Ich mag Raidri eigentlich nicht und der erste Band "Der Schwertkönig" wurde von mir zwar wohlwollend aufgenommen, jedoch nicht überschwänglich. Diesen zweiten Band finde ich aber nochmal deutlich stärker. Warum? Nun, wir betreten den Bereich der bespielbaren Geschichte und dieser ist u.a. deshalb jedem zu empfehlen, der verstehen möchte, wo DSA 1-3 stattgefunden hat. Dabei gilt hier das Gleiche wie bei meinem Kommentar zu "Der Lichtvogel": Ich bin der Meinung, dass die größten Herausforderungen der Welt durchaus durch die größten Helden dieser Welt anziehen dürfen. Insofern scheint hier nur insofern eine Charakterentwicklung möglich, dass der Held älter und in Teilen weiser wird. Ein Held ist er von Seite 1 an bereits. Auf den letzten Seiten lernt er Demut im Angesicht seiner Göttin und erkennt, dass er nichts Anderes als ein kleines Figürchen im Spiel der Göttin war. Dadurch relativiert sich für mich die völlige Überzeichnung der Figur Raidri und ich kann meinen Frieden mit ihm machen. Es gibt weniger Sex und weniger Blödsinn am Rande, dafür knallhart Ereignis auf Ereignis.
Inhaltlich werden viele spannende Episoden bedient, die es mir ermöglichen, die Chronologie und Historie von DSA/Aventurien besser zu verstehen, wichtige NPCs näher kennenzulernen und auch Vieles für mich als Meister für die Ausgestaltung von Abenteuern zu entnehmen. Folgende Themen tauchen unter anderem auf:
- Der Konflikt um den Nachtdämon in der Jaguarlilie in Warunk
Die 7 Kelche und der Tempel von H'Rabaal
Kaiser Hal und seine Vergöttlichung
Das Turnier zu Gareth inkl. Hintergründen zu Answin und seiner Verschwörung
Perlenmeerexpedition mit der Seeadler und Admiral Sanin
Konflikte um Maraskan
Kaiserin Alara
Schlacht der 1000 Oger, Helme Haffax und Galotta
Die Freundschaft zu Cuanu ui Bennain
Das Donnersturmrennen
Die Suche nach der Dämonenzitadelle im Ehernen Schwert
Verschwinden Hals und die Answinkrise
Der Orkensturm
Schisma der Praioskirche
Bürgerkrieg in Albernia
Die Rückkehr Borbarads mit allen Ereignissen der G7-Handlung
Raidris Tod und göttliche Entrückung
Bei Betrachtung dieser umfangreichen Liste wird direkt klar, dass viele Themen nur kursorisch abgehandelt werden können. Dennoch reicht die Darstellung für mich aus, um den Roman als quasi-Pflichtlektüre für all jene zu bezeichnen, die im skizzierten Zeitraum spielen wollen oder gespielt haben (Achtung: Die Ergebnisse und Hintergründe werden gnadenlos gespoilert - also eher was für Meister oder diejenigen unter euch, die in Erinnerungen schwelgen wollen und/oder eine andere Perspektive auf ihre erlebten Abenteuer haben wollen). Ich finde den Band klasse, muss aber darauf hinweisen, dass es sich teilweise eher wie ein Tagebuch liest als wie eine zusammenhängende Geschichte. Wer mit diesem Stil klarkommt, hole die Lektüre gerne nach.
5 Punkte von mir