Ich muss an dieser Stelle eine erste Lanze für die Historia brechen, die mir nämlich ausgesprochen gut gefällt!
Die HA stellt in einem mehr als ansprechenden Layout einen in diesem Umfang bisher nicht dagewesenen Überblick über die aventurischen Zeitalter dar. Die angenehme Schreibweise macht sie zudem sehr leicht zu lesen - seit langer Zeit liegt endlich mal wieder eine Publikation vor mir, die ich einfach interessehalber und genussvoll verschlinge (was die meisten grünen und blauen Bände der vergangenen Jahre nicht geschafft haben; die meisten wanderten ungelesen in den Schrank).
Allein dafür verdienen die Autoren Lob!
Unwissenheit und Unbedarftheit sind aber offenbar gewaltige Segen. Von zahlreichen Dingen, die hier wie dort angeprangert werden, hatte ich bislang weder gehört (Ashariel) noch mir darüber Gedanken gemacht (Wer oder was ist Krakon?). Ich erfreue mich einfach daran, gebündelt und schön aufbereitet Informationen über bspw. das sechste Zeitalter zu erhalten.
Bei vermeintlichen Widersprüchen - und nicht offensichtlichen Fehlern (wie Gor- vs. Graufang oder die nostergastischen Königshäuser) - halte ich es ganz pragmatisch: Die HA ist die aktuellste Publikation und hat somit per Definition Recht. Ende im Gelände.
Dass sie damit vielleicht ein paar alte Gebäude einreisst, um daneben neue zu errichten - geschenkt! Alle Diskussionen über Ereignisse vor dem 11. Zeitalter sind ohnehin nur von eher akademischem Interesse, da ihre Relevanz am Spieltisch in über 90% der Fälle nicht gegeben sein dürfte.
Ich finde, dass es diesem allerersten historischen Kompendium von DSA erlaubt sein sollte, neue Setzungen zu treffen - sofern man sich in Zukunft daran hält -, auch wenn dabei heilige Kühe geschlachtet werden.
Mein persönliches Highlight ist die Ernennung Rastullahs zu einer vollwertigen pKsE!
Zudem ist hier die verlässlich unverlässliche (oder unverlässlich verlässliche?
) Erzählerin Chalwen ein wahres Geschenk, ist sie doch eine Instanz, der man zwar grunsätzlich Glauben schenken darf, die es einem jedoch zugleich ermöglicht, verschiedene Punkte anzuzweifeln. Somit kann sich jeder selber seinen Teil zu bspw. Tsatuaria denken.
Was zudem über alledem nicht vergessen werden sollte, sind die tw. super schönen Illustrationen (Brin! Rohal!).
Noch ein Wort zum Thema HA vs. Myranor:
Ich bin persönlich nicht der Ansicht, dass man es von den Autoren einer Historia Aventurica (!) verlangen kann, sich detailliert in die Geschichte eines anderen Kontinents einzulesen. Aufwand und Nutzen stehen hier in keinem gesunden Verhältnis.
Ohnehin bin ich dafür, sämtliche anderen Kontinente (Myranor, Tharun, Uthuria, ...) endlich als vollkommen separate Spielwelten zu betrachten, die sich gegenseitig nicht beeinflussen. Ansonsten wird es immer wieder dazu kommen, dass irgendwelche Setzungen hier wie dort nicht zusammenpassen.
Die praktischen Möglichkeiten, bspw. zwischen Aventurien und Myranor zu interagieren, sind minimal - warum also müssen beide Spielwelten die jeweils andere als so riesigen Klotz am Bein mit sich herumtragen?!
Mein Fazit:
Die HA ist ein sehr interessanter und unterhaltsamer Band, der dem durchschnittlichen DSA-Spieler viel Freude und neue Erkenntnisse bescheren wird. Offensichtlich nicht zu empfehlen ist sie jedoch jenen, die sich über die Haarfarbe Ingerimms im fünften Zeitalter und andere kosmologische Spitzfindigkeiten echauffieren können.
Für mich persönlich ist die
Historia Aventurica einer der besten Bände seit Jahren -
5 Punkte!
MfG,
Olvir Albruch