Naja ich finde die Setzung "Patrizier stünden auf dem Schlachtfeld in keiner Weise Weidener Rittern nach" ist schon recht typisch für die Ursachen der Wahrnehmung des Horasreiches als "Wir können alles besser"-Setting.Gueldenlaender hat geschrieben:Ich bin mir auch nicht sicher, ob es wirklich den Autoren von RdH anzulasten ist, dass andere DSA-Autoren unbedingt ein hochmittelalterliches Ritter-Setting (Weiden) und ein frühmittelalterliches Wikinger-Setting (Thorwal) inmitten einer tendenziell frühneuzeitlich geprägten Fantasywelt ansiedeln mussten. Meiner Meinung nach gebührt den RdH-Autoren vielmehr Anerkennung dafür, dass sie das unsägliche Rokoko-Setting von Fürsten, Händler, Intriganten so weit zurückgeschraubt haben, dass sich das Liebliche Feld wieder gut ins restliche Aventurien fügt.
Die Formulierung, Patrizier stünden auf dem Schlachtfeld in keiner Weise Weidener Rittern nach, will meiner Meinung nach gerade nicht suggerieren, dass die Horasier alles besser können – sondern vielmehr einfach nur mir dem Vorurteil der verweichlichten Schnupftuchwedler aufräumen und unterstreichen, dass ritterliche Traditionen durchaus noch im Patriziat verankert sind.
Von mir auch 5 Punkte.
Da haben wir in Weiden ein in seiner vollen Blüte stehendes Feudalwesen, dessen komplette Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung darauf ausgerichtet ist eine eine Schicht von "Rittern" zu unterhalten.
Der typische Werdegang eines Weidener Jungadeligen ist Page--Knappe--Ritter.
Die wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse im Weidener Adel sind Ritterturniere.
Und die schwersten Herausforderungen die auf einen weidener Adeligen zu kommen sind Schwarztobrische Umtriebe von jenseits der schwarzen Sichel, Orkische Umtriebe von jenseits von Finsterkam und Totenmoor, Goblinische Umtriebe in der Roten Sichel und Umtriebe von Kriegsfürsten in der Wildermark.
Und wenn es zu dieser Herausforderung kommt, dann gürtet der weidener Adelige Schwert und Schild und steigt mit der Lanze aufs Streitross.
Dann betrachten wir mal das Horasreich.
Das horasische Gesellschaftssystem ist weitaus komplexer. Es gibt nicht den einen typischen Werdegang der Ausbildung in einer kämpferischen Profession. Die kämpferische Profession ist nur eine von vielen Möglichkeiten was der Partizier seinen jungen Spross so lernen lässt [Stichwort Universalschule von Methumis und diverse anderen Ausbildungen für gehobene Stände]. Wird eine kämpferische Ausbildung gewählt so stehen Duelle im Zentrum der Wertschätzung. Schwertgesellen und Kriegerschulen mit Fokus auf Fechtwaffen sind typisch. Außerdem ist eine Ausbildung als Offizier möglich wobei auch hier die Fechtwaffe als Standeswaffe dominant ist.
Die wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse im Horasischen Patriziat sind sind Ritterturniere? Nein hier sind primär Bälle und Empfänge zu nennen, vielleicht auch Opern und Theaterbesuche oder der Kronkonvent zu Arivor. Ja selbst die Grangorer Warenschau ist wohl ein Ereignis von gesellschaftlicher Relevanz.
Auch ein horasischer Adeliger kann vor schweren Herausforderungen stehen. So es sich dabei um kämpferische Herausforderungen -- und nicht um Modefragen -- handelt, wird der horasische Adelige entweder seinen Sekundanten schicken um einen Duelltermin zu vereinbaren oder aber seinen Vogt damit beauftragen Söldner für die Fede anzuheuern.
Das Horasreich ist eine Hochburg des Söldnerwesens. Und gerade bei Söldnern spielt extrem teure Kavallerie automatisch eine geringere Rolle, da sich Söldner in der Regel nicht aus den gesellschaftlichen Kreisen rekrutieren in denen man sich ein Pferd leisten kann.
Alles in allem gibt es eine Vielzahl von Gründen warum weidener Ritter nun mal als schwere Kavallerie qualifizierter sind als Patrizier.
Nun kann man als Autor einer DSA-Spielhilfe -- leider -- so ziemlich frei entscheiden was man in seine Spielhilfe schreibt. Und somit hat auch niemand die Autoren der Horasreichspielhilfe daran gehindert in ihre Spielhilfe rein zu schreiben, dass das die horasischen Patrizier als schwere Kavallerie so gut sind sie die Weidener Ritter. Aber plausibel wird eine solche Setzung dadurch nicht. Und natürlich müssen die Autoren der Spielhilfe damit leben, dass diese ihre Setzung maximal im Horasreich gültig ist und dass sich niemand der das Setting außerhalb des Horasreiches beschreibt daran halten wird.
Meiner Meinung nach hätte es dem Horasreich nicht geschadet wenn es auch in ein paar Dingen einfach mal nicht das führende Land Aventuriens gewesen wäre.
So wie es aber beschrieben wurde ist das Horasreich so in etwa der Streber Aventuriens und in seiner Klasse auch ähnlich beliebt. (Und im Gegensatz zum Streber hat sich das Horasreich seine tollen Noten nicht durch Leistung erarbeitet).
Die Garethbox zeigt wie man ein Setting -- in diesem Fall die größte Stadt Aventuriens -- so beschreiben kann, dass Licht und Schatten beschrieben werden.
Der Anspruch selbst bei der Schlagkraft der schweren Kavallerie des Adels -- ein Bereich für den man eigentlich sehr viel schlechtere Voraussetzungen hat als der größte Teil Aventuriens -- mindestens so gut zu sein wie die besten fordert Kritik geradezu hinaus.
Gruß Robak