So dann möchte ich auch meinen Eindruck der Spielhilfe hier wiedergeben.
Insgesamt macht die Spielhilfe auf den ersten Blick und das erste Lesen einen recht stimmigen Eindruck auf mich. Wer zuvor noch keine Ahnung von Reisekaisertum oder überhaupt höfischen Empfängen hatte, wird hier einen populärwissenschaftlich wirkenden, dafür aber gut verständlichen Überblick über das Ungefähre erhalten.
Und in genau diesem Punkt liegt die Stärke der Spielhilfe und diesen Anspruch erfüllt sie auch: Sie gibt einen Überblick über Rohajas Hof, ein paar Pfalzen und die wichtigsten Ämter und Personen. Dazu kommt ein grob abgebildeter Ablauf eines Hoftages am Kaiserhof.
Wer genau dies suchte und wünschte, wird mit dieser Spielhilfe sicherlich glücklich.
Wer sich mehr erhoffte, wie ich, wird bei allem, was darüber hinausgeht, vor allem aber in Details so manche Enttäuschung erfahren.
Wie sich dies mir darstellte, möchte ich nun ein wenig ausführen:
Die einführenden Stimmungstexte sind nett geschrieben und vermitteln mir mehr ein Bild über die einzelnen Personen, von denen sie stammen, als über den Hof selbst. Zumindest lebendig oder greifbarer wird er dadurch für mich nicht.
Die Texte hätten vielleicht auch ein Stück weiter hinten bei den "Meinungen zum Reisekaisertum" thematisch besser gepasst und ständen dort nicht so allein im Raum.
Die darauf folgende
"Geschichte des Reisekaisertums" gibt ein paar neue Einblicke, wie dieses ursprünglich mal Entstand und welche Vorzüge damit verbunden waren. Wer sich mit der irdischen Geschichte nicht gut auskennt und/oder nicht unmittelbar übertragen/anlehnen möchte, findet hier schöne aventurisierte Hintergründe dargelegt. Leider bleiben auch diese Texte sehr allgemein. Ich hätte mir hier gewünscht, dass auch auf aventurische Beispiele wenigstens namentlich oder mit Hinweisen/Referenzen eingegangen worden wäre. Das hätte die aventurien-historische Bedeutung des Kaisertums auch greifbarer gemacht. Beispielsweise hätte man die eine oder andere noch heute bekannte und genutzte Burg/Zwingfeste hier erwähnen können. Dann hätte der Leser sich seine Aventurienkarte oder den Dereglobus nehmen und das Dargestellte besser nachvollziehen können.
An einigen Stellen fehlten mir auch das Warum und die Bedeutung/Konsequenzen, die sich daraus mit ergaben. So bleibt es bei einer auf mich ein wenig oberflächlich wirkenden Auflistung von dem, was war.
Danach wird
"Der Hof Rohajas" vorgestellt.
Darin ist auch eine Auflistung der Kaiserlichen Eigengüter enthalten. Hier musste ich teilweise erst einmal meine Karte, dann die Regionalkarten und dann bei einigen Fällen sogar noch die Spielhilfen und den Dereglobus bemühen, um mir einen Überblick über deren geographische Verteilung und die Strecken dazwischen zu machen. Sehr schön und hilfreich wäre an dieser Stelle eine Karte des Mittelreiches in alter Größe gewesen, auf der neben großen Städten und den Reichsstraßen, vielleicht der einen oder anderen wichtigen geografischen Besonderheit oder aber den Provinzgrenzen die Kaiserlichen Eigengüter eingezeichnet worden wären. Das wäre ein echtes Bonbon gewesen.
Es folgt der
"Hof auf Reisen". Dieses Kapitel hätte meiner Meinung nach in mehrere aufgegliedert werden sollen. Dann hätte auch detaillierter auf die einzelnen Besonderheiten eingegangen werden können. So finden sich aber, wenn auch unter einzelnen Teilüberschriften, Informationen zum kaiserlichen Marstall neben jenen zur Reisevorbereitung und Wegebnung, denen zu den offiziellen Großereignissen am Hofe (Audienzen, Kongresse und große Hoftage)und dem Hof im Kriegsfall und seiner Wehrhaftigkeit, wie auch die Reichsinsignien in einem Rutsch.
