Herr der Welt hat geschrieben:
Was ist denn eigentlich gegen die hier schon mehrfach geäußerte und unterfütterte Position einzuwenden, wonach der Gezielte Stich dem Wuchtschlag nur in sehr eingeschränktem Maße - nämlich bei Gegnern mit hohem RS, die Wunden erleiden können und möglichst schlechter sind - überlegen, ansonsten aber unterlegen sei?
Ganz einfach: Die Einschränkungen sind nicht so stark, wie sie von manchen (und auch von Dir bei obigem Zitat) hier dargestellt werden.
Was ich hier auch mal klarstellen möchte: Ich behaupte weder, der gezielte Stich könne den Wuchtschlag ersetzen, noch, daß der gezielte Stich ein Manöver ist, daß ein Hobbykämpfer beherrschen muss. Aber er erweitert die Fähigkeiten eines guten Kämpfers so stark, daß er eine valide Wahl ist und ihn zu einem deutlich besseren und vielseitigeren Kämpfer machen kann. Und natürlich spielt es eine wichtige Rolle bei der Bewertung eines Manövers, ob es von einer Waffenmeisterschaft profitiert oder nicht. Ob das Manöver nur bei hohen AT-Werten einsetzbar ist oder nicht, ist auch nur zweitrangig - solange der Punkt realistisch erreichbar ist. Eigentlich wäre das sogar normal: Mächtigere Manöver setzten höheres Können voraus.
Aber zurück zu obigem Zitat:
Es müssen nicht alle drei Faktoren zusammen kommen, wie der obige Text glauben macht, damit der gezielte Stich besser ist als der Wuchtschlag. Es reicht im allgemeinen einer:
Der Einsatz gegen Gegner, die immun gegen die Effekte von Wunden sind, ist nur in seltenen Fällen besser als der Wuchtschlag. Aber selbst dann ist es bei RS 10+ (bzw. 6+ für interessierte (GS+2), 2+ für spezialisierte Waffenmeister (GS+4)) TP mäßig eventuell günstiger einen gezielten Stich anzusagen als einen Wuchtschlag - ohne Waffenmeister eher schwierig, wenn die AT nicht besonders hoch ist, als Waffenmeister eventuell schon fast zu einfach, aber dann nutzt er eben die Finte, um seine Treffer wahrscheinlicher zu machen. Wie häufig Gegner auftauchen, die immun gegen Wunden sind, hängt aber stark vom Setting ab. In manchen sind sie die Regel, in anderen hält es sich die Waage, und in wieder anderen sind sie die absolute Ausnahme (in meiner einen wöchentlichen Runde gab es in den letzten 6 Jahren etwa 5 solche Gegner ...)
Gegen alle Gegner die Wunden erleiden können, sieht der gezielte Stich dagegen gut aus (was bei uns die überwältigende Mehrheit der starken und schwachen Gegner darstellt).
Ganz ohne Rüstung tauscht man 4 SP gegen eine Wunde und eine um 2 gesenkte Wundschwelle ein -> man macht 0-1 Wunde mehr, aber 4 SP weniger. Die Probe zum Unterdrücken des Wundschmerzes ist beim Wuchtschlag um 2 Punkte schwerer, dafür ist die Probe zum Unterdrücken der Wunde(n) um 0 bis 4 Punkte schwerer beim gezielten Stich. Der Tausch ist vielleicht noch nicht so gut.
Bei RS 4 tauscht man 2 SP gegen eine Wunde und eine um 2 gesenkte Wundschwelle ein -> man macht 1 Wunde mehr, aber 2 SP weniger. Die Probe zum Unterdrücken des Wundschmerzes ist beim Wuchtschlag gleich schwer, dafür ist die Probe zum Unterdrücken der Wunde(n) um 4 Punkte schwerer beim gezielten Stich.
Bei RS 8 tauscht man 0 SP gegen eine Wunde und eine um 2 gesenkte Wundschwelle ein -> man macht mindestens 1 Wunde mehr. Die Probe zum unterdrücken des Wundschmerzes ist beim Wuchtschlag 2 Punkte leichter, dazu ist die Probe zum Unterdrücken der Wunde(n) um 4-8 Punkte schwerer beim gezielten Stich.
