VS06 Rahjasutra

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Thallion
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VS06 Rahjasutra

Ungelesener Beitrag von Thallion »

Dieser Thread ist zur Diskussion der Inhalte der im Juni 2016 erschienenen Spielhilfe Rahjasutra.

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Rahjasutra
Vielleicht hast du Erfahrungen mit der Spielhilfe gemacht, die du mit anderen Usern teilen möchtest, hast Tipps, Fragen oder Meinungen zum Band. Dieser Thread ist zur Sammlung dieser Informationen und Themen gedacht.

Darüber hinaus kann man in diesem Thread das Grundregelwerk auch bewerten, um so eine grobe Orientierungshilfe für andere Nutzer zu bieten.

Bitte nur dann abstimmen, wenn du die Spielhilfe kennst!
Zuletzt geändert von Thallion am 25.06.2017 10:45, insgesamt 2-mal geändert.
Grund: Wikilink korrigiert

E.C.D.
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Re: Rahjasutra

Ungelesener Beitrag von E.C.D. »

Erstaunlich. Nach drei Monaten hat sich hier neben einigen wenigen flüchtigen Bewertungsklicks (mit starker Würgetendenz) keine Wortmeldung eingefunden. Ich hätte, zugegeben, auch nicht im Traum daran gedacht, das Rahjasutra zu erwerben. Wäre da nicht die Nandurion-Rezension von Vibarts Voice hereingeschneit. Die las sich für mich zunächst wie die Bestätigung meiner schlimmeren Befürchtungen... und dann... war sie mir doch verdächtig. Ich habe also die Kaufberatung dort ad absurdum gestellt und das Rahjasutra wegen des Verrisses erworben. Diese Bewertung hier bezieht sich deshalb - klar, auf das Rahjasutra und auf die o.g. Rezension - deren Lektüre ich drum zunächst empfehle.

Für die Ungeduldigen, die nur eine rasche Einschätzung abgreifen wollen, hier ein Blitzfazit:
Meisterinformationen: -
- ein Aufreger für Intim-Feinde und -Feindinnen des Sexismus
- ein Nichtsnutzer für Abenteuer-Runterspieler
- wahrscheinlich nicht für einen Deiner Charaktere maßgeblich
- überraschendes zum Thema Sex nur für wenige
- ansonsten eine durchschnittliche DSA-Quelle


Der siebente Schleier
Als meine Frau, die meine Fantasy-Leidenschaft ökonomisch und unter dem Aspekt "weniger Zeit für die Familie" durchaus kritisch beäugt, das Büchlein herumliegen sah und meine peinlich erklärenden Worte hörte, nahm sie es interessiert in die Hand und durchblätterte es. Das kommt Euch banal vor, aber sie hat noch nie ein DSA-Werk durchblättert. Sie las sogar ein wenig, lachte und sagte etwas wie "Gott sei dank, ich dachte immer, solche Sachen spielten bei Euch (Nerds!) überhaupt keine Rolle...!"

Der sechste Schleier
Ich finde ein rotes Buch in Lederattrappe mit goldenem Emblem schick genug für ein Kitteltaschenformat. Die Innenseiten sind vom Stile Elefantenpapier mit ornamentaler Borte mit Rosen und Stuten. Surpríse? Die Bilder sind überwiegend nicht explizit, eine Hand auf geöffneter Vulva und ein Shiva-4Möpse-4Arme-Erektion-Artwork zur Göttin lassen wohl 2016 keinen Betrachter erröten. Die Bilder strahlen eine biedere Naivität aus, selbst wenn sie Positionsbeschreibungen zuzuordnen sind.

Der fünfte Schleier
Wenn Regelbände kursive Flufftexte enthalten, streben meine Augen eigentlich fast immer nach dem nächsten lesenswerten Absatz. Was nun, wenn einer ingame (nicht-kursiv) herumsülzt und zur Auflockerung kursive Sülze aus vergangenen Tagen einstreut? Das ist schon erst einmal harter Tobak für mich. Der IG-Autor bewegt sich aber nach meinem Dafürhalten auf einem Sprachniveau des 70er-Jahre-Aufklärers, die kursiven Texte finden sich schon eher im Bollywood-romantischen Bereich. Einen durchgehenden Einheitsstil kann ich deshalb nicht ausmachen - für mich ist es halt nurmehr Abwechslung zwischen Regen und Traufe...