Auch verstehe ich nicht, warum man den Hof im Kriegsfall mitten in die Audienzengeschichte gepackt hat. bzw. letztere teils davor anschneidet udn danach erst ausführt.
Lobend möchte ich hier die halbseitige Box hervorheben, die sich mit den drei Formen des Rittertums beschäftigt und auch von offizieller Seite damit eine gleichrangig/konkurrierend setzt.
Gelungen, wenn auch für meinen Geschmack wieder etwas oberflächlich, finde ich die Unterscheidung und die Trennung zwischen der offiziell auftretenden und der eher privaten Kaiserin.
Immer noch im selben Kapitel folgt dann die Absicherung der Kaiserin. Dies hätte man entweder mit zu der Wehrhaftigkeit des Kaiserhofes, oder zum folgenden Kapitel packen können. So steht es wieder allein. Und bleibt auch noch gänzlich profan. Klar wird auch die Sonnenlegion erwähnt, aber die Hofmagier und Artefakte finden hier keine Erwähnung. Aber zu diesen später mehr.
Das Kapitel
"Die Kaiserin und ihr Umfeld" beschäftigt sich erschreckend wenig mit der Kaiserin selbst. Und auch große Teile des ständigen Umfeldes finden hier nicht einmal Erwähnung.
Kurz wird zunächst über die noch lebenden Familienmitglieder hinweggerauscht, ohne Hintergründe oder Charakterisierungen an dieser Stelle vorzunehmen oder auf diese zu verweisen, dann folgt die "selbstgewählte" Familie der Kaiserin. Also jene Personen, die mit mehr oder weniger Vertrauen (das ist nicht immer so genau in diesem Abschnitt zu erkennen) das Vertrauen der Kaiserin genießen.
Das Linnenkabinett findet hier ebenfalls eine ausgesprochen oberflächliche Erwähnung. Es tagt im Privatzelt der Kaiserin und ein paar der "Mitglieder" werden benannt. Schade finde ich an dieser Stelle, dass man ernsthaft den gesamten Orden vom Auge eingeschlossen (nicht jedes der Mitglieder dürfte der Kaiserin wirklich nahe stehen und ihr ungeteiltes Vertrauen genießen), und zum anderen, dass man hier auf die explizite Öffnung für verdiente Helden verzichtete, auch wenn man sie mit "unter anderem" nicht gänzlich ausschloss.
Beim Orden vom Auge wurde zwar dessen Bedeutung und grob deren Hintergrund zusammengefasst, aber es fehlt hier der Verweis auf andere (R)SHs oder Quellen, wo mehr zu dieser Institution uns ihren Mitglieder finden kann.
Es folgt das Kapitel über
"Die Hofämter".
Insgesamt wird dem Leser hier wieder ein grober Überblick über die Hofämter und deren Funktionen und Aufgaben gegeben. Die alltäglichen Tätigkeiten und Pflichten die diese und ihre Helfer und Helfershelfer haben, kommen aber dabei nicht so recht rüber. Damit fehlt (mir) hier ein wenig das Material, diese Ämter und deren Tagwerk den Spielern greifbar und erlebbar zu machen.
Das Organigramm der Verwaltungs-/Ämterstruktur im Reich/am Hof ist angenehm übersichtlich. Allein hört die Beschreibung leider bei den Hofämtern auf ohne die für diese mit arbeitenden Leitungsfunktionen/Ämter zu klären.
Es folgen
"die Glieder des Hofes". Damit sind die Hofkapelle, die Hofkanzlei (ich habe nach der x-ten Wiederholung wirklich begriffen, dass Hartuwal Gorwin vom Großen Fluss ganz wirklich Reichskanzler ist, das große Reichssiegel verwahrt, ohne die die Kaiserin keine großen Verträge schließen kann, und auch noch Herzog der Nordmarken ist. Ich hab‘s wirklich begriffen!
