Guten Morgen!
Ehrlich gesagt klingt das Vorgehen für mich so als habe man bewusst eine Methode gewählt die dafür sorgt, dass während des Entstehungsprozesses möglichst kaum jemand weiß an was man da eigentlich in der Gesamtheit schreibt.
Das ist eine böswillige Unterstellung, die du da hineinliest. Der Großteil des Abenteuertextes ging ebenso wie die Zze Tha-Beschreibung über die Liste, zumindest habe ich die Texte da her.
Während des Entstehungsprozesses – der sich über mehrere Monate und in seiner Gesamtheit über Jahre zog; ich stieg in die Diskussion ungefähr im späten Frühling 2009 ein – waren alle Leute eingebunden, ebenso während des Schreibprozesses, der seine heiße Phase im Herbst/Winter 2010 hatte (also in der Zeit, als ich nicht konnte). In dieser Zeit ging einiges über die Liste, letztlich aber
am Ende des Prozesses nicht alles. Warum? Garantiert nicht, weil man den Autoren etwas vorenthalten und sie bewusst im Unklaren lassen wollte. Da muss ich einfach eine Lanze für die Verantwortlichen brechen: Ich hatte nie bei diesem oder einem anderen Projekt als Autor das Gefühl, dass man mich bewusst im Unklaren lassen wollte. Würde ja auch keinen Sinn machen.
Wie gesagt: Alles ist eine Zeitfrage. Ich beziehe keine Position für das Für oder Wider, alles noch einmal drei Wochen hinauszuzögern, bis jeder Autor 230 Manuskript-Seiten durchgelesen und kommentiert haben. Doch dies ist ein Faktor, mit dem man arbeiten muss. Irgendwann ist ein Punkt erreicht und überschritten, in dem man nicht mehr alles im Plenum ausdiskutieren kann, sondern ein Verantwortlicher Entscheidungen treffen muss.
Das ist nichts Neues und gehörte immer schon zur Arbeit an DSA bei Großprojekten. Und jeder, der in einer (kreativen) Branche mit Deadlines arbeitet, wird dies auch daher kennen.
Die Fragen, die sich daraus ergeben, sind ebenfalls nicht neu. Was ist besser: Ein Produkt, dass sich immer wieder und wieder verschiebt (wie
Donner und Sturm,
Masken der Macht oder
Reich des Horas)? Oder eines, das pünktlich oder nur mit wenig Verspätung erscheint? Die Leute, die jetzt bekennen, sie warten lieber länger auf ein Produkt, damit es dann 'perfekt' ist, vergessen die Masse an Leuten, die immer stets und laut schreien, Produktverschiebungen sind Käuferverarsche. Und verkennen ebenfalls, dass ein Verlag, der seine festangestellten wie freien Mitarbeiter bezahlen will, mit Publikationen kalkulieren muss. Ein verspätetes Produkt ist ein zu einem anvisierten Zeitpunkt nicht verkauftes Produkt.
Wen trifft die Schuld? Den Verlag, weil er auf Abgabetermine beharrt? Den Autor, der es vielleicht ein wenig zu locker sieht und lieber spät als früh abgibt? Der vielleicht den Aufwand unterschätzt oder vom wirklichen Leben eingeholt wird (die meisten machen das ja eher als Nebentätigkeit)? Den Redakteur, der rechtzeitig nicht genug Druck ausgeübt hat oder vielleicht mit ähnlichen Problemen zu ringen hat? Ich denke, hier gibt es keine allgemeingültige Aussage. Wie schon weiter oben geschrieben, muss man dies fallbezogen intern analysieren und den Prozess für das nächste Mal optimieren.
Das ist bitte als allgemeine Betrachtung zu verstehen und nicht konkret auf die
Drachenchronik bezogen. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die das Zeitmanagement negativ beeinträchtigen – und die wenigsten von ihnen sind aus Böswilligkeit geboren.
Nichts hiervon soll irgendwie als Rechtfertigung herhalten. Ich möchte nur vermeiden, dass ein falsches Bild entsteht. Je größer ein Projekt ist, desto komplizierter sind die Umstände, die es begleiten. Es lässt sich leider nicht auf wenige, einfache Punkte herunterbrechen, denn dann wäre es schnell gelöst.
Sonnige Grüße!
Michael