Der vierte Schleier
Der aventurische Verfasser ist ein Mann. Er entschuldigt sich artig, aber er berichtet über ein Werk aus einer patriarchalischen Welt und insbesondere aus deren noch patriarchalischeren Vergangenheit. Vollkommen überraschend kommt ein Werk dabei heraus, in dem Mann und Weib nicht gleich sind. In dem auch sexuelle Rollen des Mannes und der Frau nicht gleich sind. Die Frau ist demnach zu erobern, zu befriedigen, zu beschützen, zu versorgen u.s.w. - bestenfalls rät man ihr, gewisse Vorzüge nutzbringend einzusetzen.
Es wird (vom moderneren aventurischen jetzt-Zeit-Verfasser!) sogar der unsägliche Satz gebracht: "Auch wenn eine Frau üblicher Weise Widerworte geben mag, so werden ihre Züge doch weicher und ihre Worte werden zu Lustlauten..."
Butter bei die Fische:
Das Töten und Verstümmeln, die rechtlosen Menschen und 'in diesem Abenteuer nicht spielbare' Unterrassen, eine krachende Schere zwischen Arm und Reich, aristokratische Willkür, okkultes Werken und Verdammnis und Häresie gegen irdischen Glauben oder gegen den in der Spielwelt herrschenden Glauben sind in DSA fest gesetzte Inhalte. Und niemanden stört's. Aber wenn eine Prise oder eine fettstinkende Wolke Sexismus herüber weht, ist Alarm im Rezensenten- und Fandom-Stübchen. Das kotzt mich ehrlich ganz gewaltig an.
Übrigens: der IG-Rahjasutra-Verfasser wurde als Kaumbartträger von einer reiferen Dame in die Liebeskünste eingeweiht und schwärmt unablässig davon. Hätte sich anders herum eine damals kaum mit Brüsten gesegnete Deern eines vorbildlichen Entjungerers gerühmt, wäre meines Erachtens auch darüber die Wut hochgeschäumt. Die unnötige Moral ist also auch noch auf einem Auge blind.

Die DSA-Redaktion hat seiner Zeit die Gleichheit der Geschlechter im Rollenspiel propagiert. Aber die entspannte Umsetzung ist seither dramatisch abhanden gekommen. Thesia und ihre schwule Freundin, Cuano und Ypollita, starke Frauen unter Kronen, die mächtigste und zynischste Zauberin von allen - das hat mir alles Spaß gemacht. Aber Baby! War da nicht auch etwas anderes. Haben wir nicht Silvana befreit. Wurde nicht Nedime entführt. Vögelte sich nicht ein Raidri durch ganze Ferdoker Regimenter? Die Welt ist bunt. Es steht jedem und jeder frei, eine strahlende Ritterin den holden Jüngling befreien und freien zu lassen. Ich habe auch nichts dagegen wenn Frau Gräfin einen Burschen aus einfachen Verhältnissen am langen Arm verhungern lässt. Aber ich werde von niemandem gezwungen, auf gender-neutraler Augenhöhe herum zu dödeln, weil top&bottom böse und von gestern ist! Und wenn die Tendenz im DSA-Kanon nicht balanciert ist - meinet wegen drauf geschissen. Wir spielen nämlich so, wie wir es mögen. Das steht auch schon immer in den Regeln. Und wenn Sexualität und Intersexualität in der Masse der Bevölkerung i.e. potentiellen Spielerschaft eine spiegelsymmetrische Angelegenheit ist und ein spielspaßbremsendes Moment sofern diese Balance nicht gewahrt wird, wundere ich mich sehr.
Sollte aber!
Sollte aber? Nein! DSA hat an mir keinen Erziehungsauftrag. Und die Community hat ihn um ein Vielfaches weniger. Ich will diese elaborierte Scheinheiligkeit nicht!
So. Und nun zu "Nein! heißt Ja."
Wenn ich vom Spieleabend zur schon schlafenden Gemahlin nach Hause komme, dann könnte das Rahjasutra mit seinem unsäglichen Satz aber doch Recht behalten und ich könnte mich auch nach neuester Rechtsprechung strafbar machen. Meine bessere Hälfte jedoch hat mir zugesagt, von einer Anzeige abzusehen; z.B. weil es nach einer "Ladie's Night" auch einmal anders herum sein kann. Das Rahjasutra nimmt dieses "damals war es zumeist so herum, heute ist es leicht auch anders herum" derart oft auf, dass es kurz vor nervtötendem Erziehungsinhalt steht. An dieser Stelle (nämlich bei dem unsäglichen Satz) fehlt es - und das obwohl der jetzt-zeitige Autor die Feder schwingt. Das ist bedauerlich, insbesondere weil es eine Steilvorlage für eine moralerhabene Meute darstellt. Wer tatsächlich noch nicht Worte des Widerwillens in Laute der Lust verwandelt oder verwandelt bekommen hat und das pauschal für political incorrect oder gar eine Straftat hält, sollte wirklich ganz dringend das Rahjasutra oder irdische Analoga mit ernsthaftem Interesse studieren. Vordringen gegen den Wunsch des Anderen wird von mir und auch vom Rahjasutra abgelehnt. Ich unterstelle jedem Autor des Rahjasutras, dass dieses Grundprinzip gegenseitiger Achtung verstanden wurde und nicht zur Nötigung oder Vergewaltigung aufgerufen wird. Der Universalverdacht macht mich böse. (Wie man merkt, scusi) Das Rahjasutra empfiehlt auf Seite 122 subtilere Methoden "...um sich eines ungeliebten Habibs zu entledigen" - als dass man den Eindruck hätte, die Handlungsebene des Buches bewegte sich auf Festhalten, Niederdrücken und Benutzen. Böswillige Unterstellung, die für mich Vibarts Rezensions-Fazit so wertlos macht, wie sie für Ihn das vorzeitige k.o. für das Buch mit sich brachte.