) , der Hofzirkel (ein in meinen Augen sehr unpassend gewählter Begriff), und diverse andere Posten vorgestellt werden. Aber auch zum Tross und irritierender Weise auch zu den Resten des Hofes in Gareth werden ein paar Worte verloren.
Warum nennt man fünf Magier, die auch noch unterschiedlichen Gilden angehören und nicht unbedingt gern miteinander arbeiten müssen einen "Hofzirkel“? Zirkel bringe ich im Bereich von Magie eher mit Hexen oder Druiden in Zusammenhang? *kopfschüttel*.
Danach geht‘s um
"Das Leben im Zeltlager", das Kapitel, in welchem der Reisende Kaiserhof und das Leben an und in diesem noch am greifbarsten werden. Wer selbst keine Zelt-(lager-)Erfahrungen hat, wird sich da vermutlich trotzdem kein nicht idealisiertes Bild ein realistisches schon gar nicht, aber ansonsten werden einem die Alltäglichkeiten brauchbar vor Augen geführt. Die Ingame-Texte sind hier wirklich zuträglich.
Nur die einfache Bevölkerung - gleich ob im Tross oder unter den Bediensteten - passiert den Fokus der Beschreibungen bestenfalls einmal sehr peripher. So richten diese zwar das Lager her, aber zu eben diesem scheinen sie in den niedergeschriebenen Vorstellungen des Autors nicht zu gehören. Geübte Gefolgsleute bräuchten ein halbes Wassermaß zum Aufbauen und für die nötigsten Handgriffe, wenn ich mich an die Textstelle richtig entsinne. Und sie haben sich an den Wachen zu beteiligen... Und was machen sie sonst so und wo verstecken sie sich den Rest der Zeit?
Danach geht es in
"die Pfalzen..." und angeblich sogar
"im Detail".
Der Detailgrad ist sehr unterschiedlich bei den einzelnen Pfalzen ausgefallen.
Geierschrei ist in meinen Augen einfach nur ein missratener Versuch, etwas Außergewöhnliches zu machen. Festungstechnisch, verteidigungstechnisch, und was Lebensumstände angeht macht der Klotz jedenfalls absolut
n u l l Sinn. Einzig Cumrat überzeugt doch sehr als Vorzeigefestung und Pfalz. Die Pfalz Kaiserley wirkte auf mich hingegen durch die Bank weg unglaubwürdig. Wer bitte lagert den Großteil seines Goldschatzes so nahe den Orks und am Rand seines Reiches? Eine solche Festung in der Nähe von Gareth, vielleicht auch am Yaquier hätte mehr Sinn ergeben. Aber nun ja - diese Pfalz kann eh alles, Honig, Schweinezucht und Hochöfen - Sozusagen die honiggebende Stahlhautstau, die sich noch selbst schmiedet.
Im darauf folgenden Abschnitt werden dann die
"Persönlichkeiten am kaiserlichen Hof" vorgestellt.
Ich bin ja eigentlich niemand, der groß nach Werten schaut und diese in den Vordergrund rückt. Auf meine Gruppen anpassen muss ich ohnehin immer.
Ein Paar der Werte und der damit verbundenen Fähigkeiten stoßen mir aber doch bitter auf und wecken die eine oder andere Frage:
Wieso in aller Zwölfe Namen ist ausnahmslos jeder - wirklich jeder - Obrist im Kaiserreich, der Werte bekam, bestenfalls gerade so kompetent. Wenn nun aber mit Alrik vom Blautann und vom Berg, dem Oberst der Kaiserlichen Löwengarde - Also dem Chef der Elite der Elite der Elite ... der nächst Oberst mit besserem Akademie-Abgängerniveau mit "Werten" versehen wird, dann braucht man sich echt nicht mehr wundern. Lernen die denn überhaupt nichts dazu? Nicht dass Helden in einigen Abenteuern, wo sie Schlachten nur zusehen oder als Kämpfer teilnehmen oder vom Feldherrenhügel aus beobachten schon mit SEs in Kriegskunst nur so gemästet werden. Ein Akademieabgänger zu Wehrheim startete mit mindestens 6 oder 7! Und der Gute Leomar hatte doch schon die eine oder andere Schlacht erlebt.
