück brachte.
Er dreht nervös den alten goldenen Siegelring mit dem alten Wappen Zweimühlens zwischen seinen Fingern hin und her. Er war schon im Besitz seiner Familie seit ihn der letzte Baron aus der Blutlinie von Zweimühlen seiner Familie zum Geschenk gemacht hatte. Es gab viele Geschichten dazu, aber das war jetzt nicht so wichtig für ihn. Viel wichtiger war eine andere Person hier an dieser Tafel, die ihm soeben gegenüber saß. Alrike von Zweimühlen schien sehr nachdenklich zu sein, so gut kannte er sie schon um das zu erkennen. Nach dem Essen würde er mit ihr unter vier Augen sprechen um ihr den Ring zu geben.
Während des Mahls sprachen die beiden über alles was sich so in der Wildermark zugetragen hatte und was noch alles vor ihnen liegen würde, doch beide schienen nicht ganz bei der Sache zu sein. Froh darüber, dass das Mahl zu Ende war - Alrike weil Sie nicht wusste wie sie mit der Aufmerksamkeit die ihr zuteil wurde umgehen sollte, Gilborn weil er endlich mit ihr unter vier Augen sein wollte - erhoben sich beide vom Tisch. Alrike hatte die ersten Stufen der Treppe zum Obergeschoss bereits erreicht, als Gilborn sie innehalten und sich umdrehen ließ. Er wollte ihr, sagen, das er sich nach ihrer Gegenwart gesehnt hatte und das er eigentlich nur wegen ihr hier war, stattdessen wünschte er ihr eine angenehme Nachtruhe und machte sich nach dem sie gegangen war auf zu seinen Gemächern.
In den darauffolgenden Tagen wollte sich ihm keine Gelegenheit bieten mit Alrike unter vier Augen zu sprechen, immer waren sie in Gesellschaft, wenn sie aufeinander trafen.
Die Zeit verging schnell und nach einer Woche, war die Zeit gekommen in der Gilborn von Talf wieder zurück in seine Stadt musste, die dringenden Angelegenheiten eines Junkers konnten nicht länger warten, erst kürzlich war ein Halbbanner der Löwengarde in Talf eingetroffen und er hatte noch keine Zeit gehabt mit deren Kommandanten zu sprechen.
Als die Zeit des Abschieds gekommen war und Alrike, die ihn zu den Toren der Stadt begleitet hatte gerade wieder im Begriff gewesen war ihr Pferd zu besteigen, ergriff Gilborn ihre Hand. Unsicher schaute Alrike ihm in die Augen, nicht sicher darüber was sie dort sehen konnte. Er legte ihr den Goldenen Siegelring in die und offenbarte ihr dabei das er in Wirklichkeit wegen ihr nach Zweimühlen gekommen sei, um sie zu sehen und um ihr diesen Ring zu schenken. Er erzählte ihr, das er einst ein Geschenk an seine Familie gewesen sei und er lud sie nach Talf ein, wo er ihr gerne mehr über ihre Familie erzählen wolle.
Er schloss ihre Finge um den Ring und lächelte Alrike noch einmal zum Abschied zu, bevor er mit seiner Bedeckung in Richtung Talf davon Ritt.
Alrike wusste nun sicher von den Gefühlen ihres alten Gefährten, und sie wusste das Sie bald eine Entscheidung treffen musste ...
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Luckynumber666
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Errungenschaften

Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Luckynumber666 »

ich bin gespannt auf die nächsten Schritte von Lutisana von Perricum

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Maha Vairocana
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Re: [MI] Wildermark-Spielberichte - "Mit Wehenden Bannern"

Ungelesener Beitrag von Maha Vairocana »

Immerhin haben wir über die Hälfte der Kampagne schon geschafft...
"So warf ich deinen Kadaver von den blutgetränkten Klippen hinab in die schäumenden nachtblauen Wogen..."

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