Natürlich ist das - so gut wie immer - die richtige Antwort. Dass jeder Mensch prinzipiell verschieden ist - und es neben dem altruistischen Schwarzmagier auch den korrupten oder sonst wie schurkischen Weißmagier geben mag -, kann für diesen Thread bestenfalls als Binsenweisheit gelten, womit die Antwort nicht unbequem ist, sondern ähnlich undifferenziert, besser: indifferent. Daher entfaltete ich ja mehrere Orientierungsebenen: vom Individuum, über die Akademie zur Gilde. Und ich versuchte Tendenzen festzustellen. Dass hierbei - gerade in Bezug auf Aventurien als Spielwelt - Stereotype bedient werden, ist klar, aber es gehört nun einmal zur Beschreibung. Und es lässt sich - wie ich finde und meine dargelegt zu haben - auch anhand des Hintergrunds begründen. Es ist also mitnichten so, dass da Autoren aufs Geratewohl an vorstellbaren Kontexten vorbeischreiben.Die Antwort mag unbequem sein, aber wie wäre es mit "Differenziert."
Das Anführen etwaiger namentlicher Beispiele ist übrigens der Höchstgrad an Differenzierung. Dass die z.T. - als Verbrecher - nicht oder nicht mehr Gildenmitglieder sind, relativiert ja in keiner Weise, was den Adepten in spe offensichtlich vermittelt wird. Ich werfe der Schwarzen Gilde auch nicht vor, Verbrecher zu decken. Aber sie produzieren sie auch in dichterer Frequenz. Und das scheint mir nicht nur völlig willkürlich herbeigeschrieben.
Wenn dem so wäre, dürfte es im Mittelreich keine Hexen, Druiden, Elfen, Zwerge, Thorwaler und sonstiges nicht strikt zwölfgötter-gläubiges Volk geben. Die Ansichten sind doch vergleichsweise liberal - und die Magierschaft ist auch kein Stück restriktiver als die Vorgaben in Politik und Gesellschaft (warum sollte sie auch?). Was auch immer "andersartigen Auslegungen des Zwölfgötterglaubens" jenseits von Paktierern bedeuten soll - es muss schon ganz schön häretisch, besser noch frevlerisch daherkommen. Solange es weltlich nicht verboten ist, spielt es auch magisch keine Rolle.Es impliziert aber auch die Bekämpfung von andersartigen Auslegungen des Zwölfgötterglaubens, die Bekämpfung von anderen Glaubenskulten, auch wenn diese im Kampf gegen die Dämonen oder den Namenlosen stehen. Ob das so uneingeschränkt gut ist, halte ich für fraglich.
Inwiefern Verteidigung des Zwölfgötterglaubens zweifelsohne als gut angesehen werden kann, habe ich schon geschrieben: Da geht es um Paktierer und dergleichen. Und das ist auch die definitive und unverwischbare Auslegungsgrenze. Breite Deutungshorizonte hingegen sind gegeben und bedürfen offensichtlich keiner einschreitenden Verteidigungsmaße.
Rechtschaffend im Sinne von rechtskonstituierend wurde, glaube ich, noch nicht genannt.Die These ist am Ende genauso steil, wie die hier immer wieder zur Schwarzen Gilde aufgestellte These, dass diese eher zum "Bösen" neigen würde oder weniger rechtschaffend sei.
Aber ich sprach auch bewusst vom Gegensatz der eher konzentrierten Ordnungspflege und Allgemein- wie Prinzipienorientiertheit zum eher egoistischen und separierten Streben sowie der Freigeistigkeit. Und ja, das lässt sich sehr viel weniger steil als These formulieren und belegen.
Da ich die Schwarze Gilde durchaus auch nach Akademien, ja sogar anhand einzelner Individuen betrachtet habe (jedenfalls, was eine Akademie betrifft, der man so schnell keine Schule der rechten Hand mit ähnlicher Quote gegenüberstellen kann), verstehe ich nicht ganz den Vorwurf mangelnder Differenzierung. Wenn es heißt, dass vornehmlich Mitglieder der Schwarzen Gilde Borbarad folgten und - folgerichtig dann expurgiert - später in den Schwarzen Landen wirkten, dann ist das eine feststehende Aussage, die Zusammenhänge suggeriert, die ergründet werden wollen. Man kann das natürlich als schlechte Weltbeschreibung darstellen - oder fragt nach den Gründen innerhalb der Institutionen, die die Schwarze Gilde (oder eben die verdächtigen Akademien) ausmachen.
Ferner ist eine "institutionsinterne Struktur", die auf das Einhalten bestehender Regeln gerichtet ist, kaum als totalitär zu bezeichnen. Die Weiße Gilde wäre demnach ebenso totalitär wie eine Handwerkszunft. Will man den Begriff nicht inflationär semantisch entleeren, sollte man ihn in möglichst engem Sinne gebrauchen. Und das ist hier eben nicht gegeben. Nicht-totalitär wäre ansonsten jeder Verein, der seine Regeln nicht durchsetzen kann. Allein der Gildenaustritt Bethanas bei nicht vorhandener Austrittsklausel steht einer totalitären Kontrolle diametral gegenüber – denn wenn man ohne Weiteres austreten kann, ohne nennenswerte Konsequenzen befürchten zu müssen (respektive es überhaupt zu können), ist Totalität ein wahrlich unangemessenes Begriffsfeld.