Tilim hat geschrieben: ↑31.10.2017 00:35Das ist Sexismus um den man sich kümmern sollte. Leider sind die meisten Feministen sich dafür zu schade.
Wie kommst du darauf?
Ich hab bei dir wirklich bei aller Liebe zur angeblich ungefilterten Realität den Eindruck, du machst dir die Welt durchaus ausschließlich so, wie sie dir (nicht
) gefällt.
Es gibt
vielfältige Anstrengungen gerade der Feministen, sich um die Probleme der Frauen in der Islamischen Welt zu kümmern. Denn, wie du richtig erkannt hast, ist dort eine Menge zu tun.
Für die Behauptung, dafür seien sich Feministen (und - innen) mehrheitlich zu schade, hätte ich jetzt gerade gern wirklich einen "Kopf gegen die Wand"-Smiley.
Auch du könntest eigentlich wissen, dass es Dinge gibt, die existieren, auch wenn du persönlich sie noch nicht "gemessen" hast.
Das das Ganze derzeit nur mäßigen Erfolg hat, teils auch keinen, heißt doch nicht, dass sich nicht Leute überall auf der Welt damit beschäftigen. Es arbeiten aber auch Leute überall auf der Welt
dagegen - oder messen dem einfach keine "so große Bedeutung" bei, dass man sich etwa mit politischen Sanktionen beteiligen müsste. Die Atomwaffen im Iran sind da deutlich wichtiger als die Stellung der Frauen. Und das Öl aus Saudi-Arabien allemal genauso, ebenso wie das Wohlverhalten der Herrn. E. aus A.
Wenn sich
überhaupt einer damit befasst, wie Frauen dort behandelt werden, dann Feministen! So traurig das eigentlich ist.
Weil's den Rest nicht interessiert. Weil Männer viel zu häufig gar nicht drüber nachdenken, dass Frauen eben
nicht so leben können wie sie. Selbst wenn sie theoretisch das Recht dazu haben. Weil sie dieses recht eben nicht überall haben!
[Anekdotisch eine wirklich krasse Episode war die, wo der Doktorvater einer früheren Kollegin in einem Jahr eine alleinreisende Doktorandin in den Urwald nach Malaysia vorausschickte, um das jährliche Forschungscamp seiner Arbeitsgruppe vorzubereiten. Er hatte das schon selbst gemacht, es hatten auch schon männliche Doktoranden gemacht. Er hatte ihr genau gesagt, was sie machen, beauftragen und vorbereiten sollte, konnte ja alles nicht so schwer sein. Aus dem Umstand, dass sie schon auf dem Weg dorthin vom Taxifahrer einmal fast vergewaltigt wurde, auf der Polizei dann ausgelacht, dann von keinem Taxifahrer mehr mitgenommen wurde, weil sie den einen angezeigt hatte, und von den Mitarbeitern im Camp auf ihre Anweisungen hin ohne Riesen-Aufstand keiner einen Finger rührte, sie dafür aber bei verschlossener Türe schlief, weil sie den Eindruck hatte, auch da nicht mehr sicher zu sein - wurde mit der Bemerkung reagiert, Frauen seien anscheinend doch hysterisch und nicht belastbar - bis dahin habe keiner seiner (männlichen!) Mitarbeiter jemals solche Probleme gehabt!
- Vorfall aus den 1990er Jahren. ]
Harvey Weinstein ist natürlich ein Paradebeispiel für so nen Typen, wie du ihn beschreibst - aber letztlich anekdotische Evidenz, aus einem bestimmen kulturellen Kontext (s.u.). Armseliger als sowas wie der geht m.E. wirklich nicht.
Schlimm genug, dass er lange damit durchgekommen ist - aber wenn du an der Stelle immer noch findest, dass Feminismus wenigstens im Westen überflüssig ist, hast du dich mit der Position der Frau in der US-amerikanischen Gesellschaft wohl auch noch nicht in irgend einer Form außer durch Draufgucken beschäftigt.
