Danke - so viel Arbeit!
UNd -endlich mal ein Artikel, den ich nachvollziehen kann. Dafür dann nochmal danke.
Das ist vordergründig betrachtet richtig. Es unterschätzt aber tatsächlich den Einfluss des Arbeitsklimas auf die Produktivität. - Okay, zumindest auf die von Frauen.Tilim hat geschrieben: ↑06.11.2017 23:34Und hier möchte ich noch mal auf die Studie zurück kommen, dass Mutterschaftsurlaub einer Firma nicht schadet oder sogar helfen kann. Das ist natürlich eine sehr gewagte aussage (und ähnliche hatte wir schon hier im Thread). Es spricht gegen die eigene Logik, dass der Leiharbeiter der eingestellt werden muss, gleich Qualifiziert ist wie ein langjähriger Mitarbeiter (und da ist nicht mal die moralische Fragestellung zu Leiharbeit mit drin). Außerdem muss der Mitbarteiter ja weiterhin bezahlt werden.
Ich schrieb ja schonmal von dem Modellprojekt, an dem mein Bruder gearbeitet hat, wo es darum ging, die überwiegend mittelständischen Betrieben seines Landkreises (bei dem er angestellt war bzw. ist) familienfreundlicher zu machen. Er hat's gemacht, weil es sein Job war, nicht, weil ihn das von vornherein so gereizt hätte. Und er musste erstmal die Unternehmer ins Boot holen, die noch viel skeptischer waren. Das sind Geschäftsleute. Die dachten in erster Linie so wie du: Watt, da bezahle ich ja eventuell jemanden zweimal - all die Arbeit, die das macht..."
Aber das Projekt gibt es heute noch. Und es war ein Erfolg.
Weil es dazu geführt hat, dass erfahrene Arbeitskräfte mit einem gewissen Wissen, in die das Unternehmen ja auch investiert hatte, dem Unternehmen nicht auf Dauer, sondern eben nur für die Elternzeit verloren gehen. Dadurch dass durch Betriebskindergärten, einfachere Teilzeitregelungen, finanzielle Unterstützung der Unternehmen es Eltern erleichtert wurde, auch mit Kind wenigstens weiter teilzeit zu arbeiten, blieb dem Betrieb ein Potentzial erhalten, das er sich sonst immer wieder neu schaffen musste. (Sagt: mein Buder, der VWLer ist). Und das hat sich offenbar als überaus lohnend herausgestellt.
Den Männern war das vorher nicht klar - wie auch, sie waren ja quasi nie direkt betroffen gewesen.
Sie sehen es aber jetzt, und wenn es sich für die nicht außerdem auch rechnen würde, würden sie es nicht weiter machen. Tun sie aber.
Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt. Englands Gesundheitssystem ist seit Jahren in einem katastrophalen Zustand. Schon lange vor dem Run der Frauen auf die Medizin. Wir hatten eine britische Sekretärin im INstitut und arbeiteten für eine Studie eng mit englischen Kliniken zusammen, was immer schwierig war... und sie meinte, es hinge am britischen Klassensystem. ich kriege das leider grade nicht zusammen. Aber die Probleme waren zumindest schon vor 20 Jahren immens, und da gab es dort noch deutlich weniger weibliche Ärzte als bei uns. Und wenn, dann waren sie unverheiratet. Oder midnestens kinderlos- Weil von ihnen schlicht erwartet wurde, dass sie die dort sehr männlich-autorität definierte Rolle des Arztes ausfüllen wie ein Mann. Und nicht irgendwie anders. Das haben sie auch gemacht - und trotzdem ächzte das System damals schon an allen Ecken und Enden.
Ich denke, es ist eher umgekehrt (bei uns ja auch): Weil das Gesundheitssystem Probleme hat und macht, die Arbeitszeiten mies sind und die Bezahlung auch, gehen immer mehr Männer diesen Weg nicht mehr, und die Frauen bleiben übrig. (Wie auch beim Lehramt Grundschule. War früher hoch angesehen und bei uns an der Schule gab's noch 4 Lehrer, 4 Lehrerinnen. Gilt heute als "Schluffi-Job", weswegen es fast kein Mann mehr machen mag.)