Und dann war da noch der Magister Melvyn... Ich mochte den Char einmal. ich mochte ihn wirklich, bevor man ihn zum Nahemafanboy machte. Aber das ist nicht einmal das Unsinnigste an dem Charakter. Der begnadete Illusionist und Luftelementarist, der zwar in Khunchom studierte aber keinen einzigen Artefaktzauber erwähnenswert gut beherrscht, beherrscht den INFINITUM auf 6! Das muss man sich erst mal auf der Zunge zergehen lassen. Die Fragen bleiben nur: Warum? Und woher ? Und vor allem WOZU ? Das wird natürlich nicht erwähnt. Aber er kann ihn - Vermutlich, weil er cool ist.
Ähnlich sieht es bei Yandwig von Zweifelfels aus. Erst 27 Götterläufe alt, hat er Eigenschafts- und Kampfwerte erreicht, von denen so mancher Held in dem Alter wohl noch träumt.
(Übrigens kommt der brillante Ritter auf Waffenwerte von 16+. Wir erinnern uns an den brillanten Oberst von Vorhin mit seiner Kriegskunst-10?)
Nach ein paar weiteren Persönlichkeiten werden dann auch dem einfachen Volke am Hof - Vom Knappen über die Dienstmägde bis hin zu den Lustknaben in der Summe 3 Seiten eingeräumt. Mehr als ein paar Allgemeinplätze und Namen mit wenig aussagekräftigen Kurzfassungen findet man hier jedoch auch nicht.
Und so vermisse ich noch immer die Thematisierung des Lebens und der Rolle vom einfachen Volk am Hofe. Von all den Bediensteten und den helfenden Händen, ohne die der Hof gar nicht atmen geschweige denn reisen könnte.
Aber werfen wir
"Ein Blick auf den Hoftag" und betrachten wie den
"Hoftag zu Ragath".
So ganz erschließt mich die Struktur dieser zwei Kapitel nicht. Im ersten werden die drei Tage (16.-18. Phex 1036 BF) abgerissen und zusammengefasst. Im zweiten dann der gesamte Hoftag noch einmal etwas detaillierter aufbereitet und hier und dort "Einbindungsmöglichkeiten" für die Helden angerissen.
Möchte der Spielleiter aus den beiden Kapiteln etwas machen, wird er verdammt viel Arbeit leisten. Es bleibt sehr viel Kinoschreib und wenig echte Interaktionsmöglichkeiten, wenn der Spielleiter hier nicht sehr weitreichend aufarbeitet. Immerhin werden auf den in der Summe 24 Seiten einzelne Szenen aus dem Ereignis tatsächlich greifbar, wenn auch noch nicht wirklich direkt spielbar. Die meisten Einbindungsvorschläge wirken ein wenig nach Statistenrollen.
Zudem gibt es hier zwei konkurrierende Zeitangaben. Einmal werden die Tage vom 15.-21. Phex kommuniziert. Zwischendrin aber tauchen auch Daten vom 1. bis 4. Phex auf - eine unnötige Unsauberkeit.
Womit wir zu den
"Mysteria et Arcana".
Die Geheimnisse der Kaiserin Rohaja, werden einmal mehr auf einer dreiviertel Seite wiederholt, ohne das neue Aussagen oder Entwicklungsaussichten gegeben werden, womit sie weiterhin schwer anspielbar bleiben, möchte man nicht mit der kommenden Entwicklung brechen.
Bei Yppolita ging man nicht darüber hinaus, erneut die Geburtsreihenfolge auch OT wieder in Frage zu stellen...