Ich habe dort durchaus Bekannte (Online-Bekannte), auch in meinem Alter (also, 40+), die meinen: "Ach ja, so isses halt." "Boys will be Boys" - und lauter so ein Scheiß. Als wäre es quasi ein
Naturgesetz, dass Männer sich nicht beherrschen könnten und Frauen damit halt umgehen müssten, vor allem, um nicht als "zickige Feministin" zu erscheinen. Oder um grundsätzlich überhaupt einen Job zu kriegen oder zu behalten.
(Diesbezüglich sind wir hier nach meinem Eindruck relativ gut dran. Womit ich nicht sagen will, dass sowas gar nicht vorkommt - aber halt, dass es mir heute hier lange nicht mehr so "üblich" erscheint wie in den USA.)
Dort scheint es oft, als wären die Grundsätze "kein Sexismus" und "keine sexuelle Ausbeutung" nur dann okay, wenn die Männer selbst einsehen, dass das so nicht in Ordnung ist, aber nie dann, wenn die Frau darauf besteht. Die sieht es dann nämlich garantiert zu eng oder hat PMS und/oder Migräne.
Das ist aber eine Sorte von Problemlösung, die nicht fair ist, sondern eine von oben herab erwiesene Gnade. Und nein, das ist nicht und keineswegs egal, "solange das Ergebnis stimmt!"
Und solange ein gar nicht so kleiner Teil Männer nicht mal in diesem Fall einsieht, dass Männer die Probleme von Frauen nicht genauso gut lösen können wir Frauen selbst, braucht man durchaus, neben Leuten, die für alles mögliche andere eintreten, auch Leute, die speziell für die Rechte und Interessen von
Frauen eintreten. Und, wenn nun Frauen nun schon, warum auch immer, nicht selbst in die Position kommen, ihre Interessen durchzusetzen, wenigstens den Entscheidern mal klarmachen, was diese sind. Und dass die Probleme von Frauen Probleme sind, auch wenn Männer sie nicht unbedingt sofort als solche sehen, weil sie selbst sie nicht haben.
Lobbyismus ist für jeden Furz legitim. Aber bei
Frauen ist es übertriebenes Anspruchsdenken?
Dass ich nicht lache!
[Edit]
Video: Hab nach Minute 8 ausgemacht.
Ich bin in Sachen Partnerschaft nicht sehr romantisch, sondern sehr pragmatisch veranlagt, wie ich ja schon geschrieben habe, von daher sagte mit der gute Mann diesbezüglich nichts Neues.
(Ich gehöre auch nicht zu den Eltern, die die Fehler ihrer Kinder nicht sehen. Oder vor eigenen Fehlern oder Defiziten komplett die Augen verschließen. Nutzt ja nix, davon werden es ja auch nicht weniger.)
Ich war früher (und bin es bis zu einem gewissen Grad noch) aber romantisch veranlagt, was andere Sachen anging: Freunde finden, sportlich erfolgreich sein, Umgang mit Haustieren. Ich hatte recht viel gelesen und dachte, es ist halt immer so wie in Büchern. Wenn man es richtig macht, wird es nett und schön.
(Das ist der Fehler, wenn man zu viel Enid Blyton liest..
)
Okay, ich merkte recht schnell, so war es nicht, Dinge passieren nicht von selbst, sie werden auch nicht von selbst automatisch schön und toll, die Welt hat ihren eigenen Plan, der nicht immer so ist wie meiner, und dreht sich weiter, ob ich das nun gerade gut finde und verkraften kann oder nicht. Ja, es war ein wenig (anfangs teils auch schwer) enttäuschend, aber ich lebe noch, und in ärztliche Behandlung musste ich auch nicht.
Auf Facebook bin ich übrigens nicht. Das nervt mich. Ich sehe auch keinen Sinn drin, mich ständig mit anderen zu vergleichen. Mir reicht das was ich habe, und meistens auch das, was ich bin.
Wenn's grade um Philosophie geht, nicht ganz, aber das war mir ehrlich nie gegeben - das hätte ich wohl auch, wenn ich gemusst hätte, nur gelernt, um alles gleich wieder zu vergessen.
... und auf ihrem Grabstein wird stehen: "Ich hab's dir ja gesagt!"