Dass das sehr starre englische Gesundheitsystem uU mit mehr Teilzeitstellen noch schlechter umgehen kann als das unsrige, würde ich nicht abstreiten wollen, dafür kenne ich es zu wenig. Aber das ist nicht die Schuld der Frauen, die alle Ärzte werden wollen - sondern eher die des Systems. Und auch die der Männer, die diese Vorgaben ausfüllen könnten, aber eben nicht mehr Ärzte werden wollen.
Nur, wie gesagt: Probleme gibt es dort lange, lange schon... die Frauen sind da allerhöchstens das Sahnehäubchen... wer (von dort) meint, es liegt nur an denen, ist vermutlich solide betriebsblind.
[Edit: Das scheint sehr so zu sein. Das Gesundheitssystem als solches ist für die Briten eine heilige Kuh. Die sie zwar nicht ausreichend füttern, aber auch auf keinen Fall irgendwie abschaffen oder zum Pferd umgestalten wollen.
Artikel von 2008. Sinngemäß dasselbe bekam ich aber schon Mitte der 1990er Jahre zu hören.
http://www.handelsblatt.com/politik/int ... 83914.html
[Es tut mir wirklich leid, dass ich dir das nicht besser begründen kann. Ich bin während einer langen Bahnfahrt mal in interessanter Weise darüber zugeschwallt worden und bin mir sehr sicher, dass es sich so verhält. Aber ich kriege das gerade nicht mehr zusammen, woran es im Alltag hakt. Es war jedenfalls in vielem, auch der ganzen Denkweise, sehr sehr anders als hier.]
Es ist aber auf jeden Fall sehr typisch britisch, dass speziell im Hinblick auf den NHS eher gefordert würde, dass sich der erste und zweite Grundsatz der Thermondynamik ändern, um den NHS wieder f,lott zu kriegen, als dass man sagen würde, man passt das Systen den geänderten Zeiten und zB mehr weiblichen Arbeitnehmern in Teilzeit an.
Von daher würde ich den Hinweis darauf, dass da System am ABgrund steht, ernst nehmen - dass die Frauen das zu verantworten haben, aber eher nicht.
Deutsche Versorgungsforscher sind da übrigens schon weiter. Die sehen die Dinge etwas rationaler. Auch wenn es fast alles ältee männliche Professoren sind. Die wissen, dass Ärzte gebraucht werden, die wissen auch, dass die Medizin immer mehr von Ärztinnen bestimmt wird - und sie fordern, dem Rechnung zu tragen und das Arbeitsumfeld anzupassen.
Die Männer sind nämlich schon weg aus dem "männlichen" Arbeitsumfeld. Nicht, weil da jetzt so viele Frauen sind, sondern die Frauen sind da, weil die Männer weg sind.
Wenn die Ärztinnen nun auch noch gehen, weil die Arbeitsstrukturen zu unflexibel sind - geht gar nichts mehr. Dan doch lieber doch ganz freiwillig das Arbeitsklima ändern.
Der Import männlicher Ärzte von auswärts funktioniert zwar in Maßen - aber eben nur in Maßen. Und jeder, aus diesem Berufsfeld, den ich kenne, bewertet die Reibungsverluste im Krankenhaus durch medizinisches Personal, das maximal mühsam Englisch spricht, für erheblich häher als durch Frauen in Teilzeit.
Witzig - das betrifft, denke ich, mal wieder jeden von uns auf seine Weise.
Ich hatte doch gerade letzte Woche einen Beitrag gepostet, wo es darum ging, dass Männer sich erst Gedanken darüber machen, dass es bei der Umsetzung von Elternzeit und Teilzeitarbeit noch arg hapert, seit sie selbst vermehrt dieses Bedürfnis haben.
Das ist dann wohl auch so ne conditio humana.
