Nachdem die (überarbeitete) HA die neueste Publikation ist, die ich besitze und ich viele Spielhilfe und Abenteuer und Boten im Regal stehen habe, die ich - aus Zeitgründen -noch gar nicht gelesen habe, stimme ich nicht mit ab. Mit DSA 5 setze ich mich ohnehin nicht auseinander, solange noch nicht alle Regelteile erschienen sind. Aber bis dato sehe ich keinen Grund, meine aktuelle Runde nicht auch dann mit DSA 4.1 Regeln weiter zu spielen (da ich auch bei DSA 1/2/3 Abenteuern Anpassungen an DSA 4.1 vornehmen muss, sehe ich in einem „Downgrade“ von 5 auf 4 jetzt auch kein größeres Problem).
Dennoch erlaube ich mir mal meine Meinung zu dem Thema auf Grund der mir bekannten Publikationen und dem, was ich so von Neuerscheinungen mitkriege, kund zu tun.
Ich gehör(t)e der schon erwähnten Gattung der Sammler an und gegen Ende der 90iger/Anfang der 2000er war ich wirklich einer der Wahnsinnigen, der Abenteuer/Spielhilfe/Romane/Wunderwelten gleich bei Erscheinen gekauft hat (neben den Bemühungen, auch noch die Sammlung an DSA 1 und DSA 2-Abenteuern zu kompletieren). Das war zum Finale der G7 auch ziemlich spannend und ich war auch sehr erleichtert, als nach einer gefühlten Ewigkeit (ich glaube, in Wahrheit war es nur ein halbes Jahr) Fanpro DSA nach dem Konkurs von Schmidt-Spiele weitergeführt hat.
DIESER Wechsel hat - meinem Empfinden nach - DSA durchaus gut getan.
Was ich - nicht erst seit dem Redaktionswechsel - sondern schon seit dem Wechsel zu Ulisses feststelle (aber vielleicht kommt es mir nur so vor, weil mit zunehmenden Alter Zeit und Auf-den-Kopf-hau-Geld knapper werden) ist ein erhöhter Output. Und das scheint - wie hier im Thread schon öfter erwähnt - mit DSA 5 eine weitere Steigerung zu erfahren. Ohne jetzt Bezug auf die Qualität nehmen zu können, weiß ich ehrlich nicht, ob hier selbst mein jüngeres Sammler-Ich aus der Jahrtausendwende mithalten könnte. Und so gerne ich auch am neuesten Stand wäre (zumindest was Quellenbücher betrifft), ich werde zukünftig nur noch sehr selektiv kaufen können. Zumal ich die Zeit die ich für mein Lieblingshobby investieren kann, vor allem in die aktuelle Runde stecke. Und mit der spiele ich sowieso uralt-Abenteuer.
Interessant ist da für mich alles, was alte Plots weiterführt oder alte NSCs aufgreift. (Darum war Bahamuths Ruf natürlich ein must-have, das sehr geschickt „Blutige See“ meets „Sieben magische Kelche“ zelebriert hat, um mich hier auch als MM-Fan zu outen).
Insgesamt finde ich das „Aussterben“ der „Alten Garde“ sehr bedauerlich. Das fand ich aber schon beim Weggang von KHW und Hadmar (von) Wieser schade. Aber ob es so oder so wirklich noch jemanden gibt, der einen „Gesamtüberblick“ hat, sei einmal dahingestellt. Weil das Beispiel der HA gefallen ist: Florian Don Schauen ist ja doch auch ein „alter Hase“, wohl aber mit Myranor, Dunklen Zeiten, Tharun nicht in dem Ausmaß vertraut (hier habe ich auch Lücken, liegt teilweise auch noch ungelesenes Material im Regal, aber vor allem, weil mich Myranor irgendwie nicht so reizt).