Und das alles unter der Maßgabe, daß man kein Waffenmeister ist. Mit passender Waffenmeisterschaft ist man schon bei RS 0 um eine ganze Wunde besser als der Wuchtschlag und die Wundschmerzprobe ist um zwei schwerer. Je zwei RS-Punkte darüber machen den gezielten Stich dann messbar noch besser (sprich +1 SP, +1 Probenerschwernis).
Die Kampfstärke des Gegners spielt eigentlich kein Rolle, sofern er nicht immun gegen Wunden ist:
Das Wunden Erzielen ist gut gegen schwächere Gegner. Bei uns geben die gerne mal auf oder fliehen, wenn sie mit einem Schlag 2 Wunden erhalten, egal, ob sie die unterdrücken können - was bei einer +8 Probe auch nicht die Regel ist, sondern in weniger als der Hälfte der Fälle gelingt. Und selbst wenn sie bleiben, bedeutet der zweite Treffer dann das fast sichere aus. Das Auslösen des Wundschmerzes ist in der Regel nicht ganz so wirksam, da wir hier meist über Proben +4 bis +6 reden. Wenn man deutlich überlegen ist, kann man danach mit einem gezielten gezielten Stich in die gleiche Zone die Kampfunfähigkeit sehr sicher herstellen.
Dazu kommt, dass man mit dem gezielten Stich eine reele Chance hat, Gegner mit einem Schlag auszuschalten, sofern sie nicht immun sind gegen Wunden - ganz unabhängig von ihrer Selbstbeherrschung (das wurde ziemlich weit vorne schon mal erwähnt). Mal ohne Drachentöter zu betrachten:
Das Tuzakmesser erreicht bei KK 16 im gezielten Stich bis zu 13 SP, was gegen KO 14 (12 eisern) kampfunfähig macht. Je nach Verfügbarkeit von profanen Waffenverbesserungen lässt sich die erreichbare Konstitutionsschwelle anheben bzw. die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen. Dazu noch der erwähnte Axxeleratus und ist auch KO 18 (eisern) nicht sicher und "normale" KO 13 fällt beim ersten Treffer - jedes mal. Mit Korspieß und Rondrakamm ist die Bedrohungsreichweite etwas größer, was aber mit geringerer Erfolgswahrscheinlichkeit bezahlt wird. Gegen so eine Bedrohung sollte man sich das Gegenhalten auch gut überlegen, wenn man den Kampf verliert, sobald man einmal schlechter würfelt ....
So starke Gegner (KO 18, eisern, Selbstbeherrschung jenseits der 15) rechtfertigen sicher auch, davon auszugehen, daß der Angreifer ein Waffenmeister ist. Und dann hat er bei "Spezialisierung" auf den gezielten Stich deutliche Vorteile gegenüber dem "Wuchtschläger". Er macht bei gleicher Ansage RS/2 mehr Schaden oder er kann mehr Punkte in eine Finte stecken, wenn der Wuchtschlag den Schaden angleichen möchte. Außerdem ist es denkbar, im Waffenmeister die Hinzunahme eines Wuchtschlages (analog Todesstoß) zu erlauben - das beste von zwei Welten für den echten Meister.
Dazu kommt noch, dass gegen den normalen gezielten Stich eine Windmühle nicht möglich ist.
Dafür sollte der Gegner sollte möglichst keinen Schild tragen (irgendwie muss ich dieses Gegenargument in der Diskussion überlesen haben).
Nochmals am Ende, damit es nicht vergessen wird:
Ich behaupte nicht, dass der Wuchtschlag durch den gezielten Stich ersetzt werden kann - es gibt Situationen, in denen er auf jeden Fall vorzuziehen ist. Nicht umsonst ist er ein Grundmanöver, während der gezielte Stich auf einem Grundmanöver aufbaut. Aber sobald man die Fähigkeit erlangt hat, ihn zuverlässig einzusetzen (regelmäßig AT-Wert von 20-21, eventuell nur durch Meisterparade/Binden erreicht), sollte man ihn lernen, wenn es die gewählte Waffengattung gestattet, und man nicht nur selten gegen menschliche (nicht immune) Gegner kämpft. Und wenn man nicht in einem ungeeigneten Setting spielt, dann lohnt es sich eventuell auch, die Waffenmeisterschaft entsprechend auszurichten.
Eine misslungene AT bedeutet nicht, daß man daneben geschlagen hat (WdS S. 59).