Die restlichen Geheimnisse wirken auf mich auch nicht gerade neu oder einfallsreich, so sie es sind. Vielleicht spiele ich ja inzwischen zu lang DSA.
Zu guter Letzt kommen
"Allgemeine Meisterinformationen".
Zunächst kommen ein paar eher unscheinbare NSCs die zum zwielichtigen Gesindel
gehören. Nichts aufregendes, nichts noch nicht Dagewesenes. Warum sie allerdings nicht bei den anderen NSCs in "Persönlichkeiten am kaiserlichen Hof" mit vorgestellt wurden, entzieht sich meinem Verständnis.
Nach diesen weiteren NSCs folgen Ausführungen zu "Helden in Amt und Würden, wo kurz ausgeführt wird, welche der Hofämter temporär oder auch längerfristig für Spielercharaktere offen stehen und welche Kriegsämter es gibt.
Und zumindest ich werde den nächsten ernannten Kaiserlichen Marschall sicher durch einen Spieler- oder eigenen Charakter ersetzen.
Das Unterkapitel "Sicherheit und Schutz am Hof" deckt zwar den Schutz vor profanen und dilettantischen Magie-Angriffen ab. Wirklichen Schutz gegen ein professionell vorbereitetes Attentat bieten sie jedoch nicht.
Die Panthergarde als Elitebanner der Kaiserlichen "Elite-"Löwengarde überzeugt in ihren Werten und Fähigkeiten nicht gerade. Dafür dass hier nur wirklich erfahrene, kaisertreue Recken Aufnahme finden können, wirken die Fähigkeiten nicht gerade überzeugend. Der 27jährige "Favorit" der Kaiserin bringt wohl mehr in den Zweikampf ein. Und wenn die Männer schon gut sind, warum haben sie dann keine verbesserten Waffen, die sie noch besser machen/das Kämpfen weiter erleichtern? Es wird zwar von vereinzelten geweihten oder verzauberten Waffen berichtet, aber nicht von durchweg "sehr guten" bis herausragenden Schmiedearbeiten oder angepassten Rüstungen. Nun ja.
Und der magische Schutz wirft auch mehr Fragen und Zweifel auf als er Beruhigung gibt.
Wieder aufladbare GARDIANUM- und ARMATRUTZ-Artefakte, ...
Kein Psychostabilis, kein versiegelter Limbus (man hat seit Brin noch immer nicht dazu gelernt), kein KLARUM-PURUM- oder ABVENENUM-Artefakt.
Und warum die Artefakte wieder aufladbar sind, wo doch der gute Magister Melwyn den INFINITUM beherrscht, weiß wohl auch niemand.
Am Ende wird noch der Schatz des reisenden Kaiserhofes angesprochen und die Aufbewahrung der Reichsinsignien.
Auch hier stellen sich mir mehr Fragen, als Antworten gegeben werden.
Womit wir zu meinem
FAZIT kommen.
Die Spielhilfe ist nett für jemanden, der überhaupt keine Ahnung von der Materie hat. Jemand, der sich mit dem aventurischen Kaiserhof, dem irdischen reisenden Kaiserhof oder der gleichen schon beschäftigt hat, wird hier kaum neue Informationen erhalten, sieht man von den vielen, für mich eher oberflächlich beschrieben erscheinenden Personen am Kaiserhof einmal ab.
Diese Personen enthalten allerdings einige teils neue Setzungen, die mal mehr und mal weniger Sinn ergeben und Fragen aufwerfen, die man sich vorher oder bei eigenen Hof-NSCs nicht hätte stellen müssen.
Wirklich greifbarer und erfahrbarer ist der reisende Kaiserhof durch die Spielhilfe nicht geworden. Und um ihn meinen Spielern erlebbar zu machen, werde ich hier noch viel Arbeit investieren müssen.