Der dritte Schleier
Als Sex-Ratgeber für orientierungsbedürftige Menschen ist das Buch nicht schlecht. Und zwar insbesondere nicht schlecht, wenn man meint, die mediale "Bildung" aus dem Internet tue da einen besseren Dienst. Sie zeichnet genau ein katastrophales Bild der Sexualität und lässt Kinder mit dubiosen Leistungsgedanken und Praktiken allein.
Wenn man davon absieht, dass man auch dem Rahjasutra zufolge als Mann etliche Runden hinter einander könne / können sollte, ist die Sexualität wesentlich weicher und nachsichtiger umschrieben, als in http://www.porn. Es ist jetzt nicht irgendwie genau die Sexualaufklärung, die ich einem jungen Menschen wünschen würde, aber es ist besser als die durchschnittliche (insbesondere von Jungs bevorzugte) Fickificki-Bombardierung. Also muss ich leider auch in diesem Punkt widersprechen: das Buch instruiert, auch wenn man es auf die Erde herab holt, wesentlich sensibler als Literatur oder Videos, die im Durchschnitt auf junge Menschen einprasseln.

Der zweite Schleier
Der Nutzen für den eigenen Charakter ist aller Voraussicht nach gering. Wenn wir es in die Reihe 'Vademecum' stellen, ist eben als SC der Geweihte von Gott X wahrscheinlicher als Giacomo Casanova di Grangoria.
Der Nutzen am Spieltisch (es bliebe also übrig: v.a. für den Meister) hängt stark davon ab, ob erotische und Gender-Themen dort einen Platz haben. Dürfen. Konflikte um Patriarchat, Matriarchat, Sexismus, Haremsbesuch und -Flucht, Anbändeln und mehr mit der zweiten Frau des unnachgiebigen Wesirs, eine mystische Nacht für den (Türwache) Stubenhocker-Novizen wären eine willkommene Abwechslung. Meine Frau hatte da schon Recht. Unser Rollenspiel ist in dieser Hinsicht arm. Aber einem Quellenbuch zum Thema diese Armut vorzuwerfen, wagte ich nicht.
Auch die von Vibart vermisste Sex-Vielfalt kann ich im Rahjasutra schwerlich herbeiwünschen. Mich interessiert zwar die Sexualität der Elfen rein akademisch, aber ein Rundreisebericht mit Triumphen des Autors in jeder ethnischen und genetischen Mumu des Kontinentes hätte ich wenig glaubwürdig oder attraktiv gefunden.
Bei Barbaren wird etwa mehr gebissen als bei uns - sagt er, sagt man so - und beim Hauen des Gespielen oder der Gespielin ist die Hand nicht in jeder Kultur flach. Also mir reicht das. Es bleibt ja ein Fantasy-Spiel...