(Wie mir auch aufgefallen ist, dass das, was wir alle als "Propaganda" empfinden, oder als sachliche Berichterstattung, doch stark davon abhängt, welcher Meinung wir selber sind... )
Zu den ganzen britischen Zeitschriften-Artikeln, die ausschließlich über Frauen schreiben, mag ich gar nichts sagen... ich vermute, die sind aus Illustrierten? - Wenn du meinst, das könnte man alles auch über arbeitende Männer sagen, hast du selbstverständlich Recht.
Übrigens sind hier herum Scheidungen/Trennungen doch nicht gerade selten, und die getrennten Paare, die ich kenne, die sich gemeinsam kümmern und das gut hinkriegen, leiden unter dieser Wochenendregelung ausnahmlos nicht. Und wenn, dann eher die Männer, weil sie nicht mehr so flexibel sind und nicht mehr "frei über ihr Wochenende verfügen können". Die Frauen - die in der Regel immer noch die Hauptlast tragen bzw. die Kinder meistenteils bei sich haben - finden es super, dass sie alle 14 Tage ein Wochenende definitiv ganz ohne Kinder sind und endlich mal was allein unternehmen können. Das ist die Realität hier.
Und ich kenne tatsächlich Kinder, die sehen ihre Väter seit der Trennung öfter, nämlich alle 2 Wochen ein Wochenende definitiv, ohne Wenn und Aber und ausschließlich für 2 Tage, als vorher. So traurig das eigentlich ist.
Dass es niemanden je gekümmert hat, wie die Arbeitsbedingungen für Männer sind stimmt nicht. Das hat bei Marx, Engels und deren Zeitgenossen schon angefangen. Und hätten die die Ethik verfolgt, irgendwo anzuheuern und brav die Klappe zu halten, ginge es allen heute viel schlechter. So hat sich aber seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zum Glück doch einiges getan.
Definitiv. Den Mann, der das nicht macht und jahrelang sein Einstiegsgehalt kassiert, unerhöht, möchte ich sehen.Talasha hat geschrieben: ↑07.11.2017 00:44Das ist absoluter Bullshit, bessere Konditionen heraus zu schlagen als im ursprünglichen Arbeitsvertrag vorgesehen, ist absolut üblich. So gut wie jeder Angestellte, inklusive mir hat schon einmal über Zulagen, Gehaltserhöhungen und so weiter und so fort verhandelt. Dieses nun als erbärmlich zu bezeichnen ist vorsichtig ausgedrückt fragwürdig.
Tatsächlich gibt es wohl zumindest im Freiberuflerbereich eher den gegenteiligen Effekt. Frauen verzichten eher auch derartige Gespräche, weil sie ein harmonisches Arbeitsklima ohne Konflikte höher schätzen als den materiellen Erfolg. Zumindest im ersten Moment.
Frauen schätzen auch - dazu gibt es belegte Daten - ihre Arbeit in der Regel schlechter ein als Männer und verhandeln auch darum schlechter. Oder gar nicht erst.
Da macht der Autor es sich mM ein wenig einfach.
Naja, es gibt schon welche. Mit der Betonung auf -e - hier "kollidiert" der Mann gesundheitstechnisch mit der Eigenart unseres Gesundheitssystems, alles in hoch spezialisierte Berufsteile aufzuteilen.
Die Frau hatte insofern Glück, als man meinte, ein Arzt reicht da für alles. . Frau - Frauenarzt. Fertig.
Der Mann darf zum Urologen, Andrologen, Proctologen und sonstigen Internisten rennen, von dem sich jeder (das aber hochkompetent9 einem kleinen Teil seiner Beschwerden widmet.
Wenn er Pech hat, muss er selbst aus den einzelnen Berichten die Diagnose zusammenpuzzeln.
Aber ich als nun amtlich bestätigte Fürsorgefanatikerin bin darüber nicht allzu besorgt - immerhin wird er auf anderen Gebieten durch die Studienlage und alles andere deutlich besser versorgt. Das gleich sich alles wieder aus... (Nein, das war freundlicher Sarkasmus. )
@Tilim
Nochmal vielen Dank für die viele Mühe, die du dir gemacht hast.