Bedauerlich finde ich, dass der Fokus sehr stark auf der Oberen Schicht, dem Kopf des reisenden Kaiserhofes hängen blieb und die Masse der Leute, die den Alltag im Zeltlager ausmachen, überhaupt kein Schlaglicht und nur selten eine Randerwähnung bekamen.
Ich hätte mir sehr gewünscht, dass auch die (Kammer)Zofe der Kaiserin, der Knecht der Kaiserlichen Pferde, der Tagesablauf des Knappen Alriks ein wenig Aufmerksamkeit erhalten hätte. Wie der Gesandte des Kalifates immer wieder mal mit einer Botschaft auftauchte, wäre vielleicht auch der Brief des Knappen Alrik des Ritters Belrik an seine Mutter daheim ein aufschlussreicher und auch andere Facetten aufzeigender Stimmungstext sein können.
Und was berichtet die Magd Celrik von ihrem arbeitsreichen Hoftag?
Auch ein Einblick, ein Schlachtenbericht des Kaiserhofes aus dem Wildermarkfeldzug 1035BF wäre ein schönes Gimmick gewesen.
Die Bilder der Reichsinsignien gefallen mir sehr gut. Das auch öffentlich auf der Page zu findende Bild der drei Prinzen ohne Land ebenso. Und während mir das Bild der Kaiserin bei einer Audienz auf Seite 21 sehr gut gefällt, passen die Bilder der privaten Kaiserin auf Seite 22 und der Audienz auf Seite 89 schon wieder weniger dazu.
Das Bild der Kaiserin auf Seite 27 wieder zeichnet eine eher zur Beschreibung passende Kaiserin. Leider passen alle Drei Bilder nicht wirklich zusammen und scheinen doch sehr unterschiedliche Personen darzustellen. Zumindest aber nicht die gleiche.
Auch schwanken Qualität und Zeichenstil innerhalb der Spielhilfe sehr stark.
Auch der Aufbau weißt hier und dort stärkere Mängel in meinem Augen auf.
So hätten die beiden Kapitel zum Hoftag zusammengefasst und chronologisch abgearbeitet werden können. Auch die Zwielichtigen Gestalten gehören eigentlich zu den anderen NSCs bei den Persönlichkeiten.
Die Schlagkraft und der Hof im Kriege hätten eher zusammengehört. und dass man für einen Überblick über die Audienzen, den Schutz der Kaiserin und deren regelmäßiges Umfeld an X Stellen nachschlagen muss, missfällt mir auch ein wenig.
Vielleicht wäre es hier sinnvoll gewesen, den Amtsinhaber immer gleich an die Amtsbeschreibung anzuhängen oder nach den einzelnen Kapiteln geschlossen aufzuführen.
Warum ich aber erst und nur beim Hofzirkel erfahre, dass immer ein Leibmagier bei der Kaiserin ist und neben Melwyn noch ein Stabundsterbler und ein Magischer Rüster festgesetzt sind und ich das weder bei ihrer Sicherung noch bei ihrem Umfeld finde, verstehe ich nicht.
Überhaupt wurde in dem Buch recht wenig mit Referenzen gearbeitet. Weder auf andere Bücher noch auf andere Seiten in dem Buch. Damit wird man beim Lesen und gezielten Suchen von Informationen ziemlich allein gelassen.
Insgesamt vergebe ich solide
2 Sterne für die Spielhilfe - Für Drei fehlte mir doch ein wenig zu viel. Aufbau und Struktur, aber auch der Mehrwehrt der Spielhilfe halten sich in Grenzen. Einige neue Setzungen missfallen mir. Insgesamt halte ich der Spielhilfe "Die reisende Kaiserin" aber zu Gute, dass sie überhaupt erst einmal die schon lang überfällige Vorstellung des reisenden Kaiserhofes liefert und die Ämter und Funktionen mit ihren Aufgaben und Bedeutungen vorstellt und einen kleinen Einblick in das Lagerleben am Hofe auch aus verschiedenen (gehobenen) Positionen erlaubt.
Euer Brandolin