Der erste Schleier fällt...
... zum Fazit. Man könnte nun nach meiner engagierten Gegenrede gegen Vibarts Voice annehmen, ich sei vom Werk hellauf begeistert. Das trifft die Sache nicht genau. Es wird sein Plätzchen im Regal haben, anstauben und nur vielleicht zu Rate gezogen werden, wenn wir uns demnächst durch die oberen Etagen Fasars bewegen. Ich finde das äußere und den Schreibstil der Thematik angemessen. Ich finde exakt die Detailausführungen "wie Mamas und Papas in einander passen" weder für das Spiel noch für mein Leben bereichernd. Aber ich bilde mir hinreichende wenigstens theoretische Grundkenntnisse ein - und damit vielleicht mehr als jüngere oder deutlich jüngere besitzen, und die Stöpselsachen machen auch nur das halbe Buch. Also... irgendwie ein klassischer Fall für eine 3. Eine drei die "zufriedenstellend" meint, nicht etwa "nicht gut!". Man sollte halt meines Erachtens nach kurzem Nachdenken relativ leicht beurteilen können, ob man für einen (limitierten - aber nicht nummerierten) Sexratgeber aus Aventurien zur Zielgruppe gehört. Oder nicht.

Vibart, um Vergebung! Ich finde Deine Rezension extrem gut. Um keinen der o.g. Aspekte hätte ich mir einen Kopf gemacht. [edit: gekürzt & geändert:] Sexismus ist aber für mich nur eine Ecke unter vielen. Und die Lobby ist mir zu laut. Kämpft doch auch für Demokratie, Pazifismus und bedingungsloses Grundeinkommen in Aventurien! Dann unterzeichne ich grummelnd die Quoten-Charta. Und sage, sollte der Entgratung Erfolg beschieden sein, 'farewell DSA'...

3 von 5.

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Sibylla
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Re: Rahjasutra

Ungelesener Beitrag von Sibylla »

Ich habe lange gehadert, ob ich diese "Spielhilfe" kaufen soll oder nicht. Ich habe sie bei Amazon gekauft, die Bestellung storniert, weil ich dachte, ich würde von unserer Gruppe ausgelacht werden, wenn sie die bei mir finden, das Geld sei mir zu schade und meine Phantasie groß genug, um mir Nähkästchentratsch aus einem Khunchomer Harems selber vorstellen zu können....

Nun ja, was soll ich sagen? Letztendlich hat meine Neugierde - insbesondere wegen der Rezension meines Vorredners hier - doch gesiegt. :oops:

Ich war auf den ersten Blick angenehm überrascht. Das Buch sieht ausgesprochen stilvoll und edel aus, das Design der Seiten ist mit kleinen Pferden, stilisierten Rosen und floralen Ornamenten ganz schön und angemessen geraten, ohne aber zu kitschig zu sein. Beim Durchblättern haben mich die vielen Bilder echt überrascht. Ob sie nun schön und erotisch oder nicht sind, ist Geschmacksache, ich persönlich empfinde sie teilweise als sehr gelungen und angesichts des Inhalts auch angemessen, aber auch als ungewöhnlich explizit. Dass das Bild auf S. 79 nicht zensiert wurde, überrascht mich immer noch.

Das führt mich direkt zum nächsten Punkt. Ich habe die Spielhilfe in einem Zug durchgelesen, was daran lag, dass sie sich wirklich gut liest. Die ganzen pseudo-tulamidischen Begriffe verleihen dem Inhalt einen leichten novadisch anmutenden Touch und lassen sich auch gut verstehen, wenn man wirklich von Anfang an liest. Der Text ist stimmungsvoll und gut geschrieben, teils hat er mich zum Schmunzeln gebracht, wenn ich die Zitate des jungen Burschen gelesen habe, der von seiner weitaus erfahrenen Gespielin den Kopf verdreht bekommen hat. Es erscheint mir kein Kapitel fehl am Platze, keines zu kurz oder zu lang zu sein. Angesichts des echt erotischen Inhalts vermute ich, dass sich manch ein Autor mit dem Inhalt schwer getan hätte. Axel Spor aber nicht, alles liest sich für mich, als sei ihm der Text leicht von der Feder gegangen. Zünftige Sexpraktiken in schöne, stimmungsvolle Worte zu verpacken, dass sie nicht peinlich, plump, kitschig, stupide pornographisch usw rüberkommen, finde ich nicht leicht.