Ich halte es nach wie vor für eine unglückliche Vorgehensweise zu versuchen, mit der HA auch den mythologischen Hintergrund - mehr oder weniger - verbindlich festlegen zu wollen, auch wenn ich den Gedanken dahinter verstehe: Nachschlagewerk für Jungautoren - verbindlicher Hintergrund für Spielleiter. Nur da dann wieder Geheimnisse und womöglich geplante Plothooks einzubauen (na wie ist das denn nun mit dem Nandus…) - aber darüber wurde ja eh schon seitenweise diskutiert.
Der Gedanke eines „Reboots“ mit DSA 5 ist verständlich und auch ganz im Geiste der Zeit, wenn man so ins Kino schaut. Ob das wirklich das Klügste gewesen wäre, sei mal dahingestellt.
Das Briefspiel ist sicher eine Bereicherung und ich bin sehr dankbar über die Regional-Wikis und die darin enthaltenen Informationen. Es ist sicher mit ein Grund für die detaillierte Ausarbeitung Aventuriens, was ja zu gleich Segen und Fluch ist. Ich glaube mich zu erinnern, das bei der Übernahme von Ulisses das Thema Briefspiel durchaus angesprochen wurde und angedacht war, es wieder zu focieren, habe aber auch den Eindruck, dass die Blütezeit des Briefspiels vorbei und der Einfluss auf die Entwicklung der Spielwelt geringer ist. Die Provinzen sind soweit beschrieben, und wie weit die Pläne der Redaktion (so schon vorhanden) sich mit den Ideen aus dem Briefspiel vereinbaren lassen war - glaube ich - immer schon eine variabel zu beantwortende Frage.
Da gab es einerseits die Answinkrise die im Briefspiel und im Boten ausgefochten wurde und die man als Spielleiter/Spieler eben nur dort nachlesen konnte (bzw. als Basis für eine eigene Kampagne verwenden konnte). Dann gab es das - auch aus anderen Gründen - vielgeschmähte „Tal der Finsternis“ in das man die Briefspieler zwecks vierfacher Königinnen-Krönung wunderbar mit einbinden hätte können, was aber konsequenter Weise (fast) vollständig unterlassen wurde.
Was ich spannender (im Sinne von: wie kam es dazu und warum bitte?
) finde, sind Dinge wie Engasal und das Kemireich, wo sich - meines Wissens - bespielte Gebiete aus privaten Runden ins offizielle Aventurien „geschummelt“ haben. Dies allerdings nur in Form von kurzen Texten in Spielhilfen und (im ersteren Fall durchaus witzigen) Artikeln im Boten. Auf Abenteuer wirkt sich das so gut wie gar nicht aus (gut, in "An fremden Gestaden" kann man ein paar Inselkolonien vom Kemi-Reich anlaufen, das hier - interessanter Weise - wieder Trahelien genannt wird) und um es wirklich ins Spiel einzubauen sind die Informationen zu dünn bzw. das Setting zu wenig verlockend (für Engasal gibt es zumindest eine inoffizielle - natürlich blendend aussehende - Spielhilfe).
Fazit: es gab nie und wird auch nie einen durchgehenden Masterplan bei DSA geben. Die Hintergrundwelt ist „natürlich gewachsen“ und hat - vor allem mit den Zusatzkontinenten bei anderen Verlagen - inzwischen ein Ausmaß erreicht, das es in seiner Gesamtheit kaum mehr überschaubar ist. Aus diesem Grund fürchte ich, das Fehler wie in der HA in Zukunft nicht zu vermeiden sein werden. Im Gegenteil ist zu befürchten, dass durch den Wegfall etlicher „alter“ Autoren sich Widersprüche bzw. das Versanden alter Plotlinien häufen wird. Als Jung-Autor und SL bleibt da wohl nur, das was vorhanden ist als Ideensteinbruch zu verwenden. Funktioniert für das private DSA in der Spielrunde wunderbar. Wie das ein Verlag professionell lösen soll, ist mir ein Rätsel…
Tante Edith: hat mich mal auf die gröbsten Fehler im Text aufmerksam gemacht