Der Punkt Erotik ist allerdings nicht von der Hand zu weisen. Einerseits absolut logisch bei dem Thema. Dass aber nicht nur x verschiedene Sexstellungen detailliert beschrieben werden, sondern auch die verschiedensten Praktiken, ist vielleicht nicht ganz so selbstverständlich, wenn man sich vor Augen führt, dass DSA durchaus auch von Jugendlichen unter 14 Jahren gespielt wird.

Mal ganz direkt gesprochen: ich hatte beim Lesen viel Spaß, habe geschmunzelt und sie meinem Mann als erfahrener DSAler als...interessante Leseerfahrung... :wink: nahegelegt. Falls unser Töchterchen aber mal Lesen lernt und RPG spielen möchte, werde ich diese Spielhilfe wegschließen. Von den vielseitigen Möglichkeiten der sexuellen Praktiken muss sie nicht durch DSA erfahren.

Mal kurz am Rande: das hier ist ein öffentliches Forum und ich habe keine Ahnung, wieviele minderjährige User wir hier haben. Eben gerade wollte ich ein Beispiel für die explizite Schreibweise geben und damit das Eine oder Andere beim Namen nennen. Traue ich mich nicht, keine Ahnung, ob das sonst irgendwelche FSK-Richtlinien verletzt. Aber gilt das auch bei einer Spielhilfe?
Das "Namenlose Nacht"- Cover hat einen FSK 18-Einband, obwohl es weitaus weniger pornographisch ist.

Was gibt es sonst noch zu sagen?
Das Rahjasutra hat von mir trotz der schönen Schreibweise frage ich mich, wozu die Spielhilfe gut sein soll. Ein "liest sich nett" ist für mich nicht zwangsläufig eine Daseinsberechtigung. Nur weil die novadische Kultur ein "Tausendundeine Nacht"-Flair hat, reicht das für mich nicht, um eine Spielhilfe zu publizieren, die keinerlei sonstigen Bezug zu Aventurien aufweist.
Pardon - irgendwo kommt mal der Name Aranien vor..... Das war es in meinen Augen dann auch schon mit dem Bezug zu DSA.

Ich bezweifle sehr, dass mir das Rahjasutra einen Mehrwert am Spieltisch gibt. Falls man mal als SL eine Haremsszene mit genug Flair beschreiben möchte, kann man sich vielleicht die eine oder andere Inspiration holen, aber das war es dann wahrscheinlich auch und dazu braucht man dieses kleine Büchlein eigentlich auch nicht, dazu reicht auch genug Vorstellungskraft.

Daher: so Leid es mir bei dem talentierten Schreibstil tut - nur 3 Punkte. Wirklich tolle Schreibweise, tolles Design, aber mangelhafter Bezug zu DSA.
LG,
Sibylla

Stangenpfirsich
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Re: Rahjasutra

Ungelesener Beitrag von Stangenpfirsich »

Mhaire sieht dies - erwartungsgemäß - anders: https://rezensionen.nandurion.de/2016/0 ... ahjasutra/

Aber was zum Teufel ist "cis-weiblich"? :grübeln:

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Gorbalad
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Re: Rahjasutra

Ungelesener Beitrag von Gorbalad »

"Eigentlich wäre <X> sehr <Y>, nur man hat daraus nichts gemacht" ist glaube ich die Quintessenz von DSA.

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Tiger
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VS06 Rahjasutra

Ungelesener Beitrag von Tiger »

Ich versuche mich mal an einer Bewertung des Rahjasutras, auch wenn es nicht ganz leicht fällt. Ich tue mich schwer damit, weil mir auch vor dem Kauf schon klar war, dass ich vermutlich mit dem Werk nicht viel werde anfangen können. Oder anders, vermutlich gehöre ich nicht ganz zur Zielgruppe, wobei sich die Frage anschließt, wer die Zielgruppe sein könnte. Ich habe es aus Neugier und als Sammlerstück gekauft - und bin damit vermutlich doch punktgenau in der Zielgruppe gelandet. :oops:

Zum Inhalt: Gewünscht hätte mich mir ein orginales Ingame-Werk mit allem drum und drann - also eine stark aventurisierte Form des irdischen Kamasutra. Bekommen habe ich Kommentare zu einem Werk, dessen Inhalt sich durch die Zensur des Autors und dessen - nennen wir es mal - zeitgenössisch-güldenländischerer Bewertung kaum mehr erahnen lässt.
Gut wir haben also keine Neuausgabe des Rahjasutras 1039 BF, noch nicht mal eine Zusammenstellung von Auszügen und Bildern aus dem Werk, begleitet von einigen Kommentaren. Nein, wir haben einen liebfeldischen Rahjageweihten, der sein persönliches Fazit aus dem Studium ebenjener Texte weitergeben möchte, angereichert mit mageren 20-25 Zitaten aus den Originalschriften.

Ich persölnich finde diese Herangehensweise zu güldenländisch. Wenn schon dieser Ansatz, dann hätte ich mir einen tulamidischen oder wenigsten aranischen Autor gewünscht. Gerade Aranien hätte in dieser Hinsicht viel Potential gehabt, auch was das Dominazverhalten der Geschlechter angeht.
Die Texte des Rahjasutras sind oft explizit, ohne aber pornografisch zu werden, was ich positiv finde. Allerdings muss ich gestehen, dass ich sie weder als erotisch noch als besonders spannend empfunden habe. Der blumige Schreibstil ist ganz hübsch, aber der Inhalt weiß leider nicht zu fesseln. Auch bei den Bildern ist es ähnlich. Nach genauerer Betrachtung ist mir aufgefallen, dass die Gesichter weitestgehen emotionslos gehalten wurden. Es gibt Gesichtsausdrücke, allerdings fehlt der Ausdruck der Augen. Dadurch fehlt den erotischen Zeichnungen ebenfalls das gewisse Etwas. Einzig die Darstellungen auf den Seiten 79 und 120 heben sich davon ab, (wobei Letztere keinen erotischen Inhalt hat).

Wem würde ich dieses Werk also empfehlen?
Als limitierte Ausgabe ist es natürlich für Sammler, ganz klar.
Darüber hinaus denke ich, das Rahjasutra eignet sich ganz gut als Inspiration für Neugierige, deren erotischer Horizont ihrem Empfinden nach noch erweiterunsbedürftig ist. Wobei es da auch bessere Texte gäbe, (aber auch viele deutlich Schlechtere). DSA-Bezug ist dabei allerdings kaum gegeben. Auch würde ich dem verklemmten Klischee-Nerd nicht empfehlen dieses Werk dem Nachwuchs anstatt eines anständigen Gesprächs über Sexualaufklärung in die Hand zu drücken.
Oder vieleicht doch, wenn die elterlichen Fähigkeiten auf dem Gebiet ebenfalls dem Klischee entsprechen? Andererseits, Nachwuchs haben sie immerhin erfolgreich gezeugt ... :grübeln:

Als Fazit weist dieses eigentlich recht hübsch gestaltete und auch angenehm geschriebene Werk meiner Meinung nach drei elementare Schwächen auf:
1. Es ist zu wenig ingame-Rahajasutra im outgame-Rahjasutra enthalten.
2. Die Herangehensweise ist zu güldenländisch. Der Versuch durch diesen Kunstgriff Vorwürfen aus der Gender-Sexismus-Feminismuss-Ecke entgegenzuwirken ist zu offensichtlich, wirkt sich störend auf den Inhalt aus, und hat noch nicht einmal Erfolg gehabt.
3. Es ist praktisch kein DSA-Bezug gegeben. Bei diesem Werk ist ein solcher Bezug sicher nicht leicht umzusetzen. Aber nichtsdestotrotz, es ist eine DSA-Publikation, und in einer solchen erwarte ich eine ordentliche Einbettung in die Welt. Oder anders ausgedrückt, ich erwarte auch von einem Rahjasutra, dass man es als nicht DSA-Spieler für ebenso nerdig hält wie beispielsweise ein Praios-Vademecum. Das ist hier nicht gegeben.

Jede dieser Schwächen ist für mich gravierend genug, um einen Punkt abzuziehen. Bleiben noch 2 Punkte für das Rahjasutra.
Tiger alias
Bosper Praiotin Sonnental, Bruder Hesindian, Nana Minze, Nikaju Frostwind, Radrik Baernhoff, Sulvaya aus